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KÜHL, STILL, GEFASST. Aber die neue Kleiderordnung trägt noch ihre Spuren die Designer orientieren sich am Stil der Großen Depression der 30er Jahre.

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managermagazin 10/2010 189 MENSCHEN IM KONTOR Grau wie der Alltag nach dem Crash kommen die Modelle daher, aber edel und schier unvergänglich: Der Zweireiher von Zegna (von links) macht sich mit einem Kaschmir- schal von Loro Piana; eine Ballon- mütze (Windsor) steht einem Flanell- blazer (Strenesse) zu Gesicht, wenn dazu eine Jodhpurhose (Windsor) mit Hochhackenstiefeletten (Joop) getragen wird. Ein Hut von Stetson zum Flanellanzug (Jil Sander), der mit völlig neuartigen Taschenformen auftrumpft, schafft Respekt.

Und Aufsehen erregt die Domina im Glencheckkleid (Daniel Hechter), zumal mit langen Lederhand - schuhen (Brioni), Langschäftern (Piquadro) und Netzstrümpfen (Wolford) drapiert. Ihr ketten - klirrender Gürtel ist von Gucci.

MODEHERBST 2010 Die Krise ist vorerst vorüber.

Aber die neue Kleiderordnung trägt noch ihre Spuren – die Designer orientieren sich am Stil der Großen Depression der 30er Jahre.

PRODUKTION: RENATE BÖCKER-LÜTTKE FOTOS: GREGOR HOHENBERG

KÜHL, STILL,

GEFASST

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NACH DEM REGEN Harte Jungs in rauen Zeiten zeigen sich gern (links) in marine- blauem Feincordjackett und torfbrauner Cordhose (beides Brunello Cucinelli), dazu ein dicker Pullover (Woolrich).

Oder tragen (rechts) derbes Glencheck mit kräftiger Struktur (G-Star) und marineblauer Velvethose (Fay), dazu Jeanshemd und Jeansweste (beide G-Star) – sturmfest und wetterabweisend.

Devise: Und wenn der ganze Schnee verbrennt – die Asche bleibt uns doch.

D

er Zirkus herrscht – Kulturen geh’n zugrunde“, reimte Satiriker Walter Mehring bitter über die Verhältnisse von Weimar und die Weltwirtschaftskrise von damals,

„die Bestie Mensch schleicht sich zu neuem Sprung/in der Manege großem Erdenrunde,/gebändigt – bis zur nächsten Vorstellung.“ Derweil hielten die Künstler jener Zeit den Jahr- markt der Eitelkeiten am Rande des Abgrunds akribisch und akkurat in ihren Bildern fest: Menschen auf großen Bällen, Caféhaus szenen, Büroalltag, die privaten Lustbarkeiten – und, auch das, überschäumende Exzesse.

Und siehe, nun taucht der Typus von damals als Wiedergän- ger in der Mode auf. Gestalter von heute haben sich der Formen, Farben und Modelle von Anfang der 30er Jahre erinnert und sich kräftig inspirieren lassen. Wie immer, wenn es knirscht im wirtschaftlichen Gebälk, besinnen sich die Modemacher auf die Klassiker von einst. Weil die eben Seriosität und Solidität, Nach- haltigkeit und Zurückhaltung versprechen, Werte, an denen es der Gegenwart gebricht. Und so beobachtet man bei Boss und Brioni, bei Windsor und Zegna in den aktuellen Herbst - kollektionen sehr viele alte Bekannte: traditionelle Modelle in gedämpften Farben und erprobte Formen für den Geschäfts - alltag, auf Haltbarkeit angelegt oder, wie das früher beim Her-

renausstatter gern hieß: durabel. Protz und Prunk sind abge- meldet, wenn die wirtschaftliche Stimmungslage gegen Moll tendiert. Vorherrschender Farbton der gleichwohl kost baren Stoffe: grau.

Für den Abend wird es umso bunter. Vor allem für die Damen bieten die Modehäuser Kleider von sündhafter Anmutung und ausschweifender Freizügigkeit, wahre Augenweiden der Erotik, wenn der Inhalt stimmt. Goldlamé und Paillettenschmuck, hauchzarte Seiden und geknöpfte Stiefeletten verwandeln die Frau für die exklusive Geselligkeit in ein gefährliches, verfüh - rerisch-flirrendes Fabelwesen. Vamp nannte man einst diesen Typus.

Also haben wir uns umgeschaut und bei den Malern der Neuen Sachlichkeit, Otto Dix und George Grosz, Christian Schad und Oskar Schlemmer, ein Bild der Zeit gemacht. Der brillante Modefotograf Gregor Hohenberg, durchaus vertraut mit künstlerischen Exponenten der Gegenwart, Porträtist von Neo Rauch, Martin Eder und Daniel Richter, hat die Motive für manager magazin in Anlehnung an die großen Meister der Klas- sischen Moderne in Szene setzte. Bilder, die entstanden in ei- nem architektonischen Klassiker der wilden Zwanziger – dem Chilehaus in Hamburg, fertiggestellt 1924.

MONDÄNE WELT Es braucht nicht viel für den großen Auftritt im Salon. Madame genügt ein Paillettenkleid mit Wasserfallkragen (Max Mara), dazu passend getöntes Beinkleid (Wolford). Der melancholische Raucher gefällt sich in dunklem Einreiher und hellblauem Hemd (beides Strenesse Man), dazu eine Krawatte mit Punkten (Windsor). Ähnlich klassisch sein abgewandter Begleiter:

dunkler Anzug und Karokrawatte (Daniel Hechter).

Dazu ein weißes Hemd von Eton.

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AUFSTIEG MIT STIL Voran steigt wetterfest verpackt ein Mannsbild ganz in Joop:

pflaumenblauer Blouson und Velvethose. Neben ihm die Dame im blauen Shiftkleid (Windsor) stöckelt auf Tip-Toes von Brioni.

Ein Shiftkleid (Strenesse) in Bordeauxrot zeigt die Zugewand te in Overknees (Strenesse).

Die Blondine neben ihr trägt ein currygelbes Seidenkleid mit Fledermausärmeln (Brioni) und kamelfarbene Pantoletten (Furla).

Der Herr am Schluss in einer klassischen Kombination (Scabal) mit Slippern von Salvatore Ferragamo.

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FEINE OBERFLÄCHE Das Business-Outfit fürs Büro besinnt sich auf klassische Auftritte. Die Kombination (links) aus braunem Jerseyblazer und flaschengrüner Jeans ist begleitet von kariertem Hemd, Krawatte und Einstecktuch (alles Kiton).

Auch der braune Nadelstreifen- anzug (rechts, Boss) schmückt sich mit Kiton-Accessoires.

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