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Suizid, Suizidversuch und nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten an Schulen

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Academic year: 2022

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(1)

U N I V E R S I T Ä R E P S Y C H I A T R I S C H E D I E N S T E B E R N ( U P D )

Suizid, Suizidversuch und nicht-

suizidales selbstverletzendes Verhalten an Schulen

Prof. Dr. med. Michael Kaess

Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

Bern, den 11.02.2021 1

(2)

Agenda

• Adoleszenz und psychische Erkrankung

• Suizid, Suizidversuch und Selbstverletzung

• Die Schule als Ort mit Risiken

• Die Schule als Ort der Prävention und Intervention

• Take Home Message

• Angebote des Berner Bündnisses gegen Depression

(3)

Adoleszenz und psychische

Erkrankung

(4)

Die Jugend als Hochphase des

Beginns psychischer Erkrankungen

Kessler et al. (2012)

(5)

Die Jugend als Hochphase des

Beginns psychischer Erkrankungen

Kessler et al. (2012)

(6)

Stellenwert psychischer

Erkrankungen bei jungen Menschen

Gore et al. (2011)

Männer Frauen

(7)

Die Adoleszenz als Risikophase

… denn Erwachsen werden ist eine Belastung!

(8)

Warum ist die Adoleszenz so stressig?

• Bewältigung einer Vielzahl von Entwicklungsaufgaben

Psychosexuelle Entwicklung

Identitätsentwicklung

Autonomiebestrebung (von den Eltern zur Peer-Gruppe)

Reflexion von Sinn (Selbst, Leben)

• Dramatische körperliche Umbauprozesse

Reifung sekundärer Geschlechtsmerkmale

Neurologische Umbauprozesse

(9)

Was passiert im Gehirn von Jugendlichen?

Präfrontaler Kortex Limbisches System

Giedd et al. (1999); Casey et al. (2008)

(10)

Suizid, Suizidversuch und

Selbstverletzung

(11)

Definitionen

Suizid: Der Suizid ist das willentliche Beenden des eigenen Lebens, sei es durch beabsichtigtes Handeln oder absichtliches Unterlassen

Suizidversuch: Von einem Suizidversuch spricht man, wenn eine vorsätzlich gegen das eigene Leben gerichtete Handlung oder

Unterlassung begonnen, aber nicht direkt zum Tod geführt hat

Nicht-suizidale Selbstverletzung:

Die nicht-suizidale Selbstverletzung ist die direkte, bewusste Schädigung des eigenen Körpergewebes ohne suizidale Absicht

(12)

Suizide im Jugendalter in der Schweiz

Steck et al. (2018)

(13)

Suizide im Jugendalter in der Schweiz

Steck et al. (2018)

(14)

Prävalenz von suizidalem Verhalten im Jugendalter

Cotter et al. (2015)

(15)

Prävalenz von selbstverletzendem Verhalten im Jugendalter

Brunner et al. (2014)

(16)

Selbstverletzung und Suizidalität

Brunner et al. (2014)

(17)

Der zeitliche Verlauf von

Selbstverletzung und Suizidalität

Groschwitz et al. (2015)

(18)

Selbstverletzung als prospektiver Prädiktor von Suizidversuchen

n=50 (9.8%) n=119 (23.2%)

n=305 (59.6%) n=38 (7.4%)

Koenig et al. (2017)

(19)

Jugend als Hochphase

selbstverletzenden Verhaltens

Plener et al. (2015)

(20)

Altersverlauf der Selbstschädigung

Moran et al. (2012)

(21)

Der prognostische Wert von

Selbstverletzung im Jugendalter

Morgan et al. (2017)

(22)

Exkurs COVID-Pandemie

De Quervain et al. (2020)

(23)

Exkurs COVID-Pandemie

Tanaka & Okamoto (2021)

(24)

Die Schule als Ort mit Risiken

(25)

Präventionsansätze bei

selbstschädigendem Verhalten

Kaess et al. (2019)

(26)

Prävalenz von Mobbing im Jugendalter

Jantzer et al. (2019)

(27)

Die Kosten von Mobbing im Jugendalter

Jantzer et al. (2019)

(28)

Mobbing und Suizidversuche weltweit

Holt et al. (2015)

(29)

Mobbing als zentraler Ansatzpunkt für die Suizidprävention

Jantzer et al. (in Begutachtung)

(30)

Reduktion von Mobbing durch das Olweus-Programm

Ossa et al. (2020)

(31)

Geschlechtereffekt bei der Reduktion von Mobbing

Ossa et al. (2020)

(32)

Die Schule als Ort der Prävention

und Intervention

(33)

Studienzentren:

10 Europäische Länder und Israel

Koordination:

Karolinska Institut, Stockholm, Schweden

The „Saving and Empowering Young Lives in Europe“ (SEYLE) project

Wasserman et al. (2010)

(34)

Projekt-Design

Drei Interventionen

Gatekeeper-Training (n= 250) Awareness-Training (n= 250) Professional Screening (n= 250) Kontrollgruppe(n= 250)

t0

(baseline)

t1

(postline)

t2

(one year after t0 )

Intervention

Mehr als 11.000 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren (n=1.000 pro Land)

Wasserman et al. (2010)

(35)

Gatekeeper-Training

(36)

Youth Awareness of Mental Health (YAM) - Training

(37)

Youth Awareness of Mental Health (YAM) - Training

(38)

Youth Awareness of Mental Health (YAM) - Training

(39)

Das „ProfScreen“

Überweisung Interview Screening Gesund

Gesund

< Cut-off

> Cut-off

< Cut-off

> Cut-off

- Selbstberichtfragebogen - Definierte Cut-offs

- klinisches, semi-strukturiertes Interview

- von klinischem Personal

Kaess et al. (2014)

(40)

Wasserman et al. (2015)

Wirksamkeit der SEYLE-Interventionen zur Prävention von Suizidversuchen

(41)

Wasserman et al. (2015)

Wirksamkeit der SEYLE-Interventionen zur Prävention von Suizidversuchen

(42)

Wirksamkeit von Gatekeeper-Trainings

• Lehrer und Schulmitarbeitende sind oftmals der erste Ansprechpartner von betroffenen Schülern

• Aber: nur 43% haben genügend Wissen und 67% fühlen sich sicher im Umgang mit betroffenen Schülern

Ein 2-tägiger Workshop verbesserte das Wissen und die Sicherheit im Umgang mit Suizidalität und nicht-suizidalem

selbstverletzendem Verhalten bei Schulmitarbeitenden

Groschwitz et al. (2017), Heath et al. (2011)

(43)

Fazit zur schulbasierten Suizidprävention

• Schulbasierte Prävention von Selbstverletzung und Suizidalität ist wirksam!

• Besonders geeignet zeigen sich Interventionen, die direkt auf Aufklärung der Jugendlichen abzielen und eine gute Einstellung zum Hilfesuchen fördern

• Das Berner Bündnis gegen Depression bietet solche Interventionen für Schulen im Kanton Bern an

(44)

Was sollten Eltern und Lehrpersonen beachten?

Sie sind nicht allein!

(45)

Lehrpersonen und psychische Erkrankungen

Unveröffentlichte Daten

(46)

Lehrpersonen und Suizidalität

Unveröffentlichte Daten

(47)

Was sollten Eltern und Lehrpersonen beachten?

• Sie sind nicht allein!

Eine offene Kommunikation fördern, respektvolle Neugier

• Ggf. aktiv nach Suizidgedanken fragen

• Bei Vorliegen von Suizidgedanken oder ernsten psychischen Symptomen dafür sorgen, dass professionelle Hilfe aufgesucht wird

(48)

95.0 89.1

3.8 8.0

0.6 2.1 0.5 0.9 020406080100Prozent

nein einmal 2-3 mal >3 mal

Angaben der SchülerInnen

männlich weiblich

99.5 98.6

0.3 1.1 0.1 0.2 0.1 0.2

020406080100Prozent

nein einmal 2-3 mal >3 mal

Angaben der Eltern

männlich weiblich

Wissen der Eltern über Selbstmordversuch

Haffner et al. (2010)

(49)

Was sollten Eltern und Lehrpersonen beachten?

• Sie sind nicht allein!

• Eine offene Kommunikation fördern, respektvolle Neugier

Aktiv nach Suizidgedanken fragen

• Bei Vorliegen von Suizidgedanken oder ernsten psychischen Symptomen dafür sorgen, dass professionelle Hilfe aufgesucht wird

• In der Behandlung mithelfen

(50)

Wie entwickelt sich Suizidalität?

Erwägungs- stadium

Gedanken Appelle Distanzierung

möglich

Ambivalenz- stadium

Impulse Ankündigung Distanzierung eingeschränkt

Entschluß- stadium Vorbereitung

Resignation

„trügerische Ruhe“

Distanzierung aufgehoben

Phasen des Suizids nach Pöldinger

(51)

Ist es riskant Suizidalität anzusprechen?

(52)

Was sollten Eltern und Lehrpersonen beachten?

• Sie sind nicht allein!

• Eine offene Kommunikation fördern, respektvolle Neugier

• Aktiv nach Suizidgedanken fragen

Bei Vorliegen von Suizidgedanken oder ernsten psychischen Symptomen dafür sorgen, dass professionelle Hilfe aufgesucht wird

• In der Behandlung mithelfen

(53)

Das Problem des Hilfesuchverhaltens bei selbstverletzenden Jugendlichen

Ystgaard et al. (2009)

(54)

Studienzentren:

10 Europäische Länder und Israel

Koordination:

Karolinska Institut, Stockholm, Schweden

The „Saving and Empowering Young Lives in Europe“ (SEYLE) project

Wasserman et al. (2010)

(55)

Notfall Screening

Jugendliche mit drängenden Suizidgedanken,

Suizidplänen und

Suizidversuchen in den

letzten 2 Wochen wurden als Screeningfälle betrachtet!

Gesamtstichprobe N=12,395

Notfall Screening N=12,395

Teilnehmer n=193 (37.5%)

Nicht-Teilnehmer (62.5%)

Screeningfälle n=516 (4.2%)

Cotter et al. (2015)

(56)

Einfluss der Interviewteilnahme auf Hilfesuchverhalten und Suizidalität

Kaess et al. (2021)

(57)

Gründe für geringes Hilfesuch- verhalten

Schlechte Verfügbarkeit von Angeboten

• Wartezeiten bis zum Erstkontakt

• Entfernung der Anlaufstelle

• Kaum niederschwellige Angebote

Stigma

• Mangelnde Problemeinsicht

• Sorge um Anonymität

• Kein Vertrauen in Helfersystem

• Scham

• Angst vor Hospitalisation

(58)

Take Home Message

(59)

Kann und soll man Suizide verhindern?

Kaess et al. (2021)

(60)

Beispiel: „Golden Gate Bridge“

60 Jahre alt

Wird als architektonische Meisterleistung betrachtet

über 1.200 dokumentierte Selbstmorde von dieser Brücke. Mit dokumentiert ist gemeint, dass es mindestens zwei Zeugen gibt.

Im Durchschnitt springt jemand alle zwei Wochen

(61)

Warum sollte man Suizide verhindern?

Ergebnisse einer Kohortenstudie von 515 Menschen, die

zwischen 1937 und 1971 daran gehindert wurden, von der Brücke zu springen

- 95 % haben ihren Selbstmord NICHT ausgeführt (Seiden, 1978)

26 Menschen überlebten den Sprung - Eine Fallstrecke von 100 Metern

- Eine Fallgeschwindigkeit von 120 km/h

- Man hat noch 4 Sekunden Zeit für letzte Gedanken

(62)

Ein Betroffener:

„Als ich sah, wie meine Hände das Geländer losließen, dachte ich: ‘Was mache ich denn?’

Das war das Schlimmste, was ich in meinem Leben tun konnte. Ich dachte an meine Frau und meine Tochter. Ich wollte nicht sterben. Ich wollte leben.“

Kevin, 18 Jahre alt, September 2000 Manisch-depressiv

(63)

Zusammenfassung

Psychische Erkrankungen sind die häufigsten

Erkrankungen des Jugendalters und die häufigste Todesursache!

Selbstverletzung und Suizidversuche sind mögliche Vorboten eines Suizids und müssen IMMER ernst genommen werden

Die Schule ist manchmal ein Ort mit Risiken, vor allem ist sie aber ein Ort, an dem effektive Suizidprävention stattfinden kann!

Holen Sie professionelle Hilfe, lieber zu früh als zu spät!

(64)

Angebote des Berner Bündnisses

gegen Depression

(65)

Angebote des Berner Bündnisses gegen Depression

Kontakt und Information:

bbgd@upd.ch 031 932 86 17

(66)

Angebote des Berner Bündnisses gegen Depression

@berngegendepression

(67)

Angebote des Berner Bündnisses gegen Depression

«TRUURIG-Krankheit»

Elternkurs über Depression

Für Mütter und Väter, die eigene Erfahrung haben mit Depression, Melancholia, Dysphoria u.a. und

Antworten suchen im Umgang mit ihren minderjährigen Kindern.

Wann und Wo?

Kontakt und Information:

Berner Bündnis gegen Depression (BBgD) 031 932 86 17

bbgd@upd.ch

www.berner-buendnis-depression.ch

@berngegendepression

6.5. / 20.5. / 3.6. 19.00-21.00 Uhr Thun 26.8. / 2.9. / 9.9. 09.30-11.00 Uhr Bern 21.10. / 4.11. / 18.11. 19.00-21.00 Uhr Interlaken

(68)

Engagement und Spenden

Werden Sie Mitglied beim Berner Bündnis gegen Depression und engagieren sich für depressiv Betroffene und ihre Angehörige:

Schreiben Sie einfach an bbgd@upd.ch

Sie können die Arbeit des Berner Bündnis gegen Depression auch mit einem einmaligen oder monatlichen Betrag unterstützen:

Berner Bündnis gegen Depression IBAN: CH87 0079 0016 2567 5218 2 Berner Kantonalbank AG, 3001

Jeder Franken zählt!

Für Ihre Solidarität danken wir Ihnen herzlich!

(69)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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