Habalds BiEZAis [Hrsg.]: Dynamics and Institution. Based on Papers
read at the Symposium on Dynamics and Institution held at Abo on
the 6th — 8th of September 1976. Stockholm 1977.
„Welche Motive und Faktoren bestimmen den Übergang von djmamisehen
religiösen Prozessen in religiöse Institutionen?" — Diese Frage stellte sich
das Symposium, und sieben bedeutsame Antworten sind in diesem Band
vereinigt. Biezais und Laum Honko stecken den Rahmen ab: der eine
untersucht Religion in soziokulturellen Strukturen, der andere daa Füj.
und Wider geläufiger Typologien. Die anderen Autoren füllen den Rahmen
mit speziellen Studien: KmSTi Soulinna belegt am Beispiel nordfinn
Laestadianer, wie eine religiöse Bewegung mit gesellschaftl. Wandel zu¬
sammenhängt; für die Kirche in Finnland beweist dasselbe Voitto Htto.
TAJfti. Jan Hjäbpb führt das Zusammenspiel von Islam und politischer
Ideologie bei al-Kadhdhafi vor. Kaein Kvideland zeigt, in welchem Maße
sich Dynamik und Verfestigimg bei den ,, Children of God" finden; und
Mabja-Liisa Swantz erforschte, wie in Tanzania Besessenheitskulte von
Stamm zu Stamm wandern. H.-J. Q..
Lexikon des Mittelalters. Bd. 1, Lfg. 1: Aachen — Ägjrpten. München <&
Zürich: Artemis 1977. 223 S. 4». 64,— DM.
Für das auf 5 Bde. ä 1128 S. berechnete L. zeichnen als orientalist.
Hrsgg. J. VAN Ess (arab. Welt), H. Gbeive (Judentum), A. Tietze (Osmanen).
Die 1. Lfg. enthält folgende orientalist. Schlagwörter: 'Abbadiden (H.-R.
1 Die Verfasser der Kurzanzeigen sind : A. v. G. = Annemabie von
Gabain, Anger; A. M. = Adelheid Mette, München; A. W. = Albbecht
Wezleb, Hamburg; B.N. = Bebnd Nothofer, Köln; D.M. = Dieteb
Maue, Gießen; E. W. = Ewald Waoneb, Gießen; G. B. = Georq
Buddbuss, Mainz; G.W. = Gunther Wanke, Erlangen; H.B. = Heinz
Bechert, Göttingon; H.H. = Helmut Humbach, Mainz; H.H.B. =
Hans Hinbich Biesterfeldt, Bochum; H.-J. G. = Hans-Jüboen
Greschat, Marburg; H.-J. K. = Hans-Jürgen Kornrumpf, Stutensee;
H. K. = Hans Kähler, Hamburg; H. K.-C. = Helmhart Kanus-Crediö,
Allendorf; H.S. = Hans Striedl, München; H. v. S. = Heinrich von
Stietencron, Tübingen; J. v. B. = Jürgen von Beckerath, Münster;
J. T. = Johann Tischler, Gießen; J. Z. = Jürgen Zwernemann, Ham¬
burg; K.F. = Klaus Fischer, Bonn; L. P. = Leo Prijs, München;
M.H. = Michael Hahn, Bonn; M.S. = Manuel Sarkisyanz, Heidel¬
berg; P. H. = Peter Heine, Münster; P. K. = Paul Kunitzsch, München;
P. S. = Peter Schreiner, Tübingen; R. C. = Rainer Carle, Hamburg;
R.D. = Rainer Degen, Marburg; R.S. = Renate Söhnen, Mainz;
S. L. = Siegfried Lienhard, Stockholm; T. G. = Tilbman Grimm,
Tübuigen; W. B. B. = W. B. Bollöe, Münster/ Heidelberg; W. R. = Wolf¬
gang Röllig, Tübingen; W. W. M. = Walter W. Müller, Marburg.
Kurzanzeigen 159
Singeb), Abbasiden (T. Nagel), Abdal (Tietze), 'Abdallah b. az-Zubair
(R. Sellheim), 'Abdalwädiden (H. Kubio), 'Abdarrahmän b. abi 'Ämir
(Singeb), Aberglaube: Judentum (J. Maieb), Abgar (F. Rädle), Abraham
Abulafia (Gbeive), A. b. David (dt.), A. b. Ezra (dt.), A. b. Hasday (H.
Dittmann), A. b. Hijrya (Maieb), Abravanel, Isaak (Maieb), A., Jehuda
(O. Besomi/Maieb), Absonderungsgesetze (W. P. Eckebt), Abü Kämil
(E. A. Nbuenschwandeb), Abü Firäs (Sellheim), Abü l-'AIä' al-Ma'arri
(dt.), Abü l-Qäsim az-Zahräwi (H. H. Laueb), Abü 1-Wafä' al-Büzagäni
(Neuenschwandeb), Abü Ma'sar (P. Kunitzsch), Abubaoer Ibn Tufail
(G. C. Anawati), Abulfaragius (dt.), Adam: jüd. Schrifttum (P. Schäeeb)
al-'Ädil (M.C.Lyons; in der Lit. fehlt: F.J.Dahlmanns: al-Malik al-
'Ädil. Diss. Gießen 1975); Adrianopel: Osmanen (K. Keeiseb), Afrahat
(H. Kraft), Afrika (S. Y. Labib), Aftasiden (Singeb), Aga (S. Fakoqhi),
Aghathangelos (Kraft), 'Agemi oglän (N. Beldiceanu), Aglabiden (Singeb).
Da ein Vorwort bisher fehlt, ist nichts über die Auswahl der Lemmata
gesagt. Es scheint, daß alle genannten orient. Schlagwörter — vielleicht
mit Ausnahme von 'Abdallah b. az-Zubair — irgendeinen Bezug zu Europa
haben. Die von bekannten Fachleuten geschriebenen Artikel entsprechen
dem Stand der Forschung, sind aber zu kurz, um Orientalisten Neues
zu bieten. So wird der Orientalist wohl eher die nichtoriental. Begriffe
nachschlagen. E. W.
Fbancesco Aspbsi: La distinzione dei generi nel nome antico-egiziano e
aemitico, Firenze: La Nuova Italia 1977. (Pubblicazioni della Facoltä di
Lettere e Filosofia dell' Universitä di Milano. 80 = Sezione a cura
dell' Istituto di Glottologia. 3.) 5500 L.
A. untersucht in dieser Abh. die Bed. der Norninalendung -t (-ai) in
den sem. Sprachen und im Ägypt. (die berb. und kusch. Sprachen bleiben,
da nur in rezenten Zeugnissen vorliegend, im allgemeinen unberücksichtigt).
Aus dem Altägypt., das sich in der Nominalbildung (Dazu jetzt die dem
Verf. leider noch nicht bekannte, umfassende Untersuchung von J. Osing : Die
Nominalbildung dea Ägyptiachen. Mainz: Zabern 1976) als durchaus kon
form mit den älteren sem. Sprachen zeigt, erschließt er, daß es sich ur¬
sprünglich um ein Formativ zur Ableitung von (geschlechtlich indifferenten)
Kollektiva im Ggs. zum Nomen unitatis gehandelt habe. Diese hätten dann
vielfach die Bedeutung von Pluralen erhalten und seien mit den Abstrakta
(Kennzeichen im Ägypt.: -w) zusammengeflossen. Die Unterscheidung der
Feminina mittels dieser Endung sei in allen genannten Sprachen sekundär.
Die oft vermutete Ableitung von einer Nominalklasse unbelebter Dinge (im
Ggs. zu Lebewesen) lehnt er ab. Es bestehe auch kein Vergleich zum idg.
Neutrum. J. v. B.
Dietbich Wildung: Egyptian Sainta. Deification in Pharaonic Egypt. New
York: New York Univ. Pr. 1977. XVI, 110 S. 22.50 $.
Am Beispiel des Imhotep, der für König Djoser (um 2630 v. Chr.) den
ersten monumentalen Steinbau der Weltgeschichte, die Stufenpyramide von
Saqqära, errichtete, imd des weisen Amenhotep, Günstling Amenophis' III.
(c. 1392—1355), untersucht W. in seinem schönen, reich dokumentierten
Buch die Rolle bedeutender Männer im alten Ägypten, die späteren Gene¬
rationen zum Vorbild dienten, bis sie gegen Ende der pharaonischen Zeit
selbst zu Gföttern wurden. Schon vorher waren sie als Mittler zwischen
Göttern und Menschen verehrt worden — eine Rolle, die einst dem lebenden
König, der im Tode zum Gott wurde, zugekommen war. — Nur eine krit
Anm.: Die auf S. 38 vorgeschlagene Ergänzung von Zl. 8 der III. Kol'
des Turiner Königspapyrus ist räumlich nicht möglich; auch das merk¬
würdige Fragment 40 läßt sich nirgends unterbringen. Die Vermutung einer
Normung des Imhotep in der Königsliste dürfte daher wohl gegenstandslos
sein. J. V. ß
Edwabd Ullendobpf: Is Biblical Hebrew a language? Studies in Semitic
languages and civilizations. Wiesbaden: Harrassowitz 1977. XIII, 394 S
8». 96,— DM.
Diese unter dem Titel des ersten Beitrages stehende Sammlung von
30 Aufsätzen (einer davon von A. Damoz) und 7 Rezensionen des bekannten
Äthiopisten und Semitisten umfaßt 10 Beiträge zum Hebr. und AT, 5 zurn
Ugar., 10 zur allg. Semitistik und 12 zum Äth. 9 Beiträge wurden zuvor
im BSOAS, 4 im JSS, 3 im Vetus Testamentum, 4 in den Orientalia
imd der Rest in anderen Zss. und Festschriften veröffentlicht. Indices der
griech., arab., äth., hebr. u. aram. und transkribierten Wörter und der
Bibelstellen sowie ein allgemeiner Index schließen das Buch ab. E. W
Andbä Lemaibe: Inscriptions Mbraiquss. T. 1: Les ostraca. Introd., trad
comm. Paris: Cerf 1977. 304 S. 8" (Littöratures' anciennes du Proche- Orient. 9.)
Inzwischen sind fast 250 hebr. Ostraka gefimden worden und die Zahl
steigt erfreulicherweise fast jedes Jahr durch Neufunde an, so daß es schwer
ist, den Überblick zu behalten. Lemaibes Sammlung ist deshalb sehr zu be¬
grüßen. Sie enthält franz. Übers, der Ostraka von Samaria, Lachisch, Arad
und der Einzelstücke vom Ophel, vom Teil Qasile, von Ramat-Rahel I
Beerscheba, Mesad Hasabyahu und Khirbet el-Mesas. Literatur-Angaben und
ausführliche Komm, erläutern die Texte. 3 Exkurse, ein Index der in den
Ostraka belegten Eigennamen und der Bibelstellen sind beigegeben. —■ Unter den Lit.-Hinweisen vermisse ich E. Y. Ktjtschebs Komm, zum Ophel-Ostra-
kon, den ich in der Rez. von KAI 2. Aufl. in ZDMG 121 (1971), 121—139,
S. 130 nachgewiesen habe. R. D.
Cabev A. MooBB: Daniel, Esther and Jeremiah: The Additions. A New
Transi. with Introd. and Comm. Garden City, N. Y. : Doubleday & Co
1977. XXX, 374 S. 8» (The Anchor Bible. 44.) 12,— $.
Mit diesem Bd. der Anchor Bible legt M. den ersten ausführlichen
englischsprachigen Komm, dieses Jhdts. zu den Zusätzen zu Daniel (Gebet
Asarjas, Gesang der drei Männer im Feuerofen, Susanna, Bei et Draco),
den Zusätzen zu Ester und den Zusätzen zu Jeremia (Baruch, EpJer) vor.
Die bewährte Anlage der Anchor Bible ist auch in diesem Komm, beibe- |
halten. In ausfülirl. Einl. werden alle die Schriften betreffenden Probleme '
eingehend behandelt. Den Überss. sind textkrit. Anmm., sprachl. Erll. vmd |
kurze Komm, beigegeben. Bibliographien und Indizes runden das Werk ab.
Für alle behandelten Schriften wird jüd. Ursprung und für den Großteil
der Texte als Entstehungszeit 2. Jhdt. v. Chr. angenommen. G. W.
Theodob H. Gasteb : The Dead Sea Scriptures. With Introd. and Notes, j
3. Aufl. Garden City, N. Y.: Doubleday 1976. XVI, 580 S. 16» (Anchor 1
Books.) 3,50 $.
Die engl. Standardübers. der Texte vom Toten Meer liegt nunmehr in
3. Aufl. vor. Sie ist um die Übers, von 24 seit der 2. Aufl. publ. Texten
Kurzanzeigen 161
ergänzt worden. Die Übers, sind neu durchges., die Einl., die Anm. und
die Indizes erw. worden. Das Buch wurde damit auf den neuesten Stand
gebracht. G. W.
Rolf Rendtobff: Das überlieferungsgeschichtliche Problem des Pentateuch.
Berlin-New York: de Gruyter 1977. VIII, 177 S. 8» (Beiheft zur ZAW.
147.) 78,— DM.
R. hat mit seinem Buch den bislang konsequentesten methodenkrit.
Beitrag zur Pentateuchforschung vorgelegt, die ja inzwischen seit Jahr¬
zehnten von der Urkundenhypothese beherrscht wird. Hat die Forschung
zwar schon bisher Erkermtnisse der form- und überlieferungskrit. Betrachtung
in die Untersuchung des Pentateuchs aufgenommen, so fehlt nach R. je¬
doch immer noch eine methodische Überprüfung ihrer Vereinbarkeit mit
den Voraussetzungen der klass. Urkundenhypothese. Diese Überprüfung
führt R. imter konsequenter Anwendung form- und überlieferungskrit.
Methodik zu einer weitgehenden Infragestellung der gegenwärtigen Sicht
der Entstehung des Pentateuchs, als deren besonderen Mangel er die Ver¬
nachlässigung der Frage nach den ,, größeren Einheiten" (Urgeschichte, Väter¬
geschichten, Mosesagen u.a.) und ihrem Verhältnis zu den angenommenen
Quellenschriften empfindet. Den , .größeren Einheiten" und ihrem Verhältnis zueinander ist dann auch neben einer ausführlichen Kritik der Pentateuch¬
kritik ein wesentlicher Teil des Buches gewidmet. Unabhängig davon, ob
sich R.'s im letzten Absohnitt dos Werkes vorgelegte Überlegungen zur
Entstehung des Pentateuchs bewähren werden, wird das Buch wegen seiner
konsequenten Methodenkritik einen wichtigen Platz in der ATlichon For¬
schung einnehmen. G. W.
Peteb Weimab: Untersuchungen zur Redaktionsgeschichte des Pentateuch.
Berlm-Now York: de Gruyter 1977. X, 183 S. 8» (Beiheft zur ZAW. 146.)
82,— DM.
Die gegenwärtig anstehenden Fragen und Problome der Pentateuchfor¬
schung sucht W. in seiner Würzburger Hab.-Sehr, aufgrimd eingehender
exomplarisohor Textanalysen einor Beantwortung zuzuführen. Wegen ihres
Modollcharaktors wählt er für diesos Vorhabon die dreifach überlieferte
Geschichte von dor Gefährdung der Ahnfrau (Gon 12,10—20; 20; 26,1—11)
vmd die vorpriesterlicho Urgeschichte aus. Die Analyse dieser Texte nimmt
dann auch den größton Raum des Buches ein (S. 4—161). Die Verallgemeine-
rvmg der Analysenergobnisse und ihre Absicherung durch Rückfragen in
das Ganze der Pentateuchdarstellung erlaubt es W. schließlich, eino Re¬
konstruktion der Entstehung der Pentateuchorzählung vorzulegen, die ein©
wesentlich differenziertoro Sicht der Dingo bietet, als dies mithilfe der
traditionellen QuoUenthoorie bislang möglich war. Als Haupttenor dieser
Rekonstruktion ist festzuhalten: Grundeinsichten bisheriger Forschung
finden trotz tiefgreifender Modifikationen im einzelnen ihre Bestätigung.
G. W.
Theodob Seidl: Texte und Einheiten in Jeremia 27 — 29. Literaturwissen¬
schaftliche Studie. T. 1. St. Ottilien: Eos 1977. X, 160 S. (Münehener Universitätsschriften. Fachbereich Kath. Theologie. Arbeiten zu Toxt und
Sprache im Alton Testament. 2.) 28,— DM.
Die Münehener Diss, sotzt sich oin sehr begrenztos Ziel. Sie will das
sprachl. Erscheinungsbild von Jer 27—29 nach den von W. Richteb erarb.
methodischen Grundsätzen erfassen. In ihrem vorliegonden 1. T. werden
11 ZDMO 129/1
ausschließlich die literarkrit. Probleme der Texte behandelt. Der 2. T. der Untersuchung, der sich mit den formkrit. Fragen befaßt, ist angekündigt
Die Begrenzung der Aufgabenstellung soll einmal mehr deutlich heraus¬
stellen, daß befriedigende Antworten auf die kompositions- und redaktions¬
krit. Fragen auch im Rahmen des Jeremiabuchs nur auf der Grundlage
sorgfältiger sprachl. Analyse der Einzeltexte erwartet werden dürfen. Daß
diese Einsicht allerdings häufig dazu führt, angesichts der Stoffülle es bei wenigen Analysen bewenden zu lassen, ist dem Schreiber dieser Zeilen selbst nur allzu bewußt. Künftige Interpretation von Jer 27-—29 wird Seidls Studie
nicht unbeachtet lassen dürfen. G. "VV.
Otto Bächli: Amphiktyonie im Alten Testament. Forschungsgeschichtliche
Studie zur Hypothese von Martin Noth. Basel: Reinhardt 1977. Xll
192 S. 8» (Theologische Zeitschrift. Sonderbd. 6.) 54,— sfr.
Das vorliegende Buch erfüllt in hervorragender Weise die Anforderimgen an eine forschungsgeschtl. Studie. Sie informiert umfassend und umsichtig über die Entstehung imd Bedeutung der NoTHsohen Amphiktyoniehypothese
und über ihre Rezeption in Zustimmung und Bestreitung. Durch die jeweils
gesonderte Behandlung der die Hypothese bestimmenden Aspekte entsteht
ein eindrückliches Bild von den Wirkungen der Hypothese auf die Forschung
der letzten Jahrzehnte. Interpretationsprobleme, Argumentationsgänge und
methodische Schwächen werden im Nachvollzug der Forschungsgeschichte
dem Leser bewußt gemacht. Die fast unüberschaubare Flut von Literatur
zum Thema wird transparent, so daß eine von Voreingenommenheit weniger
getrübte Urteilsbildung möglich wird. Dem dient auch die zurückhaltende
Art, mit welcher B. seine eigene differenzierte Auffassimg zur Geltung
bringt. Das Buch kann somit als ein Muster einer problemgeschichtl.
Studie bezeichnet werden. G. W.
Stio I. L. NORIN : Er spaltete das Meer. Die Auszugsüberlieferung in Psalmen
und Kult des alten Israel. Lund: CWK Gleerup 1977. XIII, 235 S. 8»
(Coniectanea Biblica. Old Testament Series. 9.) 38,— SKr.
N. legt mit seiner Diss, eine umfassende Untersuchung der Ausgestaltung
der Exodustradition in den poetischen Texten des AT vor. Dabei interes¬
sieren ihn vor allem die verwendete Terminologie, das Verhältnis zwischen
prosaischer und poetischer Überlieferung und die Zusammenliängo zwischen
Poesie und Kult. Bei dor Darlegung dor Prosaüborlioforung beschränkt er
sich auf die in der Poesio erwähnton Aspekte dor Exodustradition. Die
Untorsuchung dor Terminologie führt in die ägypt. und kanaan. Mythologie, die erstmals von der Exodusgruppe zur Ausgestaltung des Rettungserlebnis¬
sos am Meer herangezogen wurde, wie oino von N. rekonstruierte Urform
des Meerliodes Ex 15 aus dom 12. Jh. belogen soll. Diese mythische Form
der Ausgestaltung begegnet insbesondere in der vordouteronomistischen
Psalmondichtung, während die durch die deuteronomistische Rofoimzoit ge¬
prägte Poesie die histor. Elemente der Exodusüberlieferung bevorzugt, wie
die Bearb. der Urform des Meerliedes Ex 15 und entsprechende Psalmen
deutlich zeigen. Für weitere interessante Untersuchungsergobnisse (z.B.
Exodusüberlieforung — Kult) muß auf das Buch selbst vorwiesen worden, das
im Ganzen eine Tendenz zur Frühdatierimg von Texton aufweist. G. W.
Hieronymus Christ: Blutvergiessen im Alten Testament. Der gewaltsame
Tod des Menschen untersucht am hebräischen Wort däm. Basel : Reinhardt 1977. 236 S. (Theologische Dissertationen. 12.) 29,80 sfr.
Kurzanzeigen 163
Das vorliegende Buch enthält den I.T. von C.'s Basler Diss. Es
beschäftigt sich mit dem hebr. Ausdruck däm „Blut", sofern er sich auf
den gewaltsamen Tod des Menschen bezieht. Alle anderen Verwendungen
bleiben außer Betracht. Die semasiolog. Untersuchung des Wortes imd seiner wichtigen Verbindungen zeigt, daß es in übertragener Bed. den gewaltsamen Tod, verbrecherisches Töten, Verbrechen und Schuld bezeichnet. Auffallend
ist, daß sich die Vorstellung vom Blut als Sitz des Lebens bzw. von Blut
als Leben erstmals in der spätdeuteronomischen Bearb. des Schächtgebotes
findet und für den Menschen nur in Gen 9,4f. (P) belegt ist; beherr¬
schend wird sie erst im Frülijudentum. Die Untersuchung der mit däm
häufig verbundenen Wörter (Land, Erde, Verben des Forderns) macht weiter
deutlich, daß im AT magisch-dynamistische Vorstellungen gegenüber rechtl.
Kategorien in den Hintergrund getreten sind, wobei vor allem von Jahwe
als dem Garanten der Rechtsordnung die Ahndung der Vergehen erwartet
wird. Ein Blick in das NT schließlich zeigt, daß beide ATlichen Vorstel¬
lungskreise (gewaltsamer Tod — Tieropfer) zur Interpretation des Todes
Jesu herangezogen wurden. G. W.
KoNBAD Ruppbecht : Der Tod von Jermalem. Gründung Salomos oder jehu-
sitischer Erbe? Berlin-New York: de Gruyter 1977. X, 109 S. 8» (Bei¬
heft zur ZAW. 144.) 48,— DM.
Die Überarb. Heidelberger Diss, geht der Frage nach, ob Salomo ent¬
sprechend der bibl. Überlieferung den Jerusalemer Tempel auf ,, kultge¬
schichtlich jungfräulichem Boden" errichtet hat, odor nicht eher mit seinem
Bau einen Vorläufer ersetzt bzw. an ihn baulich angeknüpft hat. Auf¬
grund eingehender Analysen von II Sam 24/1 Chr 21; I Reg 5,15—9,9;
II Sam 6—7 und einiger anderer kleinerer Texte kommt R. zu dom Er¬
gebnis, daß David bereits oin jobusitischos Heiligtum vorfand und in Besitz
nahm, welches darm von Salomo renoviert und baulich erweitert wurde.
Dio mit dem Heiligtum verbundenen Gründungslegenden wurden mit über¬
nommen, jedoch in der israel. Üborlioforung so umgestaltet, daß die ur¬
sprünglichen Vorgänge nicht mehr offen zutage liegen; vor allem sollte
die jebusitischo Vorgeschichte des Jerusal emer Tempels verschwiegen werden.
Der gleichen Intention körmte auch die Hervorhebung der Tempelgründimg
durch Salomo im deuteronomistischen Geschichtswerk dienen, dessen Dar¬
stellung darauf hinausläuft, daß es zur Zeit Davids keinen Tempel in
Jerusalem gegeben hat. G. W.
Cabol L. Meyebs : The Tabernacle Menorah. A Synthetic Study of a Symbol
from the Biblical Cult. Missoula, Montana: Scholars Pr. 1976. XVII, 243 S.
8" (American Schools of Oriental Research. Dissertations Series. 2.) 6,— $.
Die vorliegende Diss, der Brandeis Univ. stellt eine umfassende, metho¬
disch voll durchreflektierte bibl.-archäol. Untersuchung des siebenarmigen Leuchters der Stiftshütte dar. M. sucht zunächst die Gestalt des Leuchters
aufgrund der einschlägigen Texte zu rekonstruieren und zieht dann das
archäol. Vergleichsmaterial zur exakteren Beschreibung heran. Die mit der
Beschreibung des Leuchters verbundene Terminologie und seine Gestalt sind
Anlaß für eine ausfülirliche Darstellung dor altorient. und israel. Baum-
motivik, dio auf die symbolische Bedeutung des Leuchters hinführt. Die
histor. Auswertung dos behandelten Materials ergibt schließlich, daß die
Traditionen über dio Einrichtung der Stiftshütto und die Herstellung dos
Leuchters als authentischer Teil der Exoduserzählung angesehen werden
11»
müssen. Zahlreiche Illustr. imd ein ausführl. Lit.-Verz. sind dem Buch bei¬
gegeben. Leider fehlen Register, die die Benützung des Buches wesentlich
erleichtert hätten. Gr. W
Tryggve N. D. Mettinger: King and Messiah. The Civil and Sacral Legi,
timation of the Israelite Kings. Lund: CWK Gleerup 1976. 342 S. go
(Coniectanea Biblica. Old Testament Series. 8.) 110,— SKr.
Die vorliegende Untersuchung der zivilen und sakralen Aspekte der
königl. Investitur im alten Israel beginnt mit einer quellenkrit. Analyse
der interessierenden Texte: Thronfolgegeschichte (2. Sam 9— l.Kön 2), G^e-
schichte von Davids Aufstieg (1. Sam 15 — 2. Sam 7), Nathanweissagune
(2. Sam 7), Salbung Sauls (1. Sam 9,1 — 10,16), Überlieferimgen von Sauls
Königtum (1. Sam 8 —12), Königspsalmen. Der zivilen Legitimation des
Königs ist der 2., der sakralen Legitimation des Königs der 3. T. des Buches
gewidmet, wobei vor allem den Fragen nach der Beteiligung der Ältesten
imd der Volksversammlung, dem Problem der Akklamation und des Königs-
Vertrags, der göttl. Designation, dem Problem des Nagid, der Königg.
salbung, dom königl. Charisma, der Gottessohnschaft und dem ,, Davidbund"
breiter Raum eingeräumt wird. Als eines dor Hauptergebnisse darf hervor¬
gehoben werden, daß unter Saul und David die zivile Legitimation des
Königtums im Vordergrund stand, während unter Salomo und seinen ersten
Nachfolgern die Terminologie der sakralen Legitimation entwickelt wurde
die mit einor ,, Theologisierung" bestimmter ziviler Kategorien oinherging.
Das Buch ist oin wichtiger Boitrag zur Rekonstruktion der Geschichte
des israol. Königtums. G. W.
JiJHGEN Kegler: Politisches Geschehen und theologisches Verstehen. Zum
Qeschichtsverständnis in der frühen israelitischen Königszeit. Stuttgart- Calwor Vorl. 1977. VIII, 407 S. 8» (Calwor Theologische Monographien!
Reihe A, 8.)
Die nun gedruckt vorliegende Heidelberger Diss, untersucht dio im Zu¬
sammenhang mit der Entstehung dos Königstums in Israel gemachten Er¬
fahrungen, wie sie in den ATlichon Texton ihren Niederschlag fanden, die
ihnen zugrundeliegenden polit. Vorgänge und ihre Interpretation. Im
Einzelnen befaßt sich K. mit don Maßnahmen zur Errichtung, Sicherung
und Erweiterung von Herrschaft und Herrsohaftsansprüchen imtor Saul
David und Salomo, wobei der Untersuchung der ,, Thronfolgegeschichte"
(2. Sam 9 — 20; 1. Kön 1) größerer Raum gewidmet wird. Besonderes Ge¬
wicht bekommt dieses Buch jedoch durch dio einloitonden terminologischen
Erwägungen zum ,, Geschichtsbegriff" und methodolog. Überlegungen zur
Erhebung eines ATlichen Geschichtsverständnissos sowie durch den ab¬
schließenden Versuch, die Arten dos Verstehens polit. Geschehens in den
bibl. Texten und das Verhältnis von Geschichto und Überlieferung systema¬
tisch darzustellen, die don Historiker und den Theologen gleichermaßen
interessieren müssen. G. W.
ToMOO Ishida: The Royal Dynasties in Ancient Israel. A Study on the
Formation and Development of Royal-Dynastic Ideology. Berlin -Now York :
de Gruyter 1977. XII, 211 S. 8» (Beiheft zur ZAW. 142.) 82,— DM.
Wesentlichstes Ergebnis dieser Jorusalomor Diss, ist die Einsicht, daß
das israel. Königtum in seinen verschiedenen Ausprägungen wie die König¬
tümer im übrigen alten Vorderen Orient des 1. Jt. durch das dynastische
Prinzip geprägt ist. Das wird im einzelnen am Beispiel der Köiugtümer
Kiirzanzeigen 166
Sauls und Davids vorgeführt. Und für die Nordreichkönigtümer wird über¬
zeugend aufgewiesen, daß auch sie auf keinem fxmdamental andern Prinzip —
etwa dem eines ,, charismatisch" begrimdeten Königtums (A. Alt) — be¬
ruhen. Der rasche Wechsel der Nordreichdynastien ist nicht durch eine
Infragestellung des dynastischen Prinzips, sondern durch die politische
Instabilität des Staates bedingt, ist also nicht ideologisch, sondern roal-
politisch zu bogrimden. Die Stabilität der davidischen Dynastie ist da¬
gegen vor allem der Konzentration dor national-religiösen Traditionen auf
Zion-Jerusalem und dem Sachverhalt zu verdanken, daß dio Bevölkerung
Judas die daraus resultierende Königsideologie akzeptierte. G. W.
Haiim B. Ros^n: Contemporary Hebrew. Tho Hague [usw.]: Mouton 1977.
249 S. 8» (Trends in linguistics. State-of-the-Art Reports. 11.) 72,— DM.
Das Buch ist nicht, wie os in der information card heißt, eino ,, concise but comprohonsivo grammatical presentation" des israel. Hebr., sondern
der Versuch, an Hand ausgewählter Beispiele aus allen Teilen der Gram¬
matik (phonology, content and lexicon, parts of speech, word formation
and compounding, inflexional categories, syntactical categories) die Struktur¬
differenzen zwisehen bibl. und israel. Hebr. aufzuzeigen. Es ist interessant
zu sehen, wie vom histor. Standpunkt aus nur unbedeutend erscheinende
Veränderimgen bereits eino völlige Neuinterpretation von Strukturen not¬
wendig machon. Dom für mich nicht immer leicht losbaren Buch geht
eine Einf. übor dio Erforschung des zoitgen. Hohr, voran, die teilw. Bericht übor eigene ältere Arbeiten R.'s und Auseinandersetzung mit Rezensenten
ist. E. W.
ISAiAH Friedman: Germany, Turkey, and Zionism, 1897 — 1918. Oxford:
Univ. Pr. 1977. XV, 461 S. 8». 14,— £.
Dor arab. Anti-Zionismus ist nicht erst durch die Balfour-Doklaration
(1917) entstanden, sondern war bereits vor dom I.Weltkrieg vorhanden.
Nur in ständigem Kampf mit don offiziellen Restriktionen der türk. Re¬
gierung konnte die jüd. Bevölkerung Palästinas von 24000 im Jahre 1882
auf 85000 im Jahre 1914 anwachsen. Das Hauptresultat der auf Archiv-
Material beruhenden Forschungen unseres Autors : Ohne die ständige Inter¬
vention der Deutschon bei der mit ihr befreundeten türk. Regierung zu¬
gunsten der jüd. Gemeinschaft Palästinas hätte diese nicht überleben können.
Die dt. Regierung verfolgte dabei auch ihre eigenen Interessen : Förderung der dt. Sprache und Kultur, die u.a. in der deutschsprachigen jüd. Laomel-
Schule in Jerusalem (gegr. 1856) gepflogt wurden. — Eine Ergänzung zur
Bibliogr.: M. und A. J. Braweb: Zikrönöt äb u-b'nö (Erinnerungen von
Vater und Sohn). Jerus. 1966. Vgl. ibid. das Kap. „Sprachenkampf" (S.
477ff.) mit dem Kap. „The Sprachenkampf" unseres Buches (S. 171f.). L. P.
Thebäse Metzger: Les manuscrits hAbreux copiäs et d4cor4s ä Lisbonne
dans les demiSres däcennies du XVe siecle. Paris: Funda9äo Calouste
Gulbenkian, Centro Cultural Portugues 1977. XXI, 229 S., 7 Über¬
sichtstab., 1 Farb- und 38 Schwarz-Weiß-Taf. (Cultura medioval e moder- na. 6.)
Mit dieser vom Contro Cultural Portugues angeregten, Mabcel Bataillon
gewidmeten Publikation, einer Teilarb. ihrer Thesonverteidigung an der
Univ. Straßburg, legt die durch ihre sorgfältigen Veröffentlichungen über
illustrierte hebr. Hss. bekannte Autorin einen detaillierten krit. Comte
rendu über das 1970 in Paris zum gleichen Thema erschienene, inhalt¬
lich in vieler Hinsicht anfochtbare Werk von Gabbielle Sed-Rajna •
Manuscrits h&breva: de Lisbonne. Un atelier de copistes et d'enlumineura au
XVe siecle vor. — In Anlehmmg an die nicht sehr glückliche Einteilung
boi S.-R. geht sie zunächst auf dio tatsächliche Material- und Quellen¬
lage des Themas unter Hervorhebung dos span. Einflusses ein und zer¬
pflückt von dieser Warte aus in überzeugender Beweisführung dio Thesen
von einem Atelier der Kopisten und Illuminatoren in Lissabon, der an¬
geblichen Priorität der portugiesischen hebr. Typographie und von der
direkten Fortsetzimg der dekorativen Hss.-Tradition durch den hebr. Druck
Anschließend untersucht sie mit minutiöser Genauigkeit imd unter Ver¬
wendung neuen Bild- und Handschriftenmaterials den Katalog der von
S.-R. aufgeführton Codices und kommt zu zahlreichen Richtigstellungen
und Ergänzungen. Mit dieser nüchternen Bestandsaufnahme führt M. die
Forschung über die in Lissabon im XV. Jh. entstandenen und dekorierten
Hss. dankenswerterweise wieder auf den Boden der Realität zurück. H. S
Robebt D. Biggs : Inscriptions from ai-Hiba-Lagash. The First and Second
Season. Malibu: Undena Publ. 1976. VI, 4.5 S., 2 Taf. 4» (Bibliotheca
Mesopotamica. 3.) Brosch. 6,50 $.
Die nicht sehr zahlreichen Texte, die bei don neuerlichen Grabungen
im alten LagaÄ gefunden wurden, worden hier in sehr sauberen Kopien
mit kurzer Einl. und Beschreibung vorgelegt. Unter don 41 Stein- und
Tontaf. befinden sich auch zwei sargonische und 6 altbabyl., letztere aus
dem kleinen Archiv eines Bur-Sin. Der größte Teil der Weihinschriften
die teilweise bekannte Texte duplizieren, und dor Wirtschaftsurkunden ge¬
hört in dio Zeit Eannatums I. Für die rasche und sorgfältige Ed. worden
dio Fachkollegon B. dankbar sein. W. R.
MiEJO Salvini: Texte des hurrischen Kreises. Borlin: Akad.-Verl. 1977.
XII S., 50 Bl. in Mappe. 4° (Keilschrifturkundon aus Boghazköi [KUB]
47.) 48,— Mk.
S. setzt hiermit die in KUB 45 (1975) wiederaufgenommene Ed. der
zum sprachlichen und kulturellen hurrit. Milieu gehörenden Boghazköy-
Toxto fort und führt sie gleichzeitig zu einem vorläufigen Abschluß.
Gleichzeitig kündigt S. dio philol. Bearb. der darin enthaltenen mythisch-
epischen Texte an. Die hier vorgelegten Toxto sind teilweise schon seit
längerer Zeit einem beschränkton Kreis bekannt gewesen und bereits 1951
hat Fbiedbich in: AfO 15 (1945—51), S. 104f., verschiedene Formen des
Namens UtipSarri aus Bo 2353 und 3109 (jetzt KUB 47,1, zusammen mit
Bo 3155) bekanntgemacht und darauf hingewiesen, daß es sich hier um
Fragmente zum KoSSi-Epos handelt. Auch bei Haas-Wilhelm : Hurritische
und luudsche Riten aus Kizzuwatna. Neukirchen-Vluyn 1974, S. 70 findet
sich eine Passage aus dem damals noch unveröffentl. Toxt Bo 3236, jetzt
KUB 47, 89. Unter dem in don Texten enthaltenem Namenmatorial be¬
findet sich Einiges bomerkonswerto. So dor Ortsname Gazzuwatna (64 II
28 IU URU Oaz-zu-ua-a[t-n]a; dazu vielleicht auch Gazzuiia[- KUB 26,
67 II 6), den man sprachlich kaum vom Landesnamen Kizzuyatna wird
trennen wollen, weimgleich die Gründe für don Vokalwechsel unklar bleiben.
J T.
Kurzanzeigen 167
Hobst Steible: Rimsin, mein König. Drei kultische Texte aus Ur mit
der Schlußdoxologie ^i-im-^stn lugal-mu. Wiesbaden: Steiner 1975. X,
129 S. 8» (Freiburger altorientalische Studien Bd. 1.) Brosch. 38 — DM.
Diese Diss, bietet eine Bearb. der sum. Hymnen UET 6, 102, 104 und
106, die jeweils Doxologien für Rim-Sin I. von Larsa enthalten. Es
handelt sich um ein Gebet an An, eine Hymne an den Nemnondgott Asim-
babbar und eine an den König selbst, die konventionell mit ausführl.
philol. und sachl. Komm, bearb. werden, dessen Material durch einen Index
gut erschlossen wird. Man vermißt allerdings eine literarische (und evtl.
historische) Auswertung der Texte, die natürlich auf einer breiteren als
der hier gewählten Materialbasis erfolgen müßte. W. R.
AxBEBTO R. W. Gbeen : The Role of Human Sacrifice in the Ancient Near
East. Missoula, Montana: Scholars Pr. 1975. XVI, 383 S. 8» (American
Schools of Oriental Research Dissertation Series. 1.)
Dor Titel des 1. Bdos dieser Diss. -Reihe stimmt erwartimgsvoll. Die Be¬
handlung dos sehr schwierigen Thomas begirmt auch ganz sinnvoll mit
einem Versuch oinor Definition dos Opfer-Begriffes, macht aber dann keinen
rechten Gebrauch mehr davon, sondern wirft alle Arten von Opfern, seien
es nun Bauopfer oder Ersatzopfer, rituelle Tötung usw. durcheinander.
Von Mesopotamien wird auch ins Indus-Tal und nach Syrien und
Ägypten übergegriffen, dio schwierigen Problome des ,, Moloch" in wonigen
Seiton abgehandelt — leider ohne das so dringend erforderliche Eingehen
auf die Texte, wenn auch mit viel archäol. Material. So bietet das Bueh
w^enig Woitorführendos, allerdings eine umfangreiche — wenn auch nicht
erschöpfende — Aufarb. der Lit. W. R.
A.ncient Mesopotamian Art and Selected Texts: The Pierpont Morgan
Library. Foreword by Ch. Ryskamp. Essays by W. W. Hallo, E. Pobada,
B. L. Schlossman. New York: Tho Pierpont Morgan Library 1977. 42 S.
mit 11 Abb. 4,50 $.
Das schmale Bändchen enthält 4 vorzüglich erhaltene Objekte dor Pier¬
pont Morgan Library : zwoi Gründungsfiguren, eine Steintafel des Urnammu
und eine Onyx-Schale, die knapp und präzis beschrieben und im Kupfer-
Tiefdruck vorzüglich abgebildet worden. Bemerkungen von Hallo über einige
der (heute in Yale aufbewahrten) Tontaf. der Bibliothek schließen sich an,
femer eino kurzo Abhandlung von Pobada über besonders charakteristische
Siegolabrollungen auf 3 der Tafeln. W. R.
Denise Schmandt-Bessebat [Ed.]: The Legacy of Sumer. Malibu: Undena
Publ. 1976. II, 127 S., 68 Taf. 4» (Invited Lectures on the Middle
East at the University of Texas at Austin. Bibliotheca Mesopotamica. 4.)
Brosch. 12,00 $.
Dio in diesem Bd. gesammelten Vorträge begloiteton eine Ausstollimg
sum. Kunst, sind folglich stark archäol. orientiert. So behandelt R. J.
Bbaidwood das Problem dos Ursprungs der Sumer, McGuiee Gibson
Probleme im Zusammenhang mit Verlagerungen des Euphrat-Laufes imd
damit Änderungen dor Wirtschaftsform. Sum. Wirtschaft ist auch das
Thema von C. C. Lamberg-Kablovsky, während dio Stadt und ihre Kultur
von J. A. Gallbby und der Hrsg. behandelt worden. Kleinkunst, Schmuck
aus Ur, und bestimmte Rollsiegol in ihrem zeitlichen und stilistischen
Bezug, werden von S. M. Alexandbb und E. Poeada diskutiert und
R. H. Dyson Jr. gibt einen guten Einblick in die Forschungsgoschichte
von Ur. Dem Anspruch, das sum. Erbe aufzuzeigen, kann eine Publ.
ohne Berücksichtigung der Wissenschaft und Sprache, mit nur kleinen
Streiflichtem auf Literatur und Geschichte, natürlich nicht gerecht
werden. W. R.
Kubt Bittel: Beitrag zur Kenntnis hethitischer Bildkunst. Heidelberg:
Winter 1976. 12 S., 12 Taf. 8» (Sitzungsberichte der Heidelberger Akad!
der Wiss., Phü-hist. Kl, 1976, 4.) Brosch. 24,— DM.
3 Objekte heth. Kleinkunst werden hier auf wenigen Seiten muster¬
gültig beschrieben und gedeutet: Die beiden Rhyta der Schimmel-CoUection
das stierförmige und ■— wegen seines Relieffrieses besonders interessant —
das hirschförmige Gefäß, und die Zeremonialaxt aus dem schon viele Jahre
zurückliegenden Hortfund von Sarkisla. Alle diese Stücke werden ,,um oder
bald nach 1400" datiert, in eine Periode also, die — vor dor heth.
Großreichszeit! — bisher noch fast unbekannt ist. Sehr behutsam wird
dor Zusammenhang der Geräte mit dem heth. Kult, wie er uns durch
Ritualtexte bekannt ist, hergestellt. W. R.
Helmut Fbeydank: Mittelassyrische Rechtsurkunden und Vervxdtungstexte.
Berlm: Akad.-Verl. 1976. 15 S., 50 Taf. 4» (Vorderasiatische Schriftdenk!
mäler der Staatlichen Museen zu Berlin. H. 19 = N.F. H. 3.) Brosch
48,— Mk.
Die roichen Schätze an Keilschrifttexten, die das Vorderasiatische Museum
enthält, werden allmählich bekaimt gemacht. Hier handelt os sich um 73
mittelass. Urkimden, die aus den Grabungen in Assur und Kar-Tukulti-
Ninurta vom Anfang dieses Jhdts. stammen. In sorgfältigen und gut les¬
baren Kopien werden von F., dem wir bereits substantielle Beiträge zu
Einzelproblomen der Texte verdanken, dio teilweise schlecht erhaltenen
Taf. ed., deren Inhalt sich eng an bekanntes Material anschließt (Lieferungen
von Verpflegung und Vieh, Darlohensurkimden usw.), trotzdem manche sach¬
liche und lexikalische Schwierigkeit enthält. W. R.
Elmab Edel: Ägyptische Ärzte und ägyptische Medizin am hethitischen
Königshof. Opladen: Westdeutscher Verl. 1976. 140 S., 4 Taf. (Rheinisch-
Westfälische Akad. der Wiss. Geisteswissenschaften. G 205.) Brosch
28,— DM.
Beachtliche Teile der akkad. (!) Korrespondenz zwischen Ramses II.
und dessen heth. Zeitgenossen Hattusili III. (II.) nobst Gattin Puduhepa
sind uns erhalten. Aus jahrzehntelanger Beschäftigung mit diesem in Kopie
bisher nur zum kleinsten Teil publizierten Material ist E. mit allen seinen
Problemen bestens vertraut und legt einen weiteren Teil seiner Studien,
jetzt zum Thema ,, Medizin", vor. Der sehr ausführl. und gelegentlich
etwas umständliche Komm, enthält viel mehr, als der Titel verspricht,
schließt auch dio bab.-heth. Korrespondenz mit ein und läßt hoffen, daß
nun Textkopien und Gesamted. bald folgen, damit alle an diesem wichtigen
Kapitel der Geschichte und Kulturgeschichte interessierten Forschor sich
auf verläßlicher Basis selbst an der Arbeit beteiligen köimen. Zur Einf.
in die Probleme ist das reichhaltige Büchlein sehr gut geeignet. W. R.
Ebica Reineb [in collab. with D. Pingbee]: The Venus Tablets of
Ammisaduqa. Malibu: Undena Publ. 1975. IV, 60 S. 4° (Bibliotheca
Mesopotamica. 2/1.) Brosch. 6,75 $.
Kurzanzeigen 169
Aus der großen astronomischen Serie Enüma Anu Enlil hat der in
Taf. 63 erhaltene Text über die Beobachtungen der periodischen Vonus-
XJmläufe wegen der vermuteten histor. Implikationen schon immer besondere
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Daraus erklärt sich der etwas merk-
wdirdigo Umstand, daß oino zusammenfassende Ed. der Taf. 50ff. der Omen-
serio gerade mit diesem Text beginnt. Durch eine synoptische Umschrift
aller Textzeugen, die sich durch die wohlbekannte Beloseiüioit R.'s er¬
freulich vormehrt haben, wird eine optimale Dokumentation erreicht. Die
astronom. Probleme worden von Pingbee kurz imd klar erörtert, ebenso
die sehr schwierigen Überlieferungsgeschich tl. Fragen. Dabei ist — auch
für andere astronom. Texte — die Feststellung wichtig ,,that this text
has undergone a considerable process of expansion and corruption prior
to its boing inscribed on the tablets available to us." W. R.
J. Hoftijzeb and G. van deb Kooij: Aramaic Texts from Deir 'Alia. With
contr. by H. J. Fbanken, V. R. Mehba, J. Voskuil, J. A. Mosk. Prof.
by P. A. H.DE Boeb. Leiden: Brill 1976. XH, 324 S., 33 Pls. 4»
(Documenta et Monumenta Orientis antiqui. Vol. 19.)
Dor Bd. enthält in bisher nicht gekarmter Ausführlichkeit imd Qualität
die Erstveröffentlichung der im März 1967 in Deir 'Alla (Jordanien) ausge¬
grabenen aram. Texte, die auf den Verputz mit schwarzer und roter Tinte
aufgeschrieben sind. Nobon kürzeren 3 Kap. über den archäolog. Kontext
des Fundes und die techn. Analysen folgen von v.d. K. die paläograph.
Analyse (p. 31-—170) und von H. die Transkription, die Übers., der
philolog. Komm., die gramm. Analyse und das Wörterverz. und einigo
Indices (p. 173—324) der wichtigen Texto und Fragmente (ca. 8. Jh. v. Chr.),
die Biloam-Prophetion zum Inhalt haben. Ausgezeichnete Abb. (z.T. farbig)
ergänzen das Ganze. R. D.
H. J. W. Dbijvebs: The Religion of Palmyra. Leiden 1976.
Dieses ist einor der bewährton Bde, aus dom ,, Institute of Religious
Iconography" an der Univ. Groningen. D. erschließt die vergangene Religion
von Palmyra anhand archäol. Funde, dio heute in Museen aufbewahrt sind,
verstreut übor die halbe Welt. 80 Abb. von Skulpturen, Reliefs, Frosko-
maleroien und von den Überresten dos Bel-Tompels bilden den Kern des
Bdes. Dem Lesor wird neben der sorgfältigen Rekonstruktion des religiösen
Lebens im alton Palmyra auch eino willkommene Einf. in die Geschichte
der Stadt, in den Ablauf der Ausgrabungen und in die Religions- und
Kunstgeschichtsschreibung geboten. H.-J. G.
Moshe Bab-Asheb: Palestinian Syriac Studies. Sources-Texts. Traditions
and Orammatical Problems. Jerusalem 1977. 581 S. [Hebr.], XVI S. [Engl.
Inhaltsverz. und Resümee]. 4" (Zu beziehen beim Autor, The Hebrew
University, Department of Hebrew Language.)
Das Studium des Christi.-Pal.-Aram., das stark vernachlässigt ist, karm
durch die vorliegende Arbeit, eine etwas Überarb. und um Indices erw.
Fassimg von einer Jerusalemer Diss, (bei E. Y. Kutscheb (f) und Z. Ben-
HIa-YYIm), auf eine nouo Grundlage gestellt worden. Nach der Kritik an
der bisherigen Forschung (unzuverlässige Edit, usw.) gibt B. zunächst einen
klassifizierten Überblick über das gesamte handschriftl. Material dieser
Sprache. Diese Klassifikation ermöglichte dio Herausarb. von 2 verschiedenen
Schichten, einer älteren des 6.—8. Jh. n. Chr. (noch ohne nennenswerte
fremde Einflüsse), und oiner jüngeren dos 10.—13. Jh., in dor sich syr.
luid arab. Einfluß auf das nicht länger als lebende Sprache existierende
Christi.-Pal.-Aram. bemerkbar macht. — Im 3. T. werden ausgewählte
gramm. Probleme besprochen, so dor Gebrauch der Konsonanten \
h und ' (dor auf eine Schwächung dor Gutturale hindeutet), das Swä und
die Distribution der Vokale [u] und [o]. — Leider hat B. seine Ergebnisse
durch dio äußere Form (neuhebr. Sprache und Druck nach handschrift-
liehen (in hobr. Kursive!) Vorlagen dos ganzen Werkes) unzugänglich ge¬
macht; es ist sehr zu hoffen, daß bald eino engl, odor franz. Ausgabe
allen Interessenten das Kermenlornen der neuen Fakten ermöglicht.
Verlag sollte sich doch finden lassen. R.
Wbbneb Stbothmann: Jakob von Sarug. Drei Gedichte über den Apostel
Thomas in Indien. Hrsg., übors. und mit oinem vollständigen Wortverz
versehen. Wiesbaden: Harrassowitz 1976. 552 S. 8» (Göttingor Orient¬
forsehungen. R. 1.: Syriaca. 12.)
Ste., der über die Thomasgodichte des Jakob von Sarug (f 521)
bereits in ZDMG Suppl. 1/2 (1969), S. 363—367 referiert hat, logt mit diesem
Band eine vollst, krit. Ed. der 3 langen Gedichto samt gut lesbarer dt
Übors. vor. In der Einl. unterrichtet er übor die benutzten Mas. und
weist auf dio Beziehungen zu den Thomas-Akton hin. Verzeichnisse der
Eigennamen, der griech. Lohnwörter, der Bibelstellen und aller in den
Gedichten belegter Wörter (S. 449—552) beschließen die Ed. R.
Anastasios Lolos [Hrsg.]: Die Apokalypse des Ps.-Methodios. Meisonheim- Hain 1976. 156 S. 8° (Beiträge zur klassischen Philologie. 83.) 36,— D;^'
Dio Revelatio S. Methodii de temporibus novissimis ist oino in vielen
Sprachen überlioforte Apokalypse, die wohl auf ein syr. Original des 7. Jh.
zurückgeht. Im vorliegonden Band, seiner Kölner Diss, boi R. Mebkelbach
und H. VAN Thiel, ed. L. die ältesten beiden griech. Redaktionen auf
der Grundlage von 12 bzw. 8 Mss. dos 14.—17. Jh.. — In dor Einl.
gibt er eino Inhaltsübers. dos Werkes, imterrichtet über die bisherigen
Edd. und die Hss. und referiert knapp die Ansichten über die originale
Sprache (p. 23). —• Dio oriental. Seite ist äußerst dürftig. L. zitiert zwar
Kmoskos Aufsatz in: Byzantion 6 (1931), die dort (p. 276') nachge¬
wiesene Teiled. und Übors. Nau's hat er aber offensichtlich nicht ein¬
gesehen. Weitere syr. Hss. gibt os in verschiedenen Slg.en. Man vermißt
auch die Bemerkungen Kmoskos aus seinem Nachlaß (AO 4 [1954], 36 39)
und P. J. Alexandeb : The Syriac original of Pseudo-Methodius' Apocalypse.
In: Proceedings of the 27th Int. Congross of Orientalists. Wiesbaden 1971
106—107. (Darüber demnächst mehr.) R. 13
Hans Noebbbt Speengbb: Theodori Mopsuesteni Commentarius in XII
Prophetas. Einl. und Ausg. Wiesbaden: Harrassowitz 1977. VII, 174,
475 S. 8" (Göttinger Orientforschungen. R. 5: Biblica et Patristica. Bd. 1.)
94,— DM.
Der Zwölfprophetenkommentar Theodors, der als einziges seiner Werke
vollständig in griech. Sprache erhalten blieb, lag bisher nur in unzuver¬
lässigen Drucken vor. Spe. ed. ihn hior erstmals kritisch auf der Grund¬
lage von 5 Hss., die aber, wie er in der Einl. nachweist, alle auf das MS
2204 (10. /l 1. Jh.) der Biblioteca Vaticana zurückgehen. Neben dor sorgfältigen
und gut gedr. Ed. (S. 1—429 von T. 2) steht ein Wiederabdr. der wenigen
syr. Fragmente der Hs. Add. 14.668 dos BM (6. Jh.) samt grioch. Text
auf den gegenüberliegenden Seiten nach der Ed. von Ed. Sachau. Lpzg.
Kurzanzeigen 171
1869, (S. 432—-453) imd ein Verzeichnis der Bibelstellen und bibl. Eigen¬
namen (S. 454—^475). — Im T. 1 beschreibt Spr. die 5 griech. Hss. und ihr
Abhängigkeitsverhältnis und untersucht das Verhältnis der syr. Übers, zum
Original. Weitere Untersuchungen sind der Bohandiung des Bibeltextos bei
Thoodor (einem der ältesten Zeugen der lukianischen Text-Rezonsion), seiner
Methode der Exegese und seiner Theologie gewidmet. — In oinor Synopse
(S. 153—164) sind Hosea 8,8 (sic!)-12; Joel 1,20—2,2; Joel 2,20—26 und
Amos 2,4—5 hebr., syr. (PSittä und Syrohexapla) und Theodor (griech.
und syr.) zum leichteren Vergleich zus.-gestellt. — S. 44 fehlen dio syr.
Äquivalente; S. 154 fehlt im Zitat der Syrohexapla Iwät hinter sleq. R. D.
Jacqueline Pirenne: Lm Maitrise de l'eau en Arabie du Sud antique.
Six types de monuments techniques. Paris: Klincksieck 1977. 237 S.,
27 Taf. 4° (Mömoires de l'Academie des Inscriptions et Belles-Lettres.
N. S. 2.)
Die Blüte der altsüdarab. Reiche war neben oinem ausgedehnten weit¬
reichenden Handel einer intensiven Bodenbowirtschaftung zu vordanken, die
ihrerseits wiedermn nur durch die Aussohöpfung aller verfügbaren Wasser¬
ressourcen möglich war. P. untersucht im vorliegonden Werk verschiedene
Typen von Reservoiren, wie sie in Südarabion zum Sammeln und zur
Wiedervortoilung des Wassers angelegt wurden, bis hin zur Kunst der
Nutzung des Taus, dio sie besonders ausführlich behandelt. In dem seither
gewöhnlich mit ,,Turm" übersetzten Bauterminus mah fid sieht sio Anlagen
zur Rückgewinnung von Wasser durch Sammeln von Tau. Bei der Dar¬
stellung der histor. Entwicklimg und der Fimktion jem. wassertechnischor
Bauton wird auf zahlreiche Parallelen in vorschiodenen Teilen dor Welt
hingewiesen. Mag man aucli P. in manchen Einzolheiton der philol. Inter¬
pretation altsüdarab. Inschr. nicht zustimmen und vielleicht auch ihre
Deutung von mahfid nicht annehmen, so trägt doch ihre umfassende
Behandlung der Bewirtschaftung dos Wassers und der Beherrschung der
dafür erforderlichen Techniken Wesentliches zum Verständnis dieser Grund¬
lage der vorisl. Kultur des Jemen bei. W. W. M.
Bairu Tafla [Hrsg. u. Übors.]: A Chronicle of Emperor Yohannes IV
(1872—89). Wiesbaden: Sterner 1977. 199 S. 8» (Äthiopistisehe Forschun¬
gen. 1.) 88,— DM.
"Übor das Leben des äth. Kaisers Johannes IV. gibt es 7 amh. und
äth. Chroniken, von denen 2 Kürzere bereits ed. bzw. übors. wurden. T. legt
jetzt eine längere Ga'az-Chronik in Faks. und engl. Übers, vor, von der
sich 1971 eine Fotokopie im Besitz des äth. Parlamentariers Ato Gassasa
Ayyala befand (Besitzer dos Originals unbekannt). Der 1. Teil (21 Bl.)
vrurde wohl zu Lebzeiten des Kaisers verfaßt und beschreibt dessen Jugend
in Anlehnung an eine andere Ga'ez-Chronik, von dor sich ein Ms. in der
Berhäna Selläse-Kirche in Adwa befindet. Er behandelt also Ereignisse
aus der Regierung dos Kaisers Theodoros. Der 2. T. (12 Bl.) beschreibt den
Kampf zwisclien Kaiser Takla Giyorgis und dem späteren Joh. IV. und
sehr ausfülirlieh dio Krönung Joh. IV. Seine eigentliche Regierimg kommt
sehr kurz wog. T. 3 (14 Bl.) enthält Briefe, einen von Joh. IV. an
Königin Victoria (1885), die anderen das äth. Kloster in Jerusalem be¬
treffend. Die Übers, ist von einem guten sachlichen Komm, begleitet. Dom
Text gehen eine Einl. übor dio bekannten Joh.-Chroniken und ausführliche
geneal. Tabellen voraus. Ein Index fehlt. E. W.
Paui. AuoHTBBLONrB and Yasin H. Safadi : Middle East Libraries Commit¬
tee. Union Catalogue of Arabic Serials and Newspapers in British Libraries
London: Mansell 1977. XVII, 146 S. 4». 12,— £.
Zeitungen sind dem Bibliothekar allgemein ein Greuel. Sie sind täglich
nachzutragen, Lücken sind kaum zu ergänzen, die Bindekosten sind enorm,
1. /-j^Jlf^i. verschlingen viel Magazinraum. Kommen sio dann auch noch aus
! dom Orient, von wo der Bezug kaum sichergestellt werden kaim, macht
man am besten einen groI3en Bogen um sie. Um so erstaunlicher ist es,
daß dor Gesamtkat. dor brit. Univ.- und Nationalbibliothokon (28 Bibl.)
doch 1011 Titel verzeichnen kann (P. de Taebäz: Ta'rih as-sihäfa al-
'arabiya. Bairüt 1913—1933 verzeichnete für 1929 3023 Titel; Ä. Ähmed-
BiouD: 3200 Revues et yournaux arabes. Paris 1969:3488). Die klass.
Titol sind fast alle vortreten. Sieht man sich die Bostandsangabon darm
allerdings genauer an, so bemerkt man, daß auch bei Kombination der
Bestände manche berühmte Zeitimg nicht vollständig vorhanden ist.
Die Titel sind alphabetisch geordnet, offizielle Organe allerdmgs unter dem korporativen Verfasser. Vom eigentlichen Titel boi korporativem Verfasser,
von Titeländerungon und Nebentiteln wird im Index verwiesen, der über-
flüssigorwoiso auch noch einmal die Haupttitel in der gleichen alphab.
Reihenfolge aufführt wie der Hauptteil. Dazu kommt oin sehr nützlicher
Index in arab. Schrift, nicht nur für Araber, sondem auch für Europäer,
denon die Vokalisation eines Titels unklar ist. E. W.
-4
Diana Gbimwood-Jones, Derek HorwooD, J. D. Peabson [Hrsgg.]: Arab
Islamic Bibliography. The Middle East Library Committee Guide. Based
on Giuseppe Gabeieli's Manuale di bibliografia musulmana. Hassocks :
Harvester Pr. 1977. XVII, 292 S. 8». 28,50 £.
' Diese Neubearb. von G.'s 1916 erschienenen Manuale enthält folgende
Abschn. : Bibliographies (A. Abd el Halim, P. ); Encyclopaedias and reference works (G.-J.) ; Ar. grammars (J. P. C. Auchteelonie) ; Genealogy, biographi¬
cal dictionaries and who's who (G.-J.); The press and periodicals (H.)
(viele interessante ar. Titel zum Pressewesen); Maps and atlases (H. Med-
lock); Ar. geographical names (P. J. M. Geelan) ; Festschrifts and comme¬
morative volumes (J. D. Latham); Scientific expeditions (G. Walsh);
Orientalism and orientalists (C. E. Boswobth) ; Institutions (P.); Ar.Mss.:
general (P.); Illuminated Ar. Mss. (E.M.F. Jachimowicz) (sehr ausführlich),
Ar. Papyri (C. Wakefield); Archives (H.); Ar. epigraphy (A. D. H. Bivar) ;
Muslim numismatics (Bivab) ; Ar. printing and book production (Y. Safadi) ;
Libraries (Auchteelonie); Booksellers for tho supply of material on the
Ar.-Isl. Near and Middle East (M. Dbiskell). Diese Übersicht zeigt, daß
das vor allem für don Bibliothekar gedachte Hb. keine reino Bibliographie
von Nachschlagewerken ist, sondern auch übor Institutionen u.a. infor¬
miert. Die einzelnen Abschnitte sind sehr unterschiedlich in Umfang imd
Qualität, woniger durch die Verschiedenheit der Bearbeitung, als dadurch,
daß boim Vorliegen guter anderer Bibliographien gelegentlich nur Torsi
von Nachträgen und Neuerscheinungen goliofort worden (vgl. z.B. die
skurrile Sammlung ar. Wbb. S. 61—63). E. W.
F. Leemhuis : The D and H Stems in Koranic Arabic. A comparative
^ _j study of the function and meaning of the fa"ala and 'af'ala forms in
' Koranic usage. Loidon: Brill 1977. 143 S. 8" (Publications of the
Netherlands Instituto of Archeology and Arabic Studies in Cairo. 3.)
"y 36,— hfl.
^^;-)Jl
Kurzanzeigen 173
Ausgehend von E. Jenni: Das hebräische Pi'el. Zürich 1968 und einigen
Äußerungen bei Sibawaih sieht L. im arab. II. Stamm ein Faktitiv im
Gegensatz zu dem kausativen IV. Stamm, d.h. der II. Stamm transformiert
einen Nominalsatz, der IV. Stamm einen Verbalsatz. Daraus ergeben sich
sekundär weitere Unterschiede: 1. Das Objekt von II verbleibt passiv,
das von IV wird aktiviert; 2. Die Handlung von II ist indifferent bezüg¬
lich der Dauer, die von IV ist durativ; 3. Das Subjekt von II ist
unabhängig in seiner Handlung, das von IV ist auf die Handlung des
Objekts angewiesen; 4. Bei II ist die Handlung dem Objekt gegenüber
akzidentell, bei IV dagegen substantiell. Ohne die Ergebnisse von L. an-
zwreifeln zu wollen, muß ich gestehen, daß mir bei manchen von L. als
kontrastiv angeführten Beispielen das Gefühl für den feinen semasiolo¬
gischen Unterschied abgeht. Aber das geht mir bei der Lektüre mancher
anderer linguistischer Arbeiten, etwa über Verbalaspekte, nicht besser. E. W.
Lothae Kopp: Studies in Arahic and Hebrew lexicography. Ed. by
M. H. Goshen-Gottstein with the assistanee of S. Assif. Jerusalem:
Magnes Pr. 1976. 261, 195 S. 8»
G.-G. setzt mit der Ed. dieser Schriftensammlung seinem früh ver¬
storbenen Studienkollegen und Freunde K. (1917—1964), Leiter der Orient¬
abt, der NUB Jerusalem, ein Denkmal. K. hat vor allem auf dem Ge¬
biete der arab. (und hebr.) Lexikographie und der Gesch. der Naturwiss.
gearbeitet. Aus dem erstgenannten Gebiet sind hier 3 Kapp, aus seiner
hebr. geschriebenen Diss. Arabic Lexicography — its origin, development,
sources and problems abgedruckt, außerdem Aufsätze zu den Fremdwörtern
bei arab. Lexikographen und zum relig. Einfluß auf die arab. Philologen.
Andere Aufsätze betreffen das Arab, als Quelle der hebr. Lexikographie
und Etymologie. Dem zweiten Gebiet gehört die engl. Übersetzung des
Zoolog. Kap. aus dem K. al-Imtä" wal-mu'änasa des Tauhidi (mit aus¬
führl. Einl.) an. Der Beitrag über den angeblichen Vogel anüq bietet ein
praktisches Beispiel der Kritik an der arab. Lexikographie und Zoologie.
E. W.
C. H. M. Verstbeoh: Oreek Elements in Arahic linguistic thinking. Leiden:
Brill 1977. XI, 243 S. 8° (Studies in Semitic languages and linguistics.
7.) 48,— hfl.
Das überaus interessante Buch sotzt 2 Einflußschichton voraus: Die
1. lag vor der Zeit dor Übersetzungen aus dem Grioch. ins Arab, und
entstand durch direkten Kontakt mit dor lobenden griech. Grammatiker¬
tradition. V. nennt hier folgendes: the terminology of articulated sound
and of phonetic change; the term haraka; the definitions of noun and
verb; the paradigms of noun and verb; the theory of tho parts of the
speech; the notion i'räb; tho verbal tenses; the theories concerning the
infinitive; the concept of transitivity; the system of tho usül an-nahw.
Manches scheint in dor Tat schlagend, und ich selbst habe einmal (in:
Mimdus 1 [1965], S. 338) vermutet, daß griech. Einfluß auch ohn© direkte
Übersetzung aus oinor woiterlebondon hellenist. Tradition in die isl. Welt
eingedrungen sein kann. Doch med. und naturw. Kenntnisse überspringen
leichter Kulturgronzon als die an die Sprache gebundene gramm. Termino¬
logie. Dafür müßte man griech. Studien arab. Grammatiker voraussetzen,
worüber aber nichts bekannt ist. Hier bleibt mir einiges unklar. — Die
2. Einflußschicht lag nach der Zeit der Übersetzungen. Hier ist griech. Ein-
fluß im linguist. Denken arab. Philosophen und Theologen offenkvmdig.
Die Grammatik im engeren Sinne wird davon aber weniger berührt.
Leider war V. der sein Thema in manchem berührende Aufsatz von
U. Haabmann: Religiöses Recht und Orammatik im klass. Islam. In: ZDMG
Suppl. 2 (1974), S. 149—169 noch nicht bekannt. E. W.
Heikki Pal VA: Studies in the Arabic dialect of the seminomadic al.
'Agärma Tribe (al-Balqä' District, Jordan). Göteborg: Acta Univ.
Gothoburgonsis 1976. 109 S. 8» (Orientalia Gothoburgensia. 2.) 40.— Skr.
Nachdem mit B. Lewin: Notes on Cabali. Göteborg 1969 zunächst ein
syr.-arab. Dialekt beschrieben wurde, erscheint jetzt in der gleichen Reihe
in älinlichem Aufbau die Darstellung eines jord.-arab. Dialektes: Skizze
von Laut- und Formlehre mit bes. Berücks. der distinktiven Merkmale
Zus.-Fass. und Klassifikationen, Text mit Übers, und Glossar. — Bes.
Charakteristika: d, t, d, ^ erhalten; q>g/g; k>k/ö; a in imbet. off.
Silbe neben Nichtlar. und Nichtemph. zu 3, das im Gegensatz zu a<i,
nicht mit O wechselt; Erhaltung des PI. der 2. u. 3. Pers. bei Pron. und
Verb; Impf.-Präfix 6- fehlt; Impf.-Morpheme 2. f. sg. vmd 2. vi. 3. m. Pl.
t- . . .i, t- . . .u, y-...u (also ohne -n). Der Dialekt gehört zu den syro-
ineaop. prä-'anazi Kleinviehnomaden-Dialekten (Gruppe C bei Cantineau)
mit Einfluß der benachbarten Ansässigendialekte. E. W.
Reinhabd Weipebt: Studien zum Diwan des Rä'i. Freibuig i. Br. : Schwarz
1977. 178 S. 8» (Islamkundliche Untorsuchungen. Bd. 44.) 28,— DM.
Bei der Mimchener Diss, von W. handelt es sich um Prolegomena zu
einer Ed. dor Verse dos Umayyadendichters ar-Rä'i, dessen Diwän einst
in mehreren Rezensionen vorlag, von denen aber keine erhalten ist. Nach
W. umfaßte der Diwän etwa 1600 Verse. Rund 3/4 davon haben sich in
der Sekundärliteratur erhalten, allein 364 in dem unedierten Muntahä t-talab
min aä'är al-'arab des Muh. b. al-Mubärak Ibn Maimün, von dem W.
die Hs. Yale 389 (1463 n. Chr.) benutzen koimte. Insgesamt kaim W. 1409
Verse nachweisen, von denen 92 dem Dichter zu mirecht zugeschrieben
werden. Diesen Pseudo-Rä'i-Versen widmet W. den Hauptteil seiner Arbeit
indem er sie krit. ediert und in einem Komm, die Aussonderimg begründet.
Den Abschluß bildet die Ed. zweier echter Rä'i-Qa.siden als Muster für eine krit. Rä'i-Ausg., für die W. das methodische Rüstzeug zweifellos mitbringt.
E. W.'
GihsTTEB lüling : Der christliche Kult an der vorislamischen Kaaba ala
Problem der Islamwissenschaft und christlichen Theologie. Erlangen •
H. Lüling 1977. 100 S.
Im Anschluß an seine beherzten Rekonstrulctionsversuche des Koran¬
textes und vorisl. Dichtvmg im Sinne christl. Substrate unternimmt L.
hier die Interpretation der unmittelbar vorisl. Ka'ba als christl. Kult¬
raumes und weiterhin die Bekräftigung seiner These, daß 'die vorisl.
Geisteswelt Zentralarabiens und insbesondere Mekkas in bestimmender Weise
von gemeindlich organisiertem und eine eigene altarab. Literatur besitzendem
Christentum geprägt war' (S. 43), eine These, die L. von einer sinistren
Koalition der tendenziösen isl. Geschichtsschreibung und einer in dogma¬
tischem Schlummer verharrenden 'Lehrstuhl-Orientalistik' unterdrückt sieht.
Aus dem zentralen Kap. (S. 43—52): Der higr sei Rest einer nord¬
westlich orientierten Apsis, die ursprimgliche qibla kongruiere also mit der
naeh Jerusalem weisenden Gebetsrichtung der Gegner des Propheten, die
Kurzanzeigen 175
Nachrichten über die Ausstattung der vorisl. Ka'ba mit Malereien christ¬
licher Thematik (nach der berühmten Stelle bei -Azraql: Ahbär Makka. Ed.
F. Wüstenpeld. Leipzig 1858. {Die Chroniken der Stadt Mekka. 1.), llOf.,
seien Beweis für ausschließlich christl. Kult, der Begriff i^äza aus der vor¬
isl. Wallfahrtszeremonie sei als 'Erlaubnis' der christl. QuraiS gegenüber
Heiden zu verstehen, ihren Ritus durchzuführen, u.a.m. — In diesem
Sinne kündigt L. eine monographische Behandlimg der Baugeschichte der
Ka'ba aus der Feder B. Finsters an. H. H. B.
John Bubton: The Collection of the Qur'än. Cambridge: Univ. Pr. 1977.
VTI, 273 S. 8». 8,50 £.
Die These dieser klar aufgebauten Untersuchung ist: Im 2. Jh. H. ent¬
stand innerhalb des fiqh eine fundamentalistische Strömung, die eine Abro¬
gation von koranischen Vorschriften durch die Sunna ableimte. Um all¬
gemein anerkaimtes Gewohnheitsrecht (z.B. Steinigung von Ehebrechern),
das dem Koran widersprach, beibehalten zu können, mußte man annehmen,
daß es einst Bestandteil des Koran als Rechtsquelle war, aber für den
Koran als liturgisches Buch {mushaf) abrogiert wurde, ohne seine Rechts¬
kraft zu verlieren {nash at-tiläwa düna l-hukm). Die Theorie der dauemden
Abrogationsmöglichkoit in der Zeit der Offonbarmig sotzt jedoch voraus,
daß der Koran seine endgültige Gestalt erst nach dom Tode des Propheten
erhalten haben kann. Alle dio widersprochondon hadite über dio Koran¬
sammlung durch Abü Bakr, 'Utmän, Zaid usw. haben den einen Zweck,
zu beweisen, daß der Koran seine endgültige Form erst nach Muhammed
erhielt. Sie sind doshalb als Zweok-hadite nicht glaubhaft. Bis hierhin
scheint B.'s Argumentation einsichtig. Don letzten Satz seines Buches:
,,"We have isolated and neutralised tho only motive for excluding Muh.
from the editing and promulgating of tho Qur'an texts. In those processes.
Muh. at last must now bo once more re-instated. What we have today
in our hands is tho mushaf of Muh." scheint man mir daraus aller¬
dings nicht folgern zu können. E. W.
Johan Boitman: Gott und Mensch im Koran. Eine Strukturform religiöser
Anthropologie anhand des Beispiels Allah und Muhammad. Darmstadt:
Wissenschaftl. Buchges. 1977. VIII, 256 S. 8» (Impulse dor Forschung.
22.) Ladenpreis 102,— DM, Mitgl.-Preis 58,— DM.
Der Religionswissonschaftler B. faßt sein Thema sehr weit: os worden
fast die ganzen dogmatischen und erzählenden Partien des Koran be¬
handelt. Das islamkundliche Material wird dem heutigen Forschungsstand
entsprechend und mit begründeten Stellungnahmen boi kontroversen Pro¬
blemen dargeboten, bringt dom Islamkundler aber nicht viel Neues. Das
Gewicht des Buches für ihn liegt in der dauernden vergleichenden Heran¬
ziehung jüdischer und christlicher Vorstellungen, was weniger geschieht,
um Einflüsse nachzuweisen, als um zu zeigen, wie sich die Lohre des
Koran von der des Judentums und der des Christentums abhebt. — Es
sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß bei den obigen Preisangaben
für das Paporback-Buch nicht etwa das Komma um eine Stelle nach rechts
gerückt ist! E.W.
WrLLiAM A. Graham : Divine Word or prophetie word in early Islam. A
reconsideration of the sources, unth special reference to the divine saying
or hadith qudst. The Hague [usw.]: Mouton 1977. XVII, 266 S. 8°
(Religion and society. 7.) 68,— DM.
G. stellt die These auf, daß bis etwa 150 H. die Muslime keinen
wesentl. Wertimterschied zwisehen der koran. Offenbarimg und prophet. Aus¬
sagen machten, daß vielmehr der Koran, Gottesworte außerhalb des Korans
{hadlt qudsi [=h.q.]) und Prophetenworte {hadit nahawi) gleich hohen
Wert gegenüber nichtprophet. hadit hatten (also gegen Schacht). Gleich¬
zeitig ist für G. der h.q., von der Forschung bisher als Produkt später
(3. Jh. H.) süfischer Kreise angesehen, alt und ein Beweis dafür, daß es
auch außerkoran. Offenbarung gab. Ich muß bekennen, daß mich G.'s
Ausführungen nicht überzeugt haben. Die Gleichwertigkeit prophet. Offen¬
barung mit dem Koran wird nicht aus neuen Quellen und kaum aus der
Neuinterpretation bekannter Quellen, sondern vor allem aus religionswiss
Erwägungen erschlossen (aber auch hier spricht einiges gegen G.: Wenn
der Prophet von den Muslimen erst später, wie G. selbst sagt, aus der
menschl. Sphäre herausgehoben wurde, warum sollen seine Aussagen von
Anfang an göttlichen gleichwertig gewesen sein? Zeigt nicht der hadit al-
ifk, daß schon zu Muh.'s Zeit nur ein Koranvers volle Autorität hatte?)
Die dann von G. referierte Behandlung des h.q. innerhalb der isl. hadit-
Wissenschaft spricht für mich eher gegen ein hohes Alter. Stärkstes Argumerit
für G.'s These sind die 18. h.q. in der frülien sahifa Hammän b.
Munabbih's (gest. zw. 101 u. 131 H.) Aber auch damit kommt man nur
in die ,, fruchtbarste Zeit der Haditentwicklung" (van Ess in Überein¬
stimmung mit Wensinck und Schacht). Manche Hammäm-hadite haben
auch — gegen G. — theol. Aussagekraft {dahr, niya) und könnten damals
entstanden sein. Andere scheinen vom Inhalt her (z.B. munäzara zwischen
Himmel und Hölle) eher jünger als älter. Um das Alter des hadit zu
erweisen (was allerdings nicht G.'s primäres Anliegen ist), scheint es mir
kein untauglicheres Objekt als den h.q. zu geben. E. W.
Raie Geoboes Khouei [Hrsg.]: Asad b. Müsä (132—212/750—827).
Kitäb az-Zuhd. Nouv. 6d. revue, corrigie et augmentee de tous les
certificats de lecture d'apres les deux copies de Berlin et de Damas
avec une etude sur l'auteur. Wiesbaden: Harrassowitz 1976. 123 S. 8"
(Codices Arabici antiqui. 2.) 58,— DM.
Das hadite zu eschatologischen Themen zusammenstellende Fragm. aus
dem K. az-Zuhd wal-'ibäda wal-wara' des A. b. M. wurde zuerst von
R. Leszynski: Muhammedanische Traditionen über das Jüngste Gericht.
Kirchham 1909 nach der Hs. Berlm 1553 (= Spr. 495) hrsg. Kh. legt
jetzt eine Neuausg. unter Berücksichtigung der 2. bekannt gewordenen
Hs. Damaskus, Zähirlya, mag. 100/1 vor. Kh. sagt nichts über das
Verhältnis beider Hss. zueinander, doch scheinen sie eng zusammenzugehören.
Die Textherstellung erfolgt eklektisch; weicht eine Hs. vom textus
receptus ab, wird das im Apparat vermerkt, in dom — wohl etwas zuviel
des Guten — auch die Fohllesungen Leszynski's aufgeführt sind. Der Ed.
geht eine Einl. über Loben und liter. Aktivität des Verf.'s, auf den Kh.
bei seinen Studien zu Wahb b. Munabbih aufmerksam wurde, sowie über
den Inhalt des Werkes voran. Kh. geht es hierbei wie in seiner Wahb-
Studie vor allem um Probleme dor frühen arab. Literatur und Über¬
lieferung. Den Abschluß bilden die Ed. der 28 samä'- und g^m'a-Vermerke
der Hss. sowio mehrere Indices. E. W.
Annemarie Schimmel: Mystical Dimensions of Islam. Chapel Hill, N.C:
Univ. of North Carolma Pr. 1975. XXI, 506 S.
p
Kurzanzeigen 177
Die Vielfalt und spezifische Unvermittelbarkeit der Sufik stellen allen
Versuchen einer 'Gesamtdarstellung' dieser mächtigen Dimension des Islams
beträchtliche Hindernisse in den Weg. S. hat, ausgehend von einigen ihrer
Seminare an der Harvard Univ., sich für eine Kombination verschiedener
Darstellungsweisen entschieden, unter gewisser Wahrung der Chronologie
xxnd mit zahlreichen Querverbindungen und durchweg anregender Dokumen¬
tation und Annotation: Dio bedeutendsten Figuren und ihre Gedanken¬
welten werden für sich vorgestellt (Kap. 2 über frühe und klassische
Sufik, Kap. 6 über 'theosophischo Sufik' : Suhrawardi Maqtül, Ibn 'Arabi,
Ibn al-Färid); poetische Äußerungen dor pers. imd türk. Mystik worden
in Kap. 7 gesammolt, untersucht und quasi suggestiv dem Gosamtverständ-
nis nutzbar gemacht; grundlegende Konzepte werden in Kap. 3 (über den
'Weg' dos werdenden Sufis, Liobo imd Entwerdung, Formen dor Gottes-
verohrung) und Kap. 4 (über die Rolle dos Bösen, übor Heilige und
Wunder, die Verehrung dos Propheten) erörtert; Kap. 5 gilt den Bruder¬
schaften und Orden; das umfangreiche Kap. 8 schließlich handelt in
dankenswerter Ausführlichkeit über dio Sufik in Indien und Pakistan.
Eine ziemlich reichhaltige Bibliographie und sorgfältig goarb. Indizes runden
das schöne Buch ab. H. H. B.
ir-^-l'
Muhammad Umar Memon: Ibn Taimiya's Struggle against popular reli¬
gion. With an annotated translation of his Kitäb Iqtidä' as-sirä( al- —j-
mustaqim mukhälafat ashäb al-jahim. Tho Haguo [usw.]: Mouton 1976.
XXI, 423 S. 8» (Religion and Society. 1.) 101,— DM.
Don Hauptteil des Buches bildet oino Übors. von Ibn Taimiya's Iqtidä'
nach der Ed. Muh. Hamid al-Fiqi. Kairo 1950 unter Vorgfeich der Ausg.
Kairo 1325 H. = 1907. Voran geht eine Studio zu I. T.'s Kampf gegen
die bid'a auf dem Gebiete der unorthodoxen Feste einschließlich der
Heiligenverehrung und der §üfischon Vorstellung von fanä' und wahdat
al-umgüd, aber auch populärer Praktiken der Rifä'iya wie Durch's-Feuor-
Grehen u.ä. M. verteidigt I. T. dabei nicht nur gegen don nun schon zum
geflügelten Wort gewordenen Vorwurf, daß bei ihm eino ,, screw loose"
sei, sondern auch dagegen, daß er in seinem Rigorismus den tasavnvuj etwa
völlig abgelehnt habe. M.'s Einschätzung I. T'.'s fügt sich damit in die
Ergebnisse anderer moderner Forschung, die gezeigt hat, dor Hanbalis-
mus nicht immer in oinem rigoristischon Abseits stand, sondern Ver¬
bindungen zu vielen anderen isl. Strömungen bis hin zur Si'a (z.B. at-'Tüfi)
hatte. E. W.
-/
Josbf van Ess: Chiliastische Erwartungen und die Versuchung der Gött¬
lichkeit. Der Kalif al-Häkim (386 — 411 H.) Heidelberg: Winter 1977.
85 S. 8° (Abhandlungen der Heidelberger Aliademie der Wissenschaften.
Philos.-hist. Kl. Jg. 1977, Abh. 2.) 52,— DM.
Die völlig umgearb. Tübinger Antrittsvorlesung von 1969 bietet zwei
neue Erklärungen für das rätselhafte imd widersprüchliche Vorhalten dos
Pätimidonkalifon al-Häkim: Reaktion auf astrologische Vorhersagen und
der Ablauf des angeblichen 400jährigen Paktos zwischen dem Propheten
und den Christen und Juden. Außerdem bringt die Abhandlung Licht in das
Verhältnis al-Häkims zu den drei ältesten Propagandisten der Drusen
Muh. ad-Darzi, Hamza b. 'Ali und al-Ahram und die Beziehungen
der drei untereinander. Als eine wichtige Quelle dienen v. E. dabei die
Schriften des Zeitgenossen Hamidaddin al-Kirmäni. Wie alle Arbeiten
12 ZDMG 129/1
ÜÄ..