Die Veröttentlicbung des vorliegenden Fragments ist auf meinen
Antrag von der letzten Allgemeinen Versammlung der D.M.G. be¬
schlossen worden (s. Z DMG. 58, LIII u. LIX). Bezüglich der
früheren, ziemlich bunten Schicksale dieses letzten Gosche'scben
Jahresberichts verweise ich kurz auf Z DMG. 30, VI. 33, VII.
35, XVII. 37, XIX. 38, XVIII f. XXV i. und 39, XLIII.
Der Redakteur der D.M.G.
A. Fischer.
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Wissenschaftlicher Jahresbericht über die morgen¬
iändischen Studien 1874 bis 1875.
Znr Kinleitung.
Ehe noch die rückständigen Berichte bis zum Jahre 1874
gedruckt vorliegen, unternehme ich es, dem Drängen Vieler nach¬
gebend, in grossen Umrissen den Gang unserer Studien zu zeichnen,
wie sie sich seit meinem letzten mündlichen Bericht auf der Inns¬
brucker Generalversammlung gestaltet haben. In grossen Umrissen
sage ich, nicht ohne Wehmut. Denn wenn auch unsere General¬
versammlungen meinen mündlichen Darstellungen mehr als reichlich
den Beifall spendeten, den sich die Unmittelbarkeit der freien Rede
so leicht erwirbt: so habe ich mich doch nur mit tiefstem Wider¬
streben bereit erklären können, den für Rostock bestimmten Vor¬
trag einfach stenographiren zu lassen, die Umschrift zu redigiren,
angemessen zu erweitern und mit bibliographischen Anmerkungen
zu versehen. Der Zufall hat mich von der Rostocker Versammlung
fern gehalten, und obgleich ich, auf die Gefahr neuen Verzuges
hin, nicht der Versuchung widerstehen konnte, wieder möglichst
vollständig und allseitig zu arbeiten, so war mir doch Eile und
Kürze so sehr zur strengen Pflicht gemacht, dass die Darstellung,
welche ich hier gebe, weit hinter meinen alten umfassenden Jahres¬
berichten und nm so weiter hinter meinem Ideale zurückbleiben
musste. Es beruhigt mich bei der tief empfundenen Unzulänglich¬
keit meiner Arbeit sehr wenig, dass ich endlich einmal, wenngleich
wieder sehr verspätet, damit ein gegebenes Versprechen einlöse;
in den Augen der Leser werde ich unter diesen Umständen wie
Heine's Atta Troll „kein Talent, doch ein Charakter" scheinen.
Nur in einem Punkte bin ich meiner früheren Arbeitsweise treu
geblieben : die ausgewählten Einzelheiten unter grossen Perspectiven
anzuschauen und zu gruppiren. Ich verbitte mir daher bei den
Handwerkern der Wissenschaft ausdrücklich, diese Methode als
„encyklopädisch" bezeichnen zu wollen : ich bekenne mit Stolz, dass
mein Geschmack mehr dem Teleskop gilt als den Scheuklappen.
Aber noch ein zweites habe ich zu beklagen. Wer jetzt
Ernest Renan's glänzende Jahresberichte zur Hand nimmt, bemerkt
Jahresboricht 1874—76. 1