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Archiv "Psychosomatik/Psychotherapie: Berufsbegleitende Weiterbildung" (21.02.1991)

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Psychosomatik/Psychotherapie

Berufsbegleitende Weiterbildung

HEMEN DER ZEIT

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

ie Notwendigkeit, sich mit den Möglichkeiten einer In- tensivierung der Weiterbil- dung im Fachbereich Psychosomatik und Psychotherapie auseinanderzu- setzen, ergab sich für uns einmal aus dem allgemeinen Mangel an qualifi- ziertem Pflegepersonal, der auch in unserer Klinik spürbar wurde. Hinzu kommt, daß speziell die Psychosoma- tik und Psychotherapie in der Grundausbildung der Schwestern und Pfleger auch heute noch ein eher stiefkindhaftes Dasein fristet.

In vielen Diskussionen wurde er- kannt, daß eine Verbesserung der Weiterbildung notwendig ist, damit auch Pflegekräfte besser befähigt werden, Probleme, die sich im Um- gang mit neurotischen und psychoso- matischen Kranken ergeben, sach- lich zu reflektieren und besser zu lö- sen. Deshalb haben wir uns zunächst in Arbeitsgruppen mit allen Berufs- gruppen (einschließlich Kranken- hausverwaltung) darum bemüht, die Rollen und Funktionen des Pflege- personals in der psychosomatischen Medizin genauer zu definieren und diese Ergebnisse für unser klinisches Behandlungskonzept nutzbar zu ma- chen. Daraus ergab sich folgerichtig, die gewonnenen theoretischen Er- kenntnisse und Anforderungen an das Pflegepersonal in ein berufsbe- gleitendes Weiterbildungsangebot umzusetzen.

Unser Anliegen ist dabei, Schwestern und Pfleger auch in der täglichen Arbeit zu befähigen, seeli- sche Hintergründe von Krankheiten zu erkennen, Zusammenhänge zwi- schen körperlichem Leid und psychi- schen Erleben besser zu verstehen, so daß sie ihre Patienten in deren Bedürfnis nach seelischem und kör- perlichem Wohlbefinden angemes- sen unterstützen können. Die Erfah- rungen im vierten Jahr der Weiter- bildung haben gezeigt, daß wir dem Ziel näher gekommen sind.

Träger der Weiterbildung ist die Fachklinik für Psychotherapie und Psychosomatik „Klinik Alpenblick" in Isny-Neutrauchburg der Waldburg- Zeil Kliniken GmbH & Co (ltd. Chef- arzt Dr. A. Hellwig). Der Weiterbil- dungslehrgang ist vom Arbeitsamt als förderungswürdig nach § 34 Arbeits- förderungsgesetz (AFG) anerkannt.

Zur Teilnahme gewähren die Arbeits- ämter, falls bestimmte Voraussetzun- gen vorliegen, Leistungen im Rahmen der individuellen Fortbildung und Umschulung. Dozenten und Ausbil- der sind Ärzte und weitere therapeu- tische Fachkräfte der Klinik sowie auswärtige Lehrkräfte.

Dabei sind Vorausetzungen für die Aufnahme in den Lehrgang: eine abgeschlossene Ausbildung als Kran- kenschwester/Krankenpfleger und der Nachweis einer wenigstens zwei- jährigen Berufserfahrung in der Krankenpflege. Zu jedem Lehrgang werden höchstens 20 Teilnehmer zu- gelassen, um eine möglichst individu- elle Förderung zu ermöglichen.

Der Unterricht in den Räumen der Klinik findet in Form von zwei Doppelstunden (je 2 x 45 Minuten) an einem Nachmittag in der Woche statt. Das Ende des zweiten Lehr- gangs war Mitte Dezember 1990.

Nach erfolgreichem Abschluß erhält jeder Teilnehmer ein Abschlußzerti-

fikat mit einer Abschlußnote, wobei die Abschlußprüfung den gesamten Lehrplan in einem praktischen, schriftlichen und mündlichen Teil umfaßt.

400 Lehrstunden

Die Ausbildungsinhalte sind umfangreich und umfassen einmal den theoretischen Unterricht mit ins- gesamt 400 Lehrstunden, wobei der Stoff praxisbezogen über Vorlesun- gen, Seminare, fallbezogenes Ler- nen, Balintgruppen und Einzelfall- darstellungen (mit Hilfe von Ton- band, Film und Videotechnik) ver- mittelt wird. Vorrangiges Ziel dabei ist, die Entstehungsbedingungen psy- chischer und psychosomatischer Er- krankungen verständlich zu machen.

Im zweiten Abschnitt der Ausbil- dung werden die wichtigsten Psy- chotherapieverfahren vorgestellt und diskutiert (zum Beispiel analytische, tiefenpsychologisch fundierte und in-

teraktionelle Therapien, Musik- und Gestaltungstherapie, Autogenes Training, konzentrative Bewegungs- therapie, Verhaltenstherapie sowie familien- und gruppentherapeuti- sche Verfahren).

Der praktische Unterricht ande- rerseits findet zum Teil in Form von Praktika in Blockform in unserer Kli- nik statt. Dabei wird besonderen Wert auf die Schulung der Wahrneh- mungsfähigkeit in Einzel- und Grup- pengesprächen, auf eine genaue Be- richterstattung und Dokumentation und eine kritische Würdigung der ei- genen Tätigkeit sowie ein Training der Kommunikationsfähigkeit ge- legt. Entsprechend ihren Fähigkei- ten werden unsere Schwestern und Pfleger schließlich auch aktiv in die therapeutische Gruppenarbeit mit- einbezogen. Eine wesentliche Grundlage der Ausbildung ist die kontinuierlich 14tägig stattfindende Balintgruppe, die die Störungen in der Beziehung zum Patienten zum Gegenstand haben, um auf diese Weise eventuell bestehende Fehlein- schätzungen zu korrigieren und den Patienten in seinem Verhalten bes- ser zu verstehen.

Wir versuchen in den theoreti- schen Lehrinhalten durch einführen- de Vorlesungen in das Fachgebiet und Literaturbesprechungen, die Entstehung psychischer und psycho- somatischer Erkrankungen anhand bestimmter Krankheitskonzepte in Abgrenzung zur organischen Genese körperlicher Erkrankungen darzu- stellen. Ein Schwergewicht der Aus- bildung liegt in der Vermittlung der allgemeinen und speziellen Psycho- somatik mit den „klassischen" psy- chosomatischen Krankheiten: zum Beispiel Asthma bronchiale, essenti- elle Hypertonie, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Neurodermitis, Ul- cus duodeni sowie psychogene Eß- störungen wie Magersucht und Adi- positas und der Psychoonkologie.

Gerade für die in der traditio- nellen Krankenpflege ausgebildeten Dt. Ärztebl. 88, Heft 8, 21. Februar 1991 (29) A-541

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Schwestern und Pfleger ist es oft nicht einfach, den richtigen Weg zu finden, einerseits die körperlichen Krankheitszeichen des Patienten ernst zu nehmen, dabei aber ande- rerseits die zugrunde liegenden see- lischen Konflikte des Patienten nicht zu übersehen beziehungsweise ange- messen darauf zu reagieren. Deshalb gehört zum Ausbildungsprogramm auch die Einübung von Techniken der angemessenen Gesprächsfüh- rung: So werden verschiedene erfah- rungsgemäß schwierige Gesprächssi- tuationen, in denen gerade an die Pflegekraft höchste Anforderungen gestellt werden (zum Beispiel im Umgang mit suizidalen Patienten, schwer psychosomatisch dekompen- sierten Kranken, Patienten in Grenz- situationen beziehungsweise schwe- ren Lebenskrisen) in speziell dafür eingerichteten Gruppen simuliert und durchgearbeitet.

Initiative und Einsatz gefordert

Dieses Weiterbildungsangebot erscheint anspruchsvoll und fordert von allen Teilnehmern einen hohen Einsatz an Initiative und Einsatzbe- reitschaft, so daß um so bedauerli- cher ist, daß ein staatlich anerkann- ter Abschluß bislang noch nicht er- reicht werden konnte.

Sicher hat die noch relativ junge Wissenschaft Psychosomatik im Ge- samtkomplex der Medizin nicht im- mer den ihr gebührenden Platz ge- funden. Wir hoffen, daß sich das in Zukunft ändern wird, so daß sich zu- nehmend immer mehr junge Men- schen für eine qualifizierte Weiter- bildung in Pflegeberufen zu interes- sieren beginnen und eine positive Neuorientierung in der Krankenpfle- ge erreicht werden kann.

..,.. Interessenten für einen Kurs in der Klinik Alpenblick melden sich bei der Fachklinik Alpenblick, Ried- straße in 7972 Isny-Neutrauchburg, Tel. 0 75 62/7115 01 (oder beim ärztlichen Leiter der Ausbildung E.

Wenglein oder bei der Pflegedienst- leitung, Herbert Huhn).

Erik Wenglein

Dr. med. Mattbias Schoof

Voraussetzungen für eine rationale Gesundheitspolitik

Planung und Epidemiologie

D

en Aufbau einer Gesund- heitsberichterstattung als Grundlage für eine rationale Gesundheitspolitik forderte Wilhelm van Eimeren, München, anläßlich der vom Zentralinstitut für die kas- senärztliche Versorgung (ZI) organi- sierten "Second European Confe- rence on Health Services Research and Primary Health Care" in Köln.

Die Forderung ist nicht neu und scheint nach jahrelangem Tauziehen inzwischen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Die Bundesregie- rung hat das Statistische Bundesamt beauftragt, die noch lückenhafte und unsystematische Gesundheitsbe- richterstattung in Deutschland zu koordinieren.

"Rationale Gesundheitspolitik"

wurde von Michael Arnold, Tübin- gen, treffend umschrieben:

e

Rational ist eine Gesund- heitspolitik, die gesundheitsökono- misch fundiert und epidemiologisch gestützt ist. Dies erfordert eine Ge- sundheitspolitik, die dort ansetzt, wo mit höchster Sicherheit bei den bren- nendsten Problemen die größten Wirkungen erzielt werden.

Kritisch setzt sich van Birneren mit der Vorstellung auseinander, die Gesundheitspolitik müsse eine Kon- zeption "aus einer Hand" sein, wie es auch vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesund- heitswesen in seinem ersten Jahres- gutachten gefordert wird .

Die permanente Klage über das Fehlen einer konsistenten gesund- heitspolitischen Gesamtkonzeption in der Bundesrepublik ist, wie er meint, vielleicht unwillentlich oder unwissentlich die Klage gegen dieses Gesundheitssystem, das seine Ratio- nalität gerade in der ständigen neu- en, nur problembezogenen Ausein- andersetzung seiner Elemente um die gesundheitspolitische Zielfin-

dung und Mittelbestimmung hat.

"Rational" heißt nach van Eimeren, der Realität Rechnung tragen. Des- halb muß rationale Gesundheitspoli- tik genau die Systemrealitäten "Plu- ralismus" und "Gegliedertes System"

zum Ausgangspunkt nehmen und einfach akzeptieren, daß es darin ei- nen Pluralismus von Entscheidungs- trägern und verantwortlich Handeln- den gibt. Somit gibt es auch einen Pluralismus von Zielen, Interessen und Bedürfnissen, ja sogar einen Pluralismus von Rationalitäten.

Eine Gesundheitsberichterstat- tung, die diesem Pluralismus in der Gesundheitspolitik Rechnung trägt, kann deshalb in Deutschland nicht aus einer Hand für alle sein. Sie kann nicht mehr, als Probleme iden- tifizieren und Aktivitäten zu deren Lösung nahelegen. Probleme sind aber nichts anderes als unerfüllte Ziele, nicht notwendigerweise kon- sensfähige Ziele, wie auch nicht not- wendigerweise konsensfähige Pro- bleme. Van Birneren hält eine Ge- sundheitsberichterstattung letztlich als Informationsfunktion zwar auch für unerläßlich, warnt aber vor der Illusion, daß dadurch die gesund- heitspolitische Prioritätensetzung oder der Prozeß der Konsenstindung erleichtert werde. Dies trifft insbe- sondere für Entscheidungen mit be- deutsamen verteilungspolitischen Implikationen zu.

Wichtige Rolle

der epidemiologischen Forschung

Mit der Rolle der epidemiologi- schen Forschung als Voraussetzung und zur Verbesserung der Entschei- dungstindung im Gesundheitswesen setzte sich Walter Holland, London, auseinander. Walter Holland spricht A-542 (30) Dt. Ärztebl. 88, Heft 8, 21. Februar 1991

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