• Keine Ergebnisse gefunden

592 592 Risikokontrolle Editorial

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "592 592 Risikokontrolle Editorial"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Risikokontrolle

Fallende Aktienkurse, insuffiziente Datensicherung, Nicht-Berücksichti- gung der höheren Lebenserwartung der Mitglieder, längere krankheitsbe- dingte Abwesenheit der Geschäfts- führerin – was haben alle diese Dinge gemeinsam?

Aus der Sicht eines Verantwortlichen für die Alterssicherung der sächsi- schen Ärzte und Tierärzte im Versor- gungswerk handelt es sich bei all diesen Ereignissen um zumindest Gefährdungen eines geregelten Ge - schäftsbetriebs, wenn nicht gar um eine existentielle Gefährdung des Systems. Allerdings waren dies frei- lich nur kurz angerissene Exempel, denkbare Szenarien, die im Falle ihrer Realisierung einen ungünstigen Ein- fluss auf die Abläufe und das Ge - schäftsergebnis eines Versorgungs- werkes und damit letztlich auf die Höhe der Arztrenten haben können.

Wie aus vielen Gesprächen mit unse- ren Mitgliedern deutlich wird, be - schäftigen genau diese Fragen auch manche Kollegen.

Man könnte voraussetzen, dass die Berücksichtigung all dieser Aspekte eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Aber genau hier fangen die Schwie- rigkeiten an: Wie definiert man die Grenze, an der berufliche Pflichter- füllung und Engagement im Ehren- amt, Vorausschau und Verantwor- tung, umschrieben oft mit dem

„Menschenmöglichen“, enden und der Zufall Wirkung entfalten kann oder Dritte auf unser Agieren so Ein- fluss nehmen können, dass das Ergebnis mehr von deren Tun ab - hängt als von unserem. Sicher, es gibt Gesetze, kaufmännische Regeln, Standards für zeitgemäße EDV- Lösungen. Aber konnte dadurch zum

Beispiel die noch aktuelle Finanzkrise verhindert werden? Das sicher nicht, aber es gab mehr und weniger davon Betroffene – wir zählten nicht nur durch glückliche Um stände zu den Letzteren.

Ich widme mich an dieser Stelle die- sem Thema, weil wir in der Sächsi- schen Ärzteversorgung diese oben geschilderte Grenze verschieben wol- len; unsere Einflussmöglichkeiten sollen durch kontinuierliche und sys- tematische Schwachstellenanalyse erweitert werden. Hierbei werden unter anderem technische und sons- tige materielle Ressourcen, aber auch die Qualifikation unserer Mitarbeiter und Ehrenamtler daraufhin überprüft, ob sie eine ausreichende Prozess- und Ergebnisqualität gewährleisten.

Daneben ist es ungemein wichtig, die Auswirkungen von Entscheidun- gen gerade in der Versicherungsma- thematik, aber auch in der Kapital- anlage zu antizipieren, um nicht von ungünstigen äußeren Entwicklungen in die Enge getrieben werden zu können.

So müssen zum Beispiel die demo- graphischen Grundlagen kontinuier- lich Eingang finden in die Berech- nungen der sogenannten Deckungs- rückstellung, also jenes Geldbetrags, der zur Abdeckung aller zukünftigen Verpflichtungen zur Verfügung ste- hen muss. Da in unserem System jeder Euro, der an Rente ausgezahlt werden kann, vorher von einem Arzt eingezahlt oder an den Kapitalmärk- ten verdient wurde, kann man nicht den Kopf in den Sand stecken und ignorieren, dass gerade Freiberufler immer älter werden. Hier ist mit der vielleicht unpopulären, aber unum- gänglichen Umstellung auf die Rente mit 67 die adäquate Lösung gefun- den. Die Höhe der Deckungsrück- stellung ist aber in dem in der berufs- ständischen Versorgung angewand- ten Rechnungsprinzip des „Offenen Deckungsplanverfahrens“ immer so kalkuliert, dass von einer gewissen Verzinsung ausgegangen wird (Dis- kontierung). Üblich war über die ver- gangenen Jahrzehnte vier Prozent sogenannter Rechnungszins. Diesen Rechnungszins zu erreichen, damit indirekt die Mitglieder beitragsmäßig zu entlasten oder die Renten zu

erhöhen, ist in einer Niedrigzins- phase wie derzeit eine anspruchs- volle Aufgabe. Wir stellen uns diesen Problemen, müssen aber auch darauf bestehen, dass in ertragsmäßig star- ken Jahren nicht alle Reserven auf dem Altar einer Beliebtheitssteige- rung geopfert werden. Hier langfris- tig zu denken ist ein Gebot aktiver Risikokontrolle.

Als ein anderes Beispiel für voraus- schauende Vermeidung eines Risikos können wir aus unserem Geschäfts- bereich die grundlegende Umstruk- turierung des EDV-Einsatzes nennen.

Bisher hielten wir eine interne EDV- Abteilung vor, die jedoch nicht Schritt halten konnte mit den rapiden Ver- änderungen in diesem Be reich.

In Zukunft wird nur noch ein Mitar- beiter die Anforderungen unserer Fachabteilungen aufgreifen und den Bedarf an Hard- und Software ge - meinsam mit einem externen Berater definieren.

Vorausschauend zu denken, Fehler- quellen zu lokalisieren, strukturiert und kontinuierlich Entscheidungen, Abläufe und Ausstattung zu hinter- fragen – das sind die selbst auferleg- ten Aufgaben für Verwaltung und Ehrenamt der Sächsischen Ärztever- sorgung. Dies ist kein Selbstzweck, sondern dient der Erreichung unserer Ziele. Gerade die Mitarbeiter und Ehrenamtler, die unmittelbar Verant- wortung tragen, sind hier gefragt.

Nicht nur für unsere Einrichtung.

Denn als größtes Versorgungswerk in den neuen Bundesländern sehe ich auch eine Notwendigkeit und Pflicht darin, kleinere Einrichtungen mit einem regen Erfahrungsaustausch zu unterstützen und damit den bis- her erfolgreich gelebten Gedanken einer berufsständischen Versorgung zu stärken. Dies ist das stärkste Argu- ment gegen immer wieder von bestimmter politischer Seite vorge- brachte Vorbehalte.

Risikokontrolle – eigentlich ein un - endliches Thema.

Risikokontrolle aber überhaupt zum Thema zu machen, sind wir unseren Mitgliedern in diesen Zeiten mit immer komplexer werdenden Anfor- derungen schuldig.

Dr. med. Steffen Liebscher Vorstandsmitglied

Editorial

592 Ärzteblatt Sachsen 11 / 2010

592 Ärzteblatt Sachsen 11 / 2010

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Unsere Gründe gegen einen Bürgerentscheid sind wie folgt: Die Baumaßnahme und das ganze Drumherum sind in ihrem Umfang und in ihren Auswirkungen so komplex, dass sie durch

Die Stadt Ludwigshafen weist darauf hin, dass Familien, die lediglich Wohngeld beziehen (ohne KiZ) oder lediglich Hilfen zum Lebensunterhalt beziehen (ebenso ohne KiZ), im Gegensatz

In Chicago errichtete Jahn nach der Jahrtausendwende eine Reihe von Bauwerken, die allesamt gar nicht jenem Bild entsprachen, das sich viele Kritiker in Deutschland von

Generell wird vor einer derartigen Verleihung eine 3- jährige erfolgreiche Lehrtätigkeit und weitere wissenschaftliche Tätigkeit nach der.

Wie sehr sich in den zurückliegenden 15 Jahren die Instrumente ziviler Konfliktbearbeitung weiterentwickelt und ihre Akteure an Kompetenz gewonnen haben, habe ich immer wieder bei

Und nicht nur (zukünftige) Ärztinnen und Ärzte kamen, auch viele Medizinische Fa- changestellte, ganze Praxisteams waren ver- treten – dies als gutes Beispiel dafür, dass die

Gerade die oben angesprochenen gesetzlichen Regelungen stellen für viele Lösungen eine echte technische Hürde dar, schließlich muss über eine separate Ansage vor dem Beginn

[r]