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Mescha', heisst es, der König Moab's, war Besitzer reicher Heerden, und er entrichtete dem Könige Israels hunderttausend edle Lämmer uud hunderttausend WoU-Widder

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(1)

Die Säule des Mesa. I.

Von Rabbiner Dr. Geiger.

Die Beziehungen zwischen dem Reiche Israel und Moab zur

Zeit als Joram Sohn Ah ab's über jenes und Mes cha' über dieses

regierte, erzäblt uns das Buch der Könige (11 .3, 4 ff.) in einer

etwas mysteriösen uud sagenhaft ausgeschmückten Weise; die ganze

Darstellung zeugt aber jedenfalls für die grosse Bedeutsamkeit der

damaligen Vorfälle, für den harten Kampf, welcheu die beideu Völker

gegen einander mit wechselndem Glücke gelührt haben. Mescha',

heisst es, der König Moab's, war Besitzer reicher Heerden, und

er entrichtete dem Könige Israels hunderttausend edle Lämmer uud

hunderttausend WoU-Widder. Also Mescha' war dem Könige Israels

tributpflichtig; ob er zuerst vou dem zeitgenössischen Könige Israels

besiegt worden oder ob schon seine Vorfahren von Israel abhängig

waren, erfahren wir nicht, nur soviel dass zur Zeit Ahab's dies

Verhältniss bestand — wie aus dem Folgenden ersichtlich — und

dass er die Erhaltung seines Reiches um hohen Preis erkaufen

musste. Ob er mit dem hohen Tribute ein für alle Male alle

weiteren Ansprüche getilgt oder ob er dieseu Tribut gar jährlich

erlegen musste, wird gleichfalls nicht gesagt, doch scheint aus

dem Verlaufe der Geschichte hervorzugehen, dass, so unglaublich

es auch klingt, Letzteres der Fall gewesen, denn sonst wüssten wir

uus nicht zu erklären, womit Mescha' sich gegen Israel aufgelehnt.

Als Ahab gestorben war, so wird nämlich im Berichte fortgefahren,

lehnte sich der König Moab's wider den König Israel's auf (vgl.

auch 1, 1); dass er etwa gar Einfälle in Israel gemacht, ist nach

unserm Berichte uicht recht denkbar. In der kurzen , kaum zwei

Jahre umfassenden Regierungszeit des Achasia, des Sohnes und

unmittelbaren Nachfolgers Ahab's (I 22, 52 vgl. II 3, 1) erhielt

sich oft'enbar Moab in seiner Unabhängigkeit und blieb von Israel

unangefochten. Das ändert sich mit dem Regierungsantritte Joram's,

Bruders und Nachfolgers des Achasia. Er rief Josafat, König von

Juda, als Bundesgenossen zum Kampfe gegen Moab auf, und auf

dem Durchzug gesellt sich ihnen auch Edom's König bei. Schon

auf dem langen Zuge , den sie auf Umwegen machen , droht ihnen Un¬

heil durch Wassermangel, dem jedoch auf wunderbare Weise abge-

(2)

Geiger, die Säule des Mesa. I. 213

holfeii wird. Als sie nun endlich sich Moab nähern, sammelt dieser

seine ganze waffenfähige Mannschaft, die zur Vertheidigung an die

Gränze vorrückt. Ein unwillkürlicher Irrthum verleitet die Moa¬

biter zu dem Glauben, das feindliche Heer sei unter sich uneinig

geworden und die einzelnen Schaaren seien selbst in Kampf mit

einander gerathen, sie glauben nun leichte Beute machen zu könueu

uud überfallen das israelitische Lager. Allein Israel wirft den

Einfall zurück und dringt nun in das Innere Moab's ein, verwüstend

und die Städte erobernd, das Heer und den König, welche es immer

weiter zurückdrängt, in der Hauptstadt Kir bedrohend und be¬

lagernd. Der Köuig von Moab will mit 700 Mann zum Könige

von Edom durchbrechen, aber auch dies misslingt. Da ergreift er

ein letztes Mittel in der Noth. „Er nimmt seinen erstgebornen

Sohn , der nach ihm regieren sollte , uud bringt ihn als Ganzopfer

dar auf der Mauer; da ward ein grosser Zorn über Israel, sie zogen

vou ihm ab und kehrten zurück ins Land".

Wir ersehen aus diesem Berichte, dass dem Könige von Israel

die Macht Moab's als ziemlich beträchtlich erschien. Er schickt

sich mit grosser Vorsicht zum Angriffe an, wirbt Bundesgenossen,

weil er wohl allein zu schwach zu sein fürchtet, und zwar ausser

dem Könige Juda's noch den König Edom's, der noch Juda unter¬

thänig war und erst später (vgl. 8, 20 ff.) sich befreite, obgleich

mau sich wohl schon damals dessen Bundestreue nicht so recht

versichert halten mochte. Auch nun wagen die Verbündeten nicht

direet auf Moab loszugehen, sie rücken auf weiten Umwegen heran,

um ihren Plan vor Moab zu verbergen uud so durch Ueberraschung

des Feindes zu erreichen, wovon sie auch bei vereinter Macht be¬

sorgen müssen , dass es ihnen gegen den vorbereiteten Feind nicht

gelingen werde. Doch auch in Moab wird der Anschlag der Feinde

ruchbar, aber König und Volk sind nicht verzagt, Alles waffnet

sich rasch, wartet nicht einmal den Angriff ab, sonderu kommt

demselben zuvor und macht einen Einfall in das jenseitige Lager.

Ob die rasche That wirklich einem Irrthum, der falschen Auffassung einer elementaren Erscheinung als eiues Zeichens der Uneinigkeit unter den Verbündeten zuzuschreiben ist, oder ob sich blos die israelitische

Volkssage diese unerwartete und nicht durch den Erfolg gerecht¬

fertigte Kühnheit so erklären zu müssen glaubte, muss dahingestellt

bleiben. Genug, dieser Ueberfall gereicht Moab, wie der Bericht

lautet, welcher sich ganz an die ermuthigende Vorherverkündigung

des Propheten Elisa anschliesst, zum Verderben. Das verbündete

Heer dringt nuu siegreich vor; vergebens versucht der König von

Moab mit einer kleinen Schaar eineu Ausfall, um zum Könige von

Edom durchzubrechen. Offenbar kennt Moab dessen geheimes Ver¬

langen und hofft, ihn, wenn der Ausfall gelingt, auf seine Seite

zu bringen, den Bund zu sprengen und so sein Land zu retten.

Allein der Ausfall misslingt. Nun greift der König von Moab zu

einem letzten Mittel, er bringt seineu erstgebornen Sohn, den be-

(3)

rechtigten Thronerben, als Ganzopfer dar, er will damit natürlich

seinen erzürnten Gott versöhnen, sich wieder dessen Beistand zu¬

wenden uud dessen Rache gegen seine Feinde erwirken. Der Erfolg

der blutigen That entspricht seinen Wünschen. Denn olfeubar wollen

die kurzen Worte: „nun war ein grosser Zorn über Israel" nichts Anderes aussprechen als: „Israel erfuhr eine schwere Niederlage".

Denn sowie die Moabiter durch die grausige That, iu dem Glauben

damit die Götter für sich und gegen ihre Feinde gewonnen zu haben,

von Neuem ermuthigt wurden, so wurden die Verbündeten, welche den

Glauben an die Wirkung dieses Opfers theilten, iu hohem Grade

verzagt, und was die Götter nicht bewirkten, das erzielte der Glaube

an sie. Die Verbündeten zogen ab, und Moab hatte seine volle

Selbstständigkeit neu befestigt.

Diese Geschichte, für deren Wahi'heit nach ihren Grundzügen

die ganze ursprüngliche und alterthümliche Darstellung bürgt, ist

ungemein belehrend. Mau ersieht aus ihr, wie Israel mit wechseln¬

dem Erfolge die Suprematie über Moab zu vereinigen suchte, dieses

aber doch scbliesslich sich seine Unabhängigkeit zu wabren wusste.

Von diesem Kampfe zwischen Israel einer-, Ammon und Moab

andrerseits, von dem bald nach der einen bald nach der andern

Seite neigenden Siege wissen daher die alten israelitischen Berichter¬

statter viel zu erzählen, beide engverwandte Stämme gelten ihnen

als Erbfeinde vou jeher. Mit dem Untergange des Reiches Israel,

das mit ihnen die Kämpfe zu führen hatte, gewöhnte man sich in

Juda, diese Völkerschaften, olme etwa ihnen wohlwollend zu sein,

in ihrer Selbstständigkeit anzuerkennen, ja man gab sich der Vor¬

stellung hin, sie seien von Israel nie angegriffen worden, ihr Land

sei ihnen vielmehr, als Nachkommen Lot's, als ein von Gott ver¬

bürgter unantastbarer Besitz angewiesen (Deuter. 2, 9 ff. 17 ff.

2 Chr. 20, 10), und wenn der Chronist dennoch bei David von

dieser Vorstellung abweicht und die zur Verherrlichung seines Helden

dienenden Siege über Moab und Ammon nicht verschweigt , so

schwächt er sie doch sehr ab (1 Chr. 18, 2. 19, 1 ff. 20, 1 ff.,

verglichen mit 2 Sam. 8, 2. 10, 1 ff. 11, 1. 12, 26 ff.). Allein

von dem vereitelten Versuche, welcben der König von Juda, noch

dazu der fromme Josafat, in Verbindung mit dem Köni;:e von Israel

unternommen haben sollte, hütet er sich wohl zu reden, er ver¬

wandelt vielmehr diesen Kriegszug Josafat's in einen gegen ihu

unternommenen Ueberfall der Moabiter, Ammoniter und Anderer,

bei dem er allerdings in harte Bedrängniss geräth, in seinem Gebete

zu Gott aber des Umstandes gedenkt, dass Israel bei seinem Zuge

aus Aegypten deren Land nicht berührt habe und Gotte das Ge¬

richt gegen diese Undankbaren anheimgiebt. Er wird auch wirklich

gerettet durch anders woher gegen sie auflauernde Feinde, bis sie

gar unter sich uneinig sich gegenseitig aufreiben (2 Cbr. 20). Ja,

Moab war in sich gekräftigt, vor Juda's Angriffen sicher, und nur

die Propheten erschauen für die Zukunft seinen Fall.

(4)

Geiger, die Säule des Mesa. I. 215

Die Propheten sind nämlich von patriotischem Schmerze erfüllt

üher die stolze Tapferkeit Moab's, sie trösten sich nüt dem Ge¬

danken, dass es denuoch dem zukünftigen Unheile nicht entrinnen

uud sein Gott ihm nicht helfen werde (Jes. 15. 16, besonders 16,

6 u. 12. Jerem. 48, bes. V. 7. 11. 13 f. 25 f. 29. 35. 41 f.). Die

häufige Erwähnung seines Gottes, auf den es vergeblich sein Ver¬

trauen setze, beweist, dass sie des Ereignisses wohl eingedenk sind, wie der König durch ein Solinesopl'er sein Reich gerettet und dessen

Unabhängigkeit neu begründet hat. Wir werden daher wobl aucb

den Zusammeubang in den Worten Micha's C. 6 in dieser Erinnerung

finden dürfen. Der Prophet fordert nämlich daselbst V. 5 mit etwas

dunkeln Worten zum Gedenken dessen auf, was Moab gegeu Israel

unternommen, er knüpft an die Urgeschichte, an Balak und Bileam, an,

fügt aber dann alsbald V. 6—8 die scheinbar gar nicht hierberge¬

hörige Erklärung von der Nichtigkeit der tbieriscben und Kinderopier

an. Rufen wir uns jedoch zurück, dass das Sohnesopfer, welches

der König von Moab gebracht, im Volksglauben als die Ursache

seiner Rettung galt, dass dadnrch die Bedeutung solcher Opfer sehr

hoch gebalten wurde, so begreifen wir, wie der Prophet diesem

Wahne mit aller Entschiedenheit hier entgegenzutreten, das Tbörichte

des Glanbens an die sühnende Kraft der thierischen Opfer, wie

namentlich der Darbringung „des Erstgebornen" mit allem Nachdrucke hervorzuheben sich gedrungen fühlt.

In überraschender Weise ist auch von Seiten Moab's ein Zeug¬

niss aufbewahrt geblieben über seine Kämpfe gegen Israel und die

Wahrung seiner Selbstständigkeit ihm gegenüber, und sind wir

neuerdings in dessen Besitz gelangt. Der Drogman-Chancelier beim

französischen Consulate zu Jerusalem, Hr. Clermont-Ganneau

hatte nämlich , wie er in einem Briefe an den Grafen Vogüe vom

16. Jan. schreibt, schon seit längerer Zeit erfahren, dass in Dhibän,

dem alten Dibon, jenseits des todten Meeres, sich eiu grosser

schwarzer Steinblock befinde mit einer Inschrift. Nicht in der Lage,

selbst eine Reise dorthin zu unternehmen , versuchte er mit vieler

Mübe einen Abklatsch von der Inschrift zu erhalten, was durch den

Zwiespalt und das Misstrauen der dort hausenden Beduinenstämme,

die zuletzt gar das Denkmal zertrümmerten, fast ganz misslungen

wäre, und nur auf fast wunderbare Weise wurden grosse und kleine

Bruclistücke des .Abklatsches gerettet, und allmälig kommen auch einige

Trümmer des Blockes selbst zum Vorschein. Nachdem einmal die

Aulmerksamkeit auf das alte Denkmal gelenkt worden, werdeu wir

hoffentlich noch Näheres davon erfahren, und werden auch woh

Theile davon erworben werden. Vorläufig genügt schon die Ab¬

schrift, welche Hr. Ganneau mittheilt und die Graf Vogü6 ^)

mit des ersteren und eignen kurzen Bemerkuugeu veröffent¬

licht. Die Inschrilt, die mehrere Lücken uud Risse hat, ist in

l) Unter dem Titel: La Stile de Mesa Roi de Moab. Lettre ä M. le Cl'' de Vogüe par Ch. Clermont- Ganneau. Paris (J. Baudry), 1870. 10 SS. 4.

1 7

(5)

deutlichen phönizischen, d. h. althebräischen Buchstaben eingebauen,

die Worte sind meistens durch Punkte, die Sätze durch Striche

abgetheilt. Wier lassen nun zuvörderst die Inschrift nach der Um¬

schreibung des Hrn. G. iu hebräische Buchstabeu folgen:

ibu • (3n3);23M5 • 11 ■ ^rs 1 .

ab» ■ -JiN • T im by "ibn ■ ■'as | ■^aai 2

i\ nnipa • lanab • hnt mii-, ■ mm | ■'DN • nn« • in 3

'NSia ■bll b • (M) • bD53 isyiun • • yia 4

iaM5 • ti^N ■< as?: • n« iiyii bisnia^ • ']bM • 1 5

nMN • ■>i2^i I asa nN isy« rti 1 nsbnii | Mjt 6

nN • i-iMy • iBT^i "Oby • nax ■ na« bNiiaii | nnaai • na ■ nini 7

nia • paiN • n;a na • aiaii • Nama 8

(n)i I • na • layNi • iy73 ■bya • nN • pNi I-»aia • laaa • na 9

[■> i]ba • nb • pil • übya y-iNa • • laNi | ■ pinp • nN 10

n ■ ba nN • annNi 1 mnNi • ipa • nnnbNi ] nN • bNiia 11

I aNabi [lajaab • np 12

N • nNI • laN nN • na aiüNi | n^npa laaa ijsb -(n) 13

bNiiai • by ■ nas ■ nN ■ thn • ^b " 125? a ■ ib • naii 1 nnnia 14

Nl I Dnnm • ny • (n)nnian a • na • cnnbNi • nbiba ■ '^bn 15

bN ya • nba • nNin 16

n • iaua • nniayb • ia 17

a • bNniai • ■'ibai | laaa • ijeb nmib 18

M • laaa • niansii |. ia • nannbNa ■ na aiaii • itni 19 I riNi • ynia ■ nNiaNi | nian • ba • laN • pNa aN73a • npN 20

[n]nni • (D)nyin • n7:n • nnnp ■ maa ■^jn | pin ■ by • n b 21

[n]i I nnbnaa • insa '^sni ■ ninyia inia -[Sni n 22

pa IBNn • iNba ■iniay • 'jsni | '^ba • na • insa ■ 23

Iiay • tjyn • bab • naNi • nnnpa • npn • anpa • in • nai | np 24

Na • nnnpb • nnnaan ■ inna ■ ^^sni | nnaa • na • ibn 25

pnNi • nboan • iniay ^^sni ny[?ny]in5a '^sn | bNnia[i] 26

(i£)y • ia • naa • maa • '^sn | Dn[n]ia naana • in3a[-;3N] 27

ba ^iNi I nyaiaa • lain ba • ia • iiaan • pin • 28

[injsa • ^SNi ! ynNn • by • insoi • niaN ■ ppa nN 29

(a) • nN • dia • nibni • pa • bya • nai | inban - na 30

1 ■ a • na • aiBi • ismni j fnN(n) 31

Nl I pnina onnbn • n • laaa ib • na[N] 32

lay by 1 laaa 33

Nl I p 34

Davon giebt nun Hr. G. folgende Uebersetzung:

1 Moi, je suis Mesa, fils de Chamos [nadab]? roi ... .

2 ... 11 Mon pere r6guait sur Moab et moi j'ai

3 r6gn6 aprfes mon pöre || Et j'ai construit ce haut lieu (sanc¬

tuaire) avec sa plate-forme (?), pour Chamos ....

4 (Je m'appelle) Mesa, parce qu'il (Chamos) m'a sauv6 de tous

les ... ä tous les deux (?)....

5 . . . du roi d'lsrael . . . et il opprima Moab . . . Chamos

s'irrita . . . 1 7

(6)

Geiger, die Säule dee Mesa. I. 217

6 . . II Et il le changea . . . j'opprimerai (j'ai opprimc?) Moab. ||

Dans mes jours j'ai (ou: il a?) dit . . .

7 et je le vis, lui et sa maison (son temple?). || Et Israel fut

dispersö, dispers^ pour toujours, et Omri s'empara de . . .

8 Medeba (?) et y demeura . . . il construisit quarante . . .

9 oü Chamos est (dominant) dans mes jours (aujourd'hui) || Et

je construisis Baal-Meon et j'y sacrifiai | Et je construisis ...

10 Qiriathäim jj Et . . . envahit la terre . . . anciennement ; et se construisit

11 le roi d'lsrael la (ville de) . . . || Et je combattis ä Qir (ou:

je fis le siege) et je le pris || Et je tuai tous les . . . 12 . . . (sacrifice?) pour Chamos et pour Moab || . . .

13... devant la face de Chamos, ä Qerioth [| Et j'y fis prisonniers les hommes (vieux?) et les ...

14 de la jeunesse (aurore) Et Chamos me dit: Va! prends la do¬

mination Sur Israel. ||

15 J'allai de nuit, et je combattis avec lui depuis le . . . de

Taube, jusqu'ä midi || et je . . . 16 . . . tout entier . . .

17 ... qui est pour Ästar Chamos . . .

18 . . . Jahveh (Jehovah?) . . . devant la face de Chamos || Et le

roi d'lsrael [vint ä]

19 Yahas, et y demeura (jisqu'ä ?) mon combat avec lui || Et Cha¬

mos le chassa de . . .

20 Je pris de Moab deux cents hommes en tout || Et je les fis

mouter (les comptai) ä Yahas, et je . . .

21 ... sur Dibon || . C'est moi qui ai construit l'esplanade (?) les murs de Yearim (?) et les murs de . . .

22 ... Et c'est moi qui ai construit ses portes, et c'est moi qui

ai construit sa forteresse || Et c'est

23 moi qui ai construit Bet-Moloch || et c'est moi qui ai fait les

deux . . .

24 . . . Qir II Et il n'y avait pas de puits dans l'interieur de Qir,

sur son esplanade. Et je dis ä tout le peuple: Fasse

25 chaque homme un puits dans sa maison || C'est moi qui ai oifert l'holocauste, sur l'esplanade (?) dans . . .

26 . . . Israel. || C'est moi qui ai construit Aroer (?), et c'est moi qui ai fait la route de TArnon.

27 C'est moi qui ai construit Bet-Bamoth, qui etait detruite (?) ||

C'est moi qui ai construit Bosor, qui . . .

28 . . . Dibon, des chefs militaires (-jUjan), pour que tout Dibon

füt soumis. Et moi j'ai . . .

29 . . . avec les villes que j'ai ajoutees ä la terre || Et c'est moi qui ai construit

30 . . . Bet-Diblathaim || Et Bet-Baal-Meon, et j'ai 6rig6 lä le . . .

31 ... la terre || Et Horonaim, oü resida . . .

32 . . . Chamos me dit: Combats ä Horonaim || Et je

(7)

33 . . . Chamos ... sur 31

Eine grössere Abliandlung, welehe diese Uebersetzung recht¬

fertigen soll, ist noch zu erwarten, und so werdeu wir auch mit

unserm Urtheile zurückhalten müssen, bis dieselbe erschienen sein

wird , und mögeu gegenwärtig nur einige kurze Bemerkungen ge¬

stattet sein, nmp, das vier Male (Z. 3. 21. 24. 25) vorkommt,

mit [ilate-forme oder esplanade zu übersetzeu, erscheint Hrn. G.

selbst zweifelhaft, und wenn ich auch für's Erste nichts Besseres

zu geben weiss, so ist es doch wohl besser, es vorläufig ganz un¬

übersetzt zu lassen als ihm diese durch Nichts gerechtfertigte Be¬

deutung beizulegen. Auf Z. 4 findet H. G. den Sinn, der König

heisse desshalb „Mescha", weil ihm Khemosch beigestanden ; die

Worte so aufzufassen ist wohl nicht unmöglich, aber bei dem trüni-

merhalteu Texte unsicher, dazu auch überflüssig, da die Worte gut

mit der vorigen Zeile zusammenhangen : ich errichtete diese Säule

dem Chemosch . . . weil er mich errettet. Seltsam ist, dass H. G.

die Worte iNra bra mit ä tous les deux wiedergiebt, was ihm

selbst bedenklich zu sein scheint; es bedeutet doch wobl ohne

Zweifel: wider alle meine Feinde, oder etwa im Zusaramenhange

mit der folgendeu Zeile: unter allen meinen B'einden war vorzugs¬

weise der König von Israel. In Z. 5 und 6 ist wohl und

iiJ'S Pluralform : sie peiiiinten , näralich die Israeliten oder auch

mehrere Könige Israel's, die aufeinander folgten und Moab unter¬

thänig erhielten. Das Alef am Anfange des Wortes ist dera¬

nach nicbt Präfix der ersten Person, die Forra ist kein Futurum,

wie Hr. G. annehmen zu müssen glaubt, sondern Prater. Afel, das

in aramäischer Weise, ent.sprechend dem hebräischen Hifil, gleich¬

bedeutend mit dera Piel T'.v hier gebildet wird. Eine solche ara¬

mäische Form in dieser Insclirift zu finden darf uns nicht auffallen,

da wir auch einer ähnlichen önnbs , dera Suffix für die dritte Per¬

son Masc. mit rt und der Endung ■] für Plural und Dual, über

welche Bildungen bald die Kede sein wird , hier gleichfalls begeg¬

nen. — Dass der Plural sich auf mehrere Könige von Israel be¬

ziehe, wird ebeniälls nicht auft'allen, wenu wir erwägen, dass Israel's

Suprematie über Moab zwar mit Ahab's Tode aulhörte, aber nicht

erst unter seiner Regierung begonnen hat, wie dies die Inschrift

selbst bestätigt.

In derselben Z. 6 nämlich lesen wir M: ancbnii, wofür Hr.

(i. setzt: Et il le changea. Nun ist zwar das Beth so getrennt,

dass es wohl schwerlich mit den zwei folgenden Buchstaben zusam-

iiienliängt, vielmehr ein Riss in der Mitte zu vermuthen ist, den¬

noch glaube ich, dass r;:a zu ergänzen und zu übersetzen ist: und

ihm folgte in ... (etwa: der Regierung?) sein Sohn. Hier haben

wir das aramäische Suffix rt— = dem hebräischeu i", dera wir

Z. 7. 8 (vgl. die dazu folgende Bemerkung) 10 und 11 wieder be¬

gegnen; rjbn aber hat hier höchst wahrscheinlich die prägnante

(8)

Geiger, die Sätde des Mesa. 1. 219

Bedeutung des arabischen oili-, in der Herrschaft nachfolgen. 1st

diese Auffassung richtig, so erfahren wir hier bereits, dass ein Vater

und sein Sohn unter den Königen Israels Moab unterdrückt haben,

und wir gehn mit vollem Rechte von Ahab auf dessen Vater 'Omri

zurück, wie denn von diesem sicher in der folgenden Zeile die Rede

ist, vielleicht schon in dieser. Denn deren letzte Worte: in« ija^a

dürfen wohl schwerlich mit Hn. G. übersetzt werden: Dans mes

jours j'ai (ou: il a?) dit, sondern sie möchten wobl bedeuten: in

den Tagen (■'Mia) des Omar (Omri). Denn die Möglichkeit, dass

der moabitische Dialekt gleich andern aramäischen die Gutturale,

namentlich Alef und 'Ain mit einander verwecbselt, oder dass der

Steinmetz einen Irrthum begangen habe, liegt durchaus nicht fern.

Dass aber die späteren Regenten aus diesem Hause des 'Omri ihre

Heri'schaft über Moab cinbüssten, wird mit den unmittelbar folgen¬

den Worteu auf der nächsten Zeile 7 ausgesagt: nnaai na NiNi,

ich erblickte an ihm und seinem Hause (die strafende Vergeltung),

ganz entsprechend dem hebräischen a nN"i , die Rache an dem

Feinde erblicken, mit Wohlgefallen aiif ihn bei seinem Untergange

hinschauen; wenn die Inschrift aucb na „an ihm" sagt, während

'Omri selbst, ja noch sein Sohu Ahab, doch die Herrschaft über

Moab aufrecbt erhielt, so spricht sie eben von ihm als dem Gründer

der Dynastie, und desshalb tritt auch kein weiterer Eigenname

hervor, indem mit seinem Namen das ganze Geschlecht bezeichnet

wird. Diese Freude über die Niederlage des 'Omri'schen Hauses

führt sie noch weiter aus mit den Worten , dass Israel nun für

immer untergegangen sei.

Nachdem nun so im Allgemeinen von dem früheren Drucke,

den Moab erdulden musste und deu es nun abgeschüttelt, gesprochen

ist, wird nun in's Einzelne eingegangen. 'Omri, wird auf dieser und

der folgenden Z. 8 berichtet, habe Medeba eingenommen und er und

sein Sohn hatten dasselbe vierzig Jahre im Besitz gehabt. Denn

so sind wohl die Worte na "jyaiN n;a na a'i^i zu fassen, nicht:

et y demeura . . . il construisit quarante . . . n:a ist nämlich = dem

hebr. ira wie ^yaiN die aram. Form für D^yanN, niD aber das

aram. Nri-i=n:'B. Die Regierungszeit 'Omri's üiid Ahab's zusam¬

men beträgt zwar blos 34 Jahre, allein die runde Zahl von 40

darf um so weniger befremden, als auch Achasia während der Dauer

seiner Regierungszeit von zwei Jahren Medeba inne gehabt haben

mag, wenn auch das übrige Moab sich unabhängig erklärt hatte,

Joram selbst den Krieg gegen Moab wohl nicht sogleich bei seinem

Regierungsantritte unternommen haben uud uoch vier Jahre im Be¬

sitze genannter Stadt geblieben sein mag. Dann aber brachte den

König von Moab sein Gott Khemosch in deren Besitz , was die

mangelhaften Worte auf Z. 9: i7:"a tsna na wohl bedeuten, nicht

dass Kh. dort herrscht. Der König baut auch das wohl in Trüm¬

mern liegende Baal Meon neu auf und errichtet neue Bauten da¬

selbst, was wohl bei na layxi zu denken ist, nicht dass er dort

1 7 ★

(9)

geopfert habe. Dasselbe thut er mit Kirjathajim , "ininp Z. 10, und

wir haben hier die aramäische und arabische Bildung "i— für -,

wie wir derselben Endung nicht blos bei andern Städtenamen wie

inbai Z. 30 und ^Dmn 31 und 32 begegnen, sondern auch dem

Dual irN?: Z. 20 für Dinsu, während freilich auch D1Mit = Dpna

Z. 15 vorkommt. — Wenn dann Hr. G. die Worte: y-isa

QbS)3 wiedergiebt mit : Et . . . envahit la terre . . . anciennement, so ist dies gewiss irrthümlich, und ist der Satz vielmehr in folgen¬

dem Sinne aufzufassen. Die Gegend jenseits des Jordan war von

den Stämmen Gad , Ruhen und halb Manasse bewohnt , sie war

früher moabitisches Land, war jedoch den Moabitern von den Emo-

ritern weggenommen wordeu uud dann durch deren Besiegung Eigen¬

thum Israels geworden (4 Mos. 21, 26 ff.), wird aber, als die Stämme

jenseits des Jordan immer schwächer wurden, endlich ganz ver¬

schwinden , lange bevor die diesseitigen Reiche untergehn , wieder

von den Moabitern besetzt. Der König Mescha', welcher über die

eintretende Erstarkung Moabs auf unserer Insebrift berichtet, sagt

daher sehr richtig, wenn er sich seiner Herstellung Baal-Meons

und Kirjathajims rühmt, dass dort von alter Zeit her die Männer

Gads gewohnt haben, ujn (Ui^N) als Männer für den Plural kommt

auf unserer Inschrift nicht blos , gleichwie ira Hebräischen , nach

dem (zehn übersteigenden) Zahlworte "nNiD vor, Z. 20, sondern

auch absolut Z. 13, wie das auch ira Biblischen nicht ungewöhnlich

ist. Kirjathajira wird zwar — wie auch Baal-Meon — 4 Mos. 32,

37 (und 38) und entsprechend Josua 13, 19 (und 17) uicht als

dera Stamme Gad, sondern als dem Stararae Ruhen angehörig ver¬

zeichnet. Allein nach Gad mögen sämratliche dortige Stärame be¬

nannt wordeu sein, wie sich auch Jerem. 49, 1 nur dieses Namens

bedient, auch mag die Abgränzung zwischen den Gebieten dieser

Stärarae keine so scharfe gewesen sein, so dass auch Abweichungen

zwischeu Numeri und Josua vorkommen, wie z. B. Dibon dort V. 34

den Gaditen, hier V. 17 den Rubeniten zugeeignet wird.

Von Z. 11 an berichtet der König über seinen Kampf gegen

Kir, der, übereinstiraraend rait der biblischen Erzählung, olfenbar

die Entscheidung des ganzen Krieges herbeiführte. Wir begegnen

hier der merkwürdigen Form DntnbNi, die wir Z. 15. 19 uud 32

wieder antreffen. Gleich der (achten) arabischen Forra Ilta'ala

wird hier das Tav dera ersten Radicälbuchstaben nachgesetzt, was

im Hebr. u. Arara. nur geschieht, wenn der erste Radicalbucbstabe

den Zischlauten angehört, während sonst der Bildungsbuchstabe

Tav regelmässig dem Stamme vorangeht, und wir ersehen aus die¬

ser Erscheinung, wie die verschiedenen semitischen Dialekte in

einander greifen. — Auf Z. 13 kann atüNi allerdings mit Hr. G.

von nata abgeleitet und übersetzt werden : ich machte zu Gefangenen,

aber ebensogut kann es aüNi gelesen, also vou auji abgeleitet und

übersetzt werden: ich setzte dort hinein. Wie Hr. G. die Ueber¬

setzung der Worte: bN1tl)i üas nN tnis auf Z. 14 mit prends

1 7 *

(10)

Geiger, die Säule det Meta. I. 221

la domination sur Israel begründen will, weiss icb nicht; ich finde

keine Handhabe dafür, !-!23 als Herrschaft zu erklären. Weit eher

halte ich es für die Stadt Nebo ( ia" ), und die kurze Ausdrucks¬

weise: greife Nebo an wider (bs) Israel, wird nicht auffallen.

In Z. 19 bietet das Wort rtunnbsa (hebr. 17:^^51) wieder

zwei Aramaismen, nämlich ausser dem durchgehend gebrauchten

Suffix mit He, auch den Infinitiv mit Alef vorn statt mit He,

während wir jedoch Z. 32 umgekehrt dem Imperativ Dnnbn begegnen.

Ob Z. 20 rnui bD en tout heisst oder richtiger: alle seine Häupter, bleibe dahingestellt. Seltsam ist die Uebersetzung von Tias "^rNi

TöNr; i^bD Z. 23 mit et c'est moi qui ai fait les deux. Offenbar

spricht der König, nachdem er gesagt, er habe dem Moloch einen

Tempel errichtet, von den Feuergeräthen, welche vorzugsweise

zum Molochdienste erforderlich sind, ^bs bildet im liebräischen

zwar den Plural D^bs und im St. constr. ibs, allein die Regel ist

doch für diese Form, den letzten Stammbucbstaben durch Alef

(oder Jod) darzustellen, wie Di^bn, ü^NDy, C\ynD, OiNai: und

äbniiche, und so darf uus die Form des st. constr. plur. "Nba von

ibs, Gelass, bei den Moabitern nicht wundern. Auch die Wieder¬

gabe von nn~7:i-! tiID Z. 2.5 mit ai offert l'holocauste erachte ich

nicht als zutreffend. Sind die Worte von ma, schneiden, abzuleiten,

so düriten sie sich auf deu feierlichen Ahschluss eines Bundes mit

den Göttern beziehen ; dem Zusammenhange nach ist mir aber wahr¬

scheinlicher , dass hier eher an rrna, graben, und an das Graben

eines Wasserbehälters zu denken ist. "jujun Z. 28 mit chefs mili¬

taires wiederzugeben, ist gleichfalls gewagt, doch ist bei dem ver¬

stümmelten Texte keine sichere Vermuthung auszusinechen. —

Die Inschrift liegt, wie ersichtlich, in einem mangelhaften Zu¬

stande vor, und die Hoffnung auf ihre genügende Ergänzung ist

sehr unsicher; dennoch ist sie auch so für uns nach vielen Be¬

ziehungen bin höchst belehrend. Ihre Glaubwürdigkeit .anzutasten,

dazu liegt kein Grund vor: Die Israel und Juda umgebenden Völker¬

schaften standen sicher im Ganzen und Grossen auf derselbeu Bil¬

dungsstufe mit den Hebräern, wir dürfen daher auch von ihnen

schriftliche Denkmale erwarten. Der Bericht über die Auffindung

des dem Entdecker schon seit längerer Zeit bekannten Steindenkuials, über die Umstände , die eine treuere Wiedergabe desselben unmöglich

machten, ist so klar und unzweideutig, die Personen verdienen so

unbedingtes Vertrauen, dass eine ungläubige Kritik gar keiue Be¬

rechtigung hat. Der Inhalt, der sehr gut mit dem aus der Bibel

Bekannten harmonirt, copirt nicht etwa dasselbe, so dass Verdacht

entstehen könute ; wir hören nichts von Joram, Josafat, Edom, nicht

einmal von Ahab, wohl aber von 'Omri, der in der Bibel gar nicht

im Zusammeidiange mit Moab genannt wird. Ueber die Lebensfrage

Moabs, die si,ch in den Tagen Mescha's entschieden, dürfen wir

immerhin von dessen Seite eine Beurkundung erwarten, und wenn

sie sich ungesucht findet, so ist kein Gruud da sie anzuzweifeln.

(11)

Die Schriftzeichen auf der Inschrift sind die althehräischen

oder phönizischen, wie wir sie bei einem mit Israel in so engen

Beziehungen stehenden Nachbarstamme nicht anders erwarten dürfen.

Die Sprache ist in ihrem Wortvorrathe wie in ihren Formen sehr

nahe rait dera Hebräischen verwandt, bietet aber doch wiederura

Abweichendes genug dar, um jeden Verdacht der Fälschung abzu¬

weisen. Das unverständliche nmp ist offenbar nicht dera hebräi¬

schen Wortschatze entnoramen , qbn ist mehr arabisch als hebräisch

und aramäisch, aramäische Bildungen in Derivationen und Suffixen

wechseln mit hebräischen, ja sogar an der arabischeu Form bynsN

fehlt es nicht. Interessant ist, dass die Constructiou rait dem Wav

conversivum, die, soviel mir bekannt, ausser im Althebräischen

sich nicht findet, in dieser Inschrift mehrfach, fast auf jeder Zeile vorkommt. Der Inhalt der Inschrift entspricht den geschichtlichen Verhältnissen, und ist der Bericht der Bibel über die Hauptbegeben¬

heiten knapp und dunkel, wie ura das Geständniss einer Niederlage zu verdecken, so ist das Bülletin auf unserer Inschrift ruhraredig

uud in geschwätzigem Siegerübermutb. Das verbürgt beiden ihre

Authentie, macht sie äber auch geeignet, dass sie eiuander be¬

richtigen und ergänzen.

Und so begrüssen wir freudig diesen neuen Fund, der nach

seinem Masse uns die Zustände des biblischen Alterthums aufzuhellen einen schönen Beitrag liefert.

(12)

223

Die Säule des Mesa II.

Von Rabbiner l)r. Geiger.

In einem neueren Schreiben vom 19. Januar, welches in dem

Märzhefte der Revue Archeologique (S. 184—207) veröffentlicht ist,

kommt Hr. Ganneau auf seinen Fund zurück und ergänzt seine

früheren Mittheilungen. Wir können seine historischen Bemerkun¬

gen ühergehn, da die Nachrichten in deu biblisch-geschichtlichen

Büchern (Peutateuch, Josua, Richter, Könige, Chronik) nicht mit

der nöthigen Kritik behandelt sind, hingegen aus den zwei Capiteln

des Jesaias, freilich nach Vorgange deutscher Kritiker, zu viel

historisches Material gezogen werden soll und die höchst unwahr¬

scheinliche Annahme von einer spätem , etwa unter Jerobeam IL,

vollzogenen Wiedereroberung Moabs durch Israel , deren der Prophet

gedenken soll, aufgestellt wird, während der Prophet nur patrioti¬

sche Hoffnungen über den Untergang Moab's ausspricht, aber gerade

seine gegenwärtige und schon seit lange her ungeschwächte Kraft

bezeugt. Auch die allgemeinen paläographischen und linguistischen

Beobachtungen dürften kaum etwas Neues bieten. Von Wichtigkeit

hingegen sind die Ergänzungen und Berichtigungen in der Inschrift

selbst, welche Hr. G. nach erneutem sorgfältigen Studium anzubrin¬

gen weiss, und ich mag die Freude nicht unterdrücken, dass die¬

selben an früher recht zweifelhaften Stellen meine aufgestellten Ver¬

muthungen bestätigen.

Dieselben sind folgende: Z. 1 folgt nach 'jba noch axn, der

Vater nun regierte über Moab „dreissig Jahre", niu ]U5bTiJ , wie Ilr.

G. jetzt ergänzt. Wir haben hier wieder die aramäische Plural¬

endung mit Nun und nia für Jahr, was nunmehr auch Hr. G. in

Z. 8 erkennt. Z. 4 liest Hr. G. nun nach bau noch: 131 ]sbon

[:r;]:y | ^n:© ■bsa ■ ^SNin , was er übersetzt: de tous los pörils, et parcequ'il m'a läit jouir de toute ma tranquillite. Dass pbiBn etwas

Aehnliches wie: Gefahren, Unfälle bedeuten müsse, ist allerdings

aus dem Zusam enhange ersichtlich; der Stamm '^bia dürfte im

Moabitischeu transponirt sein von biBD, straucheln, fallen. Merk¬

würdig ist, dass Ilr. G. die so nahe liegende Bedeutung von iN:ta

(13)

noch immer nicht erlcennt, während sie Renan und Vogüö'n nicht ent¬

gangen ist, dennoch ist die Uehersetzung des letzteren : et m'a proteg6 au milieu de tous mes ennemis nicht richtig, vielmehr heisst ■'SNiri:

er (Khemosch) hat mich (Rache) erblicken lassen an allen meinen

Feinden, wie wir diese Ausdruckweise bereits in Z. 7 kennen ge¬

lernt. Den neuen Schluss der Zeile [sm]:? verbindet Hr. G. mit

dem Jod auf der folgenden, und so wird daraus iSijST, die volle

Form, die wir nicht erwarten, und vielleicht ist wirklich das He

ohne Grund supplirt; mit der Uebersetzung: mich hatte der König

Israels bedrückt, können wir uns vollkommen beruhigen. Ob die

Conjectur Vogüe's, lieber zu lesen, also : 'Omri war König von

Israel, vorzuziehen ist, möchte ich bezweifeln. — Sie drückten Moab, wie es nun ergänzt heisst, auf Z. 5 pl pi, lange Tage; 'O^d 'CirNniS [irjaa, wozu auf Z. 6 noch | nii, übersetzt Hr. G. aussi Chamos s'6tait irrite de ses [reprimes?], als wäre hier gesagt, Khemosch sei durch

die Eingriffe Israels in Moab erzürnt gewesen. Der Zusammenhang

spricht jedoch dafür, dass vielmehr ausgesagt wird, Israel habe dess¬

halb Moab lange Jahre peinigen können , „weil Ch. gegeu sein Land

erzürnt war". r|:5<n ist wohl abgekürzt für riiNnri, oder sollte,

wie wir die achte arabische Conjugation in Moab gefunden, so auch

die fünfte JwÜj , üblich gewesen sein ? Mit nsitaa ist nichts zu ma¬

chen; ob nitida dafür zu lesen sei, wage ich nicht zu vermuthen,

der Sinn muss jedoch ein ähnlicher sein.

In Z. 6 liest nun Hr. G. NfflJJ "lUNii n:a rtobnii und adoptirt auch die richtige Uebersetzung : et son fils lui succeda et il dit lui

aussi. Hr. V. erkennt auch in V. 10 richtig die Gaditen. Auf Z. 12

liest Hr G. nun nach np noch n^n, ein sehr zweifelhaftes Wort,

das durch die Uebersetzung: en spectacle nicht aufgehellt wird; nach

asabi wird nun noch gelesen • aan ' aiüNi , et j'ai emmene delä

le, auf Z. 1.'} nach \aN noch p"a, chefs, auf Z. 15 nnntan i'pnu,

depuis le lever de l'aube. Das Wort ypn in diesem Sinne, nämlich

vom Aufsteigen der Morgenröthe, wofür im Biblischen nby gebraucht

wird, ist allerdings ungewöhnlich, lässt sich aber unschwer mit der

biblischen Bedeutung des Wortes: ausdehnen, ausbreiten, in Verbin¬

dung bringen. Auch der Morgenröthe wird nämlich als einer Säule

(niTüln niuy in der Mischnah) gedacht, die demnach am Himmels¬

gewölbe aufgestellt wird. In Z. IG liest nun Hr. G. : nba annsi n

pbs pyac , was den vollständigen Sieg des Königs von Moab aus¬

führt, wonach er die ganze Bevölkerung Nebo's, 7000 Mann, nieder¬

gemacht, und in Z. 17, wo nun nach ü;):d noch annn gelesen wird,

wird gesagt, dass dieselbeu dem Kh. als Blutbann geopfert worden

seieu. In derselben Zeile wird dann zum Schlüsse gelesen: npNi

[ajDiau, was mit den Worten auf der folgenden Z. 0!m ■ Imrf ■^b

I "CJUD ireb (wo cn neu hinzugefügt) den schönen Sinn giebt: und

ich nahm von dort die Geräthe Jhvh's (des Gottes der Juden), und

sie sind (nun) vor Khemosch. Am Schlüsse der Zeile liest Hr. G.

(14)

Geiger, die Säule des Mesa. II. 225

[n:]^, so dass der König von Israel sich nun noch in Jahaz fest¬

gesetzt, und von dort aus den Kampf mit Moab fortgesetzt habe:

fronnbrra, wie jetzt nach hebräischer Form auf Z. 19 geschrieben

wird, während 'bsa in der ersten Umschrift blos Schreibfehler war,

da das Original deutlich ein He hatte. Z. 20 wird das letzte Wort

als nrnNi ergänzt, so dass er Jahaz eingenommen. Z. 21 wird der

aram. Plural ps^n • festgestellt.

Befremden muss es, dass Hr. G., welcher auf Z. 23 zum Schlüsse nun liest: [lna'n]p2 p, die einfache Erklärung der vorangehenden

Worte, wie sie oben gegeben worden, noch immer verkennt und

jetzt als Uebersetzung darbietet: les deux differents (les prisons?)

Acheräims (?) dans rint6rieur! Es heisst nun vielmehr: uud ich

machte die (zum Molochhause erforderlichen) Feuergeräthe , denn

es war nicht (es ist wohl zu lesen: ^[n id]) (ein Molochtempel

nebst Feuergeräthen) im Innern von Kir. Wenn wir auch auf Z. 17.

18 die Form ibD findeu, so ist neben ihr doch die andere Form

iNbD nicht auffallend. — Z. 27 wird nun ergänzt i Nn Din ^D, was

jedoch nicht übersetzt werden darf: qu'il avait detruite lui (?), son¬

dern: denu es war zerstört (oim). Z. 28 wird noch © vor dem

ersten , Z. 30 auch das erste Mal nm, Z. 33 byi inin ffiUD

und Z. 34 noch ein ö am Anfange gelesen, Ergänzungen, welche

zur Aufhellung des Sinnes nicht beitragen.

Mögen uns weitere Entdeckungen zu noch genauerer Feststel¬

lung dieser so vielfach interessanten Inschrift verhelfen!

8. April 1870.

Bd. XXIV. 15

(15)

Die Säule des Mesa III.

Von Rabbiner Dr. Geiger.

Auch Hr. J. Dereu bourg liel'ert eine Uebersetzung und Er¬

lclärung der Inschrift, welche sich iu der Revue Israelite N. 13

(8. April) befindet. Indem ich die geschichtlichen Beziehungen

übergehe, die theils bekaunt sind, theils mich uicht ganz befriedigen, verweile ich bloss bei neuen vorgeschlageneu Erklärungen. Beachtens¬

werth, wenn auch noch sehr anderweiter Bestätigung bedürftig, sind

zwei Uebersetzungen. finip Z. 3 und sonst nimmt Hr. D. als

Festung und vergleicht damit Xügaxa 2. Makk. 12, 17 und das

heutige Kerak oder Kerrak. Er wirft sich selbst ein, dass das

Thargum Jes. 15, 1 ND"iD schreibt, wie ja auch die Mischnah und

das Syrische ^I'd, jova haben. Auch ist nicht anzunehmen, dass

schon zu jener alten Zeit aus dem griechischen xaga^ ein

solches Wort in voller semitischer Umwandlung entlehnt sei. —

Ansprechender ist die Erklärung von ni-i Z. 7 mit: pour plaire,

uud zwar als zusammengezogen aus ni5>l vou -yi = nm , Wohl¬

gefallen haben, wie der Name der Moabiteriu nil , Ruth, zusammen¬

gezogen ist aus niyn (vgl. Urschrift S. 50 Anm.), und würde es

damit dem biblischen 'Opferausdrucke ^iitlb vollständig entsprechen.

Hingegen müssen andere Erklärungen als missglückt abgewiesen

werden. So wenn Hr. D. Z. 7. 10 aby mit Verwischung des ganz

natürlichen Sinnes als die Stadt Almon nehmen will, wenn auch

er Z. 23 ffisn isba mit les prisons pour les bommes übersetzt.

Möglicher ist seine Auffassung von ilia Z. 13 als Name einer

Stadt, indem das jerus. Thargum 4 Mos. 32, 38 diesen Namen

für nuaia setzt, und er danu nin© mit iman niu Jos. 13, 19

combinirt. "jipa Z. 29 als Nomen proprium einer Stadt zu nebmen,

steht noch sehr dahin. Z. 27. 28 ergänzt Hr. D. dahin, dass er

übersetzt: qui etait ahandonne. Et les chefs de Dibon etaient au

nombre de cinquante. Eine Entscheidung darüber lässt sich erst

geben, wenn es glücken sollte, noch einige Trümmer zu erlangen.

Nachschrift. In den mir bis jetzt bekannt gewordenen Versuchen

zur Erklärung der Inschrift ist, soviel ich sehe, nur eine Lesung von

Nöldeke beachtenswerth und darf dieselbe als ziemlich sicher an¬

geuommen werden. Die Gruppe i;ai , mit welchem die zweite Zeile

beginnt, ist nämlich in den bisherigen Versuchen von Einigen ganz

unerklärt gelassen worden , von Andern , wie Neubauer, Derenburg,

Schlottmann wird es als Eigenname des Grossvaters unseres Mescha'

gefasst und desshalb ein p am Eude von Z. 1 ergänzt. Weit ent¬

sprechender hingegen ist die Vermutbung Nöldeke's, welcher Z. 1

mit der Ergänzung von in schliesst, so dass daraus mit dem An¬

fange vou Z. 2 •'V^'^l!!' <l6r Dibonite, der zu Dibon Geborene, wird.

26. April. Geiger.

(16)

227

Notizen und Correspondenzen.

Zur Verständigung mit Prof. Nöldeke.

Die Weise, wie Hr. Prof. Nöldeke in Zeitschr. XXHI, 296 ff.

meine ethnographischen Arbeiten über das alte Arabien beurtheilt,

veranlasst mich zu einigen Worten der Erklärung, damit meiu

Schweigen nicht den Werth des Gebotenen noch weiter schmälere,

als Nöldeke's Bemerkungen es ohnebin thun möchten.

In dem Ausdrucke, dass meine Arbeiten im Einzelnen wie im

Ganzen eine gewisse Gewaltsamkeit zeigen, will ich keinen Tadel

finden; es klingt ja gerade, als wenn der, der das blanke Gold in

Händen, die Arbeit des Bergmanns im rohen Gestein dunkler

Schächte oder die des Schmelzers vor der Gluth des Hochofens als

eine „gewaltsame" bedauern wollte.

Ueber die Andeutung, dass bereits vor dem Erscheinen meines

Aufsatzes Gutschmid ein paar Namen aus griechischen Schrift¬

stellern ebenso wie ich mit arabischen identificirt hatte, freue ich

mich aufrichtig. Auf die Priorität kommt es mir gar nicht an ;

wenn unabhängig von einander, zwei denselbeu Fund machen, desto

besser ! So wird es z. B. Herrn Pi-of. Nöldeke gewiss freuen , zu

hören, dass der Vorschlag: in der Inschrift von Carpentras oytii2

= zu lesen , schon vor mehr als 20 Jabren vom seligen

Hupfeld im A.T.-lichen Seminar in Halle zum Gegenstand einer These

gemacht wurde.

Ernster ist, dass Nöldeke eine grössere Behutsamkeit in der

Benutzung von Ausgaben des Ptolemäus und Plinius fordert.

Ich bin mir bewusst, dass, bevor ich au die Arbeit gegangen,

gerade die kritiscbe Ausnutzung des Ptolemäus nach dem bis

jetzt zugänglichen Apparat mir eine Hauptsorge gewesen ist. Mag

nun durch weitere handschriftliche Funde auch manches da noch

berichtigt werden, so konnte ich mich doch durch den Hinblick

«auf diese Möglichkeit nicht veranlasst sehen, die ganze Arbeit ad

Calendas Graecas zu verschieben. Ich dächte, wir hätten, zum

Schaden der Forschung, lange genug gewartet.

Was Plinius anlangt, so wäre ich mit einer Arbeit über Ara¬

bien nach Plinius (und gleichaltrigen uud älteren Quellen) längst

hervorgetreten, wenn ich nicht von dem Erscheinen der Detlefsen'schen 15*

Referenzen

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