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Archiv "Wohin führt die naturwissenschaftliche Forschung über Misteltherapie?: Schlußwort" (12.05.1995)

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MEDIZIN

rechtigt, aber überholt. Ferner ist die Übersicht nicht als korrekte Be- standsaufnahme des derzeitigen Kenntnisstandes anzusehen. Mögli- cherweise liegt es daran, daß Herr Prof. Dr. Gabius den klinisch relevan- ten Teil nicht adäquat bewertet hat.

Daraus resultierte wohl eine dieser schnell voranschreitenden klinischen Forschung nicht gerecht werdende Abhandlung, die dem hohen An- spruch der angesprochenen Ärzte- schaft und des Deutschen Ärzteblat- tes nicht genügen sollte.

Eine korrekte, wissenschaftlich fundierte Darstellung der Thematik (ohne emotionale und polemische Elemente, die in der vorliegenden Ar- beit leider enthalten sind) könnte der Verunsicherung entgegenwirken, die dieser Artikel hervorgerufen hat.

Priv.-Doz. Dr. med.

Hans-Josef Beuth Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität zu Köln Goldenfelsstraße 19-21 50935 Köln

Schlußwort

PD Dr. J. Beuth (J. B.) macht in seinem Leserbrief eine Reihe klar de- finierter Sachaussagen, zu denen wir gerne einen klärenden Kommentar abgeben. So ruft schon seine Annah- me, daß die über Qualität der Beiträ- ge sorgsam wachenden Herausgeber und Gutachter eine wissenschaftlich zweifelhafte Übersichtsarbeit mit

„emotionalen und polemischen Ele- menten" zum Druck akzeptieren wür- den, Verwunderung hervor. Sachlich falsch ist die als Faktum geäußerte Unterstellung, daß Resultate einer von 1990 bis 1992 bestehenden Ko- operation nicht aufgeführt wurden.

Die im Literaturverzeichnis unter [3]

benannte Arbeit Beuth et al. (in deut- scher Sprache veröffentlicht) faßt die gemeinsam erhobenen Befunde zu- sammen, also die Wirkung des galak- tosid-spezifischen Lektins (VAA) auf den Serumspiegel ausgewählter Akut- phaseproteine und auf bestimmte Zellpopulationen. Für eine am 9. März 94 zum Druck angenommene Arbeit ist es ferner sicher kein Zei-

DISKUSSION

chen fehlender Aktualität, wenn von insgesamt 60 Zitaten 22 auf dem Jahr 1993 und zwei aus dem Jahr 1994 stammen. Für seine eigenen seit Be- endigung der Kooperation publizier- ten Arbeiten stellt er zwar häufig im Titel den Anspruch, Wirkungen des Lektins zu bestimmen Da er seit 1992 über keinen weiteren Zugang zu un- serem Versuchsmaterial und zu den für die Lösung der keineswegs trivia- len Probleme der Analytik der Lek- tinquantifizierung essentiellen Rea- genzien verfügt, ist der Hinweis not- wendig, daß diese Arbeiten aus- schließlich auf Einsatz des Extrakt- präparates Eurixor®, also eines wäß- rigen Vielstoffgemisches, beruhen.

Notwendige Kontrollen wie mög- lichst doppelblind geführte, parallele Testung von isoliertem Lektin und von lektinfreiem, ansonsten stofflich unverändertem Extrakt fehlen regel- mäßig. Da selbst die Firma Mediscu- lab nach aktuellen Aussagen (zum Beispiel Werbebroschüre „Phy- toforum" 1/94) keine präzise Angabe in ng Lektin/ml Eurixor® macht, ge- gebenenfalls der Ausgang eines beim Landgericht Stuttgart in Zweiter In- stanz befindlichen Rechtsstreites zweier Hersteller abgewartet werden muß, ist die notwendige Grundlage für die angesprochenen „mehreren prospektiv randomisierten klinischen Multicenterstudien" unklar.

Ob es statthaft ist, ohne rechts- verbindliche Angaben zum Lektinge- halt durch die das Präparat vertrei- bende Firma von „normierten Ex- trakten" sprechen zu dürfen und ver- antwortungsbewußt ambitionierte Multicenterstudien durchführen zu wollen, überlassen wir dem Urteil der Leser. Wie Fragen der prospektiven Randomisierung, der Doppelblind- führung, der Placebokontrolle, der Responder-Nonresponder-Selektion, der erlaubbaren Begleittherapie und anderes geklärt sein sollen, ist uns nicht bekannt. Ferner sind weder aus den Artikeln von J. B. noch seinen Vorträgen (zum Beispiel am 7. Mai 94 am Krankenhaus für Naturheilweisen in München-Harlaching im Rahmen einer Veranstaltung, die mittelbar von der Firma Medisculab getragen wur- de) hierzu klärende Informationen zu erhalten. Auf aktuelle Anfrage dies- bezüglich erklärte der Vertreter des

Tumorzentrums Prof. Dr. H. Sauer, daß ihm über die Durchführung der von J. B. angeführten randomisierten Studie in München nichts bekannt ist.

Mit Sicht auf diese Erläuterungen verzichten wir auf weitere Kommen- tierung des Vorwurfes gegenüber ei- ner onkologisch verantwortlich täti- gen Internistin, den „klinisch relevan- ten Teil nicht adäquat bewertet" zu haben.

Wir verweisen nachdrücklich auf unsere Ausführungen, daß Modulati- on einzelner Parameter des Immunsy- stems a priori kein Garant klinischer Wirksamkeit ist und eine in vitro be- legte Ambivalenz aufweisen kann.

Diese jedem nachvollziehbar experi- mentell belegten Bedenken und die bisher ernüchternden Erfahrungen mit bakteriellen Immunmodulatoren würdigt J. B. nicht, erweckt dafür den Anschein, Studienresultate antizipie- ren zu können, deren Publikation mit Dokumentation der analytischen Grundlagen wir erst mit Interesse ent- gegensehen.

Nur die schon jetzt ohne greifba- ren Beweis als bestätigt angenomme- ne klinische Wirksamkeit läßt nach- vollziehbar werden, warum J. B. von

„Verunsicherung" spricht, die unser

„Artikel hervorgerufen hat".

Wir schließen uns selbstverständ- lich weiterhin, erfreut über die be- achtlich große Zahl ausnahmslos po- sitiver Kommentare, die uns erreich- ten, der gleichsinnigen Beurteilung anderer zitierter Autoren an, daß die verfügbaren Daten über Anwendung von Mistelpräparaten die „in der Werbung erhobenen Ansprüche nicht rechtfertigen". Die Position der Mi- stel im Brauchtum (zum Beispiel als Glücksbringer oder für die angelsäch- sische Sitte der erlaubten „kisses un- der the mistletoe") bleibt selbstre- dend unbestritten. Als Grundlage kli- nischer Empfehlungen gilt: Verum mihi videtur esse id, quod est.

Prof. Dr. rer. nat.

Hans-Joachim Gabius Direktor des Instituts für Physiologische Chemie Tierärztliche Fakultät

Ludwig-Maximilians-Universität Veterinärstraße 13

80539 München

Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 19, 5. Mai 1995 (49) A-1385

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