A 1380 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 27–28|
8. Juli 2013 Die Entwicklung arthroskopischerOperationstechniken am Schulter- gelenk hat in den vergangenen Jah- ren einen rasanten Verlauf genom- men. Parallel dazu hat sich die ar- throskopische Therapie der Schul- ter im Klinikalltag etabliert; in vielen orthopädisch-unfallchirurgi- schen Zentren hat die arthroskopi- sche Operationstechnik die offenen Verfahren abgelöst. Daher kann man es nur begrüßen, dass sich drei äußerst renommierte arthroskopi- sche Schulterchirurgen zusammen- getan haben und ein Buch dazu ver- fasst haben, das ohne Einschrän- kung als Standardlehrwerk und Standortbestimmung der arthrosko- pischen Schulterchirurgie bezeich- net werden kann.
OPERATIONSTECHNIKEN
Arthroskopische Schulterchirurgie
Die Autoren begleiteten die arthroskopischen Opera- tionstechniken am Schulter- gelenk von Anfang an und entwickelten sie teilweise selbst. Die didaktische Auf- bereitung und Grundlagen- vermittlung machen beim Lesen des Buches wirklich Spaß. Den Leser erwarten qualitativ hochwertige Abbildungen, ergänzt durch mehrfarbige schemati- sche Zeichnungen sowie farblich un- terlegte Zusammenfassungen am Ende der Kapitel. Fallstricke und mögliche Komplikationen der ein- zelnen Operationsverfahren werden im Text gesondert gekennzeichnet.
Ein weiterer Pluspunkt dieses Werkes ist die bemerkenswert klare
Strukturierung. So werden im ersten Teil des Buchs die Grundlagen so- wohl in Textform als auch in foto- grafischer Form vorgestellt. In wei- teren Kapiteln erfolgt die Darstel- lung der verschiedenen arthrosko - pischen Behandlungsmethoden und Operationen im direkten Bezug auf die vorliegende Gelenkpathologie.
Mit dem Kapitel „Spezielle Ver- fahren“ werden auch ausgewiesene Spezialisten im Bereich des Schul- tergelenkes angesprochen. Hier stellen die Autoren beispielsweise die Möglichkeiten der Arthroskopie der Nervenstrukturen rund um das Schultergelenk sowie die entspre- chende Technik der arthroskopi- schen Neurolyse dar.
Allen Ärzten, die mit Schulter- chirurgie zu tun haben, kann dieses Buch empfohlen werden.
Gunnar Nolden Philipp Lobenhofer,
Laurent Lafosse, Jens D. Agneskirch- ner: Arthroskopische Schulterchirurgie.
Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2013, 230 Seiten, gebunden, 159 Euro
gen, gehen über den üblichen Er- fahrungsbereich des Jugendpsych - iaters hinaus und vertiefen das Ver- ständnis.
Die eingebundenen Ergebnisse der Marburger Langzeitkatamnese (sechs bis 22 Jahre) an 34 von 60 Tätern aus dieser Gruppe mit per- sönlicher Untersuchung zeigen trotz psychiatrischer Risiken (26 Prozent Schuldminderung/-unfähigkeit) nur 14 Prozent einschlägige Rückfällig- keit. Später gelang meist eine gute Integration, trotz Verschuldung oder sozialer Ausgrenzung, begüns- tigt durch tragfähige Beziehungen.
Die Neigung zur Aggressivität war langfristig eher niedrig, die Taten regelhaft unverarbeitet, psychiatri- sche Auffälligkeiten überwiegend vorhanden. Schlussfolgerungen für Prävention und Intervention be- gründen therapeutische Erforder- nisse im Jugendstrafvollzug.
Dem Buch gebührt der Ver- dienst, Forschung für den Praktiker lesbar und nachvollziehbar zu ma- chen. So bietet es sowohl dem fo- rensisch Erfahrenen als auch dem Laien viele neue Aspekte auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand.
Die Informationen sind umfassend und schützen vor populistischen Vereinfachungen. Renate Schepker Der renommierte Autor für Jugend-
psychiatrie konkretisiert in diesem kompakten Werk die Thematik der schweren Jugendgewalt – ohne zu skandalisieren. Die interdiszipli - näre Literaturübersicht zu Beginn zeigt: Die Gewaltdelinquenz Jugend- licher nimmt nicht zu und zeigt kein
erhöhtes einschlägiges Rückfallrisi- ko. Anhand von Psychopathologie, Sozialfaktoren, (Neuro-)Biologie und situativen Faktoren wird die In- teraktion komplexer Bedingungs- faktoren jugendlichen Gewaltver- haltens abgeleitet. Wohltuend sach- lich schildert die Kriminologin Britta Bannenberg mit Hilfe von Aktenanalysen Mehrfachtötungen/
JUGENDGEWALT
Analyse von Tötungs- und Gewaltdelikten
Amokläufe sowie deren Genese mit
„stillen Auffälligkeiten“ und Suizi- dalität.
Kern des Buchs ist der empiri- sche Forschungsteil zu 114 in Mar- burg begutachteten jungen Gewalt- tätern mit systematischer Darstel- lung nach Gender, Tatvorwurf, Tä- ter-Täter- und Täter-Opfer-Konstel- lation sowie Befunden und gutach- terlichen Empfehlungen. Neben Einblicken in die Begutachtung werden alle ergangenen Urteile mit- geteilt, unter anderem 21 Unter- bringungen im Maßregelvollzug.
Die Grenzen prognostischer Aussa- gen werden ebenso deutlich wie die Bedeutung von protektiven und so- zialen Faktoren für die kleine Grup- pe kontinuierlicher Delikte. Häufig polizeilich registrierte Täter wiesen deutlich mehr Hyperaktivität, Ag- gressivität, Substanzmissbrauch und Leistungsdefizite auf. Nicht überraschend zeigen Einmaltäter von schwersten Straftaten die ge- ringsten Auffälligkeiten und haben die beste Prognose. Erhellende Fallbeispiele wie zu Gruppendelik- ten und zu den Beweggründen der Gerichte, lange Strafen zu verhän- Helmut Remschmidt (Hrsg.):
Tötungs- und Gewaltdelikte junger Menschen. Ursachen, Begutachtung, Prognose. Springer, Berlin, Heidelberg 2012, 462 Seiten, gebunden, 59,95 Euro