356 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 20|
20. Mai 2011M E D I Z I N
DISKUSSION
Computertomographie vergessen
Leider wird in dem Absatz zu der bildgebenden Dia - gnostik von Wirbelsäulenmetastasen die Computertomo- graphie, welche in diesem Kontext ein unverzichtbares Verfahren ist, nicht erwähnt. Gerade zur Frage der Sta- bilität oder bereits eingetretener pathologischer Fraktu- ren ist eine möglichst detaillierte Darstellung der Korti- kalis notwendig. Hier ist die Computertomographie nicht nur dem konventionellen Röntgenbild sondern auch der Magnetresonanztomographie überlegen (1, 2).
Diese Kortikalisbeurteilung ist auch wichtig in der prä- interventionellen Planung für die im Artikel angespro- chenen minimal-invasiven Verfahren wie Vertebroplas- tie (3). Nicht außer Acht zu lassen sind Vorteile im kli- nischen Alltag aufgrund der unkomplizierten und schnellen Durchführung einer CT-Untersuchung: So können beispielsweise stark schmerzgeplagte Patienten in wenigen Minuten untersucht werden. Auch sind kei- ne Kontraindikationen wie zum Beispiel Herzschritt- macher für kernspintomographische Untersuchungen zu beachten. Abschließend sei noch auf die Möglich- keit eines Postmyelographie-CT nach intrathekaler Kontrastmittelgabe hingewiesen, das im Vergleich zur Myelographie eine genauere Beurteilung der anatomi- schen Verhältnisse des Spinalkanals ermöglicht.
DOI: 10.3238/arztebl.2011.0356a
LITERATUR
1. Guillevin R, Vallee JN, Lafitte F, Menuel C, Duverneuil NM, Chiras J:
Spine metastasis imaging: review of the literature. J Neuroradiol 2007; 34: 311–21.
2. Schulz T, Prietzel T, Kluge R, Schneider JP, Tannapfel A, Kahn T: Effiziente Diagnostik pathologischer Frakturen. Röntgenpraxis 2006; 56: 75–92.
3. Kallmes DF, Jensen ME: Percutaneous vertrebroplasty. Radiology 2003; 229: 27–36.
4. Delank KS, Wendtner C, Eich HT, Eysel P: Therapy of spinal metasta- ses. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(5): 71–80.
Dr. med. Johannes Gossner
Abteilung für Klinische Radiologie, Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende johannesgossner@gmx.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Inzidenz von Kiefernekrosen deutlich höher
Im vorliegenden Artikel wird unter Nebenwirkungen der Bisphosphonate auf die „Kiefer-Osteonekrosen“hingewiesen, die bei „bis zu 1 % der Patienten“ auftre-
ten könnten. Diese, durch keine Quellenangabe ge- stützte, Häufigkeitsangabe steht im Widerspruch zu den verfügbaren epidemiologischen Daten. Die Inzidenz der Kiefernekrose bei onkologischen Patienten unter intravenöser Bisphosphonattherapie liegt deutlich hö- her, nämlich im ein- bis zweistelligen Prozentbereich (1). Für Osteoporosepatienten mit oraler Bisphospho- nattherapie liegt die Prävalenz von Kiefernekrosen üb- rigens bei 0,1 %, beziehungsweise ab vierjähriger Be- handlungszeit bei 0,2 % (2).
Ebenso ist die im Artikel beschriebene Korrelation zwischen „mechanischer Schädigung durch zahnärztli- che Eingriffe“ eine unzulässige Schlussfolgerung aus der Tatsache, dass etwa zwei Drittel der Patienten mit bisphosphonatinduzierter Osteonekrose der Kiefer (BONJ) in retrospektiven Erhebungen anamnestisch Zahnextraktionen aufwiesen. Zwar gibt es Hinweise darauf, dass ein verändertes (peri-)operatives Vorgehen bei notwendigen Zahnextraktionen das Risiko für eine Kiefernekrose unter Bisphosphonattherapie reduzieren kann, dennoch entstehen etwa ein Drittel der Kieferne- krosen spontan ohne äußere Einwirkungen (3).
Wichtig wäre aus meiner Sicht gewesen, im Artikel über die Möglichkeiten der Prävention zu informieren, dazu gehört vor allem die Früherkennung der Läsionen.
Sinnvoll ist die Untersuchung und Sanierung durch ei- nen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen oder kompetenten Zahnarzt vor und regelmäßig während der Bisphospho- nattherapie. In der Interdisziplinären S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mamma- karzinoms wird auf diesen wichtigen Aspekt schon seit 2008 hingewiesen (www.awmf.org/uploads/tx_szleitli nien/032–045_01.pdf).
DOI: 10.3238/arztebl.2011.0356b
LITERATUR
1. Ruggiero SL, Dodson TB, Assael LA, et al.: American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons position paper on bisphosphonate- related osteonecrosis of the jaws—2009 update. J Oral Maxillofac Surg 2009; 67: 2–12.
2. Lo JC, O’Ryan FS, Gordon NP, et al.: Prevalence of osteonecrosis of the jaw in patients with oral bisphosphonate exposure. J Oral Maxil- lofac Surg 2010; 68: 243–53.
3. Abu-Id MH, Warnke PH, Gottschalk J, et al.: „Bis-phossy jaws“—high and low risk factors for bisphosphonate-induced osteonecrosis of the jaw. J Craniomaxillofac Surg 2008; 36: 95–103
4. Delank KS, Wendtner C, Eich HT, Eysel P: Therapy of spinal metasta- ses. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(5): 71–80.
Dr. med. Dr. med. dent. Mario Hakim Abu-Id
Zentrum für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Zahnheilkunde Dresden info@mkg-dresden.com
Interessenkonflikt
Dr. Hakim Abu-Id erhielt Erstattung von Kongressgebühren sowie Reise- und Übernachtungskosten von der Firma Roche. Des Weiteren hat er Vortragshonorare erhalten von den Firmen Roche, MIP, Novartis und Noble Biocare.
zu dem Beitrag
Behandlung von Wirbelsäulenmetastasen
von PD Dr. med. Karl-Stefan Delank, Prof. Dr. med. Clemens Wendtner, PD Dr. med. Hans Theodor Eich, Prof. Dr. med. Peer Eysel in Heft 5/2011