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Der Weg zu echten Verbesserungen

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114 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2016 | www.diepta.de

Z

unächst galt es, die Defi- nition dessen, was man unter Arzneimittelthera- piesicherheit versteht, zu kennen: „AMTS ist die Gesamtheit der Maßnahmen zur Gewährleistung eines optimalen Medikationsprozes- ses mit dem Ziel, Medikationsfehler und damit vermeidbare Risiken für

den Patienten bei der Arzneimit- teltherapie zu verringern.“ Laut Pro- fessor Schulz besteht gerade bei einer Polymedikation ein hohes Risiko, dass das Ziel der AMTS verfehlt wird.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass etwa 6,8 Mil- lionen gesetzlich Krankenversicherte

mehr als fünf Wirkstoffe einnehmen und Patienten jenseits des siebzigs- ten Lebensjahres im Durchschnitt zwischen sechs und acht Arzneimit- tel benötigen. Im Rahmen der Selbst- medikation haben Patienten, die äl- ter als 65 Jahre sind, einen Anteil von 22 Prozent aller OTC-Präparate. An- gesichts dieser Zahlen sollten PTA insbesondere bei der älteren Pa- tientengruppe darauf hinwirken, dass die Compliance (Therapietreue) auch umgesetzt wird.

Aus einem Experten-Gutachten ist bekannt, dass bei fünf Prozent der Patienten Unerwünschte Arzneimit- telwirkungen (UAW) hervorgerufen werden. Professor Schulz wies darauf hin, dass ältere Menschen nicht nur wegen der Polymedikation von UAW betroffen sind, sondern auch andere Faktoren dafür verantwortlich sind:

eingeschränkte Nierenfunktionen, eine verringerte metabolische (stoff- wechselbedingte) Kapazität sowie eine gesteigerte Sensitivität vieler Zielorgane, Rezeptoren und körper- lichen Kanäle. Außerdem lag bei ei- nem Drittel aller UAW eine Interak- tion mit anderen Medikamenten vor.

Natürlich spielen UAW mit fünf Prozent auch bei vermeidbaren Krankenhauseinweisungen eine nicht unerhebliche Rolle. Konkret bedeutet dies, dass 250 000 Kranken- hauseinweisungen auf UAW zurück-

© ABDA

„Der Apotheker als Garant für die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) – eine Einführung“ lautete der Titel des Vortrags, den Prof. Martin Schulz, Geschäftsführer der ABDA im Bereich Arzneimittel, beim Deutschen Apothekertag vortrug.

Der Weg zu echten Verbesserungen

PRAXIS ARZNEIMITTELSICHERHEIT

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2016 | www.diepta.de 115 zuführen sind. Der Referent hatte

sich die Mühe gemacht, auszurech- nen, welche Kosten damit verbun- den sind und kam auf eine Summe von einer Milliarde Euro pro Jahr!

Medikationsplan in der Kritik Kritik übte Schulz am aktuell von Ärzten erstellten Medikationsplan und bemängelte insbesondere das Risiko einer fehlenden Vollständig- keit der Daten. Weitere Fehlerquel- len liegen etwa darin begründet, dass der Medikationsplan nicht immer fortgeschrieben wird und somit nicht auf dem aktuellen Stand ist.

Fraglich ist in den Augen des Profes- sors auch, ob er auf Arzneimittelthe- rapiesicherheit geprüft wird und die daraus resultierenden Maßnahmen umgesetzt werden.

Auch im Hinblick auf den Patienten herrschte bei Professor Schulz Skep- sis: „Kann der Patient den Medikati- onsplan überhaupt richtig lesen, die Angaben verstehen und entspre- chend umsetzen?“ Übrigens haben Untersuchungen, die auch vom Bun- desministerium für Gesundheit ge- fördert wurden, ergeben, dass Pa- tienten mit einer Dauermedikation von mehr als fünf Präparaten den Medikationsplan nicht „einfach so“

verstehen und umsetzen können, sondern eine apothekerliche Bera- tung und Begleitung bräuchten. Als Folge der genannten möglichen Feh- lerquellen sind laut Aussagen des Referenten Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Informations- quellen – Arzt, Apotheker, Patient – eher die Regel als die Ausnahme.

Lediglich in sieben bis 24 Prozent gibt es keine Unstimmigkeiten. Die häufigste Diskrepanz besteht darin, dass der Patient ein nicht im Medi- kationsplan dokumentiertes Arznei- mittel einnimmt.

Die Gründe, warum es zu einer man- gelhaften Vollständigkeit des Medi- kationsplans kommt, sind vielfältig:

So kann es sein, dass die Arztpraxis noch nicht ausreichend organisiert ist, um hier sorgfältig genug zu ar- beiten. Auch diejenigen Arzneimittel werden nicht dokumentiert, die von

Facharztkollegen verschrieben wer- den. Und schließlich wird im Medi- kationsplan auch nicht erfasst, wel- che Medikamente sich der Patient in der Selbstmedikation eigenmächtig verordnet.

Alternative ARMIN Zum Schluss seines Vortrags ging der Referent noch auf die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) ein.

Bei diesem Modellprojekt wird der Medikationsplan in enger Abstim- mung zwischen Ärzten und Apothe- kern erstellt. Bevor der Einstieg in eine Diskussion zwischen an ARMIN beteiligten Heilberuflern begann, formulierte Professor Schulz die Ziele, die mit diesem Projekt erreicht werden sollen. Das Ziel von ARMIN besteht demnach darin, einen Medi- kationsplan zu führen, der:

, aktueller und vollständiger ist als der derzeit existierende,

, auf potenzielle Risiken geprüft ist, , zwischen Arzt und Apotheker ab-

gestimmt ist,

, für die Patienten verständlich ist und

, als vollständig elektronisch er- stellter Medikationsplan kontinu- ierlich gepflegt wird.

ARMIN als zukunftsprägend Die anschließenden einleitenden Worte in der Diskussionsrunde kamen von Apothekerin Susanne Donner, AR- MIN-Apothekerin der ersten Stunde.

Sie berichtete, dass inzwischen 548 Ärzte und 978 Apotheken in dieses Modellprojekt involviert sind. Im Kern geht es bei ARMIN um drei Elemente: die Wirkstoffverordnung, den Medikationskatalog und das Medikationsmanagement als das

„Herzstück“ des Modells.

Apothekerin Donner betonte, wie gut die Zusammenarbeit mit den Ärzten vor Ort funktioniert und dass das Projekt von Patienten gut ange- nommen wird. Sie machte auch auf die damit verbundenen Chancen für den Berufsstand aufmerksam: „Der Medikationsplan ist nicht nur eine Chance für die einzelne Apotheke,

sondern auch für unseren gesamten Berufsstand. Außerdem begeistert diese Arbeit auch unseren Berufs- nachwuchs.“

Die Apothekerin apellierte an die Kollegenschaft bei solchen Projekten von „Anfang an mit den Ärzten zu klären, wie bei akuten Problemfällen kommuniziert wird“. Außerdem be- tonte sie, dass nicht nur der finale Medikationsplan mit dem Patienten besprochen werden muss, sondern auch jegliche Veränderung der Me- dikation – einerlei, ob es sich um ein verordnetes Arzneimittel oder ein Präparat aus der Selbstmedikation handelt.

Zufriedenheit bei allen Beteilig- ten Einen hohen Zufriedenheitsgrad in der „unkomplizierten Zusammen- arbeit“ ließ auch der mit Apotheke- rin Donner zusammenarbeitende Arzt erkennen. Marin Bauer zeigte sich erfreut und erleichtert darüber, dass beim Thema Arzneimittelthera- piesicherheit die Apotheker mit im Boot sind und empfand das als „fo- rensische Absicherung“. Der Medizi- ner war sich mit einem Kollegen darüber einig, dass die Ansprache der Patienten bezüglich einer Teil- nahme an ARMIN eher durch ihre Berufsgruppe erfolgen sollte. Beide Ärzte waren dagegen froh, dass die sogenannte Brown-bag-Analyse, bei der sämtliche Medikamente des Pati- enten gesichtet und überprüft wer- den, in der Apotheke stattfindet. So positiv wie die Diskussion verlief, könnte es darauf hinauslaufen, dass ARMIN als Blaupause für einen künftigen Medikationsplan dient. ■

Claus Ritzi, Pharmajournalist (wdv)

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