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Nachwort zur zweiten Auflage

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Academic year: 2022

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Nachwort zur zweiten Auflage

~Iöge diese nach Ablauf weniger Wochen seitErscheinen des Buches notwendig gewordene neue Auflage die Hoffnung der Frauen auf die Erleichterung ihres hausgebundenen Lebens erfüllen helfenl Viele Äußerungen und Zuschriften, oft getragen von einem resoluten Entschluß; bekräftigen die Hoffnung. Dieses kleine Buch will nicht Rezepte und Regeln geben, sondern bringt die einzelnen Beispiele lediglich als vorläufige Anzeichen der neuen Gesamtauffassung; deshalb möge man nicht allzusehr bei ihnen beharren und vielmehr den Blick auf den sich wendenden Lauf der Zeit und ihrer Anschauungen richten. Es liegt in unserer Natur, vom Ein- zelnen auszugehen und daraus Schlüsse zu ziehen. Doch muß man in der Frage der Wohnung besonders beachten, daß hinter allen scheinbaren Äußerlichkeiten menschliche Beziehungen" oft genug Verzwicktheiten liegen und daß mit dem Festhaken an einer Einzelheit Schärfen mensch- licher Art entstehen könnten, die diesem Buch fernliegen;

. schon deshalb gleitet sein Ton manchmal ins Scherzhafte, um an die Stelle der tragisch sauren Miene das Lächeln zu setzen, das allein Neues schafft. Trotzdem bleibt der I{ampf bestehen, aber mehr gegen Dunstkreise als gegen die einzelne ((an sich)) unschuldige Sache. Das eine Milieu zeigt sich aus einer Zuschrift etwa in folgenden Worten einer Dame:

"Nein, nein, Herr Baurat, davon wird keine deutsche Hausfrau krank. Mit Modetand wird mehr Zeit vergeudet und übermäßige Nervosität rührt mehr davon her, daß sich heutzutage viele Frauen mit Dingen befassen, die das Seelenleben mehr aufrühren als harm- loser Erinnerungskitsch , der nur ein Staubtuch und manchmal ein Tränchen in Bewegung bringt Also Herr Baurat, nicht zu viel ein- reißen und umschmeißen, nie vergessen: "deutsch" sein! Wo eine echte deutsche Seele weilt, ist Freiheit, Licht, Klarheit und Wahrheit."

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Die andere Duftwolke kommt uns aus folgenden Zeilen entgegen C(Brief an Maja \\ von E. G., Welt am Montag vom 9. September 1924):

"Ich arbeite als Privatsekretärin in seiner Villa, und wenn früh mein Fuß zaghaft den ersten der sieben im Herrenzimmer genial ver- streuten Teppiche (eigentlich sind es sogar acht, denn auf dem Tisch in der Mitte liegt auch einer) betritt, schwebt mir bereits von seinem Schreibtisch her jener angenehm prickelnde Duft eines bis in die Fingerspitzen raffiniert gepflegten Mannes entgegen, und nehme ich nun gar mit eingezogenen Nasenflügeln den Hörer in die Hand, so weiß ich, daß er heute schon in aller Frühe wieder eines seiner vielen geheimnisyollen Gespräche (Börse, Chauffeur, Frau von'? usw.) gepflogen hat. Bei solchen kleinen lndiskretionen ruht immer schwermütig und entsage~.d der stille Blick seiner Gattin auf mir, die in einem lebensgroßen Olgemälde über dem Schreibtische prangt."

Diese beiden Dunstkreise sind sich seJber feindlich, doch ist jeder von ihnen zugleich der Feind dieses Buches. Das Artistentum des Salons, ganz gleich in welcher stilistischen Aufmachung es sich gibt, bleibt auch in der modernsten Gebärde die Fortsetzung und Erstarrung jener ((gewaltigen Bewegung)) seit den 70er, 80er Jahren, wodurch jene heiden Dunstkreise auf einen Ausgangspunkt zurückgehen.

- Daß die im Buche für die neue Bewegung ausgewählten ((radikalen\) Beispiele seine Aufnahme im Publikum und, wie es scheint, besonders bei den Frauen nicht behin- derten, beweist den ernsthaften Beginn einer neuen Auf- fassung, einer gründlichen Luftreinigung. Von da aus kann sich der Wohnhausbau endlich erneuern. Die Hem- mungen gegen die geringsten Ansätze zum besseren Bauen, wie sie heute auf der Tagesordnung sind~ werden sich entsprechend diesem Luftreinigungsprozeß nach und nach lösen und es werden dann auch in Deutschland entschie- dene und ernste Schritte zur Reform des W olmungsbaues getan werden können.

Berlin, den 12. September 1924.

Bruno Taut

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