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Archiv "Mit Altersgelassenheit ins Abenteuer: Dr. med. Dieter Stracke, Chirurg im Ruhestand" (24.12.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 51–52⏐⏐24. Dezember 2007 A3533

T H E M E N D E R Z E I T

D

ie Kälte des bevorstehenden Winters liegt schon in der Luft. Über den Hügeln, hier an der Grenze zwischen Sauer- und Sieger- land, ist der Herbsthimmel wolken- los: kein Schmuddelwetter, sondern klare Sicht. Frische Luft gibt es in Kreuztal, nur wenige Kilometer von Siegen entfernt, reichlich. Dr. med.

Dieter Stracke (64) weiß das zu schätzen. Wenn er den Kopf freibe- kommen will, dann reitet er auf sei- nem Pferd durch die Wälder. Stress – den hatte der ehemalige chirurgi- sche Chefarzt im Evangelischen Krankenhaus Kredenbach viele Jahre zur Genüge. Heute braucht Stracke den Ausgleich besonders, wenn er von einem Auslandseinsatz zurückkommt. Für die Hilfsorgani- sation „Ärzte ohne Grenzen“ (Méde- cins sans Frontières, MSF) war der

Rentner schon in Liberia und im Su- dan – jeweils für drei Monate.

Früher hätte er für solche huma- nitären Einsätze keine Zeit gehabt.

„Als Chefarzt war das gar nicht machbar“, erinnert sich Stracke. Und

so kam er erst mit dem Eintritt in den vorzeitigen Ruhestand 2005 zu der Hilfsorganisation. Stracke ist ein sehr reflektierender Mensch. Er hat einen klaren Blick für die Welt und sich selbst. Die Entscheidung, bereits mit 62 Jahren seinen Chefarztposten an den Nagel zu hängen, hat er eben- falls ganz bewusst getroffen: „Vier von meinen sechs chirurgischen Leh- rern sind kurz nach dem Eintritt in

den Ruhestand gestorben.“ Ganz oh- ne Medizin wollte Stracke dann aber auch nicht leben. Und als „überzeug- ter Christ“ – wie er sich selbst be- zeichnet – wäre es wohl auch nicht seine Art, die Welt mit ihren Proble- men sich selbst zu überlassen.

Seine Verbindung zu Ärzte ohne Grenzen bezeichnet der Chirurg als

„Liebe auf den ersten Blick“. Er fühlt sich dort unter Gleichgesinnten. Dass viele der Ärztinnen und Ärzte, die für die Hilfsorganisation arbeiten, jünger sind, stört ihn nicht. Zudem gebe es auch bei MSF immer mehr ältere Kollegen. Seine „Altersgelassenheit“

komme ihm zugute, findet Stracke.

Durch seine langjährige Erfahrung scheue er sich nicht, etwas Neues aus- zuprobieren, um auch unter ganz ein- fachen Bedingungen komplexe medi- zinische Probleme zu lösen. „Das for- dert mich heraus, und das mag ich“, sagt er. Außerdem habe er schon häu- fig bei Konflikten im Team vermitteln können, die unter den Extrembedin- gungen in Krisengebieten immer wie- der vorkommen. Auch dann ist seine Routine eine wertvolle Eigenschaft.

Wer Stracke kennenlernt, der denkt eines ganz bestimmt nicht:

„Hilfe – die Helfer kommen.“ Der Chirurg hinterfragt, was er tut, und die Probleme, mit denen er konfron- tiert wird. Natürlich gehen die klei- nen und großen Katastrophen, die er bei seinen Einsätzen sieht, nicht

spurlos an ihm vorbei. „Reden, re- den, reden“ – das sei das Wichtigste, wenn er zurückkomme. „Ich brau- che dann einige Zeit, um wieder in die Normalität zurückzukehren.“

An seinen Einsatz in der Region Darfur im Sudan 2006 sind die Er- innerungen noch sehr lebendig.

Stracke erzählt von einem zwölf- jährigen Jungen mit einer Schuss- verletzung. „Nicht amputieren“,

Mit Altersgelassenheit ins Abenteuer

Ruhestand – das heißt für Dr. med. Dieter Stracke, dass er einmal im Jahr für „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz ist. Seine Motivation: Menschen helfen und unter einfachen Bedingungen gute Medizin machen

DAS PORTRÄT

Dr. med. Dieter Stracke, Chirurg im Ruhestand

Als er einen Rebellen in Darfur operierte, dachte er:

„Wenn ich den gut zusammenflicke, zieht der wieder in den Krieg.“

Foto:Birgit Hibbeler

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A3534 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 51–52⏐⏐24. Dezember 2007

T H E M E N D E R Z E I T

flehten die Eltern. Doch als Stracke den verdreckten Verband vom zer- fetzten Fuß des Kleinen löste, stand fest, dass das die einzige Option war.

Nur noch die Bänder hielten den Fuß zusammen. Als der Junge aufwachte, weinte er. Stracke war dabei. Doch die Geschichte nimmt zumindest ein einigermaßen gutes Ende: Von seiner Nachfolgerin bekam er kürzlich ein Foto zugeschickt, dass den Jungen lachend mit einer Prothese an der un- teren Extremität zeigt. Gleichwohl weiß Stracke, dass es für jemanden im Sudan viel schwieriger ist, mit einer Behinderung umzugehen, als hierzulande.

Viele der Patienten in Darfur wa- ren Zivilisten, die ohne eigenes Ver- schulden in die Schusslinie der ver- feindeten Gruppen geraten sind.

Stracke ärgert sich darüber, dass das niemand verhindert. „Die Politik tak- tiert, die Bevölkerung leidet, und die Vereinten Nationen blockieren sich selbst“, kritisiert er. Natürlich werde MSF aber nie Partei ergreifen, son- dern immer auf der Seite des Patien- ten stehen, stellt er klar. Zwar ma- chen die politischen Rahmenbedin- gungen Stracke als Privatperson wü- tend, doch für ihn steht fest: Diese Gedanken sind dann, wenn ein Pati- ent seine Hilfe benötigt, zweitrangig.

Gleiches gelte, wenn er Patienten be- handele, die aktiv kämpften. Wenn er Rebellen betreut habe, sei ihm schon mal der Gedanke gekommen: „Wenn ich den gut zusammenflicke, zieht er wieder in den Krieg.“ Doch er ist überzeugt: „Ich bin dort, um alles zu tun, was mir medizinisch möglich ist.“ Er selbst sei während seiner Einsätze nie in einer wirklich be- drohlichen Situation gewesen.

Für Stracke war die Arbeit in ei- nem Entwicklungsland nicht neu.

Als junger Arzt hat er zwei Jahre in einem Krankenhaus in Sambia gear- beitet. Hinter seiner Tätigkeit bei Ärzte ohne Grenzen steht er voll und ganz. Aber er sagt auch: „Ein- mal im Jahr reicht.“ Darauf habe er sich mit seiner Frau geeinigt. „Für sie sind die drei Monate, in denen ich weg bin, länger als für mich.“

Anfang 2008 soll der nächste Ein- satz sein. Dann ist es in Kreuztal vermutlich schon Frühling.

Dr. med. Birgit Hibbeler

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ie steigenden Neuerkran- kungsraten des Typ-II-Dia- betes stellen weltweit ein Problem dar. Sie durch Prävention zu senken, ist heute möglich, selbst bei Bevöl- kerungsgruppen, die bereits ein deutlich erhöhtes Diabetesrisiko aufweisen. Diese Erkenntnis ist re- lativ neu. Der wissenschaftliche Nachweis wurde erst vor wenigen Jahren erbracht. Prospektive Studi- en in den USA, in China und in Finnland zeigen, dass sich die Dia- beteshäufigkeit bei sogenannten Ri- sikoträgern erheblich verringern lässt. Dies erreicht man, indem die Betroffenen gezielt beraten und un- terstützt werden, damit sie ungünsti-

ge Ernährungs- und Bewegungs- gewohnheiten ändern können. Deut- sche Krankenkassen nutzen jetzt dieses Wissen für entsprechende Präventionskampagnen, die sie ihren Versicherten anbieten.

Nachweis der Wirksamkeit Die finnische „Diabetes Prevention Study“ (DPS) der Epidemiologen des National Public Health Insti- tute in Helsinki unter Leitung von Jaakko Tuomilehto war die erste in Europa durchgeführte Forschungs- arbeit, die überzeugend belegte, dass Menschen mit einer erhöhten Erkrankungswahrscheinlichkeit den Diabetes allein durch vorbeugen- des Verhalten zeitlich hinauszögern oder vermeiden können (Tuomi- letho et al. 2001).

In der prospektiven DPS-Studie hatte man die Teilnehmer, die alle- samt eine gestörte Glucosetoleranz aufwiesen, jeweils per Zufall einer Interventions- oder einer Kontroll- gruppe zugewiesen und im Schnitt 3,2 Jahre beobachtet. Die Teilneh- mer der Kontrollgruppe erhielten le- diglich eine Informationsbroschüre mit allgemeinen Empfehlungen zum Ernährungs- und Bewegungs- verhalten. Demgegenüber erhielten die Teilnehmer der Interventions- gruppe nach einem Beratungsge- spräch jeweils individuell ange- passte Verhaltensempfehlungen, mit denen sie verschiedene klare Ziel- vorgaben erreichen sollten: Sen- kung des Körpergewichts um fünf Prozent, des Fettgehalts in der Nah- rung auf weniger als 30 Prozent und des Anteils der gesättigten Fettsäu- ren in der Nahrung auf weniger als zehn Prozent sowie die Erhöhung des ballaststoffreichen Nahrungs- anteils auf 15 Gramm pro 1 000 Kilo- VERHALTENSMEDIZIN

Diabetesprävention durch Änderung des Lebensstils

Es gibt eine wirksame und kosteneffektive Strategie. Problematisch erscheint allerdings, bestimmte Zielgruppen für die Teilnahme an Präventivmaßnahmen zu gewinnen.

Foto:Caro

Frühzeitige Interventionen bei Diabetes- risikogruppen können die Häufigkeit eines Krankheits- ausbruchs verhindern.

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