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Archiv "Ätiologie und Pathogenese von Lungenfibrosen: Schlußwort" (17.05.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Die Rolle

der Pneumozyten II In ihrer Zusammenstellung zel- lulärer Mitspieler und deren Media- toren in der Genese der Lungenfi- brose führen die Verfasser Lympho- zyten, Makrophagen, Mastzellen und Fibroblasten auf. In diesem Stück wirkt noch eine andere, gar nicht er- wähnte Zelle mit, die den Schurken im Hintergrund abgibt: der Pneumo- zyt II.

Die innere Alveolentapete be- steht zu 40 Prozent aus lang ausgezo- genen, nicht mehr teilungsfähigen Pneumozyten I und zu 60 Prozent aus plumpen Pneumozyten II, wobei die ersteren 95 Prozent, die zweiten nur 5 Prozent der inneren Ober- fläche bedecken. Pneumozyten II produzieren Surfactant (surface acti- ve agent), ein Gemisch aus Dipal- mitoyllecithin und Phosphatidylgly- cerol, welches monomolekular die innere Oberfläche der Alveole be- deckt und die Spannungsdifferenz zwischen Luft und Zelle ausgleicht.

Wie wir experimentell in eigener Werkstatt am Modell der Bleomycin- lunge der Maus und am Modell der Lungenasbestose der Ratte elektro- nenmikroskopisch zeigen konnten, führt jede Zunahme der Rigidität der Alveolarwand zu einer vermehr- ten Produktion von Surfactant durch die Pneumozyten II. Der Stoff wird in Form von lamellar bodies im Zy- toplasma gelagert, in größerer Men- ge in die Alveolen eingeschleust und liegt dort nicht mehr in monomole- kularer Schichtung. Die Pneumozy- ten II vermehren sich durch Mitose, sie kleiden schließlich als große, dicht liegende Zellen die Alveolen aus, die Pathologen nennen dies „ku- boide Metaplasie". Das intraalveolä- re Surfactant wird durch Alveolar-

makrophagen aufgenommen. Diese Zellen können Surfactant zwar pha- gozytieren, nicht aber enzymatisch abbauen. Die Makrophagen zerfal- len schließlich, Surfactant und Me- diatoren zur Stimulierung der Fibril- logenese werden frei, aus dem Depot der Knochenmark- und Blutmonozy- ten werden neue Alveolarmakropha- gen nachgeschoben, der Vorgang perpetuiert.

Dies ist der Grund, warum eine Lungenfibrose — darstellbar am Mo- dell der Bleomycinlunge — auch dann fortschreitet, wenn das auslösende Agens gar nicht mehr wirksam ist.

Bei einer Vielzahl von morpholo- gisch diagnostizierbaren Lungen- fibrosen — Lungenbiopsie, Operati- onsmaterial, Obduktion — ist der aus- lösende Faktor nicht mehr zu ermit- teln, wir nennen dann eine solche Fibrose nicht eben korrekt „idiopa- thisch".

Gegenwärtig kann der perpetu- ierende, an die Surfactant-Produkti- on der Pneumozyten II gekoppelte Ablauf einer Lungenfibrose nur durch Kortikosteroide blockiert wer- den. Therapeutisch sinnvoller wäre eine direkte medikamentöse Unter- bindung der Surfactantbildung in den Pneumozyten II — fragt sich in- des, wie.

Literatur

Fasske E., K. Morgenroth: Experimental Bleo- mycin lung in mice. A contribution to the patho- genesis of pulmonary fibrosis. Lung 161 (1983) 133-146

Fasske E.: Pathogenesis of pulmonary fibrosis induced by chrysotile asbestos. Longitudinal light and electron microscopic studies on the rat model. Virchows Arch A 408 (1986) 329-346

Prof. Dr. med. Erhard Fasske Abteilung Pathologie

Forschungsinstitut Borstel 2061 Borstel

Schlußwort

Herr Kollege Fasske weist zu Recht auf den Pneumozyten Typ II hin. Wir selbst haben eine Reihe von Befunden an diesen Zellen erhoben, welche uns vorläufig nicht bestärken, ihm die Rolle des „Schurken im Hin- tergrund" zuzuschreiben. Durch chronische Applikation des Lektins Concanavalin A (Con A) ließ sich ei- ne respiratorische Globalinsuffizienz auslösen (1). Weiterhin zeigte sich, daß durch Instillation von Con A ei- ne reversible Atelektase erzeugt wer- den konnte, die vermutlich durch ei- ne Sekretionshemmung der Pneu- mozyten II verursacht wurde (2). Da Ferritin-markiertes Con A in sehr viel höherem Ausmaß von Alveolar- makrophagen als von Pneumozyten II endozytiert wurde, dürften die Makrophagen wesentlich mehr im Stoffwechsel beeinflußt worden sein als die Pneumozyten II.

Da wir keinerlei Hinweise auf eine Sekretion des Surfactants in den interstitiellen Raum sahen, halten wir eine direkte Beeinflussung der Fibroblasten durch die Pneumozyten II für unwahrscheinlich, eine indi- rekte ist aber nicht auszuschließen.

Der Transport der reaktiven Sub- stanzen aus dem Alveolarlumen durch das mit dichten tight junctions ausgestattete Alveolarepithel ist aber schwer vorstellbar. Der Pneu- mozyt II dürfte wie der Fibroblast ei- ne eher reaktive Rolle in dem Fibro- segeschehen spielen. Da er selber nicht als Produzent von Kollagenfa- sern in Frage kommt, dürfte diese Zelle also eher eine „Statistenrolle im Nebenschluß" der Fibroseentste- hung spielen; wir haben daher diese Zelle nicht weiter berücksichtigt.

Literatur

1. Schumacher, U.: Serologische und histologi- sche Untersuchungen an Mäusen nach Inhalati- on von Fremdeiweiß, Dissertation Kiel 1983 2. Welsch, U.; Schumacher, U.: In vivo binding and effects of Concanavalin A on rat and mouse pulmonary alveolar epithelial cells and macro- phages. Virchows Archiv B 44, 1983, 45-56

Prof. Dr. rer. nat.

Dr. med. Ulrich Welsch Anatomische Anstalt der Universität München Pettenkoferstraße 11 8000 München 2

Ätiologie und Pathogenese von Lungenfibrosen

Zu dem Beitrag von Dr. med. Udo Schumacher und Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Ulrich Welsch und Mitarbeitern in Heft 31/32, 1989

A-1642 (68) Dt. Ärztebl. 87, Heft 20, 17. Mai 1990

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