FRÜHE HILFEN KOBLENZ
9. DEZEMBER 2015
WARUM GIBT ES FRÜHE HILFEN?
Der Tod von Jessica, Kevin und Lea-Sophie 2005-2007, stellvertretend für viele Anderen,
Versagen sämtlicher sozialer Frühwarnsysteme, medialer Druck auf die Politik.
RISIKOFAKTOREN
Von Seiten des Kindes:
Alter und Geschlecht Entwicklungsstand und Gesundheit
Regulations- und Verhaltensstörungen
Von Seiten der Eltern:
Psychische Erkrankungen Lebensgeschichte und Persönlichkeit
Gedanken und Gefühle zu Fürsorge und Erziehung
Persönlichkeitsfaktoren:
Ausgeprägte negative Emotionalität
Hohe Impulsivität Neigung Probleme
vermeidend zu bewältigen Geringe Planungsfähigkeit Antisoziale
Persönlichkeitstendenzen
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GEDANKEN UND GEFÜHLE DER ELTERN
Altersunangemessene Erwartungen an die Fähigkeiten und Selbstständigkeit des Kindes
Eingeschränktes Einfühlungsvermögen Ausgeprägte Überlastungsgefühle
Hilflosigkeit in der Erziehung Kontrollverlust
Feindselige Erklärungsmuster für Problemverhaltensweisen des Kindes
GEDANKEN UND GEFÜHLE DER ELTERN
Zustimmung zu harschen Formen der Bestrafung Unterschätzung negativer Auswirkung von
kindswohlgefährdenden Verhaltensweisen
Eingeschränkte Fähigkeit oder Bereitschaft eigene Bedürfnisse zu Gunsten des Kindes zurückzustellen
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FAMILIÄRER KONTEXT
Familienstruktur und sozioökonomische Situation Stressbelastung und fehlende soziale Unterstützung Partnerschafts- und Arbeitssituation
Psychologische Merkmale des Familiensystems Migrationshintergrund
SEITEN DER SITUATION
Unmittelbarer Situationskontext z.B. anhaltendes Schreien des Säuglings
Besonderheiten im Situationserleben der Eltern Veränderliche Einflüsse auf Situationen mit
Kindswohlgefährdung z.B. Drogenmissbrauch, Alkohol…
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WEITERE FAKTOREN
Armut und soziale Benachteiligung
Extrem religiös geprägte Erziehungs- und Sozialisationspraktiken
Zugehörigkeit der Eltern zu „Sekten“ und „Psychogruppen“
STUDIENDATEN FRÜHE HILFEN
Studien zu frühen Hilfen zeigen ganz unterschiedliche Ergebnisse:
Je nach Ausführung von keine Effekte bis hocheffektiv.
Am bekanntesten Perry Preschool Project
Für jeden investierten Dollar, zur Frühförderung ab Geburt, in einem sozialen Brennpunkt, mit Vergleichsgruppe nicht geförderter Familien, hat jeder investierte Dollar 16,14 Dollar Gewinn gebracht.
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NATIONALES ZENTRUM FRÜHE HILFEN
Um die Wirksamkeit zu untersuchen wurde das NZFH 2007 gegründet und begleitet Modellprojekte in Deutschland.
Ein Modellprojekt ist Ludwigshafen.
Über die NZFH kann viel unterstützendes Material bestellt werden.
www.fruehehilfen.de
WAS KOSTEN FRÜHE HILFEN?
Guter Start ins Kinderleben, Ludwigshafen:
8% gescreent als Risikofälle
40% davon gehen in Jugendamtbetreuung Ca. 45 Fälle pro Jahr
Falldauer ohne Jugendamt: 5 Monate Falldauer mit Jugendamt: 11 Monate
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GUTER START INS KINDERLEBEN KOSTEN:
500-1000 Euro: 24 Fälle 1000-2000 Euro: 5 Fälle 2000-5000 Euro: 2 Fälle 5000-10 000 Euro: 1 Fall 10 000-20 000 Euro: 1 Fall 20 000-30 000 Euro: 3 Fälle 30 000-40 000 Euro: 1 Fall Über 40 000 Euro: 2 Fälle
KOSTENERSPARNIS
Kosten Frühe Hilfen: 34 105 Euro
Kosten Beginn Hilfe ab 4 (Kindergarten):
Moderater Fall: 432 950 Euro im Leben
Kosten Beginn Hilfe ab 6 (Schule):
Schwerer Fall: 1 159 295 Euro im Leben
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KOSTENERSPARNIS
Logopädie Ergotherapie SPZ
Kinderpsychiatrische Behandlung
Erwachsenen psychiatrische Behandlung Geringere Schulbildung
Ausbildungsförderung
Geringere berufliche Qualität Arbeitslosigkeit
NETZWERK
Durch „Frühe Hilfen“ soll ein Netzwerk aufgebaut werden, um den Familien, die durch die aufgezeigten Risikofaktoren gefährdet sind, ab Schwangerschaft und Geburt Ressourcen aufzuzeigen, ihre Kinder optimal zu fördern und die bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen.
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NETZWERK
Schwangerschaftsberatung Gynäkologen
Familienhebamme Jugendamt
Gesundheitsamt SPZ
Erziehungsberatung Familienbildung
Logopäden(innen)
Ergotherapeuten(innen),Physiotherapeuten(innen)
NETZWERK KINDER-UND JUGENDÄRZTE
Kinder- und Jugendärzte haben:
Vertrauen der Eltern Vermittlerrolle
Begleitung bis 18 Jahre
Balance zwischen Anwaltschaft des Kindes und ärztlicher Schweigeplicht
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KINDER-UND JUGENDÄRZTE
Verpflichtende Vorsorgen mit zunehmender Beachtung der neuen Morbiditäten.
Neues Vorsorgeheft mit Fragebogen um postpartale Depression oder Überforderung zu erfassen.
Benutzung pädiatrischer Anhaltbogen zur Einschätzung von psychosozialem Unterstützungsbedarf bei auffälligen
Kindern.
NEUE VORSORGEN
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NEUE VORSORGEN
KINDER-UND JUGENDÄRZTE
Es gibt zunehmend Krankenkassen die bereit sind zur optimalen Versorgung ihrer versicherten Kinder Geld auszugeben:
BKK starke Kids, Therapiesprechstunde
Module für einheitliches Vorgehen und Leitfaden für z.B.:
Schreibaby
Schlafstörungen
Fütterstörung ,Essstörungen Bindungsstörungen
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KINDER-UND JUGENDÄRZTE
Starke Kids
Standardisierte Sozialanamnese
Grenzsteine der allgemeinen Entwicklung Fütterungsprotokolle
Schlafprotokolle Schreiprotokolle….
KINDER-UND JUGENDÄRZTE
Die Krankenkassen haben auch das zunehmende Problem erkannt und es wurde:
Die extrabudgetäre Ziffern 04355 und 04356 für sozialpädiatrische Krankheitsbilder und deren Gesprächsleistung eingeführt.
Das heißt die Kinder-Jugendärzte erkennen immer besser soziale Probleme… aber wie kommen sie ins Netzwerk?
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HAUSAUFGABEN AN DIE POLITIK
Paragraphendschungel auflösen und
klare Finanzierung der Teilnahme der Kinder- und
Jugendärzte an Fallbesprechungen und runden Tischen finanzieren.
PARAGRAPHENDSCHUNGEL
SGB VIII Kinder und Jugendhilfe
§§ 16 und 78 SGB VIII Einbindung der Familienbildung
§§ 16 und 27 Familienhebamme Bundeskinderschutzgesetz SGB V Gesundheitswesen §§ 4 und 26
SGB IX §§ 4 und 30 Frühförderung, Behandlung bei drohender Behinderung
Schwangerschaftskonfliktgesetz
StGB §219 Schwangerschaftsabbruch
BKiSchG: §4 Beratung und Übermittlung von Informationen durch Geheimnisträger bei Kindswohlgefährdung
StGB: §34 rechtfertigender Notstand bei begründetem Verdacht der Kindesmisshandlung
BGB §16 31 Abs. 2 das Recht auf gewaltfreie Erziehung
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UNO KINDERRECHTSKONVENTION
Artikel 24 vom Deutschen Bundestag anerkannt und damit rechtsgültig: