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Betäubungsmittelmissbrauch durch ältere Menschen

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Academic year: 2022

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Betäubungsmittelmissbrauch durch ältere Menschen

Benno Rießelmann, Sonja Roscher, Joachim Tenczer

Zusammenfassung

Betäubungsmittel werden auch von älteren Menschen in zunehmendem Maße miss- bräuchlich konsumiert. Sie sind im Regelfall bislang nicht einschlägig strafauffällig geworden.

Häufig werden die Substanzen gezielt und in suizidaler Absicht besorgt.

1. Einleitung

Alle Todesfälle, die in einem kausalen Zusammenhang mit der miss- bräuchlichen Anwendung von Betäubungsmitteln stehen, zählen laut Richtlinie des Bundeskriminalamtes (BKA) zu den Drogentodesfällen [1]. Sie werden in einer speziellen Statistik erfasst und jährlich publiziert. Die meisten Drogentoten versterben nach mehrjährigem Betäubungsmittelkonsum und sind in der Vergan- genheit oftmals wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) bzw. wegen Beschaffungskriminalität polizeiauffällig geworden [2].

2. Ergebnisse

In den vergangenen fünf Jahren haben wir bei chemisch-toxikologischen Untersuchungen von Sektionsasservaten in mehr als 500 Fällen eine missbräuch- liche Anwendung von Betäubungsmitteln nachweisen können ( s. Tabelle 1 ).

Tab. 1 Übersicht zu den Drogentodesfällen Jahr Gesamtzahl der

Drogentodesfälle Zahl der Toten

> 50 Jahre Anteil an der Gesamtzahl

1998 94 0 ---

1999 117 1 0,9 %

2000 141 4 2,8 %

2001 103 7 6,8 %

2002 96 6 6,3 %

Auffällig ist der deutliche Anstieg älterer Personen, die an den Folgen eines Betäubungsmittelskonsums verstorben sind. In 18 Fällen waren die Verstor- benen älter als 50 Jahre. Sie hatten sich Heroin, Morphin, Cocain und/oder Methadon appliziert ( s. Tabelle 2 ).

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Tab. 2 Nachgewiesene Betäubungsmittel

Substanz Nachweishäufigkeit Alter der Verstorbenen Monoacetylmo

rphin 3 x 52, 54 , 55 Jahre

Morphin 7 x 51, 52, 52, 52, 60, 62, 73 Jahre

Cocain 3 x 51, 57, 59 Jahre

Methadon 7 x 51, 51, 53, 54, 55, 59, 66 Jahre

Bei 2 morphinassoziierten Todesfällen war Morphin zur Schmerzbe- handlung verschrieben worden. Die Konzentration an freiem Morphin lag jeweils oberhalb des Bereiches, der aufgrund der verordneten Dosis zu erwarten war. Die Auffindesituation deutete in beiden Fällen auf einen Suizid.

Drogentote mit einem Alter oberhalb von 50 Jahren sind in den Jahres- statistiken in mehrfacher Hinsicht auffällig. Zum einen sind sie wesentlich älter als das Durchschnittsalter der Drogentodesfälle und zum anderen fehlt ihnen die typische “Drogenkarriere“ . Immerhin waren 13 von 18 Verstorbenen zuvor nicht einschlägig strafauffällig gewesen.

3. Ausgewählte Kasuistiken zu strafunauffälligen Drogentoten

3.1 Frau M.

Eine 59jährige Frau wird wenige Tage nach ihrer Entlassung aus der Psychiatrie, in der sie u.a. mit dem Antidepressivum Mirtazapin behandelt worden ist, tot in der Wohnung einer Freundin aufgefunden.

Ergebnisse der chemisch-toxikologischen Untersuchungen : Femoralblut Mirtazapin

Methadon EDDP

0,08 µg/ml 1,9 µg/ml qualitativ

Spätere Ermittlungen ergeben, dass die Frau während ihres Krankenhausaufenthaltes von einem unbekannten Patienten 2 Fläschchen Methadonlösung zu einem sehr hohen Preis erworben haben soll.

3.2 Herr E.

Ein 66 Jahre alt gewordener Mann wird tot in seiner Wohnung

aufgefunden. Die Polizei ermittelt, dass er am Vorabend einen jungen Mann aus dem Strichermilieu zu sich in die Wohnung genommen hat. Dieser gibt bei den polizeilichen Vernehmungen an, dass der Verstorbene ihm seine Methadonlösung entwendet habe.

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79 Ergebnisse der chemisch-toxikologischen Untersuchungen:

Femoralblut Methadon Oxazepam

Ethanol

0,2 µg/ml 0,1 µg/ml 1,7 ‰ Mageninhalt Methadon

Ethanol

22 µg/ml 4,5 ‰

3.3 Herr M.

Eine Frau alarmiert die Polizei zur Wohnung ihres Mannes, da dieser während eines Telefonat merkwürdig gelallt habe. Die Feuerwehr findet den 59jährigen Mann nach gewaltsamer Öffnung der Wohnung im Wohnzimmer tot auf. Auf dem Tisch liegen drogensuspekte Utensilien.

Ergebnisse der chemisch-toxikologischen Untersuchungen:

Femoralblut Cocain Benzoylecgonin Methylecgonin

1,0 µg/ml 0,7 µg/ml 0,8 µg/ml

3.4 Herr D.

Ein 52jähriger Mann wird leblos im Bett einer psychiatrischen Klinik gefunden. Am Abend zuvor war er letztmalig lebend gesehen worden. In seinem Zimmer wird u.a. eine benutzte Einwegspritze entdeckt.

Ergebnisse der chemisch-toxikologischen Untersuchungen:

Femoralblut Morphin ( frei ) Gesamtmorphin

0,2 µg/ml 0,3 µg/ml Gallenflüssigkeit Morphin ( frei )

Gesamtmorphin

0,7 µg/ml 3,7 µg/ml Urin Monoacetylmorphin

Morphin

qualitativ qualitativ

Literatur

1. Bericht zur Drogensituation in Deutschland 2001. Hrsg.: Deutsche Referenzstelle für die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht ( DBDD )

2. Jahresbericht 2002 über den Stand der Drogenproblematik in der EU und in Norwegen. Hrsg.:

Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht ( EBDD )

Dr. Benno Rießelmann, Sonja Roscher, Joachim Tenczer Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin Invalidenstr. 60

10557 Berlin

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