Beilage 11.
Zu Seite 15.
Begleitungsschreibeii zu vorstehendem
Statuten - Entwürfe.
An
Wir haben im Auftrage der vorjährigen Dresdener Orienta¬
listen-Versammlung mittelst wiederholter gemeinschaftlicher
Berathung beikommenden Statuten-Entwurf fiir eine zu grün¬
dende morgenländische Gesellschaft zu Stande gebracht. Be¬
vor derselbe der nächsten Versammlung in Darmstadt zur
Schlussberathung und event. Annahme vorgelegt wird, ersu¬
chen wir Sie, Ihre etwanigen Bemerkungen darüber uns bis
zum 15. Juli d. J. gefälligst schriftlich mittheilen zu wollen,
damit wir alles nochmals in Erwägung ziehen und danach
den Entwurf vervollständigen können. So wird es möglich
sein, annäherungsweise schon in dem Entwürfe die Gesammt-
meinung der Hetheiligten auszudrücken, und die Verständi¬
gung und Einigung bei der Schlussberathung, wie wir hoffen,
um etwas erleichtert werden.
Erhalten wir bis zu dem oben bemerkten Datum keine
Zuschrift von Ihnen , so wollen wir annehmen , dass Sie in
allen Hauptsachen mit dem Entwürfe einverstanden sind, wie
Sie uns im andern Falle sehr verpflichten werden , wenn Sie
sich den von uns aufgestellten Paragraphen des Entwurfs
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möglichst anschliessen und Ihre Amendements nur auf solche
Dinge richten wollen, die Ihnen entschieden verwerflich oder
mangelhaft dünken. Sonst möchte uns die ohnehin mühsame
Arbeit leicht über das Maass erschwert werden.
Ausser einigen Zahlenverhältnissen und andern Vorbe¬
halten, über welche nur erst durch das Plenum der Versamm¬
lung etwas Näheres festzusetzen ist, werden Sie namentlich
einen Hauptpunkt, den über den C e ntr al s i t z der GeseU¬
schaft, in dem Entwürfe noch unerledigt finden. Ein sol¬
cher fester Hauptsitz wurde von den Unterzeichneten für die
Einheit der Gesellschaft in allen Beziehungen unbedingt noth¬
wendig gefunden; aber eben so sehr leuchtete uns ein, dass
dazu ein Ort zu wählen sei, wo die Gesellschaft von Seiten
der betreffenden Landesregierung nicht nur Anerkennung im
Inlande, sondern auch Schutz für das Ausland und im glück¬
lichsten Falle überhaupt eine günstige und kräftig fördernde
Aufnahme hoflfen könne. Wir waren nicht ermächtigt, durch
definitive Schritte die Wahl dieses Ortes festzustellen ; doch
glaubten wir dem in uns gesetzten Vertrauen nur zu entsprechen
und im wahren Interesse unserer Angelegenheit zu handeln, wenn
wir in Betreff dieses für die Zukunft der Gesellschaft so ent¬
scheidenden Punktes wenigstens vorläufig und auf Privatwegen
eine Aussicht zu eröffnen suchten. Unsere bisherigen Be¬
mühungen versprechen bereits günstige Erfolge, und wir hof¬
fen nicht ohne Grund , der Versammlung in Darmstadt sehr
willkommene Mittheilungen hierüber machen zu können.
Immerhin aber erschien es uns auf der andern Seite
Avünsch ens wert h , und haben wir dies auch in den Statuten-
Entwurf aufgenommen, dass ausser jenem Centraisitze noch
einige andere literarische Plätze unsers gemeinsamen deutschen
Vaterlandes zu Sitzen von Zweig vereinen erhoben wür¬
den, damit das wissenschaftliche Leben, welches unser Ver¬
ein in Umlauf setzen soll, nach allen Seiten hin gleich stark
pulsiren könne und überall eine innigere Betheiligung an der
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Sache möglich werde. Wir bitten Sie dringend , diesem ge¬
wiss nicht minder wichtigen jund eingreifenden Gegenstande
Ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken , und schmei¬
cheln uns, dass Sie gerade dieser von uns vorgeschlagenen
Bestimmung Ihren Beifall nicht versagen werden , da wir
hierin wie nicht minder in dem Beschlüsse, dass sich die jähr¬
lichen allgemeinen Versammlungen unsers Vereins fortwäh¬
rend an die deutschen Philologen-Versammlungen knüpfen
sollen, eine Garantie mehr sehen, dass unsere Sache nicht
bloss dem Namen , sondern der Wahrheit nach eine allge¬
meine deutsche Sache sein und bleiben werde.
Schliesslich wünschen wir nichts angelegentlicher, als
dass sich zu der im Herbst d. J. bevorstehenden Philologen-
Versammlung in Darmstadt eine recht grosse Anzahl von
Orientalisten einfinden möge, und ersuchen Sie, in Ihren
Kreisen dahin mitwirken zu wollen, da diesmal ausser der
öffentlichen und allgemeinen Einladung keine besondern Ein¬
ladungen an Einzelne ergehen werden.
Halle und Leipzig, den 4. Mai 1845.
Bi-ocUhaus. Flelselier. Pott.
Kudiser. SeyfTarth. Xiick.
Beilage III.
Zu Seite 37.
Statuten
der
Deutschen morgeniändischen Gesellschaft
angenommen von
der Orlentallsten-Versaninilimg; zu Darmstadt
den 2. October 1845.
1.
In Gemässheit des von der Dresdener Orientalisten-Versamm¬
lung in ihrer Sitzung vom 3. October 1844 gefassten Beschlus¬
ses ist eineDeutsche morgenländische Gesellschaft
gestiftet.
2.
Der Zweck der Gesellschaft ist: die Kenntniss Asiens
und der damit in näherem Zusammenhange stehenden Län¬
der nach allen Beziehungen zu fördern und die Theilnahme
daran in weitern Kreisen zu verbreiten. Demnach wird sich
die Gesellschaft nicht bloss mit der morgeniändischen Lite¬
ratur, sondern auch mit der Geschichte jener Länder und
der Erforschung des Zustandes derselben in älterer und neue¬
rer Zeit beschäftigen.