Problemstellung
Kondensierte Tannine (KT) sind zu den Sekundärmetaboliten gehörende Polyphenole, deren Herkunft ausschliesslich pflanzlich ist und die physiologisch nicht als essenziell gelten. Sie haben spezifische Funktionen, insbesondere die Pflanze gegen Prädatoren, Pathogene oder Konkurrenz zu schützen. Die KT können sich an bestimmte Nährstoffe, vor allem an Proteine, binden. Dadurch kann der Abbau des Proteins im Pansen gesenkt werden. Dieser durch Komplexverbindungen mit den KT erzeugte natürliche Schutz der Proteine gegen die Pansenmikroorganismen und die anschliessende Freisetzung der Proteine durch das Aufbrechen dieser Bindungen im sauren Milieu des Labmagens lassen eine bessere Nutzung des Proteins durch den Wiederkäuer erwarten.
Ergebnisse
• Die Esparsette, welche den höchsten KT-Gehalt aufweist, hat die tiefste Proteinabbaubarkeit, was den Schutzeffekt des Proteins durch die KT gegenüber den Pansenmikroorganismen erklärt.
• Eine bessere Verwertung der Proteine, die durch die KT geschützt wurden, konnte nicht aufgezeigt werden. Der
Verdauungskoeffizient des Proteins war bei der Esparsette tiefer als bei den anderen Pflanzen. Entweder konnten sich die Proteinverbindungen im sauren Milieu nicht lösen oder im Labmagen wurden neue Proteinverbindungen gebildet.
• Die Bestimmung des Nährwertes von tanninhaltigen Pflanzen mit den üblichen Schätzgleichungen ist ungenau, da die Effekte der Sekundärmetaboliten nicht berücksichtigt werden.
• Nur mit Hilfe von Tierversuchen kann der wahre Nährwert von diesem Futter bestimmt werden.
Schlussfolgerungen Material & Methoden
Verdaulichkeit und Abbaubarkeit von Rohprotein einheimischer tanninhaltiger Futterpflanzen
Yves Arrigo, Anna Scharenberg, Station de recherche Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, CH-1725 Posieux, www.alp.admin.ch E-Mail: Yves.Arrigo@alp.admin.ch
• 1 Futtermischung und 3 Pflanzen künstlich getrocknet.
• Tannine wurden mit der HCL-Butanol Methode analysiert.
• Die Abbaubarkeit des Rohproteins wurde mit der in sacco Methode bestimmt (fistulierten Kühen).
• Die Verdaulichkeit wurde in vivo mit
adulten Oxford Hammeln bestimmt. Esparsette
(Onobrychis viciifolia) Hornklee
(Lotus corniculatus) Chicorée
(Cychorium intybus) Raufuttermischung
(Type 310)
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
00 04 08 12 16 20 24 28 32 36 40 44 48 52
Stunden
Anteil abgebautes Protein, %
Raufutter- mischung Chicorée
Hornklee
Esparsette
Raufutter- mischung Chicorée Hornklee Esparsette
in vivo und in sacco bestimmte Werte
aXP, %, p<0,01 68.0b 74.3a 69.7b 57.2c vXP, %, p<0,01 74.2b 69.7c 76.5a 58.7d vOS, %, p<0,01 76.2c 78.8a 69.3b 69.3b
NEL, MJ/kg TS 5.9 5.6 5.7 4.2
NEV, MJ/kg TS 6.1 5.8 5.7 4.1
APDE, g/kg TS 107 84 108 132
APDN, g/kg TS 129 94 146 187
Raufutter- mischung Chicorée Hornklee Esparsette Trockensubstanz (TS), g/kg 906 900 906 909 pro kg TS
Organische Substanz (OM) 858 794 899 910
Rohprotein (XP) 198 149 225 123
Rohfaser (XF) 224 162 245 275
Lignozellulose (ADF) 264 221 311 350
Zellwände (NDF) 422 253 349 424
Kondensierte Tannine (KT) 8 7 12 48
100 % Protein im Futter
% nicht abgebautes Protein im Pansen
% unverdauliches Protein im Kot
41.3 Espar-
sette 30.3
Hornklee
b 25.7 Chicorée
a
25.8 Raufutter- mischung b’
23.5 Hornklee
a’
30.3 Chicorée
c’ d’
p<0,01 42.8
Espar- sette
c b
32.0 Raufutter- mischung
b
100 % Protein im Futter
% nicht abgebautes Protein im Pansen
% unverdauliches Protein im Kot
41.3 Espar-
sette 30.3
Hornklee
b 30.3 Hornklee
b 25.7 Chicorée
a 25.7 Chicorée
a
25.8 Raufutter- mischung b’
25.8 Raufutter- mischung b’
23.5 Hornklee
a’
23.5 Hornklee
a’
30.3 Chicorée
c’
30.3 Chicorée
c’ d’
p<0,01 42.8
Espar- sette
c 42.8 Espar-
sette
c b
32.0 Raufutter- mischung
b b 32.0 Raufutter- mischung
b