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Archiv "Vitamin C" (18.02.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DAS EDITORIAL

Vitamin C

1. Einleitung

Der N. Y. Academy of Sciences muß man dankbar sein, daß sie nach einem ersten (1960) und zweiten (1974) jetzt einen dritten Kongreßband über das viel verwendete sowie vielseitig wirksame Vitamin C herausgebracht hat — wenn auch man- ches nur experimentell und an Nagern erarbeitet wurde, also der Bestätigung am Menschen noch bedarf. Aus diesem Werk (1) sowie aus dem Bei- trag von Gerok in unserem Lehrbuch der Inneren Medizin (2) sind die Hinweise entnommen.

2. Biochemie und Pharmakokinetik

Der Haupteffekt des Vitamins C = Ascorbin- säure scheint in ihrem hohen Redoxpotential zu liegen, das vor allem in Membranen, im Cytosol und in den Kernen wirksam wird. Im Organismus ist es in drei Formen nachweisbar:

1.) Als (reduzierte) Ascorbinsäure (ASC), 1.1 als Radikal Semihydroascorbat (SDA) und 1.1 in oxydierter Form als Dehydroascorbinsäure (DHA) (Lohmann, bei 1).

Beim optimalen Tagesbedarf schwanken die Angaben zwischen 0,05 (2) und 40 bis 50 mg (1).

Ältere Menschen brauchen — wie bei allen Vitami- nen — etwas höhere Dosen. Bei Avitaminosen, die auch bei uns infolge einseitiger Ernährung mit ei- nem Difizit an Obst und Salaten (zum Beispiel bei älteren Menschen, Insassen von Gefängnissen usw.) vorkommen, betragen die therapeutischen Dosen 30 bis 300 mg/die (2). Manche Autoren, so Garry et al. (1), empfehlen zusätzlich zur normalen Nahrung für ältere Männer 40 bis 60 mg, für Frau- en 30 mg täglich. Der Plasmaspiegel sollte um 1,0 mg/dl gehalten werden. Mehr als die Hälfte der äl- teren Menschen hat ohne Zusätze 0,3 mg/dl (Garry [1]). Dabei haben die Lymphozyten einen etwa zehnmal so hohen Ascorbinsäuregehalt wie die gleiche Menge von Plasma. Inwieweit dies mit der immer behaupteten, aber (bei normaler Vitamin- C-Zufuhr) nach meinem Wissen bisher nie experi- mentell erwiesenen Infektresistenz zusammen- hängt, ist weiterhin strittig. Mechanismen könnten die experimentell erwiesene Wirkung auf biologi- sche Membranen, auf die Konzentration in den Granulozyten und anderen Blutzellen, auf die Ne- bennierenrinde sein (Moser bei 1).

Megadosen von einem bis vier Gramm sind er- wiesenermaßen unschädlich, mindestens in den un- tersuchten Kriterien: Harnsäureausscheidung, Bil-

dung von Oxalatsteinen, Funktion von Vitamin

B12, Eisenbeladung, erhöhte Mutagenität. Umge- kehrt werden mehr als 500 bis 1000 mg täglich nicht resorbiert; dazu kommt bei hohen Blutspiegeln ei- ne Verminderung der tubulären Rückresorption.

3. Neu gefundene biologische Wirkungen

Relativ spät hat man die hohe Konzentration der Ascorbinsäure in einigen Abschnitten des Zen- tralnervensystems entdeckt, vor allem in den chromaffinen Zellen und im Zusammenhang mit den Neurotransmittern (Diliberto, bei 1), den Ace- tylcholin-Rezeptoren (Knaak et al., 1), den neuro- endokrinen Peptiden (Glembotski, 1).

Auch das Lipoprotein HDL-C wird beeinflußt (Jaques et al., 1). Zusammenhänge zwischen der antioxydativen Wirkung von Vitamin C und E so- wie der Koronarmortalität waren (bei noch gerin- gen Fallzahlen) bisher nicht signifikant (p > 0,05).

Gerade die genannte Vitamin-Kombination C + E wurde auch für günstige Wirkungen bei zahl- reichen anderen Erkrankungen in Anspruch ge- nommen. Auf die Mehrzahl der Neoplasien dürfte Vitamin C nach Lohmann (bei 1) keinen Einfluß haben. Doch fand er bei der akuten lymphatischen Leukämie Veränderungen im Vitamin-C-Redox- Potential des Blutes. Mangel an Ascorbinsäure zei- gen in aufsteigender Reihenfolge: Lichen scorbuti- cus (= follikuläre Keratosen), subkutane Blutun- gen, Schleimhautulzera bis hin zum Vollbild des (heute kaum noch beobachteten) Scorbuts (2).

4. Zusammenfassung und Konsequenzen

Neue experimentelle Ergebnisse weisen auf die vielseitige und vielortige Bedeutung des Vitamins C hin. Überhohe Dosen werden nicht resorbiert oder beschleunigt ausgeschieden. Der Vitamin-C-Bedarf älterer Menschen ist höher als der jüngerer, der von Männern höher als der von Frauen. Ob Vitamin C In- fekte direkt beeinflußt, ist bis heute nicht erwiesen, aber bei der Vielzahl seiner Interaktionen indirekt durchaus möglich. Über seine Rolle bei Neoplasien stehen wir erst am Anfang unserer Erkenntnisse.

Vor allem bei einseitiger Ernährung ohne Frischobst usw. ist eine Substitution besonders im höheren Le- bensalter dringend anzuraten.

Literatur

1. 3rd Conf. an Vitamin C. N. Y. Acad. Sci., Vol. 498, 1987 2. Gerok, W.: Avitaminosen. In: Gross, R., Schöhnerich, P., Gerok,

W.: Lehrbuch der Inneren Medizin, Stuttgart, Schattauer 1987

Professor Dr. med. Rudolf Gross Herbert-Lewin-Straße 5 • 5000 Köln 41

Dt. Ärztebl. 85, Heft 7, 18. Februar 1988 (43) A-363

Referenzen

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