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Archiv "Anatomisch-medizinische Illustration: Das Weimar-Blatt von Leonardo da Vinci" (15.10.1999)

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A-2608 (64) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 41, 15. Oktober 1999

V A R I A

L

eonardo daVinci (1452 bis 1519) hat in seiner zweiten Lebenshälfte ein umfang- reiches Werk von anato- mischen Studien geschaf- fen, die er jedoch nicht als abgeschlossenes Anato- miewerk veröffentlicht hat und die somit seinen Zeitgenossen kaum be- kannt waren. Alle noch erhaltenen Skizzenblät- ter mit seinen Zeichnun- gen und kommentieren- den Texten gelangten be- reits im 17. Jahrhundert in den Besitz des Engli- schen Königshauses und werden heute in der Bi- bliothek von Schloß Windsor verwahrt.

Die einzige Ausnah- me bildet das wenig be- kannte Blatt, das zu ei- nem nicht genauen Zeit- punkt aus dieser Samm- lung herausgelöst wurde und sich nachweislich seit Anfang dieses Jahrhunderts im Besitz der Kunstsammlun- gen zu Weimar befindet. Eine Stilanalyse der Zeichentech- nik, Zusammenhänge in den Textpassagen sowie letztlich Übereinstimmungen von Tin- tenflecken und Markierun- gen durch die frühere Bin- dung der Blätter erlauben ei- ne genaue Zuordnung zu den entsprechenden Zeichnun- gen der Windsor-Sammlung.

Das Weimar-Blatt ist heute Bestandteil der bedeutenden

Graphischen Sammlung italie- nischer Meister, die im we- sentlichen durch die Initiative Johann Wolfgang von Goe- thes (1749 bis 1832) in Wei- mar begründet wurde.

Beeindruckende Kenntnisse

Die Vorderseite (recto) des Weimar-Blattes zeigt im einzelnen die Anatomie des weiblichen und männlichen Urogenitaltraktes, wobei vor allem auf die Gefäßversor-

gung der Organe eingegan- gen wird. Die großformatige zentrale Abbildung stellt vor allem den weiblichen Geni- taltrakt dar, wobei der ver- größerte (gravide?) Uterus von feinen Gefäßen überzo- gen und über derbe Ligamen- te im Becken fixiert ist. Die Tuben setzen fälschlicherwei- se zu tief in Nähe des Gebär- mutterhalses an. Der Harn- trakt ist auf dieser Abbildung nur bis zum proximalen Harnleiter erfaßt, die Harn- blase hat Leonardo nicht mit

dargestellt. Im oberen rechten Abschnitt ist der männliche Urogenital- trakt skizziert und die Blase hierbei nur zur Ori- entierung als Kreis ange- deutet. Wie bei allen Zeichnungen Leonardos fehlt hier die Darstellung der Prostata, was darauf zurückzuführen ist, daß er seine Studien des Uro- genitaltraktes vorwie- gend bei Ochsen durch- geführt hat, die nach Ka- stration lediglich eine atrophe Drüse aufweisen.

Auf der Rückseite (verso) hat Leonardo seine beeindruckenden Kenntnisse zur Neuro- anatomie dargelegt. In den oberen Sagittal- schnitt fügt er das Hirn- ventrikelsystem ein, das er sich durch Ausgießen mit flüssigem Wachs pla- stisch vor Augen geführt hatte, und beschreibt zu- dem auch sehr ausführlich den Verlauf der Hirnnerven.

Die untere Abbildung zeigt dann in didaktisch anspre- chender Form die Beziehung der Hirnnerven zur Schädel- basis.

Von großem kunsthistori- schen Interesse sind auch Vergleiche zu anderen Wer- ken Leonardos. So zeigt sich eine auffallende Übereinstim- mung des dargestellten Frau- enkörpers der Recto-Seite, und noch deutlicher des kor- respondierenden Blattes der FEUILLETON

Weimar verso; 1506 bis 1508, Kunstsammlungen zu Weimar

Anatomisch-medizinische Illustration

Das Weimar-Blatt von Leonardo da Vinci

Die Kunstsammlungen zu Weimar öffnen ihre Pforten und

zeigen „Goethes Italienisches Museum“.

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Windsor-Sammlung, mit dem Leda-Motiv aus der gleichen Zeit um 1506 bis 1508. Die Darstellung von weiblichen Akten findet sich so selten bei Leonardo, daß hier die Parallelen zu den Zeichnun- gen „Leda und der Schwan“

aus dem Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam und der Devonshire Collec- tion in Chatsworth leicht zu erkennen sind.

Des weiteren finden sich die Gesichtszüge des Mannes im oberen Teil der hirnanato- mischen Studien der Verso- Seite bereits in der Darstel- lung eines der Krieger auf dem Gemälde „Die Schlacht von Anghiari“ (1503/04) wie- der. Dieses Werk hatte Leo- nardo für den Großen Rats- saal des Palazzo Vecchio in Florenz entworfen, von dem heute jedoch nur noch Skiz- zen existieren.

Im Jahr 1857 wurden „die merkwürdigen medicinischen Abscheulichkeiten von Leo-

nardo“ erstmals von Goethes Schwiegertochter Ottilie von Goethe (1796 bis 1872) er- wähnt, die einige zu diesem Zeitpunkt in Privatbesitz be- findliche Blätter zu Gesicht bekommen hatte. Anhand

ihrer weiteren Beschreibun- gen erscheint es jedoch un- wahrscheinlich, daß es sich dabei um das heutige Wei- mar-Blatt gehandelt hat. Aus kunsthistorischer Sicht stellt sich hierbei die interessante Frage, ob nicht noch weitere anatomische Blätter Leonar- dos außerhalb der Windsor- Sammlung erhalten geblie- ben sein könnten, die bis zum heutigen Tage nicht be- kannt sind.

Imaginäres Museum

Erstmals erwähnt wird das Weimar-Blatt schließlich 1899 in einem mündlichen Bericht von Prof. Carl Ru- land (1834 bis 1907). Der da- malige Direktor der Weima- rer Kunstsammlungen war zuvor als persönlicher Biblio- thekar Prinz Alberts auf Schloß Windsor tätig gewe- sen. Aber auch diese hei- ße Spur in der Auflösung des Windsor-Weimar-Puzzles bleibt lediglich eine Hypo- these.

Heute ist Leonardos Blatt in Weimar aus konservatori- schen Gründen nicht öffent- lich zugänglich, sondern ge- schützt in den Archiven ein- gelagert. Zum 250. Geburts- tag Johann Wolfgang von Goethes am 28. August 1999 wurde jedoch eine Ausstel- lung mit dem Titel „Geheim- ster Wohnsitz – Goethes Ita- lienisches Museum“ eröffnet, die 130 italienische Altmei- sterzeichnungen aus der Gra- phischen Sammlung Weimars präsentiert. Auf diese Art würdigt Weimar den Begrün- der der Graphischen Samm- lung in seiner Eigenschaft als Kunsthistoriker und läßt gleichsam sein imaginäres Museum in der heutigen Zeit nochmals entstehen.

Dr. med. Dirk Schultheiss, Hannover

A-2609 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 41, 15. Oktober 1999 (65)

Weitere Informationen zur Ausstellung

„Geheimster Wohnsitz – Goethes Italienisches Museum“, die bis 31. Oktober im Schloßmuseum Weimar zu sehen ist, sind erhältlich unter Tel 0 36 43/5 46-1 60, Fax: 5 46-1 01, Internet: http://www.weimar1999.de

Weimar recto; 1506 bis 1508 Kunstsammlungen zu Weimar

V A R I A FEUILLETON/WIRTSCHAFT

Die Euromed AG, Fürth, eine der sechs Klinikkonzer- ne in Deutschland, die am 16. Juni 1999 erstmals an der Börse notiert wurde, will ex- pandieren. Zur Zeit betreibt die Klinik AG in Fürth ein 1994 in der Form einer Pyra- mide errichtetes Akut- und Belegkrankenhaus, das zur Zeit über 127 Betten (dem- nächst: rund 170 Betten) und zehn Intensivbetten verfügt.

Die Klinik behandelt aus- schließlich privat versicherte und selbstzahlende Patien- ten. 44 Ärzte, die in 16 Beleg- arztpraxen selbständig tätig oder angestellt sind, 93 Fach- kräfte in den Belegarztpra- xen und rund 130 Mitarbeiter im klinischen Bereich versor- gen zur Zeit pro Jahr etwa 80 000 Patienten ambulant und stationär. Weitere Ge- schäftsbereiche der AG: Sy- stem-Multiplikation, Interna- tionale Lizenzvergabe und Software-Entwicklung sowie Consulting.

Die Klinik AG schreibt seit vier Jahren rote Zahlen.

Der Grund liegt in erster Li- nie in der relativ geringen Auslastung von rund 60 Pro- zent auch im vierten Jahr nach der Eröffnung. Nachtei- lig werden im „Krankenhaus- Report“ (erarbeitet von der Consulting-Gruppe Dresdner, Kleinwort, Benson, Frank- furt/Main, Juli 1999) die rela- tiv hohen, um mehr als 100 Prozent über dem Marktni- veau liegenden Investitions- kosten in Höhe von rund 0,3 Millionen Euro je Klinikbett angegeben. Die Investitions- kosten je Bett in Fürth liegen mithin um mehr als 50 Pro- zent über dem Niveau der Rhön-Klinikum AG, Neu- stadt/Saale. Nach Einschät- zung des Branchen-Reports ist Euromed AG auf eine weiter steigende Auslastung und weitere Rationalisie-

rungserfolge angewiesen, um bald in die Gewinnzone zu gelangen. Dies dürfte nach Prognosen der Konzernlei- tung erstmals im Jahr 2000 der Fall sein, zumal den pri- vaten Klinikbetreibern trotz relativ schlechter gesetzlicher Rahmenbedingungen gültige Entwicklungschancen einge- räumt werden (weil voraus- sichtlich Betreiber öffentlich- rechtlicher Krankenhäuser aussteigen und die Kliniken privatisieren werden).

Verbessertes Ergebnis

Wie Jochen Schreier, Vor- standsmitglied der Euro- med AG Health Systems, in der „Krankenhaus-Umschau“

kürzlich berichtete, will man den Markt weiter sondie- ren und Dependancen in Nordrhein-Westfalen gründen (zwei Versuche in Köln-Deutz und Kerpen sind aber inzwi- schen ad acta gelegt). Euro- med will sich auch künftig ausschließlich auf Privatpa- tienten konzentrieren. Eine regionale Ausweitung über den Großraum Nürnberg, Fürth, Erlangen hinaus wird als zu teuer und als zu lang- wierig beurteilt. Der Vor- stand schätzt auf Grund der positiven Geschäftsentwick- lung in den ersten sechs Mo- naten 1999 die künftige Ent- wicklung günstig ein. So stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent auf 14,85 Millionen DM. Das Er- gebnis vor Zinsen und Steuer verbesserte sich um 33 Pro- zent auf 198 000 DM. Bis En- de 1999 will man den opera- tiven Break Even erreichen.

Zur Zeit sind zwei Neuerrich- tungen pro Jahr geplant, be- ginnend mit einem Beleg- und Akutkrankenhaus in pri- vater Trägerschaft ab dem Jahr 2002. Dr. Harald Clade

Privatkliniken

Pyramidenklinik will expandieren

Fotos: Roland Dreßler

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