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Bayerisches Ärzteblatt 10/2019

483 Leitartikel

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK

Im Vorfeld des 78. Bayerischen Ärztetages, der vom 11. bis 13.

Oktober in München stattfindet, habe ich überlegt, ob ich mich des Schlagwortes, das für diese Bewegung steht, in meinem Oktober- Leitartikel bedienen darf. Und ja, es kann uns zu einer Bewusstheit führen, dass auch wir als Ärztinnen und Ärzte hierzu einen Beitrag leisten müssen und können. Veränderte Lebens- und Umweltbedin- gungen fordern ein Umdenken. Bereits in unserer Berufsordnung heißt es dazu ganz am Anfang, bei den „Grundsätzen“: § 1 Aufga- ben des Arztes: (2) Aufgabe des Arztes ist es, das Leben zu erhal- ten, die Gesundheit zu schützen und wiederherzustellen, Leiden zu lindern, Sterbenden Beistand zu leisten und an der Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Gesundheit der Menschen mitzuwirken. Dabei stehen die Le- bensgrundlagen für die Grundbedürfnisse des Menschen:

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Körperliche Grundbedürfnisse – auch biologische Grund- bedürfnisse genannt – Atmung (saubere Luft), Wärme (Kleidung), Trinken (sauberes Trinkwasser), Essen (gesunde Nahrung) oder Schlaf (Ruhe und Entspannung)

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Sicherheit: Unterkunft/Wohnung, Gesundheit, Schutz vor Gefahren oder Ordnung (Gesetze).

Das Problem sind nicht (nur) die knappen Termine in den Arztpra- xen oder die überfüllten Notaufnahmen in den Krankenhäusern. Das Problem heißt auch nicht Digitalisierung ohne zu reflektieren, an welchen Stellen diese Technik sinnvoll eingesetzt werden kann. Wir haben weitere Herausforderungen, von denen wir uns nicht ablenken lassen dürfen. Der fortschreitende Klimawandel gehört – mit Globa- lisierung und Digitalisierung – sicherlich zu den aktuellen Herausfor- derungen. Er macht deutlich, dass wir keinen weiteren Raubbau mit unseren Ressourcen treiben dürfen. Das gilt auch für die Ressource Arzt, die jedem Menschen bei Bedarf zur Verfügung stehen muss.

Prävention

Um zukünftigen Bedrohungen unserer Gesundheit entgegenzuwir- ken wird Prävention einen besonderen Stellenwert einnehmen. Wie gehe ich mit meiner Gesundheit um? Wie füge ich mich eigenverant- wortlich in ein Solidarsystem ein? Wie erhalte ich Ressourcen? Wie gestalte ich meinen Teil der Gemeinwohlverpflichtung? Prävention bedeutet Maßnahmen zur Abwendung von unerwünschten Ereignis- sen oder Zuständen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein- treffen könnten, wenn nichts getan würde. Prävention setzt zunächst voraus, dass geeignete Maßnahmen verfügbar sind, um den Eintritt dieser Ereignisse zu beeinflussen. Dazu brauchen wir die Ärzte al- ler Fachrichtungen. Wir sind für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung verantwortlich und auch dafür, dass gesundheitliche Schäden gar nicht erst eintreten. Maßnahmen dazu sind beispiels- weise Präventionsgespräche im Rahmen der Gesundheitsuntersu-

chungen, Förderung von Bewegung und Sport, Motivation zu gesun- der Ernährung, Stressprophylaxe am Arbeitsplatz, Suchtprävention sowie Impfungen. Wir müssen noch weitere Aspekte berücksichti- gen. Wie schaffen wir veränderte Arbeitsbedingungen bei Hitze, wie können wir ältere Menschen in Pflegeheimen schützen, wenn bei- spielsweise nächtliche Temperaturen über mehrere Tage nicht mehr unter 15 Grad absinken? Wie können wir unser Wasser reinhalten?

Auch wenn dabei das Zusammenwirken aller im Gesundheitsbereich tätigen Fachberufe erforderlich ist, dürfen wir Ärztinnen und Ärzte nicht zur Disposition gestellt werden. Wir sichern die medizinische Versorgung nach anerkanntem Stand der medizinischen Erkenntnis- se auf wissenschaftlicher Basis. Das ist unsere Profession.

Klimawandel und Gesundheit

Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Luftschadstoffe so- wie die Rückkehr der Malaria nach Europa – sind mögliche regionale Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit und somit auch medizinische Forschungsthemen und Fragestellungen, denen wir uns stellen müssen, bevor es andere tun. Regionaler Klimawandel und Gesundheit spielt somit eine zentrale Rolle; geht es um „Environmen- tal Health Sciences“ in der Medizin. Der Klimawandel und seine Aus- wirkungen auf die Gesundheit sind inzwischen auch in der Medizin ein großes Thema, mit dem sich zum Beispiel der nächste Deutsche Ärztetag 2020 in Mainz befassen wird. Das Thema kann und muss aus einer interdisziplinären Perspektive heraus angegangen werden:

Wir brauchen beispielsweise die statistischen Modellierungen und Darstellungen der räumlichen und zeitlichen Verteilung gesundheits- relevanter Klimafaktoren, die uns die Geografie liefert. Extreme Hitze- ereignisse und erhöhte Ozonwerte in der Luft stehen in einem direkten Zusammenhang mit Herzinfarkten, gerade im urbanen Raum. Neben der Analyse der Zusammenhänge zwischen atmosphärischer Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung ist es darum unerlässlich, hochauf- gelöste regionale bis lokale Abschätzungen des Klimawandels und seiner Ausprägungen in urbanen Räumen verfügbar zu machen, um konkrete Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsvorsorge und des Gesundheitsmanagements ergreifen zu können. Ein weiterer Aspekt ist die Ausbreitung so genannter vektorübertragener Krankheiten, die von Erreger tragenden Organismen verbreitet werden. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Anophelesmücken, die die Malaria übertragen, sich im Zuge des Klimawandels deutlich in Richtung Nor- den ausbreiten werden. Zudem wird sich das Malariapotenzial, das sich aus der Verbreitung und aus den Eigenschaften der Mücken so- wie aus den Lebensbedingungen der Malariaerreger ergibt, vor allem in Süd- und Südosteuropa erheblich vergrößern – die Malaria könnte folglich in weiten Teilen Europas zurückkehren.

In diesem Sinn freue ich mich auf spannende Tage in München, auf einen interessanten 78. Bayerischen Ärztetag mit anregenden Diskussionen und richtungsweisenden Beschlüssen.

„Fridays for Future“?

Referenzen

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