Formale Methoden 1
Gerhard J¨ager
Gerhard.Jaeger@uni-bielefeld.de
Uni Bielefeld, WS 2007/2008
7. November 2007
Geordnete Paare
• Mengen sind ungeordnet: {a, b}={b, a}
• f¨ur viele Anwendungen braucht man geordnete Strukturen
• einfachstes Beispiel: geordnete Paarha, bi
• geordnet:
Wenna6=b, dannha, bi 6=hb, ai.
• extensional:
ha1, b1i=ha2, b2igenau dann wenna1=a2 undb1=b2.
Mengentheoretische Definition ha, bi .
={{a},{a, b}}
Geordnete Paare und Tupel
• mengentheoretische Definition erf¨ullt ihren Zweck, denn:
• Wenna6=b, dann{{a},{a, b}} 6={{a},{a, b}}.
• {{a1},{a1, b1}}={{a2},{a2, b2}}genau dann wenna1=a2
undb1=b2.
• geordnete n-Tupel k¨onnen rekursiv als geordnete Paare definiert werden:
ha, b, ci .
= hha, bi, ci ha, b, c, di .
= hha, b, ci, di ...
ha1, . . . , ani = hha1, . . . , an−1i, ani
Das Cartesische Produkt
• Cartesisches Produkt:
• Operation zwischen zwei Mengen
• Notation:A×B
• Menge aller geordneten Paare, bei denen das erste Element aus Akommt und das zweite Element ausB:
A×B={ha, bi|a∈A undb∈B}
Das Cartesische Produkt
• Beispiele:
• SeiK={a, b, c}undL={1,2}.
K×L = {ha,1i,ha,2i,hb,1i,ha,2i,hc,1i,hc,2i}
L×K = {h1, ai,h1, bi,h1, ci,h2, ai,h2, bi,h2, ci}
K×K = {ha, ai,ha, bi,ha, ci,hb, ai,hb, bi,hb, ci, hc, ai,hc, bi,hc, ci}
L×L = {h1,1i,h1,2i,h2,1i,h2,2i}
K× ∅ = ∅ L× ∅ = ∅
Beobachtung: WennAund B endlich sind, dann gilt:
|A×B|=|A| × |B|
Das Cartesische Produkt
• Cartesisches Produkt zwischen mehr als zwei Mengen:
• A×B×C .
= (A×B)×C
• analog f¨ur mehr als drei Mengen
• A×B×C ist die Menge aller Tripel (
”3-Tupel“), so dass die erste Komponente eine Element vonAist, die zweite ein Element vonB, und die dritte ein Element vonC
• gilt wiederum sinngem¨aß auch f¨ur mehr als drei Mengen
• Notationen:
• Π1≤i≤nAi .
=A1×A2× · · · ×An (nicht mit den Projektionen verwechseln!)
• An .
=A× · · · ×A
| {z }
nmal
Projektionen
• Projektions-Operationen bilden ein geordnetes Paar auf eine seiner Komponenten ab:
π0(ha, bi) .
= a π1(ha, bi) .
= b
• Außerdem Projektionen von Mengen von geordneten Paaren aus die Menge der ersten bzw. zweiten Elemente:
Π0(R) .
= {x|Es gibt eina∈R so dassπ0(a) =x}
Π1(R) .
= {x|Es gibt eina∈R so dassπ1(a) =x}
Relationen
• Intuitiv:
• Eine (bin¨are) Relation ist eine Beziehung zwischen zwei Objekten.
• Kann durch transitive Verben oder Konstruktionen wie [Nomen] von/ [Adjektiv im Komparativ] als ausgedr¨uckt werden
• Beispiele:
• Mutter von
• gr¨oßer als
• Vorg¨anger von
• liebt
• interessiert sich f¨ur
• . . .
Relationen
• mathematische Modellierung: extensional
• Wichtig ist nur, welche Objekte in der fraglichen Relation stehen; nicht, wie die Relation charakterisiert ist.
• Z.B.: Wenn jeder Mensch (im Diskursuniversum) seinen Ehepartner liebt und niemand jemanden anderen liebt als seinen Ehepartner, dann gelten
”liebt“ und
”ist Ehepartner von“ als die selbe Relation.
Relationen
• Notation:
• Relationen werden h¨aufig notiert alsR, S, T, . . .
• ”asteht in RelationRzu b“ wird geschrieben alsR(a, b), oder RaboderaRb.
• Eine Relation ist eine Menge von geordneten Paaren.
Definition
R ist eine Relation gdw. es MengenA und B gibt so dass R⊆A×B.
Die NotationRab (R(a, b), aRb) steht also f¨urha, bi ∈R.
Relationen
SeiR⊆A×B.
• R ist eine Relation zwischenA und B.
• Π0(R)⊆A
• Π1(R)⊆B
• Π0(R)ist der DefinitionsbereichvonR (engl.: Domain)
• Π1(R)ist der WertebereichvonR (engl.: Range)
R ist eine Menge, also sind auch mengentheoretische Operationen definiert. Z.B.:
R0 =A×B−R
Relationen
Inverse Relation SeiR⊆A×B.
• R−1 ist die inverse RelationzuR.
• Rab gdw. R−1ba
• R−1 .
={ha, bi ∈B×A|hb, ai ∈R}
• Π0(R) = Π1(R−1)
• Π1(R) = Π0(R−1)
Relationen
Beispiel:
• A={1,2,3}
• B ={a, b, c}
• R={h1, ai,h1, ci,h2, ai}
• Π0(R) ={1,2} ⊆A
• Π1(R) ={a, c} ⊆B
• R0 ={h1, bi,h2, bi,h2, ci,h3, ai,h3, bi,h3, ci}
• R−1={ha,1i,hc,1i,ha,2i}
Relationen
• Relationsbegriff kann auf mehrstellige Beziehungen erweitert werden
• Beispiele f¨ur dreistellige Relationen:
”zwischen“,
”Eltern von“, ...
• Formal: einen-stellige Relation ist eine Mengen vonn-Tupeln.
• R⊆A1× · · · ×An
Funktionen
• Funktion: besondere Art Relation
• f ⊆A×B ist eine Funktion genau dann wennjedem Element von A genau einElement von B zugeordnet ist
Beispiel:
• A={a, b, c}und B ={1,2,3,4}
• Funktionen:
P = {ha,1i,hb,2i,hc,3i}
Q = {ha,3i,hb,4i,hc,1i}
R = {ha,3i,hb,2i,hc,2i}
• keine Funktionen:
S = {ha,1i,hb,2i}
T = {ha,2i,hb,3i,ha,3i,hc,1i}
V = {ha,2i,ha,3i,hb,4i}
Funktionen
• Notation und Begrifflichkeit:
• f¨ur Funktionen werden h¨aufig die Buchstabenf, g, F, G, H usw. verwendet
• f :A7→B steht f¨ur
”f ist eine Funktion undf ⊆A×B“
• f(a) =b steht f¨ur
”ha, bi ∈f“
• Elemente des Definitionsbereichs heißenArgumenteder Funktion.
• Elemente des Wertebereichs heißenWerteder Funktion.
• F heißtsurjektivgdw. jedes Element von B mindestens einem Argument zugeordnet ist, alsoΠ1(F) =B.
• F heißtinjektiv(oder
”eineindeutig“) gdw. jedes Element von B maximal einem Argument zugeordnet ist.
• F heißtbijektiv(oder
”umkehrbar“), wenn sie injektiv und surjektiv ist.
Funktionen
• Funktionen werden h¨aufig als ¨uber eine Regel definiert, die es erlaubt, aus jedem Argument den zugeh¨origen Wert zu gewinnen.
• Beispiele:
• f(x) =x+ 2
• g(x) =x2
• h(x) = 3x2+ 2x+ 1
• Um zu wissen, um welche Funktion es sich dabei jeweils handelt, muss der Definitions- und Wertebereich bekannt sein.
• Frage: Unter welchen Bedingungen definieren die genannten Regeln injektive, surjektive bzw. bijektive Funktionen?
Mehrstellige Funktionen
• Definitionsbereich einer Funktion kann selber eine Relation sein
• Beispiel:
• A={1,2},B={a, b},C={α, β}
• F :A×B7→C
• F ={h1, a, αi,h1, b, αi,h2, a, βi,h2, b, αi}
• StattF(h1, ai) usw. schreibt man auch F(1, a) usw.
• Wenn der Definitionsbereich einer Funktion eine n-stellige Relation ist, spricht man von einer n-stelligen Funktion.
• Merke:n-stellige Funktionen sind n+ 1-stellige Relationen!