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Lars Gellner: NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg © Auer Verlag Weg in den Krieg
Hitlers doppelgesichtige Außenpolitik
Name:
Historischer Überblick
Das außenpolitische Programm der NSDAP basierte auf einem Stufenplan. Zunächst sollte der Ver- sailler Vertrag beseitigt, dann ein Kontinentalimperium (Großdeutsches Reich) errichtet, schließlich die deutsche Weltmachtstellung gesichert werden. Obwohl die radikale außenpolitische Zielrichtung und der rassenideologische Antisemitismus durch „Mein Kampf“ und zahlreiche öffentliche Reden kein Geheimnis waren, blieb man nach dem Regierungsantritt Hitlers am 30. Januar 1933 im In- und Ausland durchaus gelassen. Die extremen Pläne und Ideen des ehemaligen Oppositionspolitikers wurden als massive Propaganda unterbewertet, nicht sonderlich ernst genommen.
Die Nationalsozialisten rückten von ihrem Programm nicht ab. Um die Ziele nicht zu gefährden, betrieb Hitler eine Verschleierungstaktik, die durch eine Doppelstrategie gekennzeichnet war. Während er sich zu Beginn u. a. aus Furcht vor einem französischen Einmarsch in Deutschland öffentlich fried- liebend und staatsmännisch zeigte und die Einhaltung des Versailler Vertrags zusagte, offenbarte Hitler in internen Kreisen seine wahren politischen Absichten. Deutschland könnte nur durch Kampf zur Wiedererlangung von Freiheit und Selbstbestimmung kommen, Wehrwille und Wehrkraft müssten gestärkt werden.
Seine Außenpolitik der vollendeten Tatsachen begleitete Hitler ab 1933 stets mit öffentlich zur Schau gestellten Friedensbeteuerungen. Die breite Masse und die Staatengemeinschaft ließen sich bis zum Frühjahr 1939 täuschen. Es herrschte der Irrglaube, dass sich der Staatsmann Hitler an die Spielre- geln traditioneller Politik halten würde.
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Aufgabe 1
Fasse die Kernaussagen der Überblicksdarstellung stichpunktartig zusammen.
Aufgabe 2
Lies die beiden Quellen aufmerksam durch und treffe Aussagen über Hitler, die militärische Führung und die Adressaten der Reichstagsrede.
Wie soll pol. Macht, wenn sie gewonnen ist, gebraucht werden? Jetzt noch nicht zu sagen. Viel- leicht Erkämpfung neuer Export-Mögl., vielleicht – und wohl besser – Eroberung neuen Lebens- raums im Osten u. dessen rücksichtslose Germanisierung. […]
Mitschrift über die geheime Rede Hitlers vor den Befehlshabern der Reichswehr (3. Februar 1933)
Indem wir in grenzenloser Liebe und Treue an unserem eigenen Volkstum hängen, respektieren wir die nationalen Rechte auch der anderen Völker […] und möchten aus tiefinnerstem Herzen mit ihnen in Frieden und Freundschaft leben. Wir kennen daher auch nicht den Begriff des Germa- nisierens. Die geistige Mentalität des vergangenen Jahrhunderts, aus der heraus man glaubte, vielleicht aus Polen und Franzosen Deutsche machen zu können, ist uns genau so fremd, wie wir uns leidenschaftlich gegen jeden umgekehrten Versuch wenden. Wir sehen die europäischen Nationen um uns als gegebene Tatsache.
Rede des deutschen Reichskanzlers Adolf Hitler im Reichstag (17. Mai 1933)
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Zerstörung der Versailler F riedensordnung
Name:
Die 90 Prozent Saarstimmen sind doch wirklich nicht nur die Stimmen für Deutschland, sondern buchstäblich für Hitlerdeutschland. […] Auch im Reich wollen 90 Prozent den Führer und die Knechtschaft und den Tod der Wissenschaft, des Denkens, des Geistes, der Juden.
Victor Klemperer, Tagebucheintrag (16. Januar 1935)
Versetze dich in Klemperer hinein. Überlege, welche Botschaften du seinem Tagebucheintrag ent- nehmen kannst.
Schraffiere die entsprechenden Textfelder.
Unverständnis Gleichgültigkeit Anklage
Akzeptanz Warnung Resignation
d) Nenne Hitlers außenpolitische Schritte, die glatte Vertragsbrüche darstellten. Zeige auf, wie die Westmächte darauf reagierten.
e) Den 18. Juni 1935 bezeichnete Hitler als den „glücklichsten Tag“ seines Lebens. Vervollständige folgenden Satz.
Hitler sah das Zweckbün der Landmacht Deutschland mit der traditionellen Großbritannien, bereits in „Mein Kampf“ als Konstellation ohne Interessens- gegen gepriesen, in greifbarer Nähe.
Aufgabe 3
Wegen anstehender Parlamentswahlen verzichtete die französische Regierung nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das entmilitarisierte Rheinland – ein eindeutiger Verstoß gegen den Versailler Vertrag und das Abkommen von Locarno (1925) – auf eine militärische Reaktion. Erschließe, ausge- hend von den beiden Quellen, dass Hitlers Politik einem „Spiel mit dem Feuer“ glich.
Wären die Franzosen damals ins Rheinland eingerückt, hätten wir uns mit Schimpf und Schande wieder zurückziehen müssen, denn die militärischen Kräfte, über die wir verfügten, hätten keines- wegs auch nur zu einem mäßigen Widerstand ausgereicht.
Hitler während des Zweiten Weltkriegs, überliefert von Chefdolmetscher Paul Schmidt
Und all das, was wir über Hitler im Nachhinein wissen, zeigt, dass dies tatsächlich eine verpasste Gelegenheit war. […] Warum hat man keine Vorkehrungen getroffen, wie zum Beispiel, dass man sofort etwas unternommen hat? Diejenigen, die nichts gemacht haben, tragen eine schreckliche Mitverantwortung; sie sind zum Teil verantwortlich für alles, was passiert ist.
Frz. Minister Louis Marin im parlamentarischen Untersuchungsausschuss (1947)
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Aggressive Expansionspolitik
Name:
Aufgabe 4
Fülle das Rätsel aus (Ä = AE, Ö = OE usw.). Die grauen Kästchen ergeben ein Lösungswort.
Waagerecht:
1 britische Beschwichtigungspolitik
3 Austragungsort der Olympischen Spiele 1936 5 Veranstaltungsort der NSDAP-Parteitage
zwecks Selbstdarstellung
6 unrechtmäßige Erschließung von neuen Geldquellen durch Expansion
7 Tagungsort der Viermächtekonferenz (1938) 10 direktdemokratisches Instrument
Senkrecht:
2 Staat mit den größten materiellen und perso- nellen Ressourcen
4 Staat mit deutscher Minderheit
8 Programm, das die wirtschaftliche und militä- rische Kriegsfähigkeit innerhalb von vier Jah- ren gewährleisten soll
9 Politik der Nötigung und Bedrohung
11 Staat, dem Großbritannien und Frankreich im Angriffsfall militärischen Beistand leisten
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Lösungswort:
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Nationalsozialistisches Bündnissystem 1939
Name:
Aufgabe 1
Füge folgende drei Sätze an passenden Stellen in den Text ein.
Nr. Aussage
1. Der italienische „Duce“ (Führer) Mussolini missbilligte eine Angliederung Österreichs an das Deutsche Reich, da er als Folge die Erhebung von Forderungen auf Südtirol fürchtete.
2. Die „Stresafront“ verlor massiv an Wirkung, als Deutschland am 18. Juni 1935 ein Flottenab- kommen mit Großbritannien schloss, das den Versailler Vertrag faktisch auslöschte.
3. Hitler wollte eine sozialistische oder kommunistische Regierung Spaniens („bolschewistische Gefahr“) verhindern, zudem die Kampfkraft der deutschen Luftwaffe erproben.
Historischer Überblick
Um seine außenpolitische Vorstellung vom „Lebensraum im Osten“ zu realisieren, sah Hitler Großbri- tannien und / oder Italien als geeignete Bündnispartner an. Er suchte 1933 zunächst die Annäherung an Italien. Dieses Ansinnen scheiterte aufgrund gegensätzlicher Interessen in Österreich. Nachdem Hitler am 16. März 1935 unter Bruch des Versailler Vertrags die Einführung der allgemeinen Wehr- pflicht und den Ausbau der Luftwaffe verkündete, drohten die ehemaligen Siegermächte Großbritanni- en, Frankreich und Italien (14. April 1935), gegen einseitige Aufkündigungen von Verträgen scharf vorzugehen. 1935 gelang es Hitler durch wohlwollende Neutralität, die Gunst des in politische Isolati- on geratenen Mussolinis zu gewinnen, der einen brutalen Kolonialkrieg gegen Abessinien (Äthiopien) führte. Es folgte die Besetzung des Rheinlands, um die „Wehrfähigkeit“ Deutschlands wiederherzu- stellen (7. März 1936). Im Spanischen Bürgerkrieg (Juli 1936 bis März 1939) unterstützten Hitler und Mussolini gemeinsam die Putschisten um General Franco militärisch. Im November 1936 vermeldete Mussolini die „Achse Berlin-Rom“. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich war somit poli- tisch abgesichert. Am 25. November 1936 schlossen Japan und das Deutsche Reich den Antikomin- ternpakt, um gemeinsam die 1919 gegründete Kommunistische Internationale (Komintern) zu bekämp- fen. In einem geheimen Zusatzprotokoll verpflichteten sie sich zur Neutralität bei einem nicht provozierten Angriff der Sowjetunion, sicherten sich zu, keine Verträge mit Sowjetrussland abzuschlie- ßen, die der antikommunistischen Grundausrichtung widersprachen. Dem Abkommen traten 1937 Ita- lien, 1939 der japanische Satellitenstaat Mandschukuo, Ungarn und Spanien bei. Die Abkehr Hitlers von seinem bevorzugten Bündnispartner Großbritannien war dessen Beschwichtigungspolitik ge- schuldet, von der Hitler Schwäche und den Verlust von Machtwillen ableitete. Nach Hitlers „Zerschla- gung“ der „Resttschechei“ (Frühjahr 1939) gab Großbritannien seine Politik der Zugeständnisse auf, garantierte am 31. März 1939 mit Frankreich die staatliche Existenz Polens. Hitler reagierte mit der Aufkündigung des deutsch-britischen Flottenabkommens und des 1934 unterzeichneten deutsch-pol- nischen Nichtangriffspakts. Hitler plante einen zeitnahen Angriff auf Polen. Am 22. Mai 1939 unter- zeichneten Italien und das Deutsche Reich ein militärisch-wirtschaftliches Bündnis („Stahlpakt“). Der Nichtangriffsvertrag zwischen den ideologischen Todfeinden („Hitler-Stalin-Pakt“) vom 23. August 1939 stellte die Weltpolitik auf den Kopf.
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Fasse die Kernaussagen der Überblicksdarstellung stichpunktartig zusammen.