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E Wie süß soll Joghurt aus Sicht des Konsumenten sein?

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Academic year: 2022

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DMW · Die Milchwirtschaft 9/2014 (5 Jg.)

SenSorik

Zucker ist eine wichtige Energiequelle für den menschlichen Körper. Ein zu hoher Zuckerkonsum wird jedoch mit Überge- wicht, Insulinresistenz oder Diabetes Typ 2 in Verbindung ge- bracht. Daher empfehlen die WHO sowie nationale Gesund- heitsbehörden, den Zuckerkonsum zu reduzieren. Einerseits ist jeder einzelne Konsument angehalten, die Zuckerzugabe zu Speisen und Getränken im Alltag zu reduzieren, andererseits ist aber auch die Industrie gefordert, welche zuckerhaltige Pro- dukte herstellt. Neben Süßgetränken und vielen Backwaren sind auch gesüßte Joghurts im Fokus der Zuckerreduktion.

Doch wie süß sollen die Joghurts aus Sicht der Konsumenten überhaupt sein?

9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

Erdbeer 10% Erdbeer 7% Erdbeer 5% Kaffee 10% Kaffee 7% Kaffee 5%

Aroma und Zuckerzusatz (%)

Beliebtheit

a

b

c

x

y

z

Abbildung 1: Beliebtheit von Edbeer und Kaffee-Joghurt in Abhängigkeit des Zuckerzusatzes

E

ine schriftliche Umfrage durch Agro- scope im Jahr 2009 bei rund 250 Schweizer Konsumentinnen und Konsumen- ten im Alter von über 50 Jahren ergab, dass ihnen aromatisierte Joghurts aus dem Han- del zu süß schmecken. Basierend auf diesem eher überraschenden Ergebnis wurde eine Degustation mit unterschiedlich stark gesüß- ten Joghurts organisiert. Das Ziel war, zu er- fahren, wie stark der Zuckergehalt in Joghurt reduziert werden könnte, ohne die Beliebt- heit der Produkte zu gefährden. In einer wei- teren Degustation wurde der Einfluss der Aromakonzentration geprüft, denn es gibt Hinweise aus der Literatur, dass die Zugabe von Aromen wie Vanille oder Erdbeere das Süßeempfinden erhöhen.

Tests mit aromatisiertem Joghurt Für beide Tests wurden zwei Typen von aro- matisiertem Joghurt ausgewählt, einerseits Erdbeere als Vertreter der fruchtigen Aro- men und andererseits Kaffee als Vertreter der

„Brown Flavours“. Für die Aromavariante Erdbeere wurde ein Fruchtgrundstoff einge-

setzt, wobei der bereits darin enthaltene Zu- cker bei der Berechnung der zusätzlich zuge- gebenen Zuckermenge berücksichtigt wurde.

Für den ersten Test wurde den Joghurts bei konstanter Aromakonzentration unter- schiedliche Mengen an Zucker zugegeben.

Die höchste zugesetzte Zuckermenge ent- sprach der durchschnittlichen Zuckermenge in aromatisierten Schweizer Joghurts, welche gemäß einer kleinen Marktstudie zehn % be- trägt. Zusätzlich wurde eine mittlere Kon- zentration mit sieben % und eine tiefe Kon- zentration mit fünf % zugesetztem Zucker gewählt.

An zwei unterschied- lichen Messen be- werteten etwas mehr als 380 Konsumentin- nen und Konsu- menten aller Al- tersgruppen die Joghurts in einem Blindtest bezüglich Beliebtheit, Süße- und Aromaintensität. Die Testpersonen durften wäh- len, ob sie lieber Joghurt mit dem Erdbeer- oder dem Kaffee-Aroma de- gustieren möchten. Als erstes bewerteten die Probanden auf einer Skala von eins bis neun die Beliebtheit der Joghurts (eins = schmeckt mir gar nicht, neun = schmeckt mir sehr).

Danach beurteilten sie anhand einer „just- about-right“ (JAR) Skala die Intensität der Süsse und des Aromas (eins = zu wenig süß/

nicht genug Aroma, fünf = genau richtig, neun = zu süß/zu viel Aroma). Gleichzeitig führte ein Panel mit neun geschulten Fach- personen eine beschreibende Prüfung der Süße-, Säure- und Aroma-Intensität für bei- de Aromen durch.

Bei beiden Aromen stellte das Fachpanel wie erwartet fest, dass das Süßempfinden bei niedrigerer Zuckerkonzentration signifikant Helena STOFFErS und Magali CHOllET*), liebefeld, Schweiz

Wie süß soll Joghurt aus

Sicht des Konsumenten sein?

*)Agroscope in liebefeld, Schweiz

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DMW · Die Milchwirtschaft 9/2014 (5 Jg.)

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SenSorik

100 90 80 70 60 50 40 30 20

0 5% Zucker 7% Zucker 10% Zucker

Zuckerzugabe

Antworten (%)

10

■ zu süss

■ gerade richtig

■ nicht süss genung

Abbildung 2: Bewertung der Süße von Erdbeerjoghurt mit unterschiedlichem Zuckerzusatz

tiefer war. Bei der reduzierten Zuckerkon- zentration wurde die Aromaintensität eben- falls am tiefsten bewertet, die Säureintensität jedoch am höchsten.

Beim Konsumententest war für beide Aro- mavarianten der Joghurt mit der höchsten Zuckerkonzentration auch der beliebteste.

Ein solcher Trend wurde bereits in ver- s c h i e d e n e n früheren Studi- en sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen fest- gestellt (Barnes et al., 1991; Kälviäinen et al., 2003; Thompson et al., 2007). Joghurts mit einer Zu- ckerkonzentration von sieben % wurden jedoch ebenfalls gut bewertet (Ab- bildung 1). Rund 48 Prozent der Probanden empfand Joghurt mit der höchsten Zucker- konzentration jedoch zu süß (Abbildung 2).

Eine solche Diskrepanz zwischen Beliebtheit und Süßeintensität stellten bereits Johansen et al. (2010) fest. Einerseits versuchen man- che Probanden wahrscheinlich, ein positives Bild von sich zu geben und geben Antwor- ten, die sozial erwünscht sind. Wenn bei- spielsweise eine präzise Frage über die Süße gestellt wird, dann wird geantwortet, dass das süßeste Produkt zu süß ist. Andererseits ist die Vorliebe für Süße nicht bei allen Men- schen gleich. Bereits andere Studien zeigten, dass manche Konsumenten eher süße Pro-

dukte bevorzugen und andere eher weniger süße. Dies sind besonders Personen die na- türliche Zutaten mögen oder sich eher ge- sundheitsbewusst verhalten.

Test mit unterschiedlichen Aromakonzentrationen

Da nicht nur die Süßeintensität, sondern auch die Aromaintensität die Beliebtheit von Joghurt beeinflusst, wurde eine zweite Jo- ghurt-Degustation mit drei unterschiedli- chen Aromakonzentrationen organisiert. Als mittlere Konzentration wurde die vom Her- steller empfohlene Aromakonzentration ein- gesetzt.

Die niedrigste Konzentration entsprach einer Reduktion von 40 Prozent, die höchste Kon- zentration entsprach einer Erhöhung um 40 Prozent. Die zugesetzte Zuckerkonzentration war für alle Varianten gleich (sieben %). Et- was mehr als 500 Personen im Alter von 15 bis über 60 Jahren verkosteten die Proben, welche in zufälliger Reihenfolge dargereicht wurden, während einer Ausstellung. Sie hat- ten wiederum die Wahl zwischen den Aro- mavarianten Erdbeere und Kaffee und be- werteten die Beliebtheit sowie die Süße- und Aromaintensität. Erneut beurteilte auch ein Fachpanel mit neun geschulten Personen die gleichen Proben.

Bei den Erdbeerjoghurts stellte das Fachpa- nel überraschenderweise keinen signifikan- ten Unterschied in der Aromaintensität fest.

Hingegen unterschied sich die Aromainten- sität bei Kaffee-Joghurt zwischen allen Aro- ma-Konzentrationsstufen signifikant. Bei der Süßeintensität hingegen stellte das Fachpanel bei sämtlichen Varianten der Aromakonzen- tration keinen signifikanten Unterschied fest.

Bei den Konsumenten war der Joghurt mit

der um 40 Prozent erhöhten Erdbeer-Aro- makonzentration signifikant weniger beliebt als die anderen Varianten. Interessanterweise wurde sowohl die Süße- als auch die Aroma- Intensität von Joghurts mit 40 Prozent er- höhter Aroma-Konzentration von nahezu der Hälfte der Personen als zu wenig hoch empfunden. Dies könnte auf eine Unausge- wogenheit der Kombination von Aroma und Süße zurückzuführen sein.

Bei Joghurts mit Kaffee-Aroma gab es keine signifikanten Unterschiede in der Beliebt- heit, Joghurt mit erhöhter Aromakonzentra- tion war aber tendenziell weniger beliebt. Im Gegensatz zu Beispielen aus der Literatur wurden die Joghurts mit höherer Konzentra- tion an Aromen als nicht süß genug empfun- den. Die Aromaintensität wurde hingegen bei der höchsten Aromakonzentration von rund 41 Prozent der Probanden als zu hoch empfunden.

Untersuchungen von Agroscope haben ge- zeigt, dass eine moderate Zuckerreduktion in Joghurt auf sieben % zugesetzten Zucker möglich ist. Die Joghurts mit sieben % Zu- cker waren beliebt und die Süßeintensität der Variante Erdbeer wurde von 44,3 Prozent der Probanden als gerade richtig eingestuft. Die Zuckerreduktion mittels erhöhter Aroma- konzentration zu kompensieren hat in den vorliegenden Tests nicht funktioniert. Im Gegenteil, beide Varianten wurden unausge- wogen und daher als zu wenig süß bewertet und schnitten auch in der Gesamtbeurtei- lung signifikant (Erdbeere) oder tendenziell (Kaffee) schlechter ab. Damit ein ausgewoge- nes Aroma erhalten bleibt, muss daher neben der Zuckerreduktion auch die Aroma- resp.

Fruchtgrundstoff-Konzentration überprüft und allenfalls angepasst werden. y

Literatur

Chollet, M., D. Gille, A. Schmid, B. Walther, and P.

Piccinali. 2013. Acceptance of sugar reduction in fla- vored yogurt, J. .Dairy Sci. 96:5.501 – 5.511 Barnes, D. L., S. J. Harper, F. Bodyfelt, and M. R. Mc- Daniel. 1991. Prediction of consumer acceptability of yogurt by sensory and analytical measures of sweet- ness and sourness. J. Dairy Sci. 74:3.746 – 3.754.

Kälviäinen, N., K. Roininen, and H. Tuorila. 2003.

The relative importance of texture, taste and aroma on a yogurt-type snack food preference in the young and the elderly. Food Qual. Prefer. 14:177 – 186.

Johansen, S. B., T. Naes, J. Oyaas, and M. Hersleth.

2010. Acceptance of calorie-reduced yoghurt: Effects of sensory characteristics and product information.

Food Qual. Prefer. 21:13 – 21.

Thompson, J. L., K. Lopetcharat, and M. A. Drake.

2007. Preferences for commercial strawberry drinka- ble yogurts among African American, Caucasian, and Hispanic consumers in the United States. J. Dairy Sci.

90:4.974 – 4.987.

Referenzen

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