513!
Beiträge
zur Geschichte und Geographie des Sudan.
Eingesandt von Dr. Barth.
Nucb dum Arabiscben bearbeilel vun V. Ralfs.
Aufmerksame Leser dieser Zeitsclirift würden auch ohne die
Ueberschrift wissen , wem sie diese neuen Nachrichten über Afrika
zu verdanken haben. Derselbe Mann, der sie übersandt hat, hat
sie auch bereits angekündigt, und seine Ankündigung derselhen ist
im vorigen Doppelhefte dieser Zeitscbrift (S. 262 f.) veröffentlicht
worden. Jetzt mag der Leser selbst urtheilen, ob diese neuen
Aufklärungen üher jenen Erdtheil wirklich das Interesse verdienen,
welches der Einsender für sie in Anspruch nimmt.
Ich hahe mich im Laufe des verflossenen Winters eine ge¬
raume Zeit mit diesen Auszügen aus afrikanischen Schriftstellern
beschäftigt und muss gestehen, dass ich den Werth derselben für
dif Wissenschaft nicht gering anschlage. Hat man bisher die
einzelnen Andeutungen aus der Geschichte des westlichen Sudan
bei Ibn Batuta und Leo schon so ungemein hoch geschätzt, so
wird man jetzt finden, dass diese — wie soll ich sagen — aus
aller Verbindung herausgerissenen, vereinzelten, oft — wenig¬
stens bei Leo — ungenauen .4ngaben , verglichen mit denjenigen
bistorischen Nachrichten, die wir dem unermüdlichen Eifer des
grossen Reisenden zu verdanken haben , — dass jene Angoben,
sage ich, mit diesen historischen Nachrichten verglichen, als eine
grosse Armseligkeit erscheinen. So merken wir z. B. bei Leo
recht wohl , dass sein Izchia kein ganz gewöhnlicher Regent
gewesen sein kann, aber das ist eigentlich aucb Alles. Wann
und wo uud unter welcben Umständen er geherrscht habe, können
wir aus Leo's Berichten über ihn unmöglich genau bestimmen.
Jetzt aber, denke ich, wird man diesen gewaltigen Eroberer mit
ganz andern Augen betrachten und ihm in der Geschichte den¬
jenigen Platz anweisen, der ibm gebührt. Dieses Beispiel ist
nur Eins aus der Zahl vieler. Doch diese Fülle von neuen histo¬
rischen Facten und Daten ist im Grunde doch noch nicht das¬
jenige, was diesen Auszügen ihren eigentlichen Wertb gieht;
vielmehr der Umstund ist es, dass sich uns in ihnen und durch
sie, um mich des Ausdrucks von Barth zu bedienen, dns Leben
einer ganz unbekannten, jetzt zerrissenen Welt aufscbliesst.
Ralfs , Beilräge zur Geschichle «. Geographie des Sudan, 5 19
Docb ich will deo Leser mit dergleichen allgemein gehalte¬
nen Urtheilen nicht länger aufhalten und der Sache selbst einen
Schritt näher treten.
Ich gehe hier zuerst die Auszüge aus dem Täri[> as-Sildän,
einem Werke, dns ich schon oben ganz besonders im Auge hatte.
Der Geschicbtscbreiber, aus dessen Werke Barth diese Aus¬
züge gemacht hat, führt den Namen Ahmad Bähä {^M '^♦=•1).
Sein Geburtsort ist nach seiner eigenen Angabe Tumbuktu. Barlh
uennt ihn in seinem in dieser Zeitscbrift mitgetheilten Schreiben
einen Azenäg'a Gelebrten und Vetter eines sehr verehrten Weli
Sidi jMubmüd, dessen Grabmale nnch eben demselben Bericht noch
jetzt grosse Ehrfurcht bezeigt wird. Ausser dem Tärilj as-Südän
kenne ich, zum Theil aus diesen, zum Theil nus andern eben¬
falls von Barth eingesandten Auszügen, noch die Titel zweier
höchst wahrscheinlich ebenfulls historischer Werke, die den Alimad
Bähä zum Verfasser haben. Das erste dieser beiden Werke wird
von einem Abschreiber des Täriti as-Südän citirt unter dem Titel
„Dail ad-Dibä^ verfasst von dem Fakib und grossen Gelehrten
.'Vhmad Bähä". Das zweite Buch citirt Muhammad Bello in seinem
historischen Werke, über das ich weiter unten sprechen werde.
Jedoch ist in Barth's. Auszügen nus diesem Geschicbtswerke des
Muhammad Bello der Titel von Ahmad Bäbä's Buch verstümmelt,
und es wäre möglich, dass es mit dem Dail ad-Dihä^ identisch
ist. Der Titel dieses Werkes ist dort offenbar verstümmelt fol¬
gendermassen angegeben. „Kifäjat-ul-Muhtäg fi Ma'rifat (XjLft5'
Ki^iu« ^U.:S\it)." Ueber das Tärili as-Südän sagt Barth: „Ahmed Babu benannte sein Werk ,, „tarich ns-Sudan"", d. h. Sudan iu
der Bedeutung wie es von den Arabern des Westens gebrnucht
wird, was wir den westlichen Sudan nennen würden. So schweigt
er so gut wie ganz über das erst viel jünger nus dem Dunkel
hervortretende Haussa, und der Kern seiner Geschichte bewegt
sich im grossen bisher so gut wie unbekannten Sonr'ay-Reiche.
— Das Jahr, worin Ahmed Baba sein Werk vollendete, scheint
das Jahr 1064 (1653/4) zu sein."
An welchem Orte Afrika's Barth dieses Gescbichtswerk stu¬
dirt und excerpirt hat, weiss ich niclit; was ich weiss, ist, dass es
nicht in Tumbuktu geschehen sein kann. Der Leser wird dieses
seihst erfahren aus den Anmerkungen, die Barth dem Texte des
Ahmad Bähä beigefügt hat. Der in diesen Auszügen gehrauch¬
te Schriftcharakter entspricht dem inagribinischen und erfordert
zum geläufigen Lesen schon einige Uebung. Und nun der Stil
des Ahmad Bähä? werden die. Leser fragen, die doch gewiss
neugierig sind, zu erfahren, was für ein Arabisch denn eiu
Schriftsteller aus Tumbuktu schreibe. Sein Stil hat allerdings
seine Eigenheiten uud verräth die Zeit, iu der unser Historiker
schrieb. So verschmäht Ahmad Bähä keine ucu-urubischen Wen-
520 Ralfs, Ueiträge zur Geschichte u. Geographie des Sudan.
düngen. Doch das wäre am Ende des Nennens nicht werth, wenu
nicht sonst noch Eigenheiten bei ihm sich fänden, die seinem
Uebersetzer viele Noth machen. Zu diesen Eigenheiten rechne
ich ausser dem Gebrauch berberischer und mngribinischer Wörter
vornämlich eine gewisse alle Begriffe übersteigende Freiheit im
Gehrauch der Pronomina. Es ist mir sehr wohl bekannt, dass
selbst das klassische Arabiseb hier sehr oft ein wenig vag und
undeutlich ist, aber derartige Beispiele dieser Freiheit, wie ich
sie bei Ahmad Bähä finde, sind mir bis jetzt noch nicht vorge¬
kommen. Doch es ist hier nicht der Ort, solche Dinge weiter
zu erörtern.
Noch einige Worte über meine Uebersetzung. Der Leser
wird es ihr gleich anmerken, wie sehr ich bei dem unsicheren,
jeden Augenblick abbrechenden Text habe flicken und stücken
müssen. Ich nenne den Text unsicher, weil ich nur Eine .Ab¬
schrift desselben vor mir hatte und zwar eine solche, die obne
allen Zweifel auf eine einzige Handschrift zurückgeht. Uud so
ist denn auch diese Abschrift gerathen wie sie den Verhältnissen
noch geratben musste: Jeden Augenblick sind Worte undeutlich,
unleserlich, unsicher, hier und du sind mitten in der Rede Wurte
ausgefallen u. s. w. Was sollte ich dann thun? Ich musste con-
jecturiren so gut es ging, und da mag denn manche Stelle ver¬
unglückt sein. Oft traf es sich, dass an den verzweifeltsten
Stellen, wo ich den Siun aus dem Zusammenhang hätte errathen
können, plötzlich der Text abbrach. Alles dieses zwingt mich
zu der folgendeu Erklärung: Sollte das ganze Geschichtswerk
des Ahmad Bähä später einmal seinen Weg nach Europa und in
Europa seinen Herausgeber und Uebersetzer finden, so verlange
ich von dem Uebersetzer, dass er nicht etwa mir aufbürde, was
der Beschaffenheit meines Textes zur Last fällt; will er aber
eine micb treffende Kritik üben, so nehme er den Text, welcben
ich vor mir hatte, und fälle nach diesem sein Urtheil. — Doch
icb mag mich geirrt hahen sooft und soviel man will, su glaube
ich duch , dass gerade die wichtigsten Stellen dieser Auszüge,
die in der Regel ziemlich sicher sind , am allerwenigsten in mei¬
ner Uehersetzung gelitten hahen.
Barth hofft, dass das ganze Buch des Ahmad Bäbä bald
nach Europa kommen wird. 0 dass docb diese Hoffnung sich
verwirklichte! Den ganzen Schriftsteller herauszugeben uud zu
übersetzen müsste eine der lohnendsten Arbeiten sein.
Möge nur zunäcbst der kühne Mann, dem die Wissenschaft
schon so manche Bereicherung verdankt, glücklich und unversehrt
seine Heimath wiedererreichen, um Zeuge zu sein der Verehrung
und Bewunderung, die Jeder seinen grossen Verdiensten und seiner
beispiellosen Ausdauer zollt. In diesen meinen Wunsch stimmt
der Leser gewiss ein; oh aber auch der Wunsch der seinige
wird, dass uuter den reichen Schätzen, welche Barth jedenfalls
Ralfs, Beiträge zur Geschichte u. Geographie des Sudan. 521
gesammelt hat, ein Ahmad Bäha sich hefioden möge, — wird
sich bald zeigen.
^tv>5^f ljUs
üie Regenten ') von Sonr'ay (^^n^) — Der erste
König in Sunr'ay war ^^"^1 Ij (ohne Zweifel : Z a A 1 a j a m a n ).
ihm folgte Za (fehlt in a. ; vielleicht: Za Zakaja oder Za
> -
Zaki). Ihm folgte Za (wahrscheinlich: Za Atkaju; b.: Za
JÜ). Ihm folgte Za (Za Akaja). Ihm folgte Za
>
(Za Akiru; b. : Za j^t). Ihm folgte Za ^ (vielleicht: Za
'Ali Buy oder Buja ; h. : Za J,e). Ihm folgte Za ^ ( Za
Bijaru; b. : Za j/üO* f"'?'* ^o ^ (b. : Za jsl;
>
wahrscheinlich: Za Ahi). Ihm folgte Za ^\ (Za Akuji). Ihm
folgte Za ijfjS' |*j (Za Juma Karwaja). ibm folgte Za .^Si
* ' '
(Za Juma Dunku). Ihm folgte Za f^j (vielleicht: Za Juma
c ' '
Kibaa; h. : Za ^'), Ihm folgtet Xa ^^^^^ ( Za Kukirja).
ibm folgte Za ^.<I^ (Za Kinkir).
Keiner von diesen 14 Königen glaubte an Gott und seinen
Propheten. Der erste König in dieser Regentenreibe, der sich
znm Islam bekehrte, war Za (vielleicht: Za Kasi). Er
" * .
wird in ibrer Sprache |a>^^«M« (vielleicht: Muslimdum; b.: ^JOLm.«^
genannt; dieses Wort bedeutet soviel als „er ist Muhammedaner
geworden" ^). Dieser sein Uebertritt zum Islam fand statt im
Jahre der Flucht 400 (Chr. 1009— 10).
Oll
Ihm folgte Za (^^l>> (Za Kusur Dari). Ihm folgte Za
b ) ü) ' ü
^\ (vielleicht: Za Ahir Karunku Dum). Ihm folgte Za
-o * > ' > , 1
\^ (vielleicht: Za Bijuki Kalma). Ihm folgte Za
(Za Juma Da'u; h. : Za jv.*»Ui). Ihm folgte Za »luj' ^ (Za
»
Baija Kairi Kinha). ihm folgte Za -aaaa-^ (vielleicht: Za
522 Ralfs, Beilräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan.
Kgji äibib; b.: Za w»**iÄefc^). folgte Za UajI (wabr¬
scbeinlich: Za Atiba; h. : Za ^•). Ihm folgte Za U*3 (viel¬
leicht: Za Tinha Sinay; fehlt in b.). Ihm folgte Za'^l^^j
(Za Juma Da'u). Ihm folgte Za jjlAi (vielleicht: Za Fadazu ;
b.: Za j^J^). Ihm folgte Za / (Za'Ali Kiru). Ihm folgte
Za läUi jaJ (möglich: Za Bijaru Falk), dessen sich Gott erbar¬
men möge. Ihm folgte Za ^^a*^W (fehlt in a. Das Wort ist
höchst wahrscheinlich verschrieben für ^^[i, was vielleicht Za
Jasabi auszusprechen ist) '). Ihm folgte Za (fehlt in a. ;
möglich: Za Darar). Ibm folgte Za jlj iikij (vielleicht: Za Zank
Bara). Ihm folgte Za ^li L«»j (fehlt in a. ; möglich: Za Basa
Fara). Ihm folgte Za Js.i (fehlt in a. ; möglich: Za Fuda).
w >
Jetzt folgte der erste Sunni (^«.) *).
Der erste Sunni war (Sunni 'Ali Kilnu); er hob
die Oberherrschaft der Mellier über Sonr'ay auf. Ibm folgte sein
Bruder jLj j^lL- (Sunni Silman Nar; h. : ^LJ ^^UaU). Sie
waren die Söhne des Za (vielleicht: Za Jasabi). Ihm folgte
Sunni ^ 1***'^' (Sunni Ibrahim Kibja). Ihm folgte Sunni
^jUic (Sunni'Utman Kanwa). Ihm folgte Sunni ^^-l,
(möglich: Sunni Bazkin Ankahaja; b. : Sunni i^J^U), Ihm
folgte Sunni ^^/« (Sunni Musa). Ihm folgte Sunni .jjoj ^
(Sunni Bukar Zank [?] ). Ihm folgte Sunni ji (Sunni
Bukar Dal Binha). Ihm folgte Sunni ^Jy^ (Sunni Bara Kuja).
Ihm folgte Sunni ^|j> J^*:^ (Sunni Muhammad Da'u). Ihm folgte
Snnui \tß=>^ (Sunni Muhammad Kukia). Ihm folgte Sunni
b Jc»js? (Sunni Muhammad Bara). Ihm folgte Sunni ^ ys U
y ' -
(Sunni Mari Kul Hum; b. : Sunni ^ ^ S j^)- folgte Sunni
^^3^ ji, (Sunni Mari Rakr). Ihm folgte Sunni ^Äi,t ^l, (Sunni
Mari Arandan). Ihm folgte Sunni ^UaI«. (wahrscheinlich:
Ralfs, Beilräge zur Geschichte u. Geographie des Sudan, 523
Sunni Sulaimän Dam). Ihm folgte Sunni ^ (Sunni 'Ali), ihm
folgte Sunni (Sunni B.ira), genannt yCj (richtiger: Sunni
^Ijyo^jl: Sunni Ahu Bakr Dau) «). ihm folgte ^Uil L<.»l
sXt^ (Askia Al-Ha^ Muhammad).
Za AI aj aman (^^y*j"Üt Ij), der Name des ersten Königs, ist entstanden aus den arahischen Worten „^äa min al-jaman" ^jj, L=«-
^»aJI; d. i.: „Er ist aus Jemen gekommen"). Er (der spätere
König Za Alajaman), heisst es, und sein Bruder verliessen Jemen
und reisten in die weite Welt ') hinein, bis sie auf dieser ihrer
Wanderschaft endlich die Stadt Kukia (USsj/ üJLj) erreichten.
Kukia "} ist eine sehr alte Stadt am Cfer des Stromes im Gebiete
von Sonr'ay; sie war schon zur Zeit des'Ck (^^c) vorhanden.
Aus Kukia, heisst es, brachte er ('Uk) während seines Streites
mit Moses (j^xljCil) die Zauberer ^) zusammen. Die heiden Brüder
hatten die Stadt iu einem so kläglichen Zustande erreicht, dass
sie uur kuum noch Menschen ähnlich sahen, da sie von Schmutz
und Cnrath starrten und ibr Aeusscrcs gunz uod gar verwildert
war. Als die heiden Reisenden auf ihrer Wanderschaft in Kukia
Halt machten, wurden sie von den Bewohnern dieser Stadt ge¬
fragt, von wo sie ausgegangen wären. Auf diese Frage antwor¬
tete der ältere Bruder[?] ' "): ,,(5aa min al-jaman" (q*aJI u-t L>;
d. i.: „Er ist aus Jemen gekommen"). Da diese einer fremden
Spruche angehörenden Worte den Einwohnern von Kukia in der
Aussprache unbequem vorkamen, verwandelten sie dieselben in
„zu ulajamun" (^^«u'^l tj), Dunn liess er (Za .4lajaman) sich bei
ihnen nieder. Die Einwohner von Kukia waren damals Götzen¬
diener. Der Teufel nahm nämlich die Gestalt eines grossen Fisches
(o^:») an und zeigte sich ihnen in dieser Gestalt zu bestimmten
Zeiten über der Wasserfläche des Stromes, und so oft dieses
geschah , kamen sie samt und sonders herbei und verehrten ihn.
Der Teufel aber sagte ihnen dann , was sie thun und lassen
sollten, und sie richteten ihr Verhalten ganz nach seinen Geboten
und Verboten ein. Za Alajaman erkannte den Irrtbum und di^
Verblendung der Einwohner von Kukia, und als er einst mit ihnen
der Erscheinung jenes grossen Fisches beiwohnte, tödtete er den¬
selhen vor ihren Augen. Jetzt huldigten sie ihm und macbten ihn
zu ihrem Köuige. Weil er jene That ausführte heisst es , er
sei ein Muslim gewesen. Wir wissen übrigens nicht, wonn er
Jemen verlassen und wann er zu ihuen gekommen ist; auch sein
eigentlicher Name ist uns unhekannt. Die oben erwähnten Laute
(za alajaman) wurdeu sein Nume und der Titel aller Könige,
die nach ihm den Thron bestiegen Diese Könige waren
524 Ralfs • BeUräge zar Geschichle u. Geographie des Sudan.
sehr zahlreich und dabei mächtige , tapfere Regenten , die grosse
Kriegsheere zu ihrer Verfügung hatten, wie jeder weiss, der mit
ihrer Geschichte bekannt ist [?].
Mit dem ersten Sunni (Jj*^il ^^), 'Ali Kilnu, trug sich
Folgendes zu. Er und sein Bruder, Silman Nar (^Lj ,
hielten sich als Hofbediente bei dem Sultane von Melli auf.
(Jw-. ^.^LU-. S o-^")
Und als die beiden Brüder das Alter der Dienstpflichtigkeit er¬
reicht hatten, nahm sie der Sultan von Melli nach hergebrachter
Weise zu seinen Dienern, denn sie ' standen damals unter
seiner Oberherrschaft. Es war dieses die Weise aller Sultane
des Sudan, und diese Weise hat sicb bei ibnen bis auf den heu¬
tigen Tag erhalten, dass sie nämlich die Kinder der von ihnen
abhängigen Könige zu ihren Hofbedienten nehmen. Von diesen
Königskindern kehren einige nach vollendeter Dienstzeit iu ihre
Heimath zurück, andere bleiben Diener des Sultans bis an ihren
Tod. Die beiden Brüder lebten also am Hofe des Sultans von
Melli Da bescbloss er ('Ali Kilnu) vom
Sultan abzufallen und in seine Heimath zu fliehen. Zu dem Ende
traf er seine Vorkehrungen und verschaffte sich die nöthigen
Waffen und Reisevorräthe und versteckte dieselben an hestimm¬
ten [?] Oertern, gelegen un dem Wege, auf welchem er fliehen
wollte [?]. Dann gahen er und sein Bruder, dem er sein Geheim¬
niss mitgetheilt hatte, ihren Pferden so lange gutes, kräftiges
Futter, bis sie sicher waren, dass sie unterwegs nicht ermüden
würden, und flohen dann, indem sie die Richtung nacb Sonr'ay
einschlugen. Als der Sultan von Melli »«) ihre Flucht merkte,
schickte er ihnen Männer nach, die er beauftragte, die heiden
Brüder zu tödten. Diese Männer holten auch wirklich mehrmals
die beiden Flüchtigen ein, wurden aher jedesmal voo den beiden
Brüdern im Kampfe in die Flucht gescblagen und mussten sie
unverletzt in ihre Heimath zurückkehren lassen. Jetzt wurde
'Ali Kilnu Sultan über das Sonr'ay-Volk und nannte sich Sunni
(o*")» ^' '"''* Oberherrschaft des Sultans von Melli über
Sonr'ay auf Nach seinem Tode regierte sein Bruder, Silman
Nar. Ihre Herrschaft '«) beschränkte sich auf Sonr'ay mit seinen
umliegenden Bezirken. In diesem Zustande verblieb das Sour'ay-
Reich bis zur Zeit des grossen Tyrannen Sunni'^li (j.c^^«.);
dieser *hatte eine weit grössere Kriegsmucht als die Fürsten der
vorigen Regentenreihe (die Zu). Er unternubm Kriegszüge und
unterwarf Länder. Er war der letzte Fürst in dieser Regenten¬
reihe ^=»!^*.) , denn sein Sohn, Ahu Bakr Du'u {^i yi\
Ralfs, Beiträge zur Geschichte u. Geographie des Sudan. 525
^1>>), der nach seinem Tode den Thron bestieg, wurde bald von
dem Askia Muhammad ( vX».^ LJLmI ) entthront.
i o y
Der Sultan Kuukur Musa (^^«^ ^-jL^y) war der erste
Sultan vun Melli, der Sonray als ein von seinem Sultanat ab¬
hängiges Land beherrschte. Er war ein frommer, gerechter
Monarch, dem an Frömmigkeit und Gerechtigkeit kein Sultan
von Melli gleicb kam. Im ersten Drittel des achten Jahrhunderts
nach der Flucht maAite er eiue Pilgerreise nach Mekka. Auf
diesem Zuge begleitete ibn eine zahlreiche Menge, die aus Krie¬
gern und Nichtkriegern bestand. Das ihn begleitende Kriegsheer
allein zählte 60,000 Mann. Wo der Sultan zog, gingen ÖOO
Sklaven vor ihm her, von denen jeder einen goldenen Stab trug,
zu welchem 500 Mitkai Gold verarbeitet waren. Er scblug auf
diesem Zuge den Weg Uber Walata (c/i^') ein und berührte das
jetzige Tuat ^ol^j). An dem letztern Ort blieben viele von sei¬
nen Begleitern zurück, weil sie auf dieser Reise von einem ge¬
wissen Schmerz im Fusse befallen wurden, welcher Schmerz in
ihrer Sprache Tuat (oI^j) heisst. Als nun die Zurückgebliebe¬
nen hier_sicb ansiedelten und wohnen blieben, wurde der Ort mit
dem Namen jener Krankheit benannt '^). Auch die Morgeoländer
w-tssen von seiner Ankunft bei ihnen zu erzählen; sie bewundern
seine Macht, aber als ein hesonders freigebiger Fürst erscbeint
er bei ihnen nicbt, denn in der Freigebigkeit wurde er später
weit überflügelt von dem Askia Muhammad Das Sonray-Volk
unterwarf sich ihm, nachdem er die Pilgerreise angetreten hatte;
auf seiuer RUckkehr schlug er den Weg über Sonray ein '
Er erbaute eine Moschee uud ein Mihräb (y/\j^'^ ausserhalb der
Stadt Gar'o (jlÄ) '"). Er bezwang Tumbuktu (v^jClii) und
machte die Stadt von seinem Sultanate abhängig ^<>). Er war
der erste Regent, der die Stadt in Abhängigkeit brachte und
seinen Statthalter (ai;kÜAi£») mit der Regierung derselben betraute.
Er erbaute dort das Sultansscbloss , welches in ihrer Sprache
> -
Ma' Duk (i^.i^^^ das beisst: „Schloss des Sultans" genannt
wurde ^ '). Der Platz, wo das Schloss stand, ist noch heut zu
Tage bekannt; jetzt befindet sich dort ein Schlachtplatz für die
Fleischer. Abu'Abd-Alläh bin Batuta sagt in seiner Reise¬
bescbreibung: „Der Sultan Mansa Musa (^^u^'« u^kx) , d. i. der
Mellikuji Kunkur Musa (,_j->*^ l5^) '■""^ auf seiner
Pilgerreise gelagert am Birket al-Habaä ausserhalb Kairo,
in einem Garten des Sirä^ ad-Din hin al-Kuwaik, der, ein
Alexandriner, zu den bedeutenderen Kaufleuten (in Kairo) ge¬
hörte." ' *). Es heisst, dass der Sultan Kunkur Musa
3 5 «
526 Ralfs, Beilräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan.
der Erbauer des Thurmes (^'ÜMAyo) der Hauptmoschee in Tum¬
buktu ist.
Zu der Zeit als die Sultane von Melli Uber Tumbuktu
herrschten (^^^.^^.S ^l-j' 3-) unternahm der Sultan von MuÄi
({J^yA ^yUaL») mit einem grossen Heere einen Kriegszug gegen
die Stadt. Die Mellier (J.^ yj>\) fürchteten sich vor ibm , flohen,
und gaben ihm Tumbuktu preis. Der Sultan drang darauf in die
Stadt ein, plUnderte, und verwUstete sie mit Feuer und Schwert,
Als er in sein Land zurückgekehrt war, kamen die Mellier wie¬
der nach Tumbuktu. Die Mellier herrschten Uber Tumbuktu
100 Jahre.
Tumhuklu isl dreimal verwüslel worden: Das erste
Mal durch den Sultan von Mui^i (^JiJ.* ^^ÜAm) , das zweite Mal
durch den Sunni 'Ali ^^*«), das dritte Mal durch den Pa^a
Mahmüd hin Zarküb o-J LüLJl). Das letzte Mal
hatte die Stadt weniger zu leiden als die beiden ersten Male,
und bei der Verheerung durch den Sunni 'Ali, heisst es, wurde
mehr Blut vergossen als bei der Verheerung durch den Sultan
von Muäi.
Gegen das Ende der Herrschaft der Mellier über Tumbuktu
begannen die Tuarik Magäarn [1] ^^l^j) Streifzüge
gegen die Mellier zu unternehmen und an alleu Orten und Enden
grosse Verwüstung anzurichten. Der Sultan der Tuarik hiess
Akil Akmalwal (jjU^t J.^1). Die Mellier kamen durch diese
Einfälle der Tuarik in grosse Bedrängniss, wagten aher nicht,
Stand zu halten, und sich zum Kampfe zu stellen. Da sagten
die Tuarik: „Eine Stadt, die von ihrem Sultan nicht vertheidigt
wird (oder: nicht vertheidigt werden kann), darf auch von ihm
nicht abhängig sein" Jetzt gaben die Mellier die Stadt
auf und kehrten nacb Melli zurück. Der oben erwäbnte Akil
^j.^!) beherrschte jetzt Tumbuktu 40 Jahre.
Melli ist ein sehr grosser, weiter District im äussersten
Westen nach dem Ocean zu ='),
Wakajamaga (j-»*Sj) war derjenige, der das Sultanat in
jener Gegend aufbrachte. Seine Residenz war Gana (iül.c).
Gana ist (oder war) eine sehr grosse Stadt in Bageoa (^li).
Ihr (sie) Sultanat, heisst es, bestand schon vor der Sendung des
Muhammad und der Stiftung des Islam, und damals regierten
22 Regenten; die Zahl ihrer (sie) gesammten Regenten beträgt
44. Sie waren ihrer Abstammung nach Weisse (^^L^a^j) , aber
wir baben noch nicht erfahren, von welcher Mutter sie nhstamm-
Ralfs , Beilräge zar Geschichle u. Geographie des Sudan. 5 -27
ten. Ihre Hofbediente waren ^^j^cj (Wa'kuru?). Ah die Pe¬
riode ibrer Herrscbaft zu Ende gegangen war, folgten ibnen im
Sultanat die Mellier. Diese sind Scbwarze (^^10,*,^ ibrer Ab¬
stammung nacb. Ibr Sultanat breitete sicb darauf sehr weit aus
und sie machten (Länder) abhängig bis zum Gebiet von (linni.
' - J *
In demselben (sie) war Kala ^Jj ) und Banduk (i^i^JCu) und Sa-
barduk {i6o^J). In jedem von diesen Dreien waren 12 Sultane '
Was die Sultane in Kala anbetrifft, so herrschten 8 von ihnen
sämmtlich auf dem Inselgehiete von Kala; der erste von diesen
herrschte hart an der Grenze des Gebiets vonöinni, als Grenznach-
JL J
bar von Ginni '"). Er wurde ^1^,. (der Warabakuji) genannt.
Die folgenden 7 Sultane waren: (vielleicht: der Watarkiiji),
»1
(der Kumaykuji), (der Fadkakuji), auch ^^J *
- o >
(der Farkakuji) genannt, (der Kurkakuji), ^_^=>yS (der
Kawakuji), ^^'L-j* (der Faramakuji) und ^^^^-^ (vielleicht: der
Zarnkuji). Die noch übrigen 4 Sultane herrschten jenseits der
Flusses nördlich ^°). Der erste von ihnen herrschte hart an der
Grenze des Gebiets von Zago (jlj) gegen Westen *'); er führte
den Namen ^=3.==^ (der Kukirikuji). Die noch fehlenden
3 Sultane sind: ^£=,Lj (der Jarakuji), (vielleicbt: der
Sarakuji) und ^^^=>^\m (der Samakuji), auch uaÄa*»« (vielleicbt:
der Sambamba) genannt. Jü^ (höchst wahrscheinlich: der
Wafala-Faran) war ihr Oberhaupt und er war derjenige, der
ihnen vorausschritt hei dem Sultane von Melli, wenn sie sich ver¬
sammelten
Was die Sultane in Banduk anlangt, so herrschten sie alle
jenseits des Stromes südlich. Der erste von ihnen herrschte hart
an der Grenze des Gebiets von (jinni, als Grenznachbar von
öinni"); hiess ^'==>yi (der Kukuji). Dann folgten ^<^^<
(der Ka'arkuji), (der Samarkuji), ^J^^ (vielleicht:
der Tarakuji) , ^■^^O (der Da'ukuji), ^^^=>^aS (vielleicht: der
Amarakuji), JCaxj (der Ta'bakuji). Die Benennungen der noch
fehlenden 5 Sultane habe ich vergessen.
Was die Sultane in Sabarduk anbetrifft, so herrschten sie
hinter jenen nach Melli zu ^*).
5'J8 Ralfs, Beiträge zar Ueschichte u. Geographie des Sudan.
Er (der Sultan von Melli) machte von seinem Sultanat nh-
hängig Sonray Tumbuktu (^^i^) und Zago (^t^)
und Balena (qcLj) und die umliegenden Bezirke bis an den Ocean.
Die Nation (oder die Fürsten) von Melli besass eine Stärke und
eine ungemeine aggressive Kraft, die kein Maass und Ziel kannte.
Er (der Sultan) hatte zwei Kaiden '*), von denen der eine dem
SUden vorstand und San^ar Zu Ma jj ^äJUm) biess , und der
andere den Norden unter sich hatte und Parana Sura (^\^ Li.»)
genannt wurde. Jeder von diesen heiden Kaiden hatte wieder
so und so viele Kaiden und Heere unter sich. Diese ihre Macht
verleitete sie (die Sultane) gegen das Ende der Periode ihrer
Herrschaft zum Üebermuth und zu tyrannischen Uebergriffen.
Da vertilgte Gott sie (die Herrscherfamilie oder das Volk der
Mellier) durch eine ganz besondere Strafe. Es erschien nämlich
eines Morgens in ihrer Hauptstadt das Heer Gottes ( jjjl LXi>)
in der Gestalt kleiner, von Menschen erzeugter Kinder und wü¬
thete mit dem Schwerte unter ibnen , bis sie beinahe aufgeriehen
waren. Dann verschwand dieses Heer wieder in Einem Angen-
blick. Von da an waren sie schwach, und diese ihre Schwäche
dauerte noch fort als der Askia Muhammad zur Regierung kam.
Dieser und seine Nachfolger bekriegten sie so lange, bis sie ganz
und gar gedemüthigt waren. Sie zerspalteten sich in drei Par¬
teien (es entstanden drei Reiche), indem jeder Einzelne (von den
Regenten über die drei Reiche) sein hesonderes Land und seineu
besondern Anhang hatte und sich die Sultanswürde beilegte (sich
als Oberherrn Uber das ganze Reich betrachtete), dann empörten
sich die beiden Kaiden gegen sie (die neuen Herrscher) und
machten sich jeder in seinem Lande unabhängig. Als sie noch
mächtig waren (d. i.: ehe sie durch das Heer Gottes gedemüthigt
wurden), hatten sie versucht, die Ginnier zu bewegen, in Ab-
hängigkeitsverhältniss zu ihnen zu treten ; die Öinnier aher ver¬
schmähten, von ihnen abhängig zu sein '«) und wurden darauf
von den Melliern mit zahlreichen Kriegszügm heimgesucht. Es
fielen zwischen den 6inniern und Melliern im Ganzen 99 furcht¬
bare und schreckliche Schlachten vor, in welchen Schlachten allen
die Mellier den Sieg davon trugen. Es gebt die S»«e, dass einst
noch einmal die hundertste Schlacht geschlagen wMlen wird und
dass in dieser Schlacht die diinnier Sieger sein werden.
Geschichle öinni's. Das Salz kömmt von Tagaza (jLii)
und das Gold von Jiaj (Bit oder Bita) .... Sobald der Fluss
steigt, liegt es (Öinni) auf dem Inselgehiet des F'lusses, sobald
er aher fällt, zieht sich das Wasser von der Stadt zurück. Vom
August an umgiebt das Wasser des Flusses die Stadt und vom
Februar an bleibt es von derselben entfernt »'). Ursprünglich
Ralfs, BeUräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan. 529 J
lag Giuni an einem Ort, der den Namen (vielleiclit: Za^aru)
fiibrt. Später verliessen die Einwobner diesen Ort und liessen
sich an der Stelle nieder, wo das beutige 6inni liegt, y^-j
(Za^aru?) liegt in der Näbe des heutigen (5inni und zwar südlich
Die Stadt nahm ihren Anfang im zweiten Drittel des fünf¬
ten Jahrhunderts nach der Flucht; sie war ursprünglich heidnisch.
Am Scbluss des sechsten Jahrhunderts nach der Flucht traten die
Einwohner zum Islam üher; damals bekehrte sich der Sultan
(vielleicht: Kanbara) und die öinnier fulgten seinem Beispiele.
Als er den Entschluss gefasst hatte, Muhammedaner zu werden,
liess er alle Ulema's , die im Gebiete der Stadt lebten, zusammen¬
kommen und trat uuter ihrer Anleitung zum Islam üher. Die Zahl
dieser Ulema's betrug 4200
G e schichte Tumbuklu's. — Seinen Ursprung verdankt
Tumbuktu den Tuarik Magäarn ^^^^^ä< ^jI^j), und dieser Ur¬
sprung fällt in das letzte Drittel des fünften Jahrhunderts nach
der Flucht Dann wählten sie den Platz, wo jetzt
diese liebliche, herrliche, schöne, treffliche, stolze, gesegnete
Stadt (Tumbuktu) liegt, jene Stadt, die mein Geburtsort (JhÄ^^A
^^^j) '8t '") Dann fingen die Leute an, sich dort
wohnhaft niederzulassen und der Ort wurde immer mehr und mehr
behaut und bewohnt. Mau begab sich dorthin von allen Orten
und Enden, so dass man den Ort als Markt benutzte. .4m häu¬
figsten wurde der Ort des Handels wegen besucht von den Ein¬
wohnern (?) von iXcj (wahrscheinlich: Ra'ad) , dann begaben sich
dorthin auch die Kaufleute von jener ganzen Gegend. FrUber
hatte der Kauf und Verkauf in Biru (j^aj) stattgefunden ....
Es wobnten dort (in Biru) die Ersten unter den Gelehrten und
Frommen und Reichen uus jedem Stamm und jedem Lande, so
z. B. aus Misr (jMia) , aus Fazzan (q'js) , aus 6adamis (^J«^!Jkc^J aus Tuat (o[jj'), aus Tafilelt (c>>.Uäj) , aus Dura (^s.tSjö') , aus
Fez (|_p,L5), aus Sus ^^j*^«») u. s. w.; später begaben sie sich
alle von dort (von Biru) weg und siedelten über nach Tumbuktu
... So wurde das Aufblühen Tumbuktu's der Verfall Biru's
und nur vom Westen her ist das Aufkommen Tumbuktu's ent¬
schieden worden ^') Dann bauten sie (die Einwohner
von Tumbuktu) die Hauptmoscbee so gut es ihnen möglich war
und wie die Umstände es ibnen erlaubten; auf ähnliche Weise
erbauten sie die Sankuri-Moschee (^^_gyCi*. jk.^W/<) ' ■)■ VVer zu
der damaligen Zeit in ihrem Eingange (?) stand, konnte Leute
(oder die Leute) eintreten seben in die Hauptmoscbee, weil der
Ort von Gebäuden eutblösst war. Consistenz gewann die Bebauung
erst im letzten Drittel des neunten Jahrhunderts , und zusummen-
Bd. IX. 34
530 Ralß • Beiträge «ur Geschichte u. Geographie des Sudan
hängende Bäuserreihen entstanden dort erst im zweiten Drittel
des zehnten Jahrhunderts zur Zeit des Askia Daüd bin al - Emir
Askia Al-Ha^ Muhammad ■").
Die ersten Beherrscher von Tumbuktu waren, wie wir schon
erzählt haben, die Mellier (> }^\); sie beherrschten es als eine
von ihrem Sultanat abhängige Stadt 100 Jabre, vom Jabre 737
bis zum Jahre 837.
Vom Jahre 837 an war die Stadt abhängig von den Tuari|f
MagÄarn(i) ^J^J^)''> ""^ Herrschaft über die Stadt währte 40 (sie) Jahre.
Darauf beherrschte der Sunni 'Ali (J^ ^) die Stadt vom
Jahre 873 (sie) an 24 Jahre lang.
Dann gehorchte Tumbuktu dem Emir der Gläubigen , dem
Askia Al-Ha^ Muhammad, und seinen Nachfolgern lOi Jahre hin¬
durch, vom 14ten Tage des letzten Gumädä des Jahres 898 an
bis zum 17ten Tage des letzten Gumädä des Jahres 999 '■»).
Als Akil (J..^!), der Sultan der Tuarik, die Stadt be¬
herrschte, liess er nicht von ihrer (der Tuarik) alten Weise,
die Steppen zu bewohnen und Weideplätz^ aufzusuchen. Die Re¬
gierung der Stadt übertrug er dem Tumbuktukuji Muhammad Nasr
Jc*^ jU>;*ij). Dieser Muhammad'Nasr war ein Sunha^a
aus der Kabyle A^ar (?) (^=.1) und war uus Sanjit (?) (Jaj^),
wo überhaupt der Hauptsitz dieser ganzen Kabyle ist, gerade
so wie der Hauptsitz der Masina (iU«.U J.^!) Tisit (vii*x.«ö) ist,
und der Hauptsitz der Tafrast (?) (vi;*.»,jttj ^|) Biru (j^-a-j)
nachdem sie aus Alkarla (?) (JyiJI) ausgezogen sind <'). Seine
(des Tumbuktukuji) Mutter war die Tochter des Suf (?) 'Otmnn.
Schon zur Zeit als die Mellier über Tumbuktu herrschten war
er einer von denen gewesen, die die Stadt regierten, in seinen
Händen ruhte die oberste Gewalt und er war Herr der Stadt.
Er erbaute die bekannte Moschee '«) Als er starb,
machte der Sultan seinen (des Tumbuktukuji) ältesten Sohn, 'Omar,
zu seinem Nachfolger
Gegen das Ende ihrer (der Tuarik) Herrschaft (über Tum¬
buktu) begannen sie Frevel und schändliche Gewaltthätigkeiten
zu üben , die Einwohner mit Gewalt aus ihren Wohnungen zu
verjagen und mit ihren Weibern Unzucht zu treiben. Auch
entzog er ( der Sultan ) dem Tumbuktukuji seinen Antheil an
demjenigen Einkommen, welches sie (die Tuarik) mit ihm zu tbei¬
len hatten. So gehörte dem Tumbuktukuji von allen Steuern
und Abgaben , die eingingen , der dritte Theil. Wenn er
(der Sultan) nun von den Lagerplätzen in die Studt kum,
bekleidete und bewirthete er (der Sultan) sie (die Tuarik)
Ralfs , Beilräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan. 531
davon (von dem Einkommen des Tumbuktukuji) und die iibrigen
zwei Drittel vertbeilte er unter seine Diener. Eines Tages gin¬
gen bei ihm (dem Tumbuktukuji oder dem Sultan) 3000 Mitkai
Gold ein. Diese Summe theilte er (der Sultan) auf der Stelle
in drei .Theile und sagte: „Das sollt ihr haben zu Kleidern
(^^^^^ ^iXf), das sollt ihr haben zu Peitschen (sie!)
(,v3Cb|^«-l \^^)f ""d das will ich euch schenken." Da sagten sie: „Das (nämlich das letzte Drittel) gehört dem Tumbuktukuji".
Darauf erwiederte der .Sultan: „VVer ist Tumbuktukuji? und was
sull das Wort bedeuten? Nehmt das Theil bin! Es gehört euch."
Darüber ergrimmte er (der Tumbuktukuji) und sonn, wie er sich'
an dem Sultan rächen möchte. Dann schickte er heimlich zum
Sunni'Ali: wenn er käme, wolle er ihm die Stadt überliefern.
Plötzlich bielten die Reiter des Sunni 'Ali um
- >
Strumufer in der Richtung voo Kurma (f,jS) her und Akil floh
uuf der Stelle nach Biru. In das Land jenseits des Stroms war
die Herrschaft der Tuarik nie gedrungen Der Tum¬
buktukuji begann Schilfe (>_ijl_j.is) zu senden, in welchen sie
(obne Zweifel die Krieger des Sunni 'Ali) übersetzen sollten.
Dann aber kam der Sunni'Ali in der Richtung von Haud (0^^=').
Jetzt floh 'Omar nach Biru aus Furcht, dass der Sunni 'Ali ihu
bestrafen möchte
Die Mahalla des Pasa Gudar (jt^> lÄUil) unterwarf später
Tumbuktu nachdem sie aus Marokko augelangt war am 2ten
Tage des Muharram des Jahres 999 ♦').
Die Hauptmoscbee in Tumbuktu und der Thurm Qiji^^Ms')
derselben sind erbaut von dem Sultan Al-Ha^ Musa, dem Regen¬
ten von Melli. .4n der südlichen und westlichen Aussenseite der
Moschee liegen Gräber. Es ist das die Weise der West-Sudan,
dass sie nämlich ihre Todten nur auf den freien Plätzen ihrer
Moscheen und an den Aussenseiten derselben begruben. Die Er¬
buuung der Moschee fond statt nachdem er (der Sultan) von der
Pilgerreise zurückgekehrt war und Tumbuktu vun seinem Sul¬
tanat abhängig gemacht hatte.
Die .Sankuri-iMoschee (^.jCl*. kX^\»«^) ist von einem Weibe
erbaut worden , die sehr reich wur und sich eifrig frommer Werke
hefliess ....
Was den grossen Tyrannen und berüchtigten Bösewicht
.Sunni 'Ali anlangt, so war er Inhaber einer Ungeheuern Macht,
aber ein Tyrann, Cehelthäter, Gewaltthäter, Barbar und Blut¬
hund, der unzählige Menschen umbrachte und über die Gelehrten
und Frommen Mord, Verachtung und schmähliche Behandlung ver¬
hängte ''"). Al-Häfiz al-Alkami sagt in seinem Kommentar zu
dem Buche ,,A1-Gämi' us-sagir" verfasst von Sujuti, wo er nuf
34 *
532 Ralfs, Beilräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan.
die Begebenlieilen des neunten Jalirliunderts zu sprechen kommt:
„Wir hohen gehört, dass in Takrur ♦'') ein Mann aufstand,
genannt Sunni 'Ali, der Menschen und Länder zu Grunde rich¬
tete." Er kam zur Regierung im Jahre 869 Jahre
898 starb der Sunni 'Ali bin Suuni Muhammad Da'u (^j.c
Ju«3^ ^^«« ^i) auf Jer Rückkehr von seinem Feldzuge gegen
Kurma (^^^i) nachdem er die Zagawaner (^^^jt^^) und Feilau
hekriegt hatte. Denn als er auf seiner Rückkebr in die Länder
von Kurma kam, stürzte ein dort am Wege fliessenJer Giess-
« >
bacb, genannt Kura *») (.^), auf ihn los (nj^ oUtiil) und
ersäufte ihn um 15ten Muharram des Jabres 898. Seine Kinder
öffneten seinen Körper, nabmen die Eingeweide heraus und füll¬
ten den Leichnam mit Honig an , damit er nicht in Verwesung
überginge. Es herrschte (oder herrscht) der Glaube, dass Gott
ihm dieses Schicksal hahe zustossen lassen als Vergeltung für
das Uebel , welches er den Menschen im Leben zufügte. Darauf
lagerte sich sein Heer in ^^xi (Ba'nahi?).
Jetzt bestieg sein Sohn, Abu Bakr Da'u ( ^.ttJ ^Xj _^jl ),
den Thron und trat die Regierung an in Danga (jjj).
ünter den grösseren Kaiden des Sunni 'Ali gab es einen,
der den Namen Muhammad bin Abu Bakr j,t ^ lA*^)
führte ^'). Als dieser von den ohen erzählten Ereignissen Kunde
erhalten hatte, fasste er den Plan, sich unabhängig zu machen und
die Uerrschaft an sich zu reissen. Ehe er aber mit diesem seinem
Plaue hervortrat, traf er alle möglichen Vorkehrungen, zog dann
mit denen, die er bei sich hatte, gegen den Sunni Abu Bakr Da'u
und griff ihn in Dunga an am zweiten Tage des ersten (Gumädä
des Jahres 898. Allein sein Heer wurde geschlagen und er selbst
flüchtete bis nach Ankua (^jCjl)^ einem offnen Ort (i^iyi) in
der Nähe von Gar'o (^). Hier hlieb er bis er sein Heer gegeu
ibn gesammelt hatte. Dann kam es hier am 14ten Tage des letz¬
ten drumädä des Jahres 898 zu einer furchtbaren und gräulichen
Schlucht '^), in der sich beide Heere beinahe gegenseitig auf¬
riehen. Der Sieg blieb auf Muhammad bin Abu Bakr's Seite und
o-
der Sunni Ahu Bakr Da'u musste nach Abar ^^jt) flüchten, wo
er bis an seinen Tod blieb.
Jetzt bestieg Muhammad bin Abu Bakr den Thron und
wurde Emir der Gläubigen (^ä.<^II j^'°0 ^''alife der Muslim
(uvJLm.II iiäJl>). Als die Kunde davon zu den Töchtern des
Sunni'Ali gelangte, sagten sie: „Askia" (LjCi.t), welcbes
Wort so viel hedeutet als das arabische „sLjI " ^A'*
Ralfs, BeUräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan. 533
er (Muhammad hin Abu Bukrj dieses hörte, befahl er, dass man
gerade dieses Wort zu seinem Titel wählen sollte. So nannte
man ihn denu „Askia Muhammad". Gott bediente sich seiner
um die Gläubigen von ihren Leiden und Drangsalen zu erlösen;
er that alles was in seinen Kräften stand, um die Religion und
den Glauben aufrecht zu erbalten und das Wohl seiner Untertha¬
nen zu befördern; er war ein Freund der Gelehrten und zog sie
zu Rathe"'). Er tbeilte seine üntertbanen wieder in Krieger
und Nichtkrieger (üac^) ; 'o den Tagen des Sunni Ali gab es
uämlich nur Krieger. Er schickte auf der Stelle den Chatib
'Omar ab, um den eingekerkerten Al-Mujitär bin Muhammad Nasr
zu befreien, damit er ihn wieder iu sein Amt einsetzen könnte.
Man brachte ihm die Kunde, dass er bereits gestorben wäre;
nach Andern tödtete er ihn damals. Darauf liess er seinen älte-
>
ren Bruder, 'Omar, aus Biru (^j) zu sich entbieten und machte
ibn zum Tumbuktukuji. Gegen das Ende des Jahres 899 eroberte
er Zug-o (gl^) durch seinen Bruder, 'Omar Kamzu^u (^^♦S'^^.c),
^ J
den Fereng von Kurmina (^Ls cr*y ), hekriegte ^ jJ^j
(höchst wahrscheinlich: Bukar Ma'). Im Jahre 902 im Monat
.Safar trat er seine Pilgerreise an. Es begleitete ihn auf diesem
Zuge eine Anzahl Männer von den Ersten jedes .Stamms, unter
j
welchen sich auch der grosse Weli ^_^=>. g-ILo (höchst wahr¬
scheinlich : Mur ^älih Gur) befand. Dieser Weli war seiner Ab¬
stammung nach ein ^j^^) (wahrscheinlich: eiu Wa'kuru) nus
Tukalnah in Tindirma (f,^JJ,'S (jr^t ^ ij'^i^ kXiHyi »Aij). Der
Askia erfuhr auf dieser Reise die Kraft und den .Segen seiner
(des Weli) Verwendung bei dem Propheten als sie (die Pilger)
unterwegs zwischen Mekka und Misr von Hitze, Durst und dem
Samum zu leiden hatten Das Kriegsheer, welches
ihn auf diesem Zuge begleitete, zäblte 1500 Mann, nämlicb 500
Reiter und 1000 Mann Fussvolk. In diesem Heere befand sich
sein .Sohn, der (nachmalige) Askia Musa, und Hadkiri (?) 'Ali
> -)
Fulanu (^^is J.c ^^^-X*) und Andere. An Geld nahm er auf
diesem Zuge 300,000 Mitkai Gold mit '■'), welche Summe er
erhoben hatte bei dem Chatib 'Omar vou demjenigen Vermögen
des Suuni 'Ali, welches er (der Chatib) verwaltete; von dem¬
jenigen Vermögen des Sunni 'Ali jedoch, welches sich in seinem
(ohne Zweifel : des Sunni) Hause (oder Pallast) befand , nahm er
nichts. Der Sid (der oben genannte Weli) verwandte sich eifrig
im Gebete bei Gott für seinen (des Askia) Bruder, 'Omar Kani-
zagn, dem er (der Askia) die Regierung seines Reiches (während
seiner Abwesenheit) übertragen hatte, denn er ('Omar Knmzago)
534 Ralfs, beilräge iur Geschichle u. Geographie des Sudan.
liebte und ehrte ihn (den Weli) sehr Vou jener Suinme
wandte der Askia in den beiden heiligen Städten 100,000 Mititat
auf und kaufte Gärten in der heiligen Studt, weicbe Gärten er
zu einer Stiftung für die Takrurer ( ^j^.^j J^i) ^s) machte.
Die.se Gärten sind noch jetzt vorbanden und bekannt. 100,000
Mitkai wandte er an zu Werken der Frömmigkeit, und für die
nocii übrigen 100,000 Mitkul kaufte er Waaren und sonstige
Lebensbedürfnisse Er kam in dem heiligen Lande
mit dem 'abbusidischen Scherif (^^*«U»Jt oiJ^.Ä.il) zusummen und
but ibn , dass er ihn zum Khalifen in Sonr'ay macben möchte.
Derselbe ging auf seinen Wunscb ein und verlangte von ihm, dass
er seine Herrschaft drei Tage lang abtreten sollte. Der Askia
that dieses und wurde nacb Ablauf dieser Zeit von ihm zu seinem
Statthalter gemacht Der Scherif setzte ibm eine Spitzmütze
(ii^AM^Li) und seinen eigenen Turban auf. Darauf kam der Askia
mit vieleo gelebrten und frommen Männern zusammen, so z. B.
mit dem Al-6aläl as-Sujuti. Er fragte diese Männer in mancherlei
Angelegenheiten um Rath und erhielt von ibnen die gewünschten
Aufschlüsse. Im Jahre 903 trat er die Rückkehr an und er¬
reichte Gar'o am Ende desselben Jabres im Monat Du'l-Hi^^a.
Gott segnete die Herrschaft des Askia und verlieh ihm Heil
und Glück. Er unterwarf (die Länder) vom Gebiete Kanta's ^"j
an (iiu/ u^^l er) his zum Ocean ira Westen und von Banduk an
(^JU^ i>5j! As» er) bis nach Tagaza (jlij) mit seinen umlie¬
genden Bezirken. Alles, was er wünschte, ward ihm zu Theil,
sein Herrscherwille ging durch (lÄfti), wie in seiner Hauptstadt,
so auch in den Bezirken seines gauzen Reiches an allen Orten
und Enden, und Ueil und Segen herrschten während seiner Re¬
gierung. Wir werden alles dieses näher darstellen in der Ge¬
schichte seiner Feldzüge.
Im Jahre 904 zog er zu Felde gegen (Na'asi oder
Ta'asi), den Sultan von Musi o''^^^)- ^"'^ diesem Zuge
begleitete ihn der Sid Mur (?) Sälih (5ur (?). Der Sid nun for¬
derte den Askia auf, aus diesem Feldzug einen heiligen Krieg
gegen die Ungläubigen (oL^s») zu machen. Der Emir der Gläu¬
bigen, der Askia Al-Hu^ Muhammad, ging auf diese Aufforde¬
rung ein. Jetzt setzte der Sid ihm auseinander, was ulles zu
einem beiligen Kriege gegen die Ungläubigen gehöre. Duruuf
verlungte er vou dem erwähnten Sid, duss er die Gesandtschuft
an den Sultan von MuÄi übernähme. Der Sid war dazu bereit,
begab sich zu dem Sultan in seine Hauptstadt und überbrachte
ihm die Forderung des Askia, dass er (der Sultan von Musi) deu
Islam uuuebmeu sollte. Der Sultan erwiederte, er wolle erst
Ualfs, Ueilräge zttr Geschichte u. Geographie desSudatt. 535
seinea gestorbenen Vater befragen , und begab sicb mit seinen
Weziren in den Tempel ibres (der MuÄier) Götzen. Der Sid
giug mit ibnen, um zu sehen, wie er es anfinge, die Todten zu
befragen Dunn sagte er (der Sid): „Jetzt kämpfe
mit ibnen". Da kämpfte der .4skiu mit ihnen und tödtete ihre
Männer und verwüstete ihr Land und ihre Wohnungen '•').
Auf der Rückkehr von diesem seinem Feldzuge gegen den
Sultan von Musi lagerte (oder verweilte) der Emir (der Askia)
in Tuji (^y>') Monat Ramadän Im Jahre 905
. . . . und tödtete Danhadunbi , den Fellan s^) (j,blftjl wOJcIi'^).
Im Jahre 906 zog er gegen Abairu (jj.*jt) •") Im
Jahre 907 schickte er seinen Bruder, 'Omar Kamza^o, gegen
(Zaina?) um Kam Fati Kulli (J^ (.Li), den Kaiden des
Sultans von Melli, der die Länder regierte, zu bekriegen; 'Omar
vermochte aber nichts gegen den Kaiden auszurichten. Er sandte
daber die Kunde von der Erfolglosigkeit seiner Anstrengungen
dem Askia und lagerte sich mit seiner Mahalla (*äLs?) in ^,ft*J
(vielleicht: Tanfarn), einem Ort in der Nähe von Zaina (?) gegen
Osten, und hier wurde ihm sein Sohn 'Otmän mit dem Beinamen
Tanfarn (?) geboreo. Jetzt zog der Emir in eigener Person
gegeu den Kaiden, hekriegte ihn und verwüstete den Ort und den
Pallast des Sultans von Melli Barka (u5jj)> ^iji
(obne Zweifel: Barbu) genannt b') Im Jahre 912 <''')
ffiiternabm er den Feldzug gegen Kolinhut (o^aJIJ')
Als der Fakib Mahmdd nach Gar'o kam, hörte der Askia, der
sicb damals in Kabara (^), dem bekannten Hafenort, befand,
von seiner Ankunft, bestieg ein Schiff und begab sich nach Gar'o
um ihn zu empfangen *") Im Jahre 917 sandte der
< c > - » > -
Emir den Ba kukurakuji Ali Fulanu (^jli J-e ^g^jiJ^nj) und
^ Muhammad Kiri (^j:^ vX,«.^ ^1) gegen Ma' F'uta Kaital , den
- b ' - ,
Faran von Balena (JU^I oö ^* ^^yJi q^L). Im Jabre 918 zog
er gegen j^ai^tSi yyiü! (vielleicht: Alla'in Almutni Tindar)
und tödtete ihn in Zum (jjtj). Es traf sich gerude, dass sein -
(des Alla'in) ältester Sohn , Kulli ( J/) ^ abwesend war auf e.incm
Kriegszuge. Als nun Kulli dus Schicksal seines Vaters erfahren
batte, floh er mit seinem Heere nucb Futa (o^s). Futa ist der
536 Ralfs . Beiträge zur Geschichle u. Geographie des Sudan.
Name eines Landes in der Nälie des Oceans, welclies dem Sultan
von ^_ä1»- (ohne Zweifel: Galaf oder Guluf) gehörte «9). Dort
liess Kulli sich nieder und versuchte alles Mögliche, um sich
in den Besitz jenes Sultanats zu setzen. Es gelang ihm auch
endlich, den Sultan in seine Gewalt zu hekommen und ihn zu
tödten. Jetzt spaltete sich die Landschaft Galaf (_iJ,> ^ls|) in zwei
Hälften: die eine Hälfte heherrschte ^Aa^Aj Jj" (vielleicht:
Kulli Salti Tindar; auf jeden Fall aher> der erwähnte Kulli), und üher die andere Hälfte regierte J>.*0> (vielleicht: Dumal), der
grösste der Kaiden des (vorigen) Sultans von Öalaf (<), Kulli
wurde jetzt ein grosser, mächtiger Sultan, und ihr Sultanat (ohne
Zweifel: daä Sultanat der mit Kulli eröffneten Regentenreihe)
hesteht noch heut zu Tage in derselben Weise. Sie sind Sudan 6 9).
Als Kulli starb, folgte ihm sein Sohu, Jurim (|*Jjj). Als dieser
starb, folgte ihm sein Bruder, ^Uj (vielleicht: Kalahi Batara).
Dieser war ein ausgezeichneter, frommer und gerechter Monarch,
dessen Gerechtigkeit so gross war, dass im ganzen Westen ^"j in
dieser Eigenschaft nur Kunkur Musa, der Sultan von Melli ' '), mit
ihm zu vergleichen ist. Als Kaiabi starb, folgte ibm sein Bruder¬
sohn, (wahrscheinlich: Kata), "der Sohn des Jurim. Als
dieser starb, folgte ihm sein Bruder, Sanha Lam (^"5l Ju«,),
der sich gleichfalls durch seine Gerechtigkeit auszeichnete und
keine Ungerechtigkeit duldete. Er war 37 Jahre Sultan. Als er
starb, folgte ihm sein Sohn, Abu Bakr, der noch jetzt regiert.
Die öalafer ") sind die hesten Menscben sowobl hinsicht¬
lich ibrer Handlungen als auch ihres Naturells. Ihr Naturell
unterscheidet sich von dem aller übrigen Fellan (^y^.-k.jbUJl )
in jeder Weise. Sie sind gleich ausgezeichnet sowohl hinsicht¬
lich ihres Charakters als ihrer Handlungen und ibres Lebens¬
wandels. Sie sind noch jetzt in jener Gegend sehr mächtig und
stark, aber Bravour und Tapferkeit besitzen sie nicht
Gegeu Ende des Jahres 919 zog er (der Askia) gegen Kasina
(^ÄJ^) ") und kehrte von dem Feldzuge zurück im ersten Rebf
des folgenden Jahres. Gegen Ende des Jahres 921 zog er gegen
äÜUJi (AI-AdaletO "), den Sultan vou Akadaz (jÄ£=!) '»),
und -kehrte heim im Jahre 922. Es empörte sich gegen ibn
Kanta, der Herr über Lika (.iLJ wA*-L*fl der den Bei¬
namen Kanta führte. Die Ursache dieses Abfalls war
Ralfs, Beilräge zur Geschichte u. Geographie des Sudan. 537
folgende. Als er (Kanta) mit ihm (dem Askia) von jenem Feld¬
zuge (dem Feldzuge gegen Akadaz) zurückgekehrt war, erwartete
er seinen Theil von der Beute Der Fereng von Dandi
(^li JöJ) ") Da kam es zwischen deu Beiden zu einer
grossen Schlacht Da kündigten sie (Kanta und sein An¬
hang) dem Emir, dem Askia Al-Ha^ Muhammad, den Gehorsam
auf und unterwarfen sich dem Sonr'ay-Volk nie wieder. So war
also Kanta selhstständig. Im Jahre 923 unternahm der Askia
einen Zug gegen sie (Kanta und seinen Anhang), musste aher
unverrichteter Sache wieder ahziehen. Im Jahre 924, am J5ten
Tage des Ramadän, lagerte (oder verweilte) er (der Askia) in
Kahara (^i). Jahre 926 starh sein Bruder, 'Omar Kamza§-o,
am dritten Tage des ersten Rebi'. Auf Veranlassung dieses To¬
desfalls liess sich der grosse Weli Mur(?) Sdlih d;ur(?) drei
Tage lang vor den Menschen nicht sehen, und als er darauf sich
in die Medrese begab, sagte er zu seinen Scbüleru ' *) : „ «
denn er ('Omar Kamzago) liebte und ehrte den Sid sehr. Der
Emir befand sich damals in Sankar (jisj^")^ einem offnen Ort
(Xjjä) jenseits (Kukia?). Er (der Askia) machte darauf
« >
seinen Bruder, Jahja, zum Fereng von Kurmina (jyi/ »L>f Jot».
^Li). Dieser verwaltete jene Würde 9 Jahre und starh bei dem
Aufruhr, den der jix^s (Ferengman^a) Musa gegen seinen
Vater, den Askia Muhammad, erregte. Im Jahre 928 starh'Omar
hin Abu Bakr, der Sultan voo Tumbuktu (»;»X*Ju j^LbJL,) »»).
Fm Jahre 931 schickte er seinen Bruder, den (Faran?)
-s >
Jahja, nach Kurrara (^^.T); dort starb (oder war gestorben)
Ü'
Jamra, der Parma von Banku j.^ i^i^) ") Jetzt
fing Musa an, ihm (dem Askia) zu drohen, dass er ihn tödten
wolle. ' Da fürchtete sich der Askia und floh nacb Tindirma
zum Fereng von Kurmina (^LJ üV*^) Jahre 934.
Im Jabre 935 empörte sich der Ferengman^a (?) Musa gegen
seinen Vater, den Askia, und begab sich mit einigen seiner
Brüder nach Kukia ^La^=>^). Jetzt schickte der Emir zu seinem
Bruder, dem Faran (?) Jahja (^j^iS?. qj*), Tindirma: er solle
zu ihm kommen , um das Verhältniss zwischen ihm und seinen
Kindern wieder zu ordnen .... Als er angekommen war, befahl
ihm der Askia, dass er sich zu seinen (des Askia) Kindern nach
3 fi
538 Ralfs, Beiträge mr Geschichte u. Geographie des Sudan.
Knkia begeben sollte .... Jahja ging denn aucb dort bin, und
als er in Kukia angekommen war, empfingen sie ihn mit offenen
Feindseligkeiten ; Jahja wurde verwundet und gefangen , sank
nieder zur Erde und verkündigte in diesem Zustande, was sie
erleben würden "''). Wäbrend er so dalag, stand Dai^d, der
Sobn des Askia, mit seinem Bruder, Ismä'il, und Muhammad
Bankuri Kiri (i^jT iX*^) hin 'Omar Kamzag;o zu seinen
Häupten Darauf starb er (Jahja). Jetzt machte der Askia
seinen (des Askia) Sohn, 'Otmau Jubabu (^C^ ^.jUac), zum
Fereng von Kurmina und sandte ihn nacb Tindirma. Darauf
kehrte Musa mit seinen Brüdern nach Gar'o zurück.
Gegen das Bnde dieses Jahres setzte Musa den Emir, seinen
Vater (den Askia Muhammad), ah am Sonntage, dem Tage des
Opferfestes, vor der Abhaltung des Gebetes. Der Emir befand
sich gerade auf dem Musalla. Da schwur Musa, dass keiner
beten sollte ehe er den Thron bestiegen hätte. Jetzt trat ihm
sein Vater die Herrschaft ab und die Leute verrichteten das Fest¬
gebet "'). Er (Musa) blieb in seiner alten Wohnung, liess sei¬
nen Vater nach wie vor im Sultansscbloss wohnen und vertrieb
ibn aus demselben nicht solange er (Musa) lebte. Der Askia Al-
Ha^ Muhammad bin Abu Bakr hatte 36 Jahre und 6 Monate
regiert.
Jetzt begann der Askia Musa (^J^^ ^^t) seine Brüder
zu tödten. In Folge dieses seines Verfahrens flohen viele von
ihnen nacb Tindirma zum Fereng von Kurmina "*)
'Otman, der Fereng von Kurmina, floh und mit ibm flohen'Ali
Fulanu Jj:) und der Farma von Banku «^)>
und Andere. 'Otman ging nach Tumin (p^jj") und blieb dort
bis an seinen Tod , der im Jahre 964 erfolgte. 'Ali Fulanu war
nach Kann (^iS') *') gegangen und trat eine Pilgerreise nach
Mekka an Als er (der Askia Musa) nacb Gar'o gekommen
war, fing er an seine noch übrigen Brüder zu tödten "^^
Da floh er ('Otman) und Muhammad Bankuri J^«^)
kehrte zurück. Darauf huldigte man ihm und er wurde Sultan "'').
Der Askia Mosa genoss von seinem Regierungsantritt an auch
keinen einzigen Augenblick Ruhe wegen der Feindschaft und des
Zwistes mit seinen Verwandten Der Sultan (Muhammad
Bankuri) war erpicht (fJ>-«) »uf Feldzüge und auf Kriege gegen
die Ungläubigen. Br führte uucb wirklich su viele Kriege, duss
das Sonr'ay-Volk {^J*M ^\) seiner überdrüssig wurde. Er zog
in eigener Person gegen Kanta (^.iyjS) "") und kämpfte mit
Ralf», Beiträge xur Geschichte u. Geographie des Sudan. 539
Kanta an eioem Ort, genannt (^»Uy^j (vielleicht: Wantarmasa ).
Hier schlug ihn Kanta schmählich in die Flucht. Von Kanta ver¬
folgt wurden sie (der Askia mit seinem Heere) an eine Wasser¬
furth gedrängt und entkamen nur durch Gottes hesondere Hülfe.
Zu Pferde konnte er diese Furth nicht passiren Keiner
von den Askia (^^i=U.'it a*) unternahm später jemals wieder
einen Zug gegen Kanta ""). Darauf unternahm er (der
Askia) einen Zug gegen Kurma ((.^) Und als er nun
kam nach Mansür (^^»aÄ*) , einem offoeo Ort (iijyj»), wo er am
Tage seioer Thronbesteigung sich befunden hatte, blieb er dort,
indem ^«.j (vielleicht: Mara Tamza), der Fereng von Dandi
>Ai'.)), n"»' dem Heere den Zug unternahm. Dieses ge¬
schah im Monat Sawwäl des Jahres 943 Darauf sagte er
(der Askia) zu ihm ;dem Fereng von Dandi): „Wenn »o),
so bist du Fereng von Dandi, wenn nicht, so bist du
(vielleicht: Mara Jatam,". Das Wort |^jL. hedeutet „abgesetzt"
(Jjj«x) Darauf zog er (der Fereng) aus begleitet von
vielen Grossen, die'^der Askia ihm mitgab »i). Darauf
nabm er (der Fereng) alle Grossen des Reichs gefangen und
legte sie in Ketten und Banden; den Askia selbst setzte er ab
in Mansür, demselben Ort, wo'er einst die Regierung angetreten
hatte. Auch der Tag seiner Entsetzung stimmte mit dem Tage
seiner Throobesteigung " '). Seine Absetzung fand statt am Mitte-
woch, dem zweiten Tage des Monats Du 'l-I^u'da, des Monats
der Ruhe boi dem Sonr'ay-Volk ^^), im Jahre 943.
Jetzt setzte Mara Tamza (?), der Fereng von Dandi, den
Askia Ismu'il (JwacL*«.! La<«.I) auf deo Thron Zu Anfang
des Jahres 944 führte er ( der Askia Ismä'il ) seinen Vater
(den abgesetzten Askia Muhammad bin Ahu Bakr) von Kankaka
(uS^ÜCä/), wo er gefangen sass, nach Gar'o .... und hier starb
der Emir, der Askia Al-Ha^ Muhammad, in der Nacht vor dem
Feste des Fastenbruchs im Jahre 944 Dann unternahm
er einen Zug gegen Bakabuki (^^^s^^Xj) im Gebiete von Kurma
*b I
(i*^ (JO)^) Dann tödtete er die Ungläubigen, die damals
900 Reiter zählten Dann tödteten sie ihn (sie) mit allen
Götzendienern und plünderten. In Folge dieses Kriegszngs galt
ein Sklave in Gar'o 300 Cauris »•) Der Askia Ismä'il
starb im Monat Re^eb des Jahres 946. Br wor gerade mit dem
Sonr'ay-Volk zum Kriege ausgezogen. Als dieses nun die Kunde
von seiuem Tode erhalten hatte, kehrte es schleunig nach Gar'o
zurück uud machte seinen Bruder, den
Askiu is^ah: (^Lswl LjCwI), zum Sultan. Br bestieg den
540 Ralfs, BeUräge zar Geschichte u. Geographie des Sudan.
Thron am 16tcn Tage des Monats (Sa'bän. Der Askia Isma'il
hatte 2 Jahre, 9 Monate und 6 Tage regiert. Der Askia Isliali
war der gefürchtetste Herrscher, der je in Sonr'ay regierte; er
tödtete viele aus dem Heere und war gleich mit der Strafe der
Hinrichtung oder Landesverweisung (?) hei der Hand. Im Jahre
949 zog er gegen (vielleicht: Ba^aba), die äusserste Ort¬
schaft (oder die äusserste Landschaft) der Sultane von Banduk
u>.bti*«) .... Im Jahre 951 zof; er gegen Kukurkah
(vL^^</) im Gebiete von Dandi ^ . . . . ]„, jai,pe
952 sandte er seinen Bruder, Daäd, den Fereng von Kurmina,
gegen Melli (J..*). Als nun Daüd mit seinem Heere heranrückte,
verliess der Sultan von Melli seine Hauptstadt und floh. Daüd
lagerte darauf mit seinem Heere sieben Tage in der Hauptstadt
des Sultans und liess im Heere hekannt machen: „Jeder, der ein
gewisses körperliches Bedürfniss fühlt 9?), soll dieses Bedürfniss
abmachen im Pallast des Sultans." Dieses geschah, und am sie¬
benten Tage war der ganze Pallast voll von Unrath 9"), so
gross und geräumig er auch war. Nach Abläuf der sieben Tage
ging Daüd mit seinem Heere nacb Sonr'ay zurUck. Als nun die
Mellier in die Stadt zurückkehrten, wunderten sie sich über das,
was sie im Pallast des Sultans vorfanden , und wie zahlreich und
brutal doch das Volk von Sonr'ay seio mUsste ^9) Zu An¬
fang des Jabres 956 begab er (der Askia) sich nacb Kukia
^|.,f/^-^<) und ward dort von der Krankheit hefallen, an der er
später starb. Als seine Krankheit zunahm , scbickte er seinen
Bruder, (vielleicbt: Saraf), zu Daüd, dem Fereng von
Kurmina Daüd machte sich jetzt auf den Weg nach Kukia
und laugte dort an ehe der Askia ishak starh In den
Tagen seiner (des Askia) Stärke "'°) hatte Mulay Ahmad ul-
Kehir, der Sultan von Marokko, von ihm verlangt, dass er ihm
die Salzgruben von Tag-aza ( jUj) abtreten sollte. Auf diese Zu¬
muthung antwortete der Askia ): Dann schickte er
(der Askia) 2000 Reiter von den Tuarik aus und befahl ihnen,
einen Streifzug zu machen gegen die äusserste Ortschaft von
Dara (S*j>>) der Richtung nach Marokko zu, sich auf diesem
Streifzuge aber alles uud jedes Blutvergiessens zu enthalten.
Die Tuarik thaten wie er ihnen befohlen hatte. Uberfielen den
Markt der Banu (vielleicht: Asa^), plünderten ihn rein aus
und kehrten um ohne irgend einen Menschen getödtet zu haben.
Durch diesen Streifzug wollte er (der Askia) dem .Sultan Ahmad
blos zeigen, wie mächtig er wäre . . . . ^°') Er starb am Sonn¬
abend, dem 24sten Tage des Monats Safar, im Jahre 956 nacb
einer Regierung von 9 Jahren und 6 Monaten
J?tzt folgte sein Bruder, der Askia Daüd (uS^.Ij UJC*.!)
Ralfs , Beilräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan. 54 t
bin ul-Emir Asltia AI-Ha^ Muhammad. Er bestieg den Thron in
Kultia (U^=^5' J^L) am Freitage , dem 23sten .Safar 956. Er
Itehrte am ersten Tage des ersten Rebi' nach Gar'o zuriicli.
Darauf machte er |_yi>^ (K'^ja?) lum Fereng von Kurmina und
zu seinem (?) Dort^L^^i; wahrscheinlich in Kurmina)
befand sich sein Pallast und sein ganzes Haus und gegen das
Ende seines Lebens war er längere Zeit hier. Auch alle seine er¬
wachsenen Söhne waren bei seinem Tode dort. Nachdem man
mit seinem Leichnam alles hei Todten Gewöhnliche vorgenommen,
wurde derselbe zu Schiffe ^.j^LaJl jj) nach Gar'o gebracht und
dort bestattet 'o'). Sein Sohn, Al-Ha^, war der älteste seiner
damals sich dort befindenden Söhne. Keiuer aus dem gesammten
damaligen Sonr'ay-Volk kam ihm (Al-Hag) gleich an Bravour,
Tapferkeit und Ausdauer ""'). Leute von feinem Verstände in
damaliger Zeit fällten das Urtheil: „Er (Al-Ha^) verdient Emir
>u sein und wäre es in Bagdad." Zwei von den Sultanen vou
Sonr'ay, beisst es, waren zu gross für das Sultanat von .Sonr'ay:
der Emir Askia Al-Ha^ Muliammad und sein Enkel und Namens¬
verwandter, der Askia Al-Ha^ Muhammad bin Askia Daüd; zwei
Sultane von Sonr'ay dagegeu passten gerade zu dem Sultanat: der
Askia Muhammad Bankuri bin Faran (?) Omar Kamzago und der
Askia ishak bin Askia Daüd '"^^ (hier muss der Askia
Daüd gemeint sein) unternahm bis an seinen Tod keinen einzigen
Feldzug. Als nun der Faran (?) Muhammad Bankuri (^KiJ A*js? ^.y^i)
die Nachricht von seiner (des Askia Daüd) Krankheit erhalten
hatte, machte er sicb auf den Weg nach Gar'o. Als er auf dieser
Reise nach Tumbuktu gekommen war, hörte er, dass er (der
Askia Daüd) bereits gestorben wäre und dass sein (des Muhammad
Bankuri) Bruder, der
Askia Al-Ha^ Muhammad (j.X*^ ^^^^ ^iV^') ^cn Thron
bestiegen bätte. Nach Empfang dieser Nachricht hlieb er 3 Tage
in Q^^^ (vielleicht: Akkana), schlug dann den Weg über
j^JUs- (vielleicht: diainalan) ein, verweilte einige Zeit iu
(wahrscheinlich: Dabus) und begab sich von dort aus nach Hause.
Später bracb er mit seinem Heere auf und scbickte sicb an gegen
Gar'o zu zieben um einen Kampf zu wagen. Als er auf diesem
Zuge nacb Tumbuktu gekommen war, begab er sicb zum Kadi
um ihn zu begrüssen. Kein einziger Mann in seinem Heere
wusste darum, als sie plötzlich hörten, dass er, als er bei dem
Kadi sass "'') dass er an den Askia schriebe, dass er
seine Herrschaft C&ämLj,) aufgegeben bätte , und dass er in Tum¬
buktu bleiben wolle um zu studiren (|Jl«Jt wJLtJ ). Als sie das
hörten, floh sogleich das ganze Heer und begab sich uach Gar'o
54'i Ralfs, Oeilräye zur Geschichte u. Geographie des Sudan.
zum Askia Br (der Askia) verlieb seinem Bruder, Al-Hädi
(i^^il^l) bin Askiu Daüd, das Sultnnut von Kurmina "'s)
machte seinen Bruder, Al-Mustufu, zum ii^ cJ^^s (Ferengmunga).
Er (Muhammad Bankuri) hlieb in Tumbuktu .... Da ergrilTen
sie ihn und führten seinen (des Askia) Befehl nn ihm uus. Er
blieh in Kantu bis zur Thronbesteigung des Askia Muhammad ■''O).
Als ^ (Bukar?) bin Askia Muhammad Bankuri die Thronbestei¬
gung des Askia Al-Ha^ Muhammad erfuhren hatte, begab er sich
mit seinem Sohne Ly« (vielleicht: Maraba) von Kala (yS er)
nach Gar'o. Der Askia nabm ibn sehr ehrenvoll auf und machte
ihn zum Fereng von Bagena (^Ls ^j^^O* Duruuf begab er (Bukur)
- o
sich nach Tindirma (^^jOj) Im Monat Safar des Jabres
992 verliess der Fereng von Kurmina, Al-Hädi, Tindirma und
machte sich auf den Weg nach Gar'o um Aufruhr anzustiften
und sich des Sultanats zu bemeistern. Es heisst, dass seiuf
Brüder, die sich in Gar'o bei dem Askia aufhielten, ihn zu die¬
sem Aufruhr veranlassten , indem sie ihm unter der Hand melde¬
ten, dass der Askia Al-Hu^ schwach und machtlos wäre. Später
jedoch verrietben sie ihn. Als nun Al-Hädi auf diesem Zuge
Kabara (^.Af) erreicht hatte, schickte er seinen Gesandten zu
dem Fakib Muhammad um ihn zu begrüssen. Er kam nicht in
eigener Person wie es die Sitte doch mit sich brnchte
Er (wahrscheinlich: Al-Hädi) zog auf einem Weg (sie) ' '"). Da
trafen ihn die Gesandten des Askia Al-Ha^ ehe er nuch anlangte,
und forderten ihn auf, umzukehren. Er weigerte sich dessen.
Du kehrten die Gesandten zurück und brachten dem Askia die
Kunde. Al-Hädi kam in der Nacht vor dem vierten Tage des
ersten Rebi' in Gar'o an. Er war angethan mit einem Panzer
und vor ibm ber wurden eine Trompete, eine Trommel und
undere Dinge getragen. Der Askia fürchtete sich sehr vor ihm,'
denn er war damals krank und schwach und zu allem und jedem
Dinge unfähig. Da sagte zu ihm (ohne Zweifel: zu dem Askia)
^1 jyXj j^^Aff (vielleicht: Hiki Hakan Sana' Ag-a): „Verleihe
mir das Sultanat voo Dandi, so « iii^ Dq verlieh er
es ihm denn auch; ^b (wahrscheinlich: Bau), der Fereng von
Dandi, war gestorben Er (Al-Hädi) trat ein in seinen
(des Askia) Pallast. Als der Askia dieses hörte, verliess er sein
Schloss auf der Stelle und befahl, duss man Al-Hädi vor ibn
führen sollte. Dunn befahl er, ihn zu entkleiden. Mun fund uuf
seinem Körper einen Panzer von Eisen ' ' ' /• „ Uud was
ich wünsche ist , duss du uns setzest . . . hin zum Regenten von
Ralfs , BeUräge zur Geschichte u. Geographie des Sudan. 543
Mu^i ((ji^-« -*J>Usi.l) und hin zum Regenten von Busa (ijäj," ' ")
Viele von seinen Anhängern wurden gegeisselt. Sein
Oheim, das Haupt des Aufruhrs, starb unter den Hieben
Sie nabmen alles, was sie mit sich führten, als Beute
Dann befahl er (der Askiai, ibn (Al-Hädi) nach Kantu (vioJ) ins
Gefängniss abzuführen.
Darauf sandte Mulay Ahmad (Aj"! i^'^j.*), der Sultan von
Marokko, seinen Gesandten mit köstlichen Geschenken zu dem
Askia Al-Hag: ^_L:i| La<*»I Seine Absicht bei der Sendung
dieser seiner Gesandtschaft war aber nur, durch sie den Stand
der Dinge in Takrur (^5^^ ) ausspähen zu lassen ' ' ♦). Der
Askia nahm den Gesandten sehr ehrenvoll auf uod erwiederte das
Gescbenk des Sultans mit Geschenken, weicbe jenes an Zahl
und Wertb weit übertrafen. Der Sultan hatte ihm Diener und
Zibetbkatzen (ü^iLiM jajU-.) und andere Dinge geschenkt; unter
den Geschenken, die der Askia ibm sandte, waren allein 80 Ver¬
schnittene. Darauf verbreitete sich das Gerücht, der Sultan von
Marokko habe ein Heer, das 20,000 Mann stark sei, in der
Richtung nacb Wadan (^y>>J) ausgesandt mit dem Befehl, die
dort am Gestade des Meeres liegenden Ortschaften zu erobern
und dann mit der Eroberung anderer Ortschaften fortzufahren bis
es Tumbuktu erreiche. Als man dieses hörte, war die Furcht und
Aufregung allgemein. Gutt aber zerstreute jene Kriegsmacht durch
Hunger und Durst; das Heer löste sich ganz und gur auf und
der Plan der Sultans scheiterte gänzlich. Darauf sandte der Sultan
von Marokko einen Kaiden mit 200 Schützen (üU^) nach Tagaza
uud befahl ihm, die Einwohner des Orts gefangen zu nehmen.
Den Tugazunern wurde das Vurhaben der Marokkaner hekannt noch
ehe das Heer unlungte; sie verliessen desshalb den Ort und flohen;
einige von ibnen begaben sich in die Hamdije ^iüJk.A:jt ^1), undere
nach Tuat (ol^') und andern Orten. Als der Kaide mit seinem
Heer in Tagaza ankam, traf er nur noch sehr wenige Einwobner
dort; die Ersten im Orte hatten sich zum Askia begeben und ihm
gemeldet, was vorgefallen war. Jetzt kam er mit ihnen Uberein,
dass sie die Salzausfubr hemmen sollten (oder wollten) ■ ''). Im
Monat .Sawwäl des Jahres 994 kam die Kunde, dass aller und
jeder Verkehr mit Tagaza abgebrocben sei ''6), Als dieses he¬
kannt geworden war, begaben sich einige nach (Taudan),
andere nach andern Orte|t^, um Salz zu graben. Im Verlaufe dieses
Juhres begab sich der Kaide mit seinem Heere nach Marokko
zurUck Iu demselben Jahre machte der Askia den Mahmüd
hin Askia Igma'il zum Furma (|>^) von Banku Im Monate
Du 'I-Higgu des Jahres 994 empörten sicb die Brüder des Askia
544 Ralfs, BeUräge zur Geschichle u. Geographie des Sudan.
gegen den Aakia Al-Hag-, begaben' sicb nacb Karja (j^jf) zu
Mubammad Bau bin Askia Daiid). fübrten ibn ber (wabrscbeinlicb :
nacb Gar'o) und macbten ihn zum Askia am 4ten Tage des Muhar¬
ram im Jahre 995. Der Askia Al-Hag hatte 4 Jabre und 5 Mo¬
nate regiert und starb bald nach seiner Entsetzung.
zum Fereng von Kurmina (^li crS), und Muhammad as-Sadik
zum (Balma' 0 ' ''). Hdmid entsetzte er dieser Würde. Darauf
tödtete er seine heiden Brüder, den ^.,^t ( Faran i) Muhammad
Bankuri und den ^^^s (Faran?) AI-Hadi. Sie wurden getödtet
>
in Kantu (oJLj') und liegen dort dicht nehen einander begra¬
ben ' '"). Als nämlich Al-Hädi seine Thronbesteigung erfuhr,
wunderte er sich Da kamen sie überein, ihn zu entthro¬
nen, und Nüh den Farma von Bantal (^Ji J^ä'^j), zum
Sultan zu machen. Nüh gah zu diesem Plan seine Zustimmung.
Die Verschwornen vereinigten sicb dahin , dass er (Nüh) in einer
hestimmten Nacht an einem bestimmten Ort eine Trompete blasen
lassen sollte und dass sie auf dieses Zeicben sich versammeln
und Nüh zum Sultan machen wollten. Ehe aber diese Verschwö¬
rung zum Ausbruch kam, erfuhr der Askia das Geheimniss. Nüh
ahnte nicht, dass die Verschwörung entdeckt wäre. Der Sultan
nahm jetzt ^LS tA*s? |_^<aS> (vielleicht: Hiki Muhammad lyaiara),
den Vater des ;txi.li' ''9) (vielleicht: KulÄa' Bukar), und
Al-Muhtär (jUäX'), den Farma von ^jü (Sa yo^^ä.')^ und
ausser diesen beiden noch andere von den Grossen, die an der
Verschwörung Theil hatten, gefangen und entsetzte sie ((»^)
ibrer Würden. Als Nüh nun am festgesetzten Ort und zur fest¬
gesetzten Zeit das Signal geben liess, aber Niemanden sich ein¬
stellen sah, machte er sich auf die Flucht. Der Askia scbickte
ihm Männer nach, die ihn und seinen Bruder, den j-i/o^Ls (Fereng-
mang-a?) AI-Mustafa, gefangen nahmen. Nüh wurde im Gebiete
" ' ■ ■
von Dandi (AiO Oo,l) eingekerkert. Der Askia setzte den ^.ixlj'
(Kulsa'?) ^JCj (Bukar?) ab, der darauf nach Tindirma (^jlXÜj) '^o)
zurückkehrte ((.jiAixi jj>y). Als darauf J.^.jS' (vielleicbt: Kar-
sala), der j^~U (Masina-Manga?) , starh, gab der Askia diese
Würde dem j^Ä.JU' (Kulia') ^.jCj (Bukar?); so wurde also