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Divertikulitis – wie behandeln?

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ARS MEDICI 10 2006

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F O R T B I L D U N G

Oft werden Darmdivertikel als asymptomati- scher Zufallsbefund entdeckt. Doch sie können sich auch entzündlich verändern und erheb- liche Beschwerden hervorrufen oder zu ernsten Komplikationen wie Perforation oder Blutung führen. Eine neuseeländisch-aus- tralische Arbeitsgruppe fasste kürzlich in einem Review-Artikel den derzeitigen Stand der Divertikulitis-Behandlung zusammen.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Die Prävalenz der Divertikulose nimmt mit dem Alter zu:

Etwa die Hälfte der 40- bis 50-Jährigen und rund zwei Drittel der 70- bis 80-Jährigen weisen Divertikel auf. Die Pathogenese der Divertikelkrankheit ist nicht vollständig geklärt. Eine ballaststoffarme Ernährung scheint die Entstehung von Darm- divertikeln zu fördern, weil sie das Stuhlvolumen vermindert und die Transitzeit verlängert, was den intraluminalen Druck erhöht, sodass es zur Herniation der Kolonschleimhaut durch Schwachstellen in der Darmwand kommt.

Solange die Ausstülpungen der Darmwand symptomlos blei- ben, spricht man von einer Divertikulose. Eine Divertikel- krankheit liegt vor, sobald Symptome auftreten. Die Divertiku- litis ist durch Entzündungszeichen wie Fieber und Tachykardie gekennzeichnet, wobei zusätzlich abdominelle Beschwerden vorliegen können. Von einer komplizierten Divertikulitis spricht man, wenn es zu Perforation, Abszess, Fisteln oder Striktur beziehungsweise Obstruktion gekommen ist.

Unkomplizierte Erkrankung

Eine ballaststoffreiche Ernährung und körperliche Aktivität können der Entwicklung einer Divertikelkrankheit entgegen-

wirken. Weisen die Patienten bereits Symptome auf, ist der Nut- zen einer faserreichen Kost weniger überzeugend. Zu bedenken ist, dass die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) das Risiko einer Divertikelperforation erhöht.

Divertikulitis

Bei der Divertikulitis werden im Gegensatz zur einfachen Divertikelkrankheit systemische Entzündungszeichen wie Fie- ber, Neutrophilie und Tachykardie beobachtet. Gelegentlich lässt sich eine berührungsempfindliche entzündliche Raumfor- derung tasten, und es kann zu Stuhlunregelmässigkeiten kom- men. Die ambulante Initialbehandlung besteht in flüssiger Ernährung sowie in einer oralen Breitspektrum-Antibiose, die Anaerobier sowie gramnegative Stäbchen erfasst. Unter dieser Therapie sollte sich innerhalb von zwei bis drei Tagen eine symptomatische Besserung einstellen.

Ob Patienten mit unkomplizierter Erkrankung stationär auf- genommen werden müssen, hängt davon ab, wie sie auf die Behandlung ansprechen, ob sie oral etwas zu sich nehmen können und ob Begleiterkrankungen vorliegen. Die konserva- tive Therapie der akuten unkomplizierten Divertikulitis führt bei 70 bis 100 Prozent der Patienten zu einer Rückbildung der Symptomatik. Hospitalisierte Patienten sollten nach zwei- bis viertägiger Ruhigstellung des Darms sowie intravenöser Anti- biose eine Besserung zeigen.

Divertikulitis – wie behandeln?

Divertikulose als Nebenbefund bei einem 95-Jährigen

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Bildgebende Verfahren

Bei der akuten Divertikulitis ist die Kolonschleimhaut makro- skopisch und mikroskopisch unauffällig, obwohl sich im peri- kolischen Fettgewebe ausgeprägte Entzündungsreaktionen ab- spielen. Folglich ist die Aussagekraft von Kontrasteinläufen limitiert, da sich der Krankheitsprozess überwiegend extra- luminal abspielt.

Mit der Computertomografie (CT) steht eine sicherere und kosteneffektivere Alternative zur Verfügung. Zeigt die CT ent- zündliche Veränderungen des perikolischen Fettgewebes, eine Darmwandverdickung oder einen peridivertikulären Abszess, spricht dies für das Vorliegen einer Divertikulitis. Abszesse mit einem Durchmesser < 5 cm neigen nach der antibiotischen Be- handlung zur Rückbildung, Abszesse mit einem Durchmesser

< 2 cm können erfolgreich mit einer ambulanten oralen Anti- biose therapiert werden. Bei Hinchey-Läsionen im Stadium 1 bis 2 (perikolischer, mesenterialer oder Beckenabszess) führt die CT-geführte perkutane Drainage zu einer raschen Kontrolle der Sepsis und zu einem Nachlassen der Symptomatik. Danach können die Patienten asymptomatisch bleiben.

Nach der ersten Krankheitsepisode variiert das Rezidivrisiko in der Literatur zwischen 7 und 45 Prozent. Diese grosse Schwan- kungsbreite reflektiert das breite Spektrum der diagnostischen Kriterien und des Ausprägungsgrads der Erkrankung in den ver- schiedenen Studien. Die meisten Komplikationen werden wäh- rend der ersten stationären Behandlung beobachtet, danach scheint die Erkrankung einen gutartigen Verlauf zu nehmen.

Notfallmässige Operation

In folgenden Situationen besteht eine Operationsindikation:

purulente oder fäkale Peritonitis

unkontrollierte Sepsis

Fistel

Darmobstruktion

nicht sicher auszuschliessendes Karzinom.

Die purulente oder fäkale Peritonitis wurde üblicherweise drei- zeitig operiert. Der erste Eingriff sollte die Sepsis mit Hilfe einer Drainage und Anlage einer Transversum-Kolostomie kontrollie- ren. In einer zweiten Operation wurde das erkrankte Darm- segment exzidiert, und der dritte Eingriff diente dazu, die Kolostomie zu verschliessen und die Kontinuität des Darms wiederherzustellen. Nachdem Mitte der Achtzigerjahre fest- gestellt worden war, dass die Mortalität bei dreizeitigem Vor- gehen fast 25 Prozent betrug, entwickelte man ein zweizeitiges Verfahren, wodurch die perioperative Mortalität fast halbiert werden konnte. Heute wird zunehmend ein einzeitiges Vor- gehen angestrebt.

Elektivresektion zur Prävention von Komplikationen der Divertikelkrankheit

In den letzten 20 Jahren lag die postoperative Mortalität nach Notoperationen unverändert bei 12 bis 36 Prozent, obwohl Fortschritte der chirurgischen Techniken, der antibiotischen Be- handlung und der Intensivtherapie zu verzeichnen waren. Des- halb empfahlen einige Autoren nach zwei Episoden einer un- komplizierten Divertikulitis eine elektive Sigmaresektion.

Doch neuere Daten weisen darauf hin, dass eine prophylakti- sche Resektion kaum spätere Komplikationen verhindern kann, weil die meisten Patienten, die eine Notoperation benötigen, keine Divertikelkrankheit in der Anamnese aufweisen. Wird eine Elektivoperation diskutiert, müssen Morbidität, Mortalität und Kosten eines solchen Eingriffs sorgfältig gegen die Morbi- dität, Mortalität und Kosten aller potenziellen weiteren Diverti-

kulitis-Episoden abgewogen werden.

Quelle:

Simon E.J. Janes (Colorectal Unit, Department of Surgery, Christchurch/New Zealand) et al.: Management of diverticulitis. British Medical Journal 2006; 332: 271–275.

Dr. med. Andrea Wülker

Interessenkonflikte: keine deklariert

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ARS MEDICI 10 2006

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■ Die Divertikelkrankheit zählt zu den häufigen Erkran- kungen. Ihre Prävalenz steigt aufgrund der demo- grafischen Entwicklung mit einem grösseren Anteil älterer Menschen.

■ Eine ballaststoffreiche Ernährung kann der Entwick- lung einer Divertikelkrankheit vorbeugen, doch ist unklar, ob eine faserreiche Kost hilfreich ist, wenn die Erkrankung bereits symptomatisch geworden ist.

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■ NSAR können das Perforationsrisiko erhöhen.

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■ Aufgrund moderner Diagnostik- und Behandlungs- methoden können heute viele Patienten erfolgreich konservativ behandelt werden, die sich noch vor einigen Jahren einer Operation hätten unterziehen müssen.

■ Notfalloperationen wurden früher dreizeitig vorge- nommen. Heute sind ein- oder zweizeitige Eingriffe üblich.

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