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GRÜNDERREPORT. Gründungsgeschehen im Kammerbezirk Dresden. Ausgabe 2021

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Academic year: 2022

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GRÜNDERREPORT

Gründungsgeschehen im Kammerbezirk Dresden

Ausgabe 2021

Bild:st ock.adobe.com- Bil

lionFotos

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INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT 1

GRÜNDUNGEN IM WANDEL DER ZEIT 2

Entwicklung der Branchenstruktur 2

DER WEG ZUM EIGENEN UNTERNEHMEN − UNTERSTÜTZT DURCH DIE IHK DRESDEN 3 Gründungsunterstützung durch den IHK.Gründerservice 3

Teilnahme am Gründerabend 3

Stellungnahmen zu Förderprogrammen 4

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM KAMMERBEZIRK DRESDEN 5 GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IN DER LANDESHAUPTSTADT DRESDEN 6 ERFAHRUNGSBERICHT -

GRÜNDUNG UND UNTERNEHMENSNACHFOLGE DER IBH IT-SERVICE GMBH 7 Interview mit Sandra Zander und Prof. Dr. Thomas Horn - IBH IT-Service GmbH 7

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS BAUTZEN 10

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS GÖRLITZ 11

ERFAHRUNGSBERICHT -

GRÜNDUNG DES EINZELHANDELSUNTERNEHMENS EMMA‘S TANTE 12

Interview mit Susanne May - Emma`s Tante 12

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS MEISSEN 14

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS SÄCHSISCHE SCHWEIZ-OSTERZGEBIRGE 15 ERFAHRUNGSBERICHT -

UNTERNEHMENSNACHFOLGE DES HOTELS PAULSDORFER HOF AN DER TALSPERRE MALTER 16

Interview mit René Koark – Paulsdorfer Hof 16

BEDEUTUNG VON BÜRGSCHAFTEN UND BETEILIGUNGEN IN DER GRÜNDUNGSFINANZIERUNG 18

EXPERTENINTERVIEW 19

mit Markus H. Michalow – Geschäftsführer Bürgschaftsbank Sachsen /

Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen 19

FAZIT 20

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1 Gründungen sind für die gesamte Volkswirtschaft von be-

sonderer Bedeutung. Existenzgründer mit neuen Geschäfts- modellen beleben den Wettbewerb und halten so den

Effizienzdruck auf etablierte Unternehmen hoch. Rück- blickend auf drei Jahrzehnte wirtschaftliche Entwicklung ist es spannend zu betrachten, woher wir kommen und wo wir heute stehen.

Mit der Wiedervereinigung boten sich für Gründungen zahlreiche Möglichkeiten. Die Konkurrenz war zunächst noch gering, so dass sich die Neugier auf Neues, verbunden mit Tatendrang, quasi zu einem Wirtschaftsmotor entwickelte.

Tatsächlich wurden in den 1990er Jahren besonders viele Be- triebe gegründet. Zum 31. Dezember 1991 waren im gesamten Kammerbezirk 37.145 Mitgliedsunternehmen registriert.

1995 waren es 46.212 und zum Jahresende 2000 bereits 75.131 Unternehmen. Heute zählen wir 90.264 Mitgliedsunter- nehmen. 2020 wurden in unserem Kammerbezirk 4.000 neue Unternehmen gegründet.

Die Industrie- und Handelskammer Dresden war und ist ein wichtiger Wegbegleiter. Vielen innovativen, kreativen und mu- tigen Gründern konnten wir in ihrer Planungs- und Startphase sowie darüber hinaus helfen. Wer den Schritt in die Selbst- ständigkeit gehen möchte, der findet bei der Industrie- und Handelskammer Dresden kompetente Ansprechpartner rund um das Thema Gründung. Viel von der Dynamik und damali- gen Gründungslust würden uns heute wieder gut zu Gesicht stehen. Demografischer Wandel, die Arbeitsmarktsituation, wirtschaftspolitische Unsicherheit und zunehmende Büro- kratie wirkten in den vergangen Jahren aber als große Grün- dungsbremse. Mit deutlich mehr Unternehmensgründungen ist nach unseren Erfahrungen daher nicht zu rechnen. Zudem sind gerade junge Unternehmen in Krisen besonders anfällig.

Deshalb wird die Corona-Krise Auswirkungen auf dieses Un- ternehmenssegment haben. Wie sich die regionale Wirtschaft in Zukunft entwickeln wird, hängt maßgeblich von konkreten Unternehmensstrategien, aber auch von den wirtschaftspoliti- schen Rahmenbedingungen ab. Diese gilt es heute gemeinsam zu entwickeln.

VORWORT

Manuela Gogsch Geschäftsführerin Industrie und Außenwirtschaft

bei der Industrie- und Handelskammer Dresden

Die Industrie- und Handelskammer Dresden ist Interessenvertreter ihrer Mitgliedsunternehmen. Hinter diesen stehen Unter- nehmer, welche mit ihrem Mut, ihrer Motivation und ihren Visionen Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft stärken.

In diesem Gründerreport erzählen einige Unternehmer ihre Geschichte.

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GRÜNDUNGEN IM WANDEL DER ZEIT

ENTWICKLUNG DER BRANCHENSTRUKTUR

Die Branchenstruktur der Mitgliedsunternehmen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert.

Während 1991 Dienstleistungsbetriebe nur 18,4 Prozent der Kammermitglieder repräsentierten, waren es 2020 knapp die Hälfte aller Unternehmen.

Der durch die Wiedervereinigung rasant wachsende Handel ist in den vergangenen Jahren auf 23,5 Prozent zurückgegangen.

Neben den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen konnte auch das Produzierende Gewerbe sowie das Baugewerbe einen Zuwachs verzeichnen. Das Gastgewerbe sowie der Verkehr und die Lagerei haben hingegen Anteile an der Branchenstruktur verloren.

37.145 Unternehmen

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

5,8

9,4 8,1 10,3

18,4

49,0 5,1 3,2 6,7 4,3 8,1

23,5

1991 2020

1,4

46,6

90.264 Unternehmen

• Produzierendes Gewerbe (ohne Bau)

• Baugewerbe

• Handel; Reparatur von Kraftfahrzeugen

• Gastgewerbe

• Verkehr und Lagerei

• Finanz- und Versicherungs- dienstleistungen

• Dienstleistungen

Sitz der IHK 1991 – August-Bebel-Str. 48, in Dresden

Seit gut 30 Jahren ist Deutschland bereits wiedervereint, und mit dem Wirtschafts- wachstum wuchs auch die Industrie- und Handelskammer Dresden. Aufgrund dessen, dass zu DDR-Zeiten noch viele Unternehmen verstaatlicht waren, kam es besonders im Wendeherbst zu vielen Neugründungen. Mit dem Gesetz über die Gründung und Tätigkeit privater Unternehmen und Unternehmens- beteiligungen von 1990 sollten insbesondere

„Klein- und Mittelbetriebe“ in den Bereichen der mittelständischen Industrie, des Bauwe- sens, des Handels, des Transportwesens, der Dienstleistungen und des Tourismus gefördert

werden. In der folgenden Grafik wird die Ent- wicklung der IHK-Mitgliedsbetriebe und der einzelnen Branchen seit dieser Zeit ersichtlich.

Sitz der IHK 2020 – Langer Weg 4 in Dresden

Quelle: interne Erhebung der IHK Dresden

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %

5,8

9,4 8,1 10,3

18,4

49,0 5,1 3,2 6,7 4,3 8,1

23,5

1991 2020

1,4

46,6

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3

DER WEG ZUM EIGENEN UNTERNEHMEN − UNTERSTÜTZT DURCH DIE IHK DRESDEN

Die IHK Dresden ist ein wichtiger Wegbegleiter, um Grün- dungsvorhaben zum Erfolg zu führen. Einer Vielzahl von ideenreichen und entschlussfreudigen Gründern konnten wir in ihrer Anlaufphase sowie darüber hinaus bereits helfen. Der IHK.GründerService unterstützt Gründer, die ganz am Anfang

GRÜNDUNGSUNTERSTÜTZUNG DURCH DEN IHK.GRÜNDERSERVICE

0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Quelle: interne Erhebung der IHK Dresden

Trotz schwieriger Bedingungen aufgrund der Coronabeschrän- kungen konnten 2020 knapp über 1.000 Beratungen durch den IHK.GründerService durchgeführt werden. Im Vorjahr waren es 14 Prozent mehr. Ein Zuwachs konnte dagegen bei

Stellungnahmen zu Gründungsvorhaben beobachtet werden.

Diese werden vom GründerService erstellt und bewerten die Tragfähigkeit eines Gründungskonzepts für den Fall, dass För- dermittel für die Umsetzung einer Gründung beantragt werden.

ihrer Existenzgründung stehen, mit dem regelmäßig stattfin- denden Gründerabend und vielen kostenfreien individuellen Beratungsangeboten. Meist folgt eine individuelle Beratung zum Vorhaben.

• Teilnehmer am Gründerabend • Beratungen durch den GründerService • Stellungnahmen zur Gründung

0 50 100 150 200 250 300 350

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Quelle: interne Erhebung der IHK Dresden

TEILNAHME AM GRÜNDERABEND

• Männer • Frauen

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4

Der Gründerabend als regelmäßige Informationsveranstaltung für Gründungsinteressierte, welche ganz am Anfang ihres Vorhabens stehen, erfreut sich seit acht Jahren großer Beliebt- heit. Durch Absage der Präsenztermine aufgrund der Pandemie konnte er 2020 nicht im gewohnten Umfang stattfinden.

Dies begründet den Rückgang um etwas mehr als ein Drittel zum Vorjahresvergleich.

Nachdem in den vergangenen Jahren deutlich mehr Männer dieses Informationsangebot wahrgenommen haben, wurde er in den letzten zwei Jahren eher von Frauen besucht.

Frauen spielen eine tragende Rolle, wenn es darum geht, die Leistungsfähigkeit unserer Region zu stärken. Auch im Bereich der Existenzgründungen zeigt sich ein Aufwärtstrend. Der An- teil der Frauen unter Gründern ist in den vergangenen Jahren gestiegen.

Die meisten Stellungnahmen zu Förderprogrammen wurden 2020 für Gründer aus der Arbeitslosigkeit (ALG I) erstellt. Sie werden mit einem monatlichen Zuschuss zum Lebensunterhalt in der Startphase unterstützt (Gründungszuschuss). Die Anzahl der Stellungnahmen hierfür ist in den letzten Jahren allerdings rückläufig. Dies ist auch mit der sinkenden Arbeitslosenquote von 7,1 Prozent (2011) auf 5,0 Prozent (2019) zu erklären.

Für Investitionen und Betriebsmittel, Unternehmensfestigung und auch für eine zweite unternehmerische Chance können Gründer im Freistaat Sachsen in den ersten 5 Jahren das Mikrodarlehen beantragen. Hierfür wurden im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr rund 15 Prozent mehr Stellungnahmen erstellt und 50 Prozent mehr als 2016. Die durchschnittliche Bewilligungshöhe beträgt 16.500 Euro.

Die Stellungnahmen für Bürgschaften durch die Bürgschafts- bank Sachsen und Beteiligungen durch die Mittelständische

Beteiligungsgesellschaft nehmen mit ca. einem Drittel aller Stellungnahmen in 2020 einen großen Stellenwert bei der Beurteilung von Gründungsvorhaben bei der IHK Dresden ein.

Nachdem 2013 bis 2015 durch die IHK Dresden nur insge- samt vier Vota zur Förderung für Gründerinnen im ländlichen Raum erstellt wurden, konnte in den vergangenen Jahren ein Zuwachs dieses Förderbausteins beobachtet werden. Seit 2016 wurden insgesamt 58 Stellungnahmen hierzu verfasst, davon zehn in 2020. Antragsschwankungen sind auf die begrenzten Mittel für die Förderung der Gründerinnen im ländlichen Raum zu begründen. Nach einer Aufstockung der finanziellen Mittel ist es jetzt zwingend erforderlich, dass das Programm für den ländlichen Raum verstetigt wird.

Von den durch die IHK Dresden erstellten 188 Stellungnahmen für Gründungsvorhaben wurden 2020 ca. ein Drittel für Frauen erstellt.

STELLUNGNAHMEN ZU FÖRDERPROGRAMMEN

• Mikrodarlehen (SAB) • Gründungszuschuss (Arbeitsagentur) • Beteiligungen (MBG) • Bürgschaften (BBS)

• ERP-Kapital für Gründung (KfW) • Existenzgründungen Frauen im ländlichen Raum 0

50 100 150 200 250 300

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020

Quelle: interne Erhebung der IHK Dresden

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GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM KAMMERBEZIRK DRESDEN

Seit 2003 bewertet die IHK Dresden das Gründungsgesche- hen im Kammerbezirk Dresden mit den Landkreisen Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Bautzen und Görlitz sowie der Landeshauptstadt Dresden. Grundlage für die aktuelle Be- trachtung der Entwicklung bildet die Gewerbestatistik (Quelle:

Statistisches Landesamt Sachsen). Um nichtgründungsrelevan- te Anlässe, wie etwa Standortverlagerungen, Rechtsformwech- sel und Nebenerwerbsgründungen auszuschließen, ist für eine Bewertung des Gründungsgeschehens die alleinige Betrach-

tung der Gewerbean- und abmeldungen nicht ausreichend.

Die nachfolgende Betrachtung folgt dem Institut für Mittel- standsforschung Bonn (IfM Bonn). Die Zahl der Existenzgrün- dungen ergibt sich aus der Summe an Betriebsgründungen, sogenannten „echten“ Gründungen Kleingewerbetreibender1 und Gründungen durch Erbfolge/Kauf bzw. Pacht (Unterneh- mensnachfolge). Aufgrund des Veröffentlichungsdatums der Gewerbean- und abmeldungen konnte das vierte Quartal 2020 nur mittels einer Hochrechnung in die Betrachtungen einbezo- gen werden.

1 „Echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender sind laut Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn 90 Prozent der Kleingewerbetreibenden. Bei den restlichen 10 Prozent handelt es sich um formale Anmeldungen, auf die jedoch keine tatsächliche Gewerbetätigkeit folgte.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen * Hochrechnung

-2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020*

Erbfolge/Kauf/Pacht Betriebsgründungen

(Hauptniederlassung) "echte" Gründungen

Kleingewerbetreibender Nebenerwerb Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

• Nebenerwerb • „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender • Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

• Erfolge/Kauf/Pacht • Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

Insgesamt ist festzustellen, dass die Folgen der Coronakrise am Kammerbezirk Dresden nicht spurlos vorübergingen.

Positiv ist, dass trotz der schwierigen Situation im „Coronajahr“

eine Gründungswilligkeit vorhanden war. So gab es 4.000 Existenzgründungen, was einem Rückgang von 12 Prozent entspricht. Maßgeblich für den Rückgang war der geringe An- teil an den „echten“ Gründungen Kleingewerbetreibender. Mit ca. 2.400 Gründungen gingen diese gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent zurück.

Bei den Betriebsgründungen gab es mit 1.129 Gründungen knapp 10 Prozent weniger als im Vorjahr.

Die Gründungsbereitschaft im Nebenerwerb ist seit 2013 leicht rückläufig, 2020 jedoch knapp über Vorjahresniveau und damit von Corona unbeeinflusst. Nachdem die nachfolgebedingten Existenzgründungen (Erbfolge/Kauf/Pacht) in der Zeit von

2010 bis 2018 abgenommen hatten, gewannen sie seitdem nahezu im gesamten Kammerbezirk an Bedeutung. Hier ist ein Zuwachs von 11 Prozent im Vorjahresvergleich zu verzeichnen.

Da eine Unternehmensnachfolge meist langfristig geplant ist, wurden die bereits angestrebten Übergaben 2020 auch umgesetzt.

Es konnte jedoch ein Rückgang an Beratungen zum Thema Nachfolge im vergangenen Jahr beobachtet werden, was ver- muten lässt, dass die Anzahl der Unternehmensübergänge 2021 abnehmen wird.

Die Zahl der Unternehmensliquidationen ist mit knapp 30 Pro- zent im Vorjahresvergleich ebenso rückläufig. Ungeachtet der vermuteten Verzerrung aufgrund der Aussetzung der Insolven- zantragspflicht kann während der letzten 10 Jahre tatsächlich ein stetiger Rückgang der Unternehmensliquidationen beob- achtet werden.

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GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IN DER LANDESHAUPTSTADT DRESDEN

Mit 1190 Existenzgründungen in der Landeshauptstadt Dresden ging die Zahl der Gründungen 2020 um 17 Prozent zurück.

(2019: 1.442 Gründungen).Nachdem sie seit 2017 auf glei- chem Niveau stagnierten, kam es 2020 zu diesem signifikanten Rückgang.

Wie bereits im gesamten Kammerbezirk wird bei Unterneh- mensnachfolgen durch Erbfolge, Kauf oder Pacht ein Zuwachs verzeichnet. Gegenüber dem Vorjahr gründeten sechs Prozent mehr über diesen Weg.

Erstmalig wurden weniger als 500 Betriebsgründungen vorgenommen. Auch bei den echten Gründungen Kleingewer- betreibender kam es zu einem Rückgang von 21 Prozent im Vorjahresvergleich.

Der Gründungssaldo ist erstmals seit 2009 wieder positiv.

Gleichwohl dies mit Vorsicht beurteilt werden muss, stimmt eine solche Entwicklung auch im Vergleich mit der Entwicklung in den einzelnen Landkreisen, welche nachfolgend betrachtet werden, optimistisch.

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen -1.000

-500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500

3.000 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020*

Erbfolge/Kauf/Pacht Betriebsgründungen

(Hauptniederlassung) "echte" Gründungen

Kleingewerbetreibender Nebenerwerb Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

• Nebenerwerb • „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender • Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

• Erfolge/Kauf/Pacht • Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

* Hochrechnung

CORONA TRIFFT GRÜNDUNGSGESCHEHEN

Die Corona-Pandemie bedeutet einen Rückschlag für das Unternehmertum in Deutschland, Sachsen und somit auch für den Kammerbezirk Dresden. Sie legt die Zukunftsplanung vieler Mittelständler auf Eis und hat so massive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung. Sicher, keine Krise hat nur Verlierer. Es kann zu sektoralen Umstrukturierungen in einzelnen Branchen kommen – und damit auch zu Chancen für neue Gründungen. Ein Gründungsboom ist jedoch nicht absehbar.

Daher ist es interessant zu untersuchen, wie sich Existenzgründungen in dieser Zeit entwickeln und wie viele Unternehmen im Gegenzug ihre gewerblichen Aktivitäten aufgeben mussten. Aufgrund der Sonderregelungen zur Aussetzung der Insolvenz- antragspflicht werden jedoch Verzerrungen vermutet.

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7

INTERVIEW MIT SANDRA ZANDER UND PROF. DR. THOMAS HORN - IBH IT-SERVICE GMBH

ERFAHRUNGSBERICHT -

GRÜNDUNG UND UNTERNEHMENSNACHFOLGE DER IBH IT-SERVICE GMBH

Bilder: Fotostudio Riethausen/Chemnitz

IHK: Herr Prof. Dr. Horn, Sie haben das Unter- nehmen 1991 gegründet. Gab es zu dieser Zeit bereits umfassende Beratungsangebote für Existenzgründer?

Prof. Dr. Thomas Horn: Nein, zu dieser Zeit gab es keine Angebote. Ich, aber auch andere Existenzgründer, wussten zu dieser Zeit noch nicht einmal, dass es eine IHK gab. Erst Jahre später wurden wir IHK-Mitglied. Man muss aber auch sagen, dass ich die Firma zuerst als freiberufliches Ingenieurbüro gegründet habe und erst 1996 erfolgte die Umgründung in eine GmbH.

IHK: Frau Zander, Sie sind gemeinsam mit dem Unternehmen (auf-)gewachsen. Wie haben Sie die Gründungszeit des Ingenieurbüros Prof. Dr.

Thomas Horn (IBH) mitverfolgt?

Sandra Zander: Es lief alles immer strukturiert und geplant ab. Kleine Hilfs- arbeiten durften wir frühzeitig mit übernehmen, wie Schulungsmaterialien sortieren und binden. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass sicher viele Herausfor- derungen und auch schwierige Situationen zu meistern waren.

IHK: Die Nachfolge haben Sie nach meinem Kenntnisstand viele Jahre im Voraus geplant.

Wie lange haben Sie sich auf die Gründung des Unternehmens vorbereitet?

Prof. Dr. Thomas Horn: Drei Monate. Die Idee kam zum Jahreswechsel 1990/1991. Die Eintragung in das Gewerberegister erfolgte am 15. März 1991 und der Start war am 1. April 1991. Eine längere Vorbereitungszeit hätte auf die Gründung keine Auswirkung gehabt.

IHK: Was waren die größten Herausforde- rungen?

Prof. Dr. Thomas Horn: 1991 war es de facto unmöglich, Gewerberäume anzumieten. Deshalb erfolgte 1991 die Gründung in der eigenen Wohnung. Erst 1993 konnten wir eine Gewerbeeinheit im TechnologieZentrum anmieten.

Das zweite Problem war die Finanzierung. Es war fast unmöglich, Kredite zu erhalten. Unsere spätere Hausbank sagte uns noch 1992: „Was Sie da machen wollen, verstehen wir nicht. Wenn Sie Tontöpfe herstellen würden, könnten Sie einen Kredit bekommen.“

IHK: Wann haben Sie mit der Nachfolge- planung begonnen?

Prof. Dr. Thomas Horn: Angefangen haben wir mit der Planung der Unter- nehmensnachfolge bereits 2008. Meine Tochter wurde damals nach fast fünf Jahren „Einarbeitung“ in das Unternehmen Prokuristin. Gleichzeitig haben wir das Unternehmen von „IBH Prof. Horn GmbH“ in die „IBH IT-Service GmbH“

umbenannt. In den ersten Jahren nach der Wende haben wir Geschäfte über- wiegend über die Bekanntheit von meiner früheren Tätigkeit in der TU Dresden gemacht. 18 Jahre später war dieser „Bonus“ nicht mehr so gegeben. Außerdem sollte der Unternehmensgegenstand durch den Firmennamen stärker in den Vordergrund gerückt werden. Als meine Tochter sich dann entschieden hatte, die Firma später fortzuführen, wurde sie Geschäftsführerin, so dass wir uns die Geschäftsführung geteilt haben. Damit war dann auch die Basis vorhanden, die Geschäftsführung 2018 komplett an meine Tochter zu übergeben.

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8

IHK: Welche Herausforderungen sind Ihnen auf dem Weg zur Nachfolge begegnet?

Sandra Zander: Die Prozesse auf mich umzustellen, da mein Vater und ich ver- schiedene Voraussetzungen haben. Auch meinen eigenen Stil zu finden und zu lernen meinen Weg unbeirrt zu gehen und dabei dennoch Menschen zu finden, die mir Unterstützung geben.

IHK: Wie konnten Sie denen begegnen? Gab es Unterstützung durch die IHK oder externe Berater?

Sandra Zander: Durch eigene Motivation und eine Vision die man selber verfolgt. Dabei gab es viel Unterstützung, vor allem durch meine Familie. Auch externes positives Feedback, wie durch die IHK, hat mich stets motiviert.

IHK: Wie haben Sie den Nachfolgeprozess empfunden?

Prof. Dr. Thomas Horn: Sehr, sehr angenehm. Ich darf ja immer noch im Unternehmen als Prokurist arbeiten und kann mich um anspruchsvolle Projekte kümmern.

IHK: Wann stand für Sie fest, die IBH IT- Service GmbH zu übernehmen?

Sandra Zander: Das war ein schleichender Prozess. Eines Tages merkt man einfach, dass man nicht möchte, dass die Firma verkauft oder geschlossen wird.

IHK: Wie lange waren Sie vor der Übernahme im Unternehmen tätig?

Sandra Zander: Seit 2007, ich habe als „normaler“ Mitarbeiter im Einkauf an- gefangen und habe auch den Vertrieb, Service und Buchhaltung durchlaufen.

IHK: Wie haben Sie den Nachfolgeprozess empfunden?

Sandra Zander: Mit Höhen und Tiefen. Anfangs war es sehr schwierig. Die größte Herausforderung lag gegenüber den eigenen Ansprüchen. Es gab viele Mitarbeiter die die Weiterführung positiv sahen und auch viel Verantwortung mitübernommen haben. Leider gab es auch einige, die es nicht mitgetragen haben, dies muss man lernen zu akzeptieren und daraus Chancen entwickeln.

IHK: Herr Prof. Dr. Horn, konnten Sie im Rahmen Ihrer Existenzgründung auf familiäre Unterstützung zählen?

Prof. Dr. Thomas Horn: Ja, der Entschluss wurde gemeinsam mit meiner Frau gefällt.

IHK: Was hat sich Ihrer Meinung nach in diesem Zusammenhang verändert?

Prof. Dr. Thomas Horn: In etablierten Geschäftsfeldern ist eine Gründung nahezu unmöglich geworden, wenn man nicht über ein größeres Eigenkapital verfügt. Es geht nahezu kaum noch ohne den Aufkauf eines am Markt schon etablierten Unternehmens.

IHK: Haben Sie den Eindruck, dass es heute einfacher ist, ein Unternehmen zu gründen?

Prof. Dr. Thomas Horn: Ich glaube, es ist nicht einfacher geworden. Damals 1994 waren wir „Pioniere“ für das Internetgeschäft in Sachsen. Wir sind der äl- teste sächsische Internetprovider in Sachsen. Die Gründung eines Unternehmens mit unserem Unternehmensgegenstand halte ich heute für fast unmöglich, denn der Markt ist aufgeteilt. Man stellt heute eine immer größer werdende Konzent- ration unseres Geschäftsfeldes auf wenige Großunternehmen fest, die auch gern IBH kaufen möchten. Andererseits sinkt durch die Globalisierung auf die großen Player die Servicequalität. Von dieser damit einhergehenden wachsenden Unzufriedenheit profitieren wir als IBH, denn die Kunden wollen eine qualitativ hochwertige und persönliche Betreuung.

In anderen Geschäftsfeldern, wo es noch keine großen Player gibt, mag das alles anders sein.

IHK: Konnte Ihre Tochter im Rahmen der Unternehmensnachfolge auf familiäre Unter- stützung zählen?

Prof. Dr. Thomas Horn: Das war ja selbstverständlich, dass man sich für seine Tochter hier engagiert, letztlich auch deutlich mehr, als man das sicher bei ei- nem Erwerb des Unternehmens durch einen Dritten machen würde. Auch meine Frau, die frühere Prokuristin, hat meine Tochter hier sehr unterstützt.

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9 Wir danken Frau Zander und Herrn Prof. Dr. Horn für das Gespräch.

IHK: Frau Zander, was sind Ihrer Meinung nach Vorteile einer Unternehmensnachfolge im Vergleich zur Gründung?

Sandra Zander: Man kann auf einer stolzen Firmengeschichte aufbauen, viele Prozesse sind etabliert und die Geschäftsfelder existieren bereits. Nachteilig ist, dass man schon mit einer großen Verantwortung einsteigt. Die Mitarbeiter haben große Erwartungen und man steht gerade am Anfang unter genauer Be- obachtung. Man darf keine Scheu davor haben, dass nicht alle Mitarbeiter den neuen Weg mitgehen. Wenn diese Mitarbeiter gehen, ist es eine große Chance für Alle, die man wahrnehmen muss.

IHK: Denken Sie die Unternehmensführung ist seit der Unternehmensgründung anspruchs- voller geworden? Wenn ja, woran machen Sie das fest?

Sandra Zander: Ja, die Gesellschaft hat sich verändert. Langjährige Unterneh- menszugehörigkeit wird in der Gesellschaft eher negativ gesehen. Aber auch die Kundenbindung an einen Dienstleister ist nicht mehr so eng. Es fehlt der soge- nannte Pioniergeist. Die Mitarbeitergewinnung und das Halten der Mitarbeiter ist wesentlich zeitintensiver geworden. Die Qualität der heutigen Ausbildung ist zudem eher kritisch zu sehen.

IHK: Herr Prof. Dr. Horn, gibt es Herausfor- derungen die Ihnen damals und Ihrer Tochter noch heute begegnen?

Prof. Dr. Thomas Horn: Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern war schon zu meiner Anfangszeit nicht einfach. In der heutigen Zeit hat sich dieses Problem nicht gebessert. Besonders die immer komplexeren Strukturen erfordern gut geschultes Personal.

IHK: Können Sie heutigen Gründern Tipps für ein erfolgreiches Bestehen am Markt geben?

Prof. Dr. Thomas Horn: Wichtig sind neue Geschäftsideen und Kreativität. Man sollte seine Ideen auch gut sichern, gegebenenfalls durch Patente. Die Gefahr, durch globale Player schnell aufgekauft zu werden, ist groß.

Bild: Stephan Krolop

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GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS BAUTZEN

Die Gründungsentwicklung im Landkreis Bautzen ist auch im Jahr 2020 mit knapp 450 Existenzgründungen stabil.

Besonders auffällig ist hier der Zuwachs bei den Gründungen im Rahmen der Unternehmensnachfolge durch Erbfolge, Kauf und Pacht. Dieser liegt deutlich über 30 Prozent und erreicht damit das Niveau von 2016.

Mit knapp 600 an der Zahl und damit nahezu 100 mehr als im Vorjahr, lagen Nebenerwerbsgründungen voll im Trend.

Betriebsgründungen von Hauptniederlassungen (-10 Prozent) und „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender (-7 Prozent) waren auch im Landkreis Bautzen rückläufig.

2020 wurden im Landkreis 557 Unternehmen liquidiert, damit setzt sich der Trend der rückläufigen Unternehmensliquida- tionen im Landkreis Bautzen weiter fort. In Folge dessen und aufgrund des geringen Rückgangs an Existenzgründungen hat sich der negative Gründungssaldo mehr als halbiert (-53), bleibt aber nach 14 Jahren anhaltend negativ.

-500 -250 0 250 500 750 1.000

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020*

Erbfolge/Kauf/Pacht Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

"echte" Gründungen Kleingewerbetreibender

Nebenerwerb Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

• Nebenerwerb • „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender • Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

• Erfolge/Kauf/Pacht • Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

* Hochrechnung

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11

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS GÖRLITZ

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Nach regelmäßigen Boomjahren finden Existenzgründungen insbesondere im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Zu- spruch (-13 Prozent), liegen aber mit 1.445 Gründungen und im Vergleich der Regionen immer noch an der Spitze. Anders verhält es sich bei Nebenerwerbsgründungen. Damit weicht der Landkreis von den erhobenen Daten im Kammerbezirk ab. Mit lediglich 522 Nebenerwerbsgründungen bestimmen sie nur gut 1/3 (36 Prozent) des Gründergeschehens im Landkreis.

Die Betriebsgründungen einer Hauptniederlassung waren seit 2014 rückläufig. Im Vorjahresvergleich stagnierten sie 2020.

Analog zum Nachbarlandkreis zwar deutlich geringer, erzielen auch im Landkreis Görlitz die Unternehmensnachfolgen durch Erbfolge, Kauf und Pacht einen deutlichen Zuwachs

(+19 Prozent).

Nachdem die „echten“ Gründungen Kleingewerbetreibender 2018 und 2019 auf einem hohen Niveau lagen, entsprechen sie nach einem Rückgang von 17 Prozent wieder den Werten von 2012-2017. Da auch die Gründungen von Unternehmern mit polnischer Staatsangehörigkeit um 19 Prozent abgenommen haben, kann hierbei von einem Zusammenhang gesprochen werden. Ursächlich für diesen Rückgang könnten die Heraus- forderungen im Grenzverkehr im Jahr 2020 sein.

Mit 1412 Liquidationen ist der niedrigste Stand der letzten sieben Jahre erreicht, so dass ein positiver, wenn auch geringer Gründungssaldo (+33) verzeichnet wird.

-500 -250 0 250 500 750 1.000 1.250 1.500 1.750 2.000

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020*

Erbfolge/Kauf/Pacht Betriebsgründungen

(Hauptniederlassung) "echte" Gründungen

Kleingewerbetreibender Nebenerwerb Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

• Nebenerwerb • „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender • Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

• Erfolge/Kauf/Pacht • Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

* Hochrechnung

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INTERVIEW MIT SUSANNE MAY - EMMA`S TANTE

ERFAHRUNGSBERICHT -

GRÜNDUNG DES EINZELHANDELSUNTERNEHMENS EMMA‘S TANTE

IHK: Frau May, können Sie Ihr Geschäft

„Emma‘s Tante“ kurz vorstellen?

Susanne May: Emma`s Tante – unverpackte Naturalien ist ein Geschäft für unverpackte Lebens-, Reinigungs- und Waschmittel. Es gibt hier viele Dinge für den täglichen Bedarf, alle mit einem ökologischen und nachhaltigen Hinter- grund. Die Kundschaft kommt mit eigenen Behältern und kann sich die ge- wünschte Menge abfüllen, bzw. abfüllen lassen.

IHK: Haben Sie bereits vor Ihrer Existenz- gründung Erfahrungen im Einzelhandel sammeln können?

Susanne May: Ich habe nicht wirklich im Einzelhandel gearbeitet, also nicht so, dass man sich mit diesem Wissen selbstständig machen könnte. Eigentlich bin ich gelernte Uhrmacherin und habe viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet.

In meiner Ausbildung zur Technikerin in Maschinentechnik gab es betriebswirt- schaftliche Grundlagen, auf denen ich sehr gut aufbauen konnte.

IHK: Was hat Sie dazu bewogen, Ihr eigener Chef zu werden?

Susanne May: Die Uhrmacherei ist handwerklich sehr anspruchsvoll und somit war es auch eine Zeitlang erfüllend. Ich habe damals in der Nähe von Pforzheim gearbeitet und nach der Geburt meiner ersten Tochter sind wir nach Görlitz zurückgezogen. In Görlitz durfte ich dann weiter für die Pforzheimer Uhrenfirma montieren. Auf Dauer wurde ich aber damit nicht wirklich glücklich, es waren eben Luxusgüter, mit denen ich mich bald nicht mehr identifizieren konnte.

Nach der Geburt meiner Zwillingstöchter habe ich noch weitere fünf Jahre in dem Beruf gearbeitet und zusätzlich die Technikerausbildung in Teilzeit absol- viert. Währenddessen reifte dann der Entschluss zur Selbstständigkeit.

Die ersten Unverpackt-Läden hatten bereits eröffnet und die Idee, nicht nur biologische, sondern auch lose Nahrungsmittel zu erhalten, begeisterte mich.

Bilder: Yvonne Zaremba

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13 IHK: Viele Frauen fragen sich, ob sie Familie

und Beruf vereinbaren können. Bei Selbststän- digkeit klingen zudem die Worte „selbst“ und

„ständig“ immer noch stark heraus. Haben Sie zu Beginn Bedenken gehabt, diesen beiden Bereichen gerecht werden zu können?

Susanne May: Das ist leider eine der ersten Fragen, die man sich u.a. stellt.

Bei mir hat sich wie auf Knopfdruck das schlechte Gewissen gegenüber meinen Kindern gemeldet und meldet sich bis heute regelmäßig. Ob ich meinen Kindern und dem Beruf gerecht werden kann, die Frage habe ich mir am Anfang tat- sächlich gestellt. Mir war aber bewusst, dass die Antwort dieser Frage nicht das Ziel sein sollte. Denn es geht nicht nur darum den Kindern und dem Beruf ge- recht zu werden, sondern auch mir selbst gegenüber. Und das sollte man nicht aus den Augen verlieren. Und was das „selbst“ und „ständig“ angeht, es macht Spaß, auch wenn viele schlaflose Nächte dabei sind. Ich versuche so wenig wie möglich Arbeit mit heimzunehmen, den Fehler habe ich am Anfang gemacht.

Zudem öffne ich am Wochenende keine Briefe und sehr selten Mails, ebenso im Urlaub.

IHK: Wie organisieren Sie Ihren Alltag mit all seinen Verpflichtungen und erfahren Sie hierbei familiären oder freundschaftlichen Rückhalt?

Susanne May: Ich habe das große Glück, dass meine Eltern und Freunde mich extrem unterstützen. Sei es in der Kinderbetreuung oder beim Ausbau des Ladens oder einfach nur, um mir Mut zuzusprechen. Da meine Kinder bei der Gründung 2016 noch recht klein waren, war ich auf Hilfe angewiesen. Die Betreuung hat neben dem Vater der Kinder am Nachmittag meine Mutter teil- weise übernommen. Mittwoch hat das Lädchen auch nur bis 15 Uhr geöffnet, so dass ich mich dann um die Mädels kümmern kann.

Früh klingelt der Wecker, dann wird gemeinsam gefrühstückt. Am Abend kochen wir gemeinsam, besprechen noch Hausaufgaben oder lernen ein wenig. Also nicht anders, als im Angestelltenverhältnis.

IHK: Haben Sie im Verlauf der Gründung das Gefühl gehabt, dass Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit ausreichend gelebt werden?

Susanne May: Eine der ersten Fragen aus dem Bekanntenkreis lautete, wie ich das alles als Frau und Mutter von drei Kindern schaffen möchte, das sagt doch schon alles…

IHK: Konnten Sie speziell für Frauen als Gründer zugeschnittene Fördermittel, wie etwa „Existenzgründungen von Frauen im ländlichen Raum“, nutzen?

Susanne May: Ich habe damals versucht, Förderungen zu erhalten. Allerdings war mir nicht bewusst, dass es Förderungen extra für Gründerinnen gibt.

IHK: Würden Sie sich noch mehr gründerinnenspezifische Unterstützung wünschen und wie könnte diese aussehen?

Susanne May: Das wünsche ich mir nicht. Eher wünsche ich mir, dass ich bei der Bank nicht als Frau und Mutter gesehen werde, sondern als Mensch, der einen Kredit beantragen möchte, um sich etwas aufzubauen. Egal welches Geschlecht oder Familienstand er hat.

IHK: Haben Sie einen Tipp für künftige Gründerinnen, wie sie trotz familiärer Ver- pflichtungen ihre Selbstständigkeit umsetzen können?

Susanne May: Einfach machen, wenn man es sich und seiner Familie zutraut.

Das ist das Wichtigste. Und sich nicht von den Zweifeln der Mitmenschen an- stecken lassen. Es heißt nicht umsonst, wir wachsen an unseren Aufgaben. Ob das Gründen und die Idee dahinter funktionieren, merkt man erst später. Dafür gibt es leider keine Sicherheit.

IHK: Sehen Sie neben den Herausforderungen auch Vorteile, die sich aus der beruflichen Autonomie in Bezug auf familiäre Tätigkeiten ergeben?

Susanne May: Einen Vorteil sehe ich in der Selbstbestimmtheit. Man ist für sein eigenes Handeln verantwortlich und startet mit mehr Motivation in den Arbeitstag.

Wir danken Frau May für das Gespräch.

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GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS MEISSEN

Nachdem die Existenzgründungen bis 2018 regelmäßig rück- läufig waren, setzt sich die positive Entwicklung des Vorjahres fort. Mit 500 Existenzgründungen ist gegenüber dem Vorjahr ein leichter Zuwachs zu verzeichnen.

Der Landkreis Meißen weist als einzige Region im Kammer- bezirk Dresden einen Zuwachs der Existenzgründungen auf und belegt damit die Gründungswilligkeit auch im Corona- jahr. Diese Entwicklung wurde maßgeblich durch die „echten“

Gründungen Kleingewerbetreibender getragen, welche im Vergleich zum Vorjahr mit 13 Prozent einen deutlichen Anstieg verzeichnen.

Betriebsgründungen von Hauptniederlassungen sowie Un- ternehmensnachfolgen in Form von Erbfolge, Kauf und Pacht blieben im dritten Jahr in Folge hingegen stabil.

Die Nebenerwerbsgründungen haben ebenfalls zugenommen und bestimmen weiterhin das Gründungsgeschehen im Land- kreis.

Das Liquidationsgeschehen zeichnet mit einem Rückgang von 11 Prozent ein ebenso positives Bild, so dass auch bei der Betrachtung des Gründungssaldo in 2020 eine deutliche Ver- besserung ersichtlich ist. Insgesamt bleibt der Gründungssaldo aber weiter negativ.

-250 0 250 500 750 1.000 1.250

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020*

Landkreis Meißen

Erbfolge/Kauf/Pacht Betriebsgründungen

(Hauptniederlassung) "echte" Gründungen

Kleingewerbetreibender Nebenerwerb Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

• Nebenerwerb • „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender • Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

• Erfolge/Kauf/Pacht • Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

* Hochrechnung

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15

GRÜNDUNGSENTWICKLUNG IM LANDKREIS SÄCHSISCHE SCHWEIZ-OSTERZGEBIRGE

Die Gründungsbereitschaft im Landkreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge ist auch 2020 zurückhaltend. Mit 424 Existenz- gründungen in 2020 wagten knapp 15 Prozent weniger den Schritt in die Selbstständigkeit.

„Echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender verzeichnen einen deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Haben sie 2019 noch 54 Prozent der gesamten Existenzgründungen ausge- macht, sind es in 2020 nur noch 47 Prozent.

Betriebsgründungen von Hauptniederlassungen und Unterneh- mensnachfolgen (Erbfolge/Kauf/Pacht) stagnieren seit 2019.

Mit 604 Gründungen im Nebenerwerb dominiert diese Form der Gründung nach wie vor das Gründungsgeschehen im Land- kreis, liegt insgesamt aber auf dem Niveau der Vorjahre.

Die Anzahl der Unternehmensliquidation ist bereits seit drei Jahren tendenziell rückläufig. Der Gründungssaldo bleibt aber aufgrund der Gründungzurückhaltung weiter negativ.

-500 -250 0 250 500 750 1.000

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020*

Landkreis SSOE

Erbfolge/Kauf/Pacht Betriebsgründungen

(Hauptniederlassung) "echte" Gründungen

Kleingewerbetreibender Nebenerwerb Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

• Nebenerwerb • „echte“ Gründungen Kleingewerbetreibender • Betriebsgründungen (Hauptniederlassung)

• Erfolge/Kauf/Pacht • Saldo aus Existenzgründungen und Liquidationen

* Hochrechnung

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INTERVIEW MIT RENÉ KOARK – PAULSDORFER HOF

ERFAHRUNGSBERICHT -

UNTERNEHMENSNACHFOLGE DES HOTELS PAULSDORFER HOF AN DER TALSPERRE MALTER

IHK: Wann haben Sie den Paulsdorfer Hof übernommen und was hat Sie dazu bewogen?

René Koark: Im August 2017 war die Kontaktaufnahme und im April 2018 kam es zur Übernahme. 12 Jahre lang waren wir Pächter der Gaststätte

„Eichbergbaude“ in Freital. Mit meiner Frau, einem guten Marketingkonzept und den richtigen Investitionen, haben wir aus einer unbekannten Gaststätte ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt geschaffen. Nach zehn guten und erfolgreichen Jahren wurde es langsam Zeit unseren Gästen etwas Neues zu bieten. Als Pächter der Gaststätte waren uns leider die Hände gebunden in den Umsetzungen unserer Ziele, wie Neugestaltung oder Umbau. Wir hätten vieles ändern können, aber Pacht zahlen und dann noch auf unsere Kosten in ein Haus investieren, was uns nicht gehört, kam nicht in Frage. So wuchs in uns der Wunsch auf ein eigenes Objekt, bei dem wir selber entscheiden können.

IHK: Wie sind Sie auf diese Nachfolge aufmerksam geworden?

René Koark: Das war Zufall. Bei einer Geburtstagsfeier bin ich mit einem Geschäftsmann aus Dippoldiswalde ins Gespräch gekommen. Ich erwähnte, dass wir schon lange nach einem eigenen Objekt für uns suchen und schon viele Gasthäuser begutachtet haben. Am nächsten Tag hatte ich schon alle wichtigen Unterlagen zu dem Objekt „Paulsdorfer Hof“ auf meinem Tisch liegen. Es stellte sich heraus, dass besagter Geschäftsmann Kontakt zum Verkäufer des Paulsdor- fer Hofs hatte und über dessen Verkaufsabsichten Bescheid wusste.

IHK: Was sind Ihrer Meinung nach Vorteile einer Unternehmensnachfolge, im Vergleich zu einer Neugründung?

René Koark: Die Vorteile der Unternehmensnachfolge liegen darin, eventuell vorhandenes Personal und den Kundenstamm zu übernehmen.

Zudem kann man auf wichtige Informationen des Vorgängers eingehen. Die alten Stammgäste sind interessiert und wollen testen was der „Neue“ kann.

Somit kann man bereits zu Beginn Umsätze erzielen und möglichst kostende- ckend arbeiten. Auch die Mund-zu-Mund-Werbung ist bei bestehenden Unter- nehmen nicht zu vernachlässigen.

IHK: Wurden Sie bei dem Nachfolgeprozess oder im Alltag von Ihrer Familie unterstützt?

René Koark: Mit dem Wissen, das meine Familie voll und ganz hinter uns steht, sind wir das Risiko mit meiner Frau und den zwei Kindern zur Selbstständigkeit eingegangen. Von Anfang an hatten wir bei der Renovierung dem Aus-, oder

Bilder: Holger Stein

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17 IHK: Haben Sie, in der ersten Zeit des Betriebs,

Hilfe durch den vorherigen Besitzer erhalten?

René Koark: Persönlich vor Ort oder telefonisch war er bereit, Auskunft über anstehende Fragen so weit wie möglich zu beantworten, oder fehlende Unterla- gen, soweit noch vorhanden zu übergeben. Ich war froh, dass ich seine Unter- stützung hatte.

IHK: Nach meinem Kenntnisstand, konnten Sie das Geschehen im Paulsdorfer Hof wieder neu beleben. Was hat zu diesem Erfolg bei- getragen?

René Koark: Ich glaube mit den richtigen Investitionsentscheidungen wie der großen Terrasse, der Renovierung der Gasträume und den Verschönerungen der vorhandenen Grünflächen haben wir es geschafft die Menschen auf unser Haus aufmerksam und neugierig zu machen.

Mit einer guten Küche steht und fällt jede Gastronomie. Ich bin froh zu sagen, dass wir das Glück hatten, sehr gute Köche in das neue Team zu holen, die es schafften mit der richtigen Mischung von gut bürgerlichen Speisen bis hin zu auserlesenen Gerichten die neuen und alten Gäste des Paulsdorfer Hofs zu begeistern.

Mit unserem fachkompetenten und freundlichen Servicepersonal haben wir ein rundum gelungenes Ambiente für unsere Gäste geschaffen, was zur Wiederkehr einlädt und uns somit immer wieder ein gut besuchtes Haus beschert.

Natürlich darf man nicht außeracht lassen, dass wir sehr viele Stammgäste aus unserer alten Gaststätte (20 min entfernt) mitgebracht haben, die uns bis heute die Treue halten.

IHK: Planen Sie in den kommenden Jahren weitere Projekte?

René Koark: Da wir ein kleines Team sind und mit dem Paulsdorfer Hof unseren Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht haben, werden wir unsere Auf- merksamkeit voll und ganz diesem Projekt widmen.

IHK: Gibt es Tipps, die Sie Nachfolge- interessierten im Gastgewerbe mit auf den Weg geben können?

René Koark: Wer nicht mit Herzblut für diesen Beruf bei der Sache ist, sollte die Finger davonlassen. Freundlichkeit und Fachwissen sind Grundpfeiler eines Gastronomen. Die Gäste werden es ihnen danken, in dem sie gerne wieder zu ihnen ins Gasthaus kommen. Die Familie muss voll und ganz hinter ihnen stehen, sonst gibt es immer wieder Konfliktsituationen, wie beispielsweise keine Feiern am Wochenende, keine Feiertage, keine Urlaube in der Saison …

Wir danken Herrn Koark für das Gespräch.

Bild: Holger Stein

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BEDEUTUNG VON BÜRGSCHAFTEN UND BETEILIGUNGEN IN DER GRÜNDUNGS- FINANZIERUNG

Bürgschaften gewinnen immer mehr an Bedeutung für die Finanzierung von Unternehmensgründungen. Besonders in Zeiten der Coronapandemie fordern Hausbanken eine Rückbürgschaft zur Besicherung des benötigten Finanzierungsvolumens. Um das Wachstum der Unternehmerschaft zu fördern, sind Bürgschaften und Beteiligungen aus der Finanzierungslandschaft nicht mehr wegzudenken.

Die folgenden Grafiken unterstreichen die Bedeutung von Bürgschaften, ausgegeben durch die Bürgschaftsbank Sachsen (BBS) sowie Beteiligungen durch die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen (MBG) im Zusammenhang mit Gründungsvorha- ben 2020, betreut durch die Industrie- und Handelskammer Dresden.

Seit 2017 liegt das durchschnittliche Volumen einer Genehmigung durch die Bürgschaftsbank Sachsen leicht über dem der Mittel- ständischen Beteiligungsgesellschaft Sachsen. In dieser Zeit ist auch ein kontinuierliches Wachstum zu verzeichnen.

Der Anteil an den Gesamtinvestitionen ist bei beiden Institutionen seit 2005 im Aufschwung begriffen. Dies kann sowohl auf einen steigenden Investitionsbedarf seitens der Gründer als auch auf eine wachsende Bedeutung der beiden Finanzierungsmög- lichkeiten zurückzuführen sein.

In den vergangenen Jahren konnten im Rahmen von Bürgschaften 9.551 sowie durch Beteiligungen 2.144 Arbeitsplätze im Zuge von Gründungen geschaffen bzw. in jungen Unternehmen erhalten werden. Das zeigt, wie wertvoll diese beiden Formen der Grün- dungsförderung für den Kammerbezirk Dresden und seine jungen Unternehmen sind.

%-Anteil an Gesamtinvestitionen Ø Volumen je

Genehmigung geschaffene und erhaltene

Arbeitsplätze

BBS 240.221

MBG 184.768

BBS 289

MBG 79 BBS 46,33 %

MBG 29,11 %

%

Quelle: Bürgschaftsbank Sachsen / Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen

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19

MIT MARKUS H. MICHALOW – GESCHÄFTSFÜHRER BÜRGSCHAFTSBANK SACHSEN / MITTELSTÄNDISCHE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT SACHSEN

EXPERTENINTERVIEW

IHK: Das durchschnittliche Volumen der einzelnen Bürgschaftsgenehmigungen im Zusammenhang mit Existenzgründungen ist auf dem höchsten Niveau seit 1991. Liegt das Ihrer Meinung nach daran, dass die Komplexi- tät der Projekte zugenommen hat?

Markus H. Michalow: Auch, aber nicht nur. Sicherlich wird mehr Kapital für eine erfolgreiche Gründung benötigt und das Gründergeschehen insgesamt hat sich verändert. Nachfolgen sind sehr wichtig geworden um die guten Unterneh- men zu erhalten - und für erfolgreiche Unternehmen werden auch adäquate Preise bezahlt. Das Angebot an Finanzierungsmöglichkeiten ist jedoch vielfäl- tiger geworden, dabei will ich das KfW Startgeld (bis zu 125 TEUR) besonders hervorheben.

IHK: Die Beteiligung als Finanzierungsinst- rument gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Sehen Sie hier Chancen für Existenzgründer?

Markus H. Michalow: Ausreichend Eigenmittel sind mitentscheidend für eine erfolgreiche Unternehmensgründung, weil dieses Kapital die Bilanz nachhaltig stärkt. Dies wurde in der Vergangenheit nicht immer in ausreichendem Maße berücksichtigt. Ich denke schon, dass sich dies wieder ändert. Für die Existenz- gründer kann eine (i.d.R. stille) Beteiligung sehr sinnvoll sein. Damit hat der Gründer einen Partner auf Zeit im Boot, der mit Wissen, Kompetenz und sehr viel Erfahrung ein hilfreicher Sparringspartner beim Unternehmensaufbau sein kann.

IHK: Wie schätzen Sie das künftige Gründungsgeschehen im Kammerbezirk Dresden ein?

Markus H. Michalow: „Die Chancen sind größer als die Risiken“. Der Struktur- wandel in der Lausitz mit seinen Begleitinitiativen, die zahlreichen erfolgreichen Unternehmen bereit zur Nachfolge, die vielfältige Forschungslandschaft, um nur einiges zu nennen, bieten interessante Möglichkeiten zur Unternehmensgrün- dung. Daneben ist die Unterstützungslandschaft hervorragend und wir haben mit FutureSAX ein Netzwerk, um das uns viele andere Bundesländer beneiden.

Wir danken Herrn Michalow für das Gespräch.

Bild: Ken Wagner

(22)

20

FAZIT

Das Jahr 2020 hat die Wirtschaft vor große Herausforde- rungen gestellt und damit auch die Gründungsbereitschaft beeinflusst. Das Gründungsgeschehen bleibt wie bereits in den Vorjahren weiterhin rückläufig. Dies dürfte maßgeblich auf die COVID-19-Pandemie als auch auf eine derzeit nied- rige Arbeitslosenquote zurückzuführen sein. Insbesondere in einer wirtschaftlich kritischen Situation, wie sie etwa durch die Pandemie hervorgerufen wurde, ziehen Arbeitnehmer die Sicherheit einer Festanstellung der vermeintlich risikobehafte- ten Unternehmensgründung vor. Zudem tritt der Einfluss des demografischen Wandels auf Existenzgründungen und Unter- nehmensnachfolgen zunehmend mehr zu Tage. Die gründungs- aktiven Jahrgänge im Alter von 25-45 Jahren werden immer weniger. Die Anzahl derer, die sich dem vermeintlichen Wagnis der Selbstständigkeit stellen, sinkt damit zwangsläufig.

Nach der Wiedervereinigung kam es zu einem sprunghaf- ten Anstieg an Unternehmensgründungen. Bei vielen dieser erfolgreichen Unternehmungen steht kurz- bzw. mittelfristig die Nachfolge an. Um die geschaffenen Arbeitsplätze und das vorhandene Know-how zu bewahren, müssen Übernahmeinter- essierte besonders unterstützt werden.

Bereits in den Schulen könnten Grundlagen unternehmerischen Handelns in die Lehrpläne integriert werden, um somit das Interesse an der Selbstständigkeit in der nächsten Generation zu wecken. Universitäten und Hochschulen tragen Verantwor- tung dieses Engagement fortzuführen und sollten Wissen über das Thema Unternehmensgründung in allen Fachbereichen einfließen lassen. Neben der Unterstützung der Schulen, Uni- versitäten und Hochschulen ist der Ausbau und die langfristige Fortführung der finanziellen Hilfen für Gründer unerlässlich.

Gerade in der Früh- und Startphase benötigen Unternehmens- gründer Fremdkapital. Die vorhandenen Eigenmittel sind in der Regel nicht ausreichend. Wegen mangelnder Sicherheiten und hoher Ausfallwahrscheinlichkeiten werden Bankkredite oftmals nicht gewährt. Der Freistaat Sachsen bietet insgesamt ein breites Spektrum an Fördermaßnahmen und Bürgschaften für Gründer sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Bürokratische Hürden sollten abgebaut werden, um die Grün- dungsbereitschaft weiter zu stärken. Rahmenregelungen wie z. B. die Sicherung der Gesamtfinanzierung, die Notwendigkeit der Vorfinanzierung oder die Abrechnungsprozedur (Mittel- abrufe) passen oft nicht zur fehlenden Eigenkapitalbasis.

Um die Gründer hierbei zu entlasten, wird unter anderem empfohlen, das ERP-Kapital für Gründung zur Verfügung gestellt durch die KfW Förderbank, bei der Übernahme von Bürgschaften als Eigenkapital anzuerkennen. Zudem sollten Förderprogramme mit ausreichenden Mitteln versehen werden, damit anberaumte Förderperioden vollständig abgesichert werden können. Somit könnten Unterstützungen, wie die För- derung der Gründerinnen im ländlichen Raum, als verlässliche Unterstützung beibehalten werden.

Da Banken und Sparkassen eine Mikrofinanzierung im Rahmen einer Existenzgründung meist nicht kostendeckend bearbei- ten können und diese unter Umständen lediglich im Hinblick auf eine nachhaltige Geschäftsbeziehung anbieten, stellt im Freistaat Sachsen das Mikrodarlehen einen wichtigen Baustein zur Gründungsfinanzierung. Eine Marktschwäche des Mikro- darlehens liegt jedoch in der maximalen Kredithöhe von 20.000 Euro. Um Finanzierungslücken guter Gründungsprojekte zu vermeiden und um deren Erfolgswahrscheinlichkeit zu erhöhen, regen wir daher konkret an:

Erhöhung des Darlehens auf 40.000 Euro unter der Maßgabe eines Eigenkapitalanteils von 20 Prozent,

Öffnung für alle Branchen,

Verlängerung der Laufzeit auf bis zu acht Jahre,

generelle Öffnung für Nebenerwerbsgründungen, mindes- tens jedoch Ausweitung der Übergangsfrist zum Haupter- werb,

flexiblere Einsatzmöglichkeit der Mittel,

Ergänzung einer Liquiditätsreserve ohne Einzelkostennach- weis, z. B. als Pauschale quotal bis zu 10.000 Euro.

Obwohl die Coronapandemie ungeahnte Herausforderungen mit sich bringt, bietet sie gleichwohl die Möglichkeit des Umdenkens. Insourcing, Digitalisierung, Regionalität und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle rücken in den Fokus. Ne- ben innovativen Start-up-Ideen sollten jedoch auch weiterhin klassische Unternehmensgründungen, wie beispielsweise die Eröffnung von Restaurants und die Gründung von Einzelhan- delsgeschäften zwingend im Fokus bleiben und unterstützt werden.

(23)

IMPRESSUM

Herausgeber: Industrie- und Handelskammer Dresden, Referat Wirtschaftsförderung Satz und Gestaltung: Referat Öffentlichkeitsarbeit

Stand: März 2021

Im Kammerbezirk Dresden gibt es nach wie vor positive Signale im Gründungsgeschehen.

Dennoch ist es wichtig, den Gründergeist wieder stärker zu beleben und Hemmschwellen abzubauen.

UM DIES ZU ERREICHEN SIND FOLGENDE PUNKTE UMZUSETZEN:

Wirtschaftliche Bildung in allen Bildungsstufen

fest in den Lehrstoff integrieren.

Gründungsaufwand durch Bürokratie deutlich

minimieren.

Bestehende Fördermöglichkeiten

stärker auf die Bedürfnisse von Gründern

ausrichten.

Unternehmens- nachfolgen mit Hinblick auf den demografischen

Wandel stärker in den Fokus rücken.

Unternehmertum auch in der öffentlichen und politischen Kommunikation

wertschätzen.

(24)

www.dresden.ihk.de

www.facebook.com/ihkdresden1 www.twitter.com/ihkdresden www.youtube.com/c/ihkdresden

DRESDEN

Langer Weg 4 | 01239 Dresden

0351 2802-0 | Telefax 0351 2802-280 service@dresden.ihk.de

BAUTZEN

Karl-Liebknecht-Straße 2 | 02625 Bautzen 03591 3513-00 | Telefax 03591 3513-20 service.bautzen@dresden.ihk.de

GÖRLITZ

Jakobstraße 14 | 02826 Görlitz

03581 4212-00 | Telefax 03581 4212-15 service.goerlitz@dresden.ihk.de

RIESA

Bahnhofstraße 8a | 01587 Riesa

03525 5140-31 | Telefax 03525 5139-97 service.riesa@dresden.ihk.de

KAMENZ

Haydnstraße 2 | 01917 Kamenz

03578 3741-00 | Telefax 03578 3741-20 service.kamenz@dresden.ihk.de

ZITTAU

Bahnhofstraße 30 | 02763 Zittau

03583 5022-30 | Telefax 03583 5022-40 service.zittau@dresden.ihk.de

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