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Entscheidungen - Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt - Gefährlicher Straftäter bleibt zunächst in Sicherungsverwahrung

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Academic year: 2022

Aktie "Entscheidungen - Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt - Gefährlicher Straftäter bleibt zunächst in Sicherungsverwahrung"

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- Bevollmächtigte: Rechtsanwälte Hummel, Kaleck,

Immanuelkirchstraße 3-4, 10405 Berlin -

1 BUNDESVERFASSUNGSGERICHT

- 2 BVR 2365/09 -

In dem Verfahren über

die Verfassungsbeschwerde des Herrn G ...,

gegen a) den Beschluss des Oberlandesgerichts Nürnberg vom 13. Juli 2009 - 1 Ws 304/09 -,

b) den Beschluss des Landgerichts Regensburg vom 22. Mai 2009 - StVK 17/1998 -

und Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung und Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe

und Beiordnung von Rechtsanwalt Sebastian Scharmer, Berlin,

hat die 3. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts durch den Vizepräsidenten Voßkuhle,

den Richter Mellinghoff

und die Richterin Lübbe-Wolff

gemäß § 32 Abs. 1 in Verbindung mit § 93d Abs. 2 BVerfGG in der Fassung der Be- kanntmachung vom 11. August 1993 (BGBl I S. 1473) am 22. Dezember 2009 ein- stimmig beschlossen:

Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wird abgelehnt.

Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe und Beiordnung von Rechtsan- walt Sch... für das Verfahren über den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anord- nung wird zurückgewiesen.

Gründe:

1. Nach § 32 BVerfGG kann das Bundesverfassungsgericht im Streitfall einen Zu- stand durch einstweilige Anordnung vorläufig regeln, wenn dies zur Abwehr schwerer Nachteile oder aus einem anderen wichtigen Grund zum gemeinen Wohl dringend geboten ist. Auch in einem Verfahren über eine Verfassungsbeschwerde kann eine einstweilige Anordnung erlassen werden (vgl. BVerfGE 66, 39 <56>; stRspr). Dabei haben die Gründe, die für die Verfassungswidrigkeit des angegriffenen Hoheitsakts vorgetragen werden, grundsätzlich außer Betracht zu bleiben. Etwas anderes gilt nur, wenn sich die Verfassungsbeschwerde von vornherein als unzulässig oder offen-

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7 sichtlich unbegründet erweist. Bei offenem Ausgang des Verfassungsbeschwerde-

verfahrens muss das Bundesverfassungsgericht dagegen die Folgen, die eintreten würden, wenn eine einstweilige Anordnung nicht erginge, die Verfassungsbeschwer- de aber Erfolg hätte, gegenüber den Nachteilen abwägen, die entstünden, wenn die begehrte einstweilige Anordnung erlassen würde, der Verfassungsbeschwerde aber der Erfolg zu versagen wäre (vgl. BVerfGE 87, 334 <338>; 89, 109 <110>; stRspr).

Der Erlass einer einstweiligen Anordnung kommt nur in Betracht, wenn die Abwä- gung ein Überwiegen der für den Erlass sprechenden Gründe ergibt (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 15. Oktober 2008 - 2 BvR 236/08 -, NVwZ 2009, S. 103 <104>).

2. Die im Hinblick auf das Kammerurteil des Europäischen Gerichtshofs für Men- schenrechte (EGMR) vom 17. Dezember 2009 (Beschwerde Nr. 19359/04) gebotene Folgenabwägung führt zur Ablehnung des Antrags auf Erlass einer einstweiligen An- ordnung.

a) Erginge die einstweilige Anordnung nicht, erwiese sich später die Verfassungs- beschwerde aber als begründet, so entstünde dem Beschwerdeführer durch die Fort- setzung der Freiheitsentziehung ein schwerer und nicht wieder gutzumachender Ver- lust an persönlicher Freiheit (vgl. BVerfGE 22, 178 <180>; 84, 341 <344>). Die Freiheit der Person (Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG) hat unter den grundrechtlich verbürgten Rechten besonderes Gewicht (vgl. BVerfGE 65, 317 <322>; Beschluss der 3. Kam- mer des Zweiten Senats vom 31. Juli 2000 - 2 BvR 1261/00 -, juris, Rn. 13).

b) Erginge die einstweilige Anordnung, wiese aber das Bundesverfassungsgericht die Verfassungsbeschwerde später als unbegründet zurück oder gäbe ihr ohne die Folge einer Entlassung des Beschwerdeführers aus dem Maßregelvollzug statt, so entstünden ebenfalls schwerwiegende Nachteile. Die Fachgerichte haben in nach- vollziehbarer Weise die Gefahr bejaht, dass der Beschwerdeführer infolge seines Hanges erhebliche Straftaten begehen wird, durch welche die Opfer seelisch oder körperlich schwer geschädigt werden. Diese Annahme ist nachvollziehbar begründet;

sie beruht unter anderem auf einem widerspruchsfreien und plausiblen Gutachten ei- nes externen Sachverständigen. In Anbetracht dessen überwiegt insoweit das Siche- rungsbedürfnis der Allgemeinheit gegenüber dem Freiheitsgrundrecht des Be- schwerdeführers.

c) Die vom Beschwerdeführer angeregten Alternativen - z.B. engmaschige Auflagen - vermögen im Verfahren der einstweiligen Anordnung nicht zu einer anderen Beur- teilung zu führen (vgl. BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Mai 2008 - 2 BvR 749/08 -, juris, Rn. 5; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 25. November 2009 - 2 BvR 2609/09 -, juris, Rn. 7).

d) Unter diesen Umständen kann ein Überwiegen der für den Erlass der einstweili- gen Anordnung sprechenden Gründe nicht festgestellt werden.

3. Da der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ohne Erfolg bleibt, ist der

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8 Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe für dieses Verfahren abzulehnen (vgl.

§ 114 Satz 1 ZPO).

Diese Entscheidung ist unanfechtbar.

Voßkuhle Mellinghoff Lübbe-Wolff

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Bundesverfassungsgericht, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Dezember 2009 - 2 BvR 2365/09

Zitiervorschlag BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Dezem- ber 2009 - 2 BvR 2365/09 - Rn. (1 - 8), http://www.bverfg.de/e/

rk20091222_2bvr236509.html

ECLI ECLI:DE:BVerfG:2009:rk20091222.2bvr236509

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