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Herz im Hitzestress

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Academic year: 2022

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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2020 | www.diepta.de

D

er globale Klimawandel hat sie im Schlepptau:

Extreme Hitzewellen in den Sommermonaten.

Auch in diesem Sommer haben wir einige Tage kräftig geschwitzt – tags- über bei deutlich über 30 Grad im Schatten, und in mancher Tropen- nacht bei „molligen“ Temperaturen oberhalb der 20-Grad-Marke. In vie- len Regionen kletterte das Thermo- meter im Tagesverlauf auf annähernd 40 Grad Celsius – und trieb selbst Sonnenanbetern und Hitzefans die

Schweißperlen auf die Stirn. Wäh- rend jüngere und gesunde Menschen die Bullenhitze meist ganz gut weg- stecken können, macht sie älteren und chronisch Kranken oft schwer zu schaffen. Zu einer ernsthaften Ge- sundheitsgefahr wird das Sommer- wetter beispielsweise für diejenigen, die wegen Herz- und Blutdruckpro- blemen bereits in ärztlicher Behand- lung sind. Auf diesen Zusammen- hang weist auch die Deutsche Herz- stiftung hin. Zu den möglichen nega- tiven Folgen hoher Temperaturen ge-

hören Müdigkeit, Schwindel und Blutdruckabfall bis bin zum Kreis- laufkollaps, aber auch Herzrhyth- musstörungen und Muskelkrämpfe können auftreten.

Wärmeregulation ist Schwerst­

arbeit Zur Erinnerung: Wie alle Säugetiere ist auch der Mensch ein gleichwarmes Lebewesen. Unabhän- gig von der Umgebungstemperatur muss er in seinem Inneren eine konstante Kerntemperatur von etwa 37 Grad Celsius halten. Und das heißt auch: Herrscht draußen Glut- hitze, muss unser Organismus über- schüssige Wärme abgeben, um nicht zu überhitzen. Diese Wärmeabgabe geschieht über die Haut und durch vermehrtes Schwitzen.

Das Blut nimmt übermäßige Wärme aus dem Körper auf und transpor- tiert sie zu den kleinen Hautgefäßen, die die Wärme wie „Kühlschlangen“

an die Luft abführen. Dabei gilt: Je größer die Fläche der unbedeckten Haut, je kühler und trockener die vorbeistreichende Luft und je mehr Blut vom Herzen durch die Haut- gefäße gepumpt wird, desto mehr Wärme kann der Körper loswerden.

Dieser Zusammenhang zeigt: Bei Hitze ist die Thermoregulation auch für unser Herz harte Arbeit. Zum Glück kann ein gesunder Lebensmo- tor diese Mehrbelastung meist mü- helos bewältigen. Ein krankes Herz stößt hingegen schneller an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.

Um das lebenswichtige Organ zu entlasten und hitzebedingten Ge- sundheitsproblemen vorzubeugen,

HERZ UND KREISLAUF

Puh, war das heiß! Tropische Temperaturen, wie sie uns der diesjährige Sommer mal wieder beschert hat, belasten Herz- und Kreislauf. Vor allem für Herzpatienten wird die Bullenhitze zur Gefahr.

Herz im Hitzestress

© Anna Vereshchak / iStock / Getty Images

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2020 | www.diepta.de

ist es für Herzpatienten wichtig, mit dem behandelnden Arzt über indivi- duell geeignete Vorsichtsmaßnah- men zu sprechen. Unter anderem raten Mediziner älteren Menschen und vor allem Patienten mit Herz- schwäche dazu, größere Hitze (zum Beispiel in der Mittagszeit) weitest- gehend zu meiden, sich körperlich zu schonen und sommerlich-leichte Textilien zu tragen. Weniger ist mehr, heißt die Kleiderordnung für den Hochsommer: Luftiges T-Shirt, kurze Hose oder Sommerkleid sind gute Weggefährten. Eine Kopfbe- deckung verhindert, dass die Sonne auf den Schädel knallt.

Verlust mit Folgen Eine Haupt- rolle spielt bei Hitze das Trinken:

Gibt der Körper Wärme durch Schwitzen ab, verliert er dabei be- kanntermaßen viel Flüssigkeit und zudem wichtige Elektrolyte wie Na- trium, Kalium und Magnesium. Dass der Flüssigkeitsverlust durch ausrei- chendes Trinken ausgeglichen wer- den muss, liegt auf der Hand. Das Problem: Während gesunde Zeitge- nossen bei Hitze beinahe ständig durstig sind und deshalb meist auto- matisch genug „nachtanken“, kann das Durstempfinden bei alten und herzkranken Menschen gestört sein.

In der Folge trinken sie zu wenig und riskieren einen gefährlichen Flüs- sigkeitsmangel. Besonders gefährdet sind diejenigen Herzpatienten, die Diuretika einnehmen. Die Mischung aus zu geringer Trinkmenge und Medikamenten zur Entwässerung führt zu einer Abnahme des Blut- volumens in den Gefäßen: Der Blut- druck sinkt, wodurch es beim Auf- richten aus dem Liegen oder Auf- stehen aus dem Sessel zu einem Kreislaufkollaps mit kurzzeitiger Bewusstlosigkeit – und in der Folge zu gefährlichen Stürzen – kommen kann. Auch die ausgeschwitzten Salze gilt es auszugleichen. Wer es nicht tut, riskiert Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskelkämpfe und bisweilen auch Herzrhythmusstö- rungen.

Der Hitze trotzen Der nächste Sommer kommt bestimmt und wird vermutlich wieder rekordverdächtige Temperaturen mit sich bringen.

Herzpatienten sollten darauf vorbe- reitet sein und an heißen Tagen grundsätzlich daran denken, genug zu trinken. Hochwertiges Mineral- wasser, das neben Flüssigkeit auch unterschiedliche Mineralstoffe und Spurenelemente liefert, ist ein gesun- der Durstlöscher. Wichtig zu wissen:

Welche Trinkmenge im Einzelfall angebracht ist, sollten herzkranke Menschen in jedem Fall mit dem be- handelnden Arzt besprechen. Denn auch eine übermäßige Flüssigkeits- zufuhr, die zu einer weiteren Ver- schlechterung der Herzleistung füh- ren kann, gilt es zu vermeiden.

Wichtig ist es für Herzpatienten zu- dem, ihren Elektrolythaushalt im Blick zu behalten. Zu wenig Kalium

im Blut kann Herzrhythmusstörun- gen begünstigen. Inwieweit es sinn- voll ist, einen Kaliummangel durch entsprechende Präparate auszuglei- chen, entscheidet der Arzt.

Was die Waage verrät Stimmt die Flüssigkeitsbilanz? Regelmäßiges Wiegen bringt es ans Tageslicht. Die Deutsche Herzstiftung rät: Herz- kranke Menschen, besonders die- jenigen mit Herzschwäche, sollten sich morgens vor dem Frühstück und nach dem ersten Gang zur Toilette wiegen. Generell sei morgendliches Wiegen zur Kontrolle des Flüssig- keitshaushalts ausreichend. Durch einen zweiten Gang auf die Waage am Abend ließe sich aber auch die Flüssigkeitsbilanz über den Tag grob einschätzen.

Faustregel: Ist das Körpergewicht um mehr als 500 Gramm angestiegen, ist die Trinkmenge zu hoch. Hat ein Herzschwächepatient hingegen – trotz Flüssigkeitszufuhr – abgenom- men, ist es eventuell erforderlich, die Dosierung des Diuretikums zu ver- ringern. Wichtig: Eine Dosisanpas- sung verordneter Medikamente darf nur in Abstimmung mit dem behan- delnden Arzt erfolgen, nie in Eigen- regie.

Auch auf ihren Blutdruck müssen Herz-Kreislauf-Patienten bei hohen Temperaturen achten. Ratsam ist es, die Blutdruckwerte engmaschig zu kontrollieren. Da sich bei Hitze die Blutgefäße weiten und der Blutdruck sinkt, wirken blutdrucksenkende Arzneimittel jetzt stärker. Das kann bei manchen Patienten so ausge- prägt sein, dass der Arzt eine Anpas- sung der Medikamente vornehmen muss.  n

Andrea Neuen, freie Journalistin VORSICHT,

HERZINFARKT!

Hitze und abrupte Tempera- turveränderungen bereiten dem Körper Stress. Vor allem bei plötzlich auftretender Hitze und raschen Tempera- turanstiegen ist das Risiko für Herzinfarkte höher. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankun- gen und Bluthochdruck sind besonders gefährdet. Aber auch Diabetes-Patienten müs- sen Vorsicht walten lassen.

Der Grund: Für Menschen mit Diabetes ist das Risiko, bei Hitze einen Herzinfarkt zu erleiden, größer als für stoff- wechselgesunde Zeitgenossen.

Das hat eine Studie aus Hong- kong ergeben. Darin zeigen die Autoren den Zusammen- hang zwischen Außentempe- ratur und Krankenhausauf- nahme wegen Myokardinfarkt über einen fast zehnjährigen Zeitraum auf. Ergebnis: Bei über 29 Grad steigt die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden, für Diabetes-Pa tienten an, bei Menschen ohne Diabetes bleibt das Risiko auf dem glei- chen Niveau.

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