Arzneimittelversorgung
Dauer-Spagat
KBV rechnet mit höheren Ausgaben.
W
ürde man alle Kranken in Deutschland nach an- erkannten Leitlinien thera- pieren, auch diejenigen, die noch nicht behandelt werden, ergäbe sich allein bei sieben Erkrankungen ein Arzneimit- telmehrbedarf von 2,24 Milli- arden Euro pro Jahr. Darauf hat Dr. med. Leonhard Han- sen hingewiesen, Zweiter Vorsitzender der Kassenärzt- lichen Bundesvereinigung.Die Berechnungen beziehen sich auf eine qualitativ opti- male, nicht auf eine maximale Versorgung. Für die leitlini- engerechte Behandlung von koronaren Herzerkrankun- gen müssten 864 Millionen
Euro mehr aufgebracht wer- den, von Osteoporose 590 und von Depressionen 442 Millionen Euro mehr. Bei Asthma bronchiale wären es 123 Millionen Euro, bei der Alzheimer-Krankheit 88 und bei Tumorschmerzen 80 Mil- lionen Euro zusätzlich.
Für Einsparbemühungen der Ärzte sei kaum mehr Spielraum, sagte Hansen.
Noch bekomme jeder Pati- ent, was er brauche, doch in einigen Bereichen bewege man sich an der Grenze zur Rationierung. Die dauerhafte Sparpolitik der Regierung
„zwingt die Ärzte in einen schwierigen Spagat zwischen Kostendruck und Sicherstel- lung einer optimalen Versor- gung für den Patienten“, kriti- sierte er. Das Bundesgesund- heitsministerium erklärte, Ge- fahren der Unterversorgung und der Rationierung bestün- den nicht. Weitere Informa- tionen: www.kbv.de. Rie
Großbritannien
Lizenz zum Klonen
Abkommen zum Embryo- nenschutz gefordert
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ie Bundesärztekammer (BÄK) und der Marbur- ger Bund haben die Erlaubnis zum Klonen von Embryonen, die in Großbritannien erst- mals erteilt wurde, scharf kri- tisiert. „Mit dem Klonen wird frühes menschliches Leben beliebig verfügbar gemacht.Wir dürfen es nicht zulassen, dass Embryonen als Roh- stofflieferanten gezüchtet wer- den“, sagte BÄK-Präsident Prof. Dr. med. Jörg-Diet- rich Hoppe. Er forderte in- ternationale Abkommen, die das reproduktive Klonen und das Klonen zu Forschungs- zwecken ausdrücklich unter Strafe stellen.
Von einer gefährlichen Le- galisierung des Missbrauchs von Embryonen sprach der Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. med. Frank Ulrich Montgomery.Auch er forderte ein Verbot des therapeuti- schen und reproduktiven Klo- nens. Der Marburger Bund befürchtet, dass dem Beispiel Großbritanniens weitere Län- der folgen werden. Damit wer- de eine Entwicklung eingelei- tet, an deren Ende das repro- duktive Klonen stehen könn- te. Dem müsse man sich in Eu- ropa mit aller Kraft entgegen-
stemmen. Kli
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ie Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin will den Titel „Dr. med.“ durch den Titel „Dr. rer. med.“ er- gänzen. Dies geht aus einem Positionspapier der Fachge- sellschaft hervor. Danach sol- len Absolventen den Status„Dr. med.“ direkt nach dem Medizinstudium ohne Promo- tion erhalten. Um den Titel
„Dr. rer. med.“ zu erreichen, soll ein Doktorand hingegen eine qualifizierte Arbeit aus dem Bereich der grundlagen-, krankheits- oder patienten- orientierten Forschung vor- weisen. Dadurch will die Gesellschaft eine
„bei vielen Doktorar- beiten anzutreffende Paraforschung ver- meiden“.
Der Vorschlag ist eine Alternative zu dem Anfang des Jah- res vom Wissen- schaftsrat favorisier- ten Modell, nach dem die Weichen für eine klinische beziehungs- weise wissenschaftli- che Laufbahn bereits während des Medizinstudi- ums gestellt werden. Für Ärz- te, die später klinisch arbeiten wollen, hatte der Wissen- schaftsrat die Vergabe des Ti- tels „Medizinischer Doktor“
nach Abschluss des Studiums
vorgeschlagen. ER
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ie elektronische Gesund- heitskarte unterliegt der Entscheidungshoheit des Pa- tienten. Er allein bestimmt, welche Daten gespeichert werden“, heißt es in einer Mit- teilung der Kassenärztli- chen Bundesvereinigung (KBV) und der Kassen- zahnärztlichen Bundes- vereinigung. Der Patient allein solle auch entschei- den, ob Daten für be- stimmte Ärzte gesperrt werden.Die Vereinigungen wei- sen jedoch darauf hin, dass sich ein möglicher Miss- brauch der Daten durch eine zentrale Speicherung nicht völlig verhindern lässt. Sie kritisieren, dass der behan- delnde Arzt sich dadurch auf die Vollständigkeit der ge-
speicherten Daten nicht ver- lassen kann und kostentrei- bende Doppeluntersuchun- gen und Verschreibungen auch künftig möglich sind.
Für dieses Dilemma habe das Bundesgesundheitsministeri- um bisher keine Lösung auf- gezeigt, heißt es. Die Vorteile der Karte würden durch die Patientenhoheit über die Da- ten konterkariert.
Der Zweite KBV-Vorsit- zende Dr. med. Leonhard Hansen betonte: „Das Pro-
jekt kann nur gelingen, wenn Akzeptanz bei Ärzten und Patienten vorhanden ist. Des- halb fordern wir, die Daten dort zu lassen, wo sie sicher sind: in dem durch das Straf- gesetzbuch geschützten Be- reich der Praxen.“ KBr A K T U E L L
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A2284 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 34–3523. August 2004
Berichtigung
In DÄ Heft 33/2004 kam es auf den Seiten 2226 und 2227 zu einer Namensver- wechslung. Der korrekte Vorname des Weltraum- mediziners Damann lautet Volker, nicht Jürgen. DÄ Doktoranden sollen nicht mehr durch
„Paraforschung“ an ihren Titel kommen.
Gesundheitskarte
Dilemma
Patientenhoheit über die Daten beeinträchtigt den propagierten Nutzen.
Internisten
Doktor-Titel ohne Promotion
Pläne zur Neustrukturie- rung vorgelegt
Foto:ddp