Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 16|
19. April 2013 A 759R
ehaanträge, Anfragen zur Ar- beitsunfähigkeit, Anträge auf Heil- und Hilfsmittel – der Stapel Papier, den Ärztinnen und Ärzte täglich bewältigen müssen, ist hoch und seine Bearbeitung kostet Zeit.Dass diese sinnvoller in die Behand- lung von Patienten investiert werden könnte, meint auch die Politik. Ge- meinsam starteten Ende März des- halb die Träger der Selbstverwal- tung, das Bundesgesundheitsminis- terium, die Geschäftsstelle Bürokra- tieabbau, das Statistische Bundesamt und der Normenkontrollrat das Pro- jekt „Mehr Zeit für Behandlung – Vereinfachung von Verfahren und Prozessen in Arztpraxen“.
„Ärzte und Zahnärzte beklagen den steigenden bürokratischen Auf- wand in ihren Praxen“, sagte der stell vertretende Vorsitzende des Nor- menkontrollrats und Projektverant - wortliche, Wolf-Michael Catenhu- sen. „Das ist wertvolle Zeit, die für Behandlung fehlt. Hier lohnt sich eine gemeinsame Anstrengung.“
Bis zum Herbst wird das Statis - tische Bundesamt niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten zum Zeitaufwand einzelner bürokrati- scher Abläufe in ihren Praxen be- fragen. Sowohl bundesrechtliche als auch selbstverwaltungsrechtli- che Regelungen sollen dadurch auf den Prüfstand kommen.
Belastungen bewusst machen
„Wir freuen uns, dass auch die Bundesregierung erkannt hat, wie wichtig der Bürokratieabbau in Arzt praxen ist“, betonte Dipl.-Med.
Regina Feldmann, Vorstand der Kas - senärztlichen Bundesvereinigung (KBV), zum Auftakt des Projekts.
Auch im Gemeinsamen Bundesaus- schuss (G-BA) setze sich die KBV dafür ein, dass die durch die Be- schlüsse des G-BA entstehenden Bürokratiekosten konsequent er- mittelt und ausgewiesen würden.
„Wir wollen bei allen Beteiligten das Bewusstsein für die ausgelös - ten Belastungen schärfen. Unser Ziel muss es sein, dass Ärzte und Psychotherapeuten in erster Linie Patienten behandeln und keinen Pa- pierkram“, erklärte Feldmann.
Neben der KBV nehmen auch die Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe, Bayerns und Nie- dersachsen an dem Projekt teil. „In Westfalen-Lippe haben wir in den letzten Jahren viele Erfahrungen beim Abbau der Bürokratie gesam- melt und werden diese gerne im weiteren Projektverlauf aktiv ein- bringen“, sagte Dr. Thomas Krie- del, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe.
Dort treffen sich seit 2011 in - terdisziplinäre Arbeitsgruppen aus Vertretern der KV sowie der Bar- mer-GEK Nordrhein-Westfalen, um den bürokratischen Aufwand in
Arztpraxen und Krankenkassen auf das Maß des Notwendigen zu redu- zieren. Gesichtet werden dazu vor allem die formfreien Arztanfragen der Barmer-GEK wie auch die auf Bundesebene vereinbarten Muster- vordrucke. „Es sitzen diejenigen gemeinsam an einem Tisch, durch deren Hände die Formulare im All- tag gehen. So können die Belange der Ärzte und der Krankenkassen sowie die des Medizinischen Diens- tes der Krankenkassen im Mitein - ander diskutiert und abgestimmt werden“, erklärte Kriedel.
Solche „Formularlabore“ hält auch Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellver- tretender Vorstandsvorsitzender der Barmer-GEK, für besonders wich- tig: „Ärzte und Krankenkassen brau- chen eine gemeinsame Sicht auf das Formularwesen. Diese entsteht nur, wenn man gewillt ist, dem anderen zuzuhören und seine Arbeitsweise kennenzulernen. Das Formularwe- sen darf nicht wie bisher – nämlich sehr lieblos und bürokratisch am grünen Tisch der Formularkommis- sion – entwickelt werden.“
Online-Forum Bürokratieabbau
Die KBV möchte alle interessierten Ärztinnen und Ärzte einbeziehen.Bereits Ende 2012 hat sie ein inter- aktives Portal im sicheren Netz der KVen freigeschaltet, in dem man seine Erfahrungen beschreiben kann.
Welche Anfragen abgeschafft wer- den sollten, kann ebenfalls vorge- schlagen werden. Die KBV prüft die Vorschläge auf Eignung und Umsetzbarkeit. „Wir möchten den Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit für ihre Patienten ermöglichen.
Weniger Bürokratie in den Praxen trägt entscheidend dazu bei“, beton- te Feldmann. Das Thema Bürokra- tieabbau war auch ein zentrales The- ma bei der KBV-Versorgungsmesse am 16. und 17. April in Berlin.
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Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann Etwa 14 Prozent
ihrer gesamten Arbeitszeit ver- bringen Nieder - gelassene dem Ärztemonitor 2012 zufolge mit Verwal- tungsarbeit.
Foto: Fotolia/Thomas Perkins
BÜROKRATIEPROJEKT
Sprechstunde statt Papierkram
Die Bundesregierung will die Bürokratie in Arztpraxen reduzieren und hat dazu ein interdisziplinäres Projekt gestartet. Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet.