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Chronische Analfisssur und konservative Therapie

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Chronische Analfisssur und konservative Therapie

Chronic Anal Fissure and Conservative Therapy

Autoren H. Krammer1, K. González-Schulze1, A. Herold2

Institute 1Gastroenterologie und Ernährungsmedizin am End- und Dickdarmzentrum (EDZ) Mannheim

2End- und Dickdarmzentrum (EDZ) Mannheim

Bibliografie DOIhttp://dx.doi.org/

10.1055/s-0042-102018 Online-Publikation: 29.3.2016 Akt Dermatol 2016; 42: 189–193

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0340-2541

Korrespondenzadresse Prof. Dr. med. Heiner Krammer Gastroenterologie und Ernährungsmedizin am End- und Dickdarmzentrum Mannheim

Bismarckplatz 1 68165 Mannheim

krammer@magendarm-zentrum.

de

Bei der Analfissur handelt es sich um einen läng- lichen, ulkusartigen Defekt im Anoderm des dis- talen Analkanals, der durch Schmerzen bei der Defäkation und durch anale Blutungen charakte- risiert wird. Die Fissuren befinden sich in 80 % der Fälle dorsal, bei 15 % in der ventralen Mittel- linie des Analkanals.

Für Betroffene ist die Erkrankung häufig mit einem großen Leidensdruck assoziiert, da die Schmerzen oft sehr stark sind. Zusätzlich besteht oft ein quä- lender Juckreiz. Der starke, stechende Verkramp- fungsschmerz tritt besonders nach dem Stuhlgang auf und kann in manchen Fällen bis zu mehreren Stunden– sogar bis zu 24 Stunden–nach der Defäkation anhalten. In der Praxis geht es primär darum, die betroffenen Patienten so schnell wie möglich von ihren Schmerzen zu befreien, und sekundär um eine langfristige Heilung der Fissur.

Blutungen treten intermittierend auf. Sie impo- nieren oft als hellroter Fleck auf dem Toiletten- papier oder im Stuhl.

Analfissuren sind im jungen und mittleren Lebensalter relativ häufig.

Eine Verbesserung der Lebensqualität bei erfolg- reicher Therapie ist sowohl für die topische Be- handlung [1] als auch für die operative Therapie in Studien dokumentiert [2].

Die Fissuren werden nach Krankheitsdauer als akut oder chronisch bezeichnet. Dauern Symp- tome länger als sechs Wochen, so spricht man

von einer chronischen Analfissur. Eine andere Einteilung spricht von chronischer Fissur, wenn sekundäre Veränderungen, z. B. eine Vorposten- falte oder narbige Läsionen, vorhanden sind.

Differenzialdiagnostisch gilt es, Analkarzinome, luetische Fissuren oder Fisteln im Rahmen eines Morbus Crohn auszuschließen.

Wie entsteht eine Analfissur?

!

Aus heutiger Sicht ist die Analfissur multifakto- riell bedingt. So kann die Passage zu harten Stuhls die Ursache für das Einreißen des Anoderms sein.

Doch viele Patienten haben zu Beginn der Be- schwerden keine Obstipation [3]. Anatomische Studien zeigten auch, dass das Einreißen von einer Ischämie verursacht wird, wobei der genaue Wirkmechanismus nicht geklärt ist [4, 5]. Auffäl- lig ist ein primärer oder sekundärer Spasmus des Analsphinkters, dessen Abschwächung das pri- märe Ziel der konservativen Therapie ist. Unter- suchungen zeigten, dass der wichtigste inhibitori- sche Neurotransmitter des Sphincter ani internus Stickstoffmonoxid (NO) ist [6, 7]. Bei Patienten mit Analfissur kann ein NO-Synthetase-Mangel vorliegen, der für eine Hypertonie des inneren Sphinkters sorgt. Der erhöhte Sphinktertonus hat zur Folge, dass der Blutfluss abnimmt und das Anoderm minderdurchblutet wird. Dies begüns- tigt die Bildung von Analfissuren und behindert auch Heilungsprozesse in dieser Region [8].

In der Regel sind mehrere der beschriebenen ätiologischen Faktoren bei der Ausbildung der Analfissur beteiligt.

" Abb. 1 zeigt, wie eine mechanische Läsion über Schmerz und Ischämie letztlich zu einer Chronifizierung des Krankheits- prozesses führen kann.

Folgen der chronischen Analfissur sind sekundäre Veränderungen im Analbereich wie freiliegende Muskelfasern oder die Entstehung der Vorposten- falte, einer Hautfalte am äußeren Ende des Anal-

Zusammenfassung

!

Analfissuren sind relativ häufige Leiden, die oft durch die starken Schmerzen die Lebensqualität der Patienten empfindlich beeinträchtigen kön- nen. Eine Therapie sollte daher möglichst früh- zeitig erfolgen.

Bei der konservativen Behandlung haben sich vor allem Glycerol-Tri-Nitrat (GTN)-Salben bewährt, deren Wirkung auch in klinischen Studien gut dokumentiert ist.

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kanals, die sich bei länger bestehenden Analfissuren bildet.

Durch eine proximale Entzündung kann es zudem zur Ausbil- dung einer hypertrophen Analpapille kommen.

Therapeutische Strategien

!

Grundsätzlich unterscheidet man bei der Therapie zwischen konservativen und operativen Verfahren, wobei auf Letztere hier nicht eingegangen wird. Zusätzlich zu den im Folgenden genann- ten konservativen Therapieverfahren sind begleitende Maßnah- men sinnvoll. Es sollte zu einer ballaststoffreichen Ernährung ge- raten werden, da sich dadurch das Stuhlvolumen vermehrt und die Stuhlkonsistenz verbessert. Dies ist jedoch nur möglich, wenn zusätzlich zur Ballaststoffaufnahme eine ausreichende Menge an Flüssigkeit zugeführt wird. Eine ballaststoffreiche Ernährungsweise mit der Aufnahme von 30 g Ballaststoffen pro Tag wird auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen. Nur wenn dies unzureichend ist, kann bei unverän- dert hartem Stuhl die Defäkation zumindest gelegentlich durch Laxanzien erleichtert werden.

Die früher häufig praktizierte forcierte Analdilatation ist auf- grund der Inkontinenzgefahr heute obsolet. In der Vergangenheit wurde noch die protrahierte Dilatation mit Analdehnern in Verbindung mit Cinchocain- oder Lidocain-haltigen Salben durchgeführt. Die Dehnung wurde meist zweimal täglich für drei bis fünf Minuten durchgeführt, wobei etwa zehnmal zwi- schen An- und Entspannen gewechselt wurde. Allerdings gibt es zu diesem Verfahren nur eine ältere Beobachtungsstudie, die bei Patienten mit akuter, unkomplizierter Analfissur durchgeführt wurde. Hier gelang bei 77 % der 224 Patienten eine Ausheilung der Analfissur in acht Wochen. Publikationen bei Patienten mit chronischer Analfissur fehlen. Dies ist besonders angesichts der Tatsache kritisch zu bewerten, dass bei akuten Fissuren eine Plazebo-Responserate von teilweise über 60 % besteht.

GTN-Salbe: Mittel der Wahl bei Analfissuren

!

Bei der konservativen Therapie der Analfissur werden meistens Salben eingesetzt. Als Mittel der Wahl gelten Salben mit den Wirkstoffen Glycerol-Tri-Nitrat (GTN) oder Iso-Sorbid-Di-Nitrat (ISDN) [9].

GTN wird transanodermal rasch resorbiert und wirkt als Stick- stoffmonoxid (NO)-Donor. GTN relaxiert den internen analen Sphinkter und sorgt so für eine bessere Durchblutung des Ano- derms. Dadurch können auch bereits entstandene Läsionen leichter wieder abheilen. In einer Studie zeigte sich, dass der anale Ruhedruck 15 bis 90 Minuten nach Applikation einer GTN-haltigen Salbe signifikant gesenkt wird [10].

Die Therapie mit GTN-haltigen Salben ist unter wissenschaft- lichen Aspekten gut dokumentiert: In fünf Studien, die mit GTN- haltigen Salben durchgeführt wurden, zeigten sich Heilungsraten zwischen 46 und 84 % [11–15]. Die Dauer der Studien betrug zwischen vier und acht Wochen.

Bei GTN-haltigen Salben liegt die optimale Wirkstoffkonzentra- tion bei 0,2 %–0,4 % GTN. Die Salben müssen zweimal tgl. peri- anal über eine Behandlungsdauer von mehreren Wochen ein- gesetzt werden. Auf diese Weise lässt sich häufig eine Abheilung erreichen.

Bezüglich der Schmerzlinderung zeigte sich in zwei Dosisfin- dungsstudien, dass 0,4 %ige GTN-Salben die stärkste Wirkung aufweisen [3].

Eine 0,4 %ige GTN-Salbe ist als zugelassenes Fertigarzneimittel er- hältlich. Für Ärzte bietet die Verwendung eines Fertigarznei- mittels eine höhere Therapiesicherheit, da von einem standardi- sierten Wirkstoffgehalt ausgegangen werden kann. Dagegen kam eine amerikanische Studie, in der frei rezeptierte Salben auf ihren Wirkstoffgehalt hin geprüft wurden, zu dem Schluss, dass nur in 46 % der Proben der angestrebte Wirkstoffgehalt enthalten war; die restlichen Salben waren entweder unter- oder über- dosiert [16].

Zu beachten ist, dass die Salben nicht gemeinsam mit anderen NO-Spendern oder Sildenafil eingesetzt werden dürfen.

Vorübergehende Kopfschmerzen sind eine bekannte Begleit- erscheinung bei der Therapie mit GTN-haltigen Salben, die bei bis zu 25 % der behandelten Patienten auftreten [3]. Sie sind in der Regel gut zu beherrschen. Bei Bedarf können sie mit einem leichten Analgetikum wie Paracetamol über zwei bis drei Tage beseitigt werden. Bei der Applikation der Salbe ist darauf zu ach- ten, dass sie nur extern appliziert wird, um die Gefahr von Kopf- schmerzen zu reduzieren. Die hypotensive Wirkung der Creme kann durch Alkohol und andere Vasodilatatoren oder Antihyper- tensiva verstärkt werden, hierüber sollten Patienten aufgeklärt werden.

Die Wirkung des GTN-haltigen Fertigarzneimittels hinsichtlich der Schmerzreduktion bestätigte sich in einer Plazebo-kontrol- lierten Doppelblindstudie auf eindrucksvolle Weise: Hier er- reichten bei Anwendung der 0,4 %igen GTN-haltigen Salbe die Hälfte der Patienten bereits am 6. Behandlungstag eine Schmerz- reduktion um 50 %, bei Therapie mit Placebo war dies erst nach 18 Tagen der Fall (p < 0,008).

Zur Behandlung der Analfissur werden auch Rezeptur-Salben eingesetzt, welche die Kalziumantagonisten Diltiazem oder Nife- dipin enthalten. Das Wirkprinzip dieser Salben besteht ebenfalls in einer Senkung des analen Ruhedrucks, allerdings über einen anderen Mechanismus. Die Substanzen hemmen den Einstrom von Kalzium in die glatte Muskelzelle und verhindern so deren Kontraktion.

Es gibt bislang lediglich wenige, kleine, meist offene und unkon- trollierte Studien, in denen die Wirkung von Kalziumantagonisten untersucht wurde [17, 18]. In einer Untersuchung an 20 Patienten heilten bei Behandlung mit Kalziumantagonisten 50 % der Fissu- ren aus, bei Therapie mit einer 0,2 %igen GTN-haltigen Salbe dage- Schmerz

Sphincter- spasmus

Ischämie chronische

Infektion entzündliches

Infiltrat Trauma

▪Mechanische Läsion

▪Reduzierte Fixierung des Anoderms v. a. dorsal

▪Analer Schmerz

▪Erhöhter Internustonus

▪Erhöhter analer Ruhedruck

▪Reduzierte Perfusion

▪Lokale Ischämie

▪Chronifizierung

Abb. 1 Pathophysiologie der chronischen Analfissur.

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gen 60 % [18]. Eine Plazebo-kontrollierte Doppelblindstudie exis- tiert bislang weder für Nifedipin noch für Diltiazem.

Früher wurden zur Behandlung der Analfissur Salbenzubereitun- gen mit Hydrokortison oder einem Lokalanästhetikum einge- setzt, für welche allerdings keine Wirkung auf die Heilung belegt ist und die daher nicht mehr verwendet werden sollten.

Botulinumtoxin zur konservativen Behandlung der Analfissur

!

Der Einsatz von Botulinumtoxin bei der Analfissur beruht auf der Vorstellung, dass durch eine Lähmung von Sphinkteranteilen und damit die Beseitigung des erhöhten Sphinktertonus das Gewebe wieder besser durchblutet werden kann.

Es existieren verschiedene Injektionstechniken. In der Regel wer- den 2,5 bis 5 I. E. Botox®oder 10 bis 20 I. E. Dysport®mit einer In- sulinspritze mit dünner Nadel in den internen Sphinkter injiziert.

Botulinumtoxin hat keine Zulassung für die Analfissur. Zur Thera- pie mit Botulinumtoxin wurden bereits mehrere Studien durch- geführt, allerdings einige mit sehr kleinen Patientenzahlen. In die

bislang größte Einzelstudie wurden 100 Patienten eingeschlos- sen [19] und mit 5 I. E. Botulinumtoxin behandelt. Hier konnte eine Heilung bei 82 % der Patienten erreicht werden. Allerdings kam es bei 8 % zu einem Rezidiv, die Studiendauer betrug nur acht Wochen. Vergleichsstudien mit nitrathaltigen Salben kamen zu widersprüchlichen Resultaten: Während eine Studie eine klare Überlegenheit der Injektionstherapie sah [20], erbrachte eine kürzlich publizierte Studie, dass nach zweiwöchiger Thera- pie mit den Nitraten 52 %, bei den Botulinumtoxininjektionen dagegen nur 24 % der Fissuren zur Ausheilung kommen [21].

Enttäuschend sind vor allem die langfristigen Ergebnisse der In- jektionen. Nach drei Jahren kommt es bei 55 % der mit Botulinum- toxin behandelten Fissuren zu einem erneuten Ausbruch [22].

Insgesamt ist die hohe Rezidivrate allerdings ein Manko, das allen konservativen Therapiemaßnahmen zu eigen ist. Diesbezüglich ist die operative Korrektur allen konservativen Maßnahmen überlegen. Dies muss jedoch in Relation zu den Risiken einer Operation (z. B. Inkontinenzrisiko) und dem deutlich höheren wirtschaftlichen Aufwand gesehen werden.

Review: Non surgical therapy for anal fi ssure Comparison: GTN versus Placebo

Outcome: NON – Healing of fi ssure (persistence or recurrece)

Study or subgroup GTN Placebo Odds ratio Weight Odds ratio

M- M-

H, Random, 95% H, Random, 95%

n/N n/N CI CI

Altomare 2000 42/68 33/64 7.1 % 1.52 [0.76, 3.03]

Bailey 2002 162/266 19/38 7.1 % 1.56 [0.79, 3.08]

Carapeti 1999 26/48 18/22 6.0 % 0.26 [0.08, 0.89]

Chaudhuri 2001 5/12 11/13 4.5 % 0.13 [0.02, 0.86]

Kennedy 1999 13/24 16/19 5.4 % 0.22 [0.05, 0.97]

Kenny 2001 12/20 6/20 5.8 % 3.50 [0.94, 12.97]

Lund 1997 16/39 38/41 5.7 % 0.05 [0.01, 0,21]

Oglesby 2001 10/15 6/15 5.4 % 3.00 [0.68, 13.31]

Sonmez 2002 9/26 20/21 4.0 % 0.03 [0.00, 0.23]

Tander 1999 5/31 11/17 5.6 % 0.10 [0.03, 0.42]

Scholefi eld 2003 71/149 30/51 7.2 % 0.64 [0.33, 1.21]

Werre 2001 5/20 16/20 5.4 % 0.08 [0.02, 0.37]

Maan 2004 1/16 21/48 4.1 % 0.09 [0.01, 0.70]

Tankova 2002 2/10 7/9 3.9 % 0.07 [0.01, 0.65]

Weinstein 2004 20/32 9/16 6.0 % 1.30 [0.38, 4.39]

Emami 2008 9/21 8/13 5.6 % 0.47 [0.11, 1.92]

Shrivastava 2007 18/30 25/30 6.0 % 0.30 [0.09, 1.00]

Tankova 2009 7/21 7/10 5.1 % 0.21 [0.04, 1.09]

0.01 0.1 1 10 100 Favours GTN Favours Placebo

Total (95 % CI) 848 467 100 % 0.35 [0.19, 0.65]

Total events: 433 (GTN), 301 (Placebo)

Heterogeneity: Tau2 = 1.28; Chi2 = 76.84, df = 17 (P < 0.00001); I2 = 78 % Test for overall eff ect: Z = 3.31 (P = 0.00093)

Test for subgroup diff erences: Not applicable

Abb. 2 Vergleich GTN-haltige Salben vs. Placebo [23].

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(4)

Wissenschaftliche Evaluierung der konservativen Therapie der Analfissur

!

Im Jahr 2006 wurde eine Cochrane-Metaanalyse aller nicht-chi- rurgischer Therapiemaßnahmen zur Behandlung der Analfissur veröffentlicht [23]. In die Analyse wurden randomisierte Studien eingeschlossen, in denen akute oder chronische Analfissuren konservativ behandelt wurden bzw. in denen die konservative mit der operativen Therapie verglichen wurde. Insgesamt konn- ten 48 Vergleiche ausgewertet werden, in denen 11 verschiedene Behandlungsmöglichkeiten geprüft wurden, darunter GTN-hal- tige Salben, Botulinumtoxin, Kalziumantagonist, Hydrokortison, Lokalanästhetika, Kleie, aber auch anale Dilatation und chirurgi- sche Maßnahmen (Sphinkterotomie). GTN-haltige Salben wirk- ten bezüglich einer Heilung der Fissuren signifikant besser als Plazebo, selbst wenn der Behandlungseffekt schwach ausgeprägt war (48,6 % versus 37 %, p < 0,004, s.

" Abb. 2). Vergleichbar effek- tiv waren Injektionen mit Botulinumtoxin und Kalziumantago- nisten. Mit Abstand die beste Wirkung erzielte die operative The- rapie.

Therapieleitlinien

!

Seit dem Jahr 2006 gibt es eine europäische Therapierichtlinie zur Behandlung der Analfissur [9], in der sowohl Behandlungsalgo- rithmen für die Erstversorgung einer Analfissur als auch für die Sekundärtherapie entwickelt wurden (

" Abb. 3und

" Abb. 4). Ist

die Diagnose Analfissur (nach Ausschluss anderer Ursachen) ge- stellt, so wird bei der Erstvorstellung dazu geraten, die Therapie mit topischen Salben zunächst über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen durchzuführen. Zeitgleich sollte dem Patienten eine ballaststoffreiche Ernährung empfohlen werden. Nach sechs- wöchiger Therapie und fortbestehenden Symptomen sollte der Patient der Sekundärtherapie zugeführt werden. Hat der Patient keine Beschwerden mehr, aber die Fissur ist noch nicht komplett abgeheilt, kann die topische Therapie noch auf weitere sechs bis acht Wochen ausgedehnt werden. Dieser relativ lange Zeitraum ist häufig erforderlich, damit der Defekt effizient heilen kann.

Zur Sekundärtherapie sollte man mit dem Patienten besprechen, ob weitere Behandlungsversuche mit topischen Therapieoptio- nen angewandt werden sollen oder auf invasivere Möglichkeiten Anamnese & klinische Untersuchung

Idiopathische Analfissur (Erstvorstellung, kein M. Crohn, HIV, o. ä.)

Keine Heilung: weiter mit Sekundärtherapie Primärtherapie*:

topisches GTN, ISDN, Kalzium-Antagonisten + Ballaststoffe und Änderung der Ernährung rezidivierende

unkomplizierte Analfissur

Komplette Heilung:

Keine weitere Therapie

Keine Heilung und persist. Beschwerden

Sekundärtherapie

6 – 8 Wo. 6 – 8 Wo.

Weiter 6 – 8 Wo.

Lokale topische Therapie Unvollständige Heilung

und Beschwerdereduktion

Bei starkem Schmerz:

Analgetika (Lokalanästhetika,

NSAR)

Abb. 3 Therapiealgorithmus bei Erstvorstellung.

Anamnese (e. g. Trauma, Geburten, IBD) bisherige Therapie

Unkomplizierte therapieresistente Analfissur

Keine Heilung

Ergänzende Diagnostik Erläuterung weiterer Therapieoptionen

(abhängig von Patient, Neigungen, Inkontinenzrisiko, lokaler Situation)

Operation (Sphinkterotomie,

Fissurektomie) Botulinumtoxin Topische Nitrate oder

Kalziumantagonisten

Abb. 4 Algorithmus für die therapieresistente Analfissur.

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wie Botulinumtoxin oder einen chirurgischen Eingriff zurückge- griffen wird.

Schlussbemerkungen

!

In den letzten Jahren wurden wesentliche Erkenntnisse über die Ätiologie von Analfissuren gewonnen: Seither ist bekannt, dass Therapiestrategien darauf ausgerichtet sein müssen, den Hyper- tonus des Analsphinkters zu verringern und auf diese Weise die Blutversorgung zu verbessern. Speziell die Einführung nitrathal- tiger Salben hat neue Möglichkeiten der konservativen Therapie dieser verbreiteten Gesundheitsstörung eröffnet, wobei mittler- weile auch ein GTN-haltiges Fertigarzneimittel auf dem Markt ist. Die Therapie mit nitrathaltigen Salben gilt heute als„State of the Art“der konservativen Therapie der Analfissur, mit der man bei bis zu⅔der Patienten eine Abheilung erreichen kann. Im Ver- gleich zu anderen konservativen wirksamen Methoden, wie z. B.

Botulinumtoxin, ist sie nicht nur effektiv, sondern auch einfach anzuwenden und kostengünstig.

Operative Maßnahmen sollten trotz ihrer überlegenen Wirksam- keit und der geringen Rezidivgefahr wegen des deutlich größeren Aufwands und des Inkontinenzrisikos nur bei erfolgloser konser- vativer Therapie durchgeführt werden.

Interessenkonflikt

!

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Abstract

Chronic Anal Fissure and Conservative Therapy

!

Anal fissures are common diseases, which often lead to impaired quality of life due to severe pain. Therefore therapy should be initiated early.

In conservative therapy glyceryl trinitrate ointments are proven successful and their effect is well documented in clinical trials.

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