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Archiv "Tablet-PC im Praxisalltag: Unterstützung bei der Anamnese" (11.11.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 45

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11. November 2011 A 2417

TABLET-P

C IM PRAXISALLTA

G

Unterstützung bei der Anamnese

Wie sich ein iPad im Rahmen der Anamneseerhebung bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen einsetzen lässt, haben Ärzte in einem Projekt am Herzzentrum Leipzig untersucht.

E

ine gute Anamnese ist essen- ziell für die optimale Behand- lung. Das gilt besonders für Patien- ten mit Herzrhythmusstörungen.

Der Gedanke, Computer zur Anam- neseerhebung einzusetzen, ist nicht neu. Umstritten sind der Nutzen und die Machbarkeit. Bisherige An- sätze haben mit physischen (Ver- fügbarkeit am Patienten) und zeitli- chen (Eingabe während des Patien- tengesprächs) Limitationen zu kämpfen. Die Verfügbarkeit von Mobilgeräten wie Tablet-PCs soll das künftig ändern.

Nach Analyse der bisherigen Umsetzungen wurde klar, dass ein neuer Ansatz in erster Linie die Schwächen bisheriger Lösungen vermeiden muss. Entwickelt wur- de daher ein Konzept zum Einsatz von Tablet-PC im Praxisalltag. Als Endgerät für die Interaktion mit dem Patienten wurde das iPad von Apple ausgewählt. Dieses Gerät bietet als Vertreter der Geräteklas-

se eine lange Laufzeit im Batterie- betrieb, einen großen Bildschirm, geringes Gewicht und eine Bedien- barkeit mit Berührungen anstelle von physikalischer Tastatur und Computermaus. Das ermöglicht es, das Eingabegerät zum Patienten zu bringen und nicht wie bisher den Patienten zum Eingabegerät. Der zweite Schwachpunkt bisheriger Lösungen war das Timing. In der Mehrzahl der Fälle wird anamnes- tische Information während des Arzt-Patienten-Gesprächs in den Computer aufgenommen. Das stört nicht nur den Blickkontakt und die Konzentration, sondern kann auch mangelnde Aufmerksamkeit sug- gerieren. Der Einsatz mobiler Ge- räte ist nicht neu. Bisher waren sie jedoch hauptsächlich für Umfra- gen bezüglich der Patientenzufrie- denheit oder zur Patientenschulung im Einsatz. Nicht beschrieben ist bisher der Einsatz zur Anamnese- erhebung.

Im nachfolgenden Konzept und dessen Umsetzung findet daher die Erhebung von Anamneseinforma- tionen vor dem eigentlichen Arzt- Patienten-Gespräch statt. Dies ver- kürzt in vielen Fällen gleichzeitig die Wartezeit. Im Idealfall erhöht das zusätzlich die Zufriedenheit des Patienten.

Fragebogen zum Gesundheitszustand

Das System besteht aus den vier Komponenten Tablet-PC, Umfrage- software, Ergebnistransformati- onssoftware sowie Bereitstellungs- komponente für die Ausgabe als Datei und im Internetbrowser. Auf einem zentralen Server in der Am- bulanz läuft die Open-Source-Um- fragesoftware Limesurvey (www.

limesurvey.org). Mit dieser Soft- ware lassen sich beliebige Umfra- gen erstellen.

Für das Projekt wurde ein Frage- bogen erstellt, der maximal 34 Fra-

Foto: Hilbert

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11. November 2011 gen enthält. Inhaltlich beschäftigt

sich der Fragebogen mit dem Ge- sundheitszustand beziehungsweise dessen Veränderung sechs Monate nach einer interventionellen Be- handlung von Vorhofflimmern mit- tels Katheterablation. Die Anzahl der Fragen variiert in Abhängigkeit von den Antworten der Patienten. So werden zum Beispiel Fragen zur Dauer und Häufigkeit von Rhyth- musstörungen nur dann angezeigt, wenn der Patient angibt, nach der Ablationsbehandlung erneut Herz- rhythmusstörungen gehabt zu haben.

Möglich wird das durch eine vorde- finierte Logik im Fragebogen. Ein Teil der Fragen sind als Pflichtfragen gekennzeichnet, ein Teil als optiona- le Fragen. So lässt sich wirksam ver- hindern, dass wichtige Fragen über- gangen werden und gleichzeitig ge- währleisten, dass schwierige Fragen (Medikamentenanamnese) nicht zum Eingabestopp führen.

Angepasste Darstellung je nach Endgerät

Die Fragebogenoptik ist an das End- gerät angepasst. Es handelt sich um Internetseiten, die im Browser darge- stellt werden. Die Webseiten sind in Form, Farbe und Größe auf eine gute Bedienbarkeit optimiert. So wurden die Auswahloptionen vergrößert, weitgehend geschlossene Fragen ver- wendet und darauf geachtet, dass jede Frage mit den Antwortmöglichkeiten komplett auf eine Bildschirmseite passt. Zu Beginn des Fragebogens ist eine Seite mit Bedienhinweisen ein- gefügt. Zusätzlich befindet sich direkt bei jeder Frage ein Text zur näheren Erläuterung.

Auf dem Webserver ist eine Transformationssoftware aktiv, die

nach Abschluss der Befragung aus den Antworten einen Befundtext er- stellt. Über eine programmierte Lo- gik wird Frage für Frage analysiert und in einen leicht verständlichen Text übersetzt. Dabei werden nicht nur 1 : 1-Transformationen vorge- nommen, sondern es lassen sich komplexe Bedingungen berück- sichtigen, die sich aus den Antwor- ten mehrerer Fragen ergeben. So entsteht ein Befundtext, der von der vierten Komponente des Systems als Textdatei oder Webseite bereit- gestellt wird. Die Textdatei kann dann automatisiert an ein Praxis- programm übergeben werden. Al- ternativ dazu lässt sich der Befund auch im Webbrowser aufrufen.

Auf dem iPad lässt sich die Start- seite der Umfrage aufrufen und die Umfrage selbst durch Eingabe eines zuvor generierten Kodes starten.

Dem Patienten wird das Gerät aus- gehändigt und damit die Wartezeit verkürzt. Nach Abschluss der Be- fragung gibt er das Gerät zurück.

Im Hintergrund wird auf dem Ser- ver der Befundtext generiert und bereitgestellt. Im Sprechzimmer kann der Arzt mittels Eingabe des Zugangskodes den Befundtext im Webbrowser aufrufen und ihn für die Konsultation nutzen.

Im Rahmen eines Testlaufs mit 50 Patienten hat sich gezeigt, dass lediglich zwei Patienten Hilfe bei der Bedienung des iPads benötig- ten. Kein Patient hat die Teilnahme abgelehnt. Patienten (beziehungs- weise deren Angehörige) bis zu ei- nem Alter von 83 Jahren kamen problemlos mit dem System klar.

Durchschnittlich sieben Minuten benötigten die Patienten zur voll-

ständigen Bearbeitung der Fragen.

Daraus lässt sich ableiten, dass eine Anamneseerhebung mit dem Sys- tem nicht nur machbar ist, sondern einfach in bestehende Abläufe inte- griert werden kann.

Positive Effekte bei Patienten wie bei Ärzten

Neben der Verfügbarkeit der Patien- tenantworten zur Übertragung in Praxisprogramme haben sich weite- re, nicht erwartete, positive Effekte gezeigt. Bis auf einen Patienten wa- ren alle von der innovativen Metho- de begeistert und berichteten, so bes- ser auf das Arzt-Patienten-Gespräch vorbereitet gewesen zu sein (Fokus- sierung). Die Ärzte bewerteten posi- tiv, dass sie sich bereits vor dem ei- gentlichen Gespräch ein Bild vom aktuellen Gesundheitszustand (un- ter anderem NYHA-Stadium, EH- RA-Stadium, Ausprägung von Rhythmusstörungen) machen und daher im Gespräch gezielt auf die Probleme des Patienten eingehen konnten. Eine Erhebung von nicht pathologischen Befunden wie Ab- wesenheit von Dyspnoe, Abwesen- heit von Palpitationen war somit nicht erforderlich. Die Konsultati- onsdauer konnte je nach Entschei- dung des Nutzers verkürzt werden, oder es ließen sich bei gleicher Dau- er mehr Inhalte thematisieren.

Das System steht in direkter Konkurrenz mit Papierfragebögen und dem alleinigen ärztlichen Ge- spräch. Neu ist, dass nicht nur Ant- worten erhoben werden, sondern dass diese in verständliche Befund- texte transformiert werden. Geplant ist eine prospektive Studie, die ge- nauer untersuchen soll, welche Vor- iPad-Template

(Limesurvey)

Fragekodes im Programm (Limesurvey)

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11. November 2011 A 2419 teile sich mit dem System realisie-

ren lassen. Randomisiert werden je 50 Patienten entweder mit dem be- schriebenen System, einem Papier- fragebogen oder dem alleinigen Arztgespräch zugeteilt. Als End- punkte sollen der kumulative Zeit- aufwand der Anamneseerhebung, die Anamnesequalität (Vollständig- keit) sowie der Einfluss der Alters- struktur auf die Nutzbarkeit des Systems untersucht werden.

Derzeit wird die Erweiterung des Systems auf weitere Krankheitsbil- der und Patientenkontakte vorberei- tet. Prinzipiell eignet sich das Sys- tem für jene Situationen, bei denen strukturiert Verläufe von Erkrankun- gen dokumentiert werden. Daher lässt es sich gut auf chronische (un- ter anderem psych iatrische) Erkran- kungen übertragen.

Fast alle Komponenten des Sys- tems sind als Open-Source-Soft- ware verfügbar. Die Eigenentwick- lung Befundtransformation, das Template für das iPad und die Da- teierzeugung sind nicht frei erhält- lich. Bei Interesse kann der Autor direkt kontaktiert werden.

Sebastian Hilbert

Kontaktadresse: Dr. med. Sebastian Hilbert, Herzzentrum Leipzig, Cardiocenter Rhythmologie, Russenstraße 69 A, 04289 Leipzig,

sebastian.hilbert@gmx.net

Seit Anfang Oktober kommen die ersten Patienten mit der elektroni- schen Gesundheitskarte (eGK) in die Sprechstunde. Die Kassenärzt - liche Bundesvereinigung hat daher für Arztpraxen unter www.kbv.de/

telematik/39993.html eine Liste von nützlichen Tipps zum Umgang mit der neuen Karte veröffentlicht. Un- ter anderem weist sie darauf hin, dass für eine Übergangszeit die bis- herigen Krankenversichertenkarten (KVK) neben der eGK gelten.

Wenn eine Praxis aufgrund von Lieferschwierigkeiten noch kein eGK-fähiges Lesegerät hat, kann auch bei eGK- Inhabern noch die alte KVK genutzt werden. Hat der Versicherte seine alte Karte jedoch nicht dabei oder bereits vernichtet, kommt das Ersatzverfahren zum Zuge. Dabei werden die Kranken- kasse, Name und Geburtsdatum des Versicherten, Versichertenstatus, Postleitzahl des Wohnortes und möglichst auch die Krankenver - sichertennummer manuell erfasst.

Der Versicherte muss zudem auf

dem Abrechnungsschein unter- schreiben, dass er gesetzlich kran- kenversichert ist.

Um die Fehlerquote bei der eGK möglichst gering zu halten und Pro- bleme beim Einlesen in den Praxen zu vermeiden, sind die Krankenkas- sen laut KBV verpflichtet, ihre Kar- ten vorab einem „TÜV“ zu unter- ziehen. Erst wenn alle eingereich- ten Testkarten fehlerfrei sind, dür- fen sie mit der Ausgabe beginnen.

Sollte eine eGK defekt sein und nicht eingelesen werden können, muss sich der Patient an seine Kas- se wenden, um schnellstmöglich ei- ne neue Karte zu erhalten. Auch das Kartenterminal ist eine mögliche Fehlerquelle hierfür. Das Problem tritt dann allerdings nicht nur bei ei- ner eGK, sondern auch bei den KVK auf. Daher sollte die Praxis möglichst unmittelbar nach der In- stallation einen Funktionstest durchführen.

Hat ein Patient seine eGK ver- gessen, gelten die gleichen Regeln wie zuvor auch bei der KVK. KBr

ELEKTRONISCHE GESUNDHEITSKARTE

Hilfreiche Tipps zum Einsatz im Praxisalltag

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Referenzen

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