03. Dezember 2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
SCHULEWIRTSCHAFT
Herausforderungen der Zukunft – die Bedeutung von
Berufsorientierung und unternehmerischem Engagement
Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung stellen Unternehmen vor große
Herausforderungen
1
3 Bild-/Urhebernachweis: iStock: DKosig, Getty Images: Kilito Chan, iStock: kamisoka, Dmytro Varavin
Disruptionen der Wirtschaft: gleichzeitig wirkende Trends
D igitalisierung D emografie
D ekarbonisierung
D e-Globalisierung
03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis IW-Zukunftspanel 2020, 37. Befragungswelle; Demary et al., 2021
"Sehr oder eher groß“, nach Unternehmensgrößen, in %, für kommende 5 Jahre
Stellenwert Herausforderungen aus Unternehmensperspektive
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Energiewende Digitalisierung Fachkräftesicherung Protektionismus Konkurrenz China
Alle Unternehmen 1-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte ab 250 Beschäftigte
5 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke Quelle: United Nations, 2021; eigene Darstellung
0,98 0,96 0,95 0,95 0,94 0,94 0,94 0,93 0,93 0,92 0,85 Dänemark
Südkorea Estland Finnland Australien Schweden Vereinigtes Königreich Neuseeland Vereinigte Staaten Niederlande Deutschland
E-Government-Entwicklungsindex, Skala 0 bis 1, 2020, Top-10-Länder und Deutschland (Rang 25)
Digitalisierung des Staates
Quelle: IW-Zukunftspanel, 2020
53,3
52,5
42,3
38,3
34,1
21,0 Unklarer Nutzen
Fehlende Fachexperten
Rechtliche Unsicherheit
Fehlende finanzielle Ressourcen
Fehlender Datenzugang
Sonstige Herausforderungen
Angabe (eher) ja, in Prozent der befragten Unternehmen, 2020, N=1.054 bis 1.228
Konkrete Hemmnisse für datengetriebene Geschäftsmodelle
7
Reduktion der Treibhausgasemissionen
Dekarbonisierung
Statt fossile erneuerbare Energien einzusetzen und emissionsintensive Produktionsverfahren durch klimafreundlichen Technologien abzulösen
umfangreiche Transformation mit Auswirkungen auf wirtschaftliche Aktivität
• erneuerbar erzeugter Strom direkt oder indirekt in Form strombasierter Energieträger (grüner Wasserstoff)
• erneuerbar erzeugten Strom einsetzen direkt in batterieelektrische Fahrzeuge oder durch den Einbau von Wärmepumpen oder mithilfe von strombasierten flüssigen oder gasförmigen Energieträgern den CO
2-Gehalt der Kraft- und Brennstoffe reduzieren.
Industrie:
Wechsel der Produktionstechnologie
Verkehr und Gebäude:
Wechsel des Energieträgers
03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Quelle: IW-Zukunftspanel 2020, 37. Befragungswelle
Erwartungen für die kommenden fünf Jahre, in Prozent
Bedeutung des Green Deals für die Unternehmen
7,0 2,5
12,0 14,2 10,5
22,9
18,3 7,2
40,4 26,8 29,9
49,1
36,9 23,1
21,2 26,8
31,6
17,9
37,8 67,1
26,5 32,3
27,9 10,1
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Unsere bestehenden Produkte werden an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Wir werden verstärkt im außereuropäischen Ausland investieren.
Der Green Deal schafft für uns Anreize, in die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte zu investieren.
Aufgrund des Green Deals werden für unsere klimafreundlichen Produkte und Dienstleistungen neue Absatzmöglichkeiten eröffnet.
Aufgrund des Green Deals wird unser Geschäftsmodell durch Kostensteigerungen gefährdet.
Wir werden unser Geschäftsmodell erfolgreich anpassen können.
Ja Eher ja
03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke Quellen: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Entwicklung des Qualifikationsangebots nach Alter, 2019, in 1.000
Engpässe: Demografie und Qualifikationen
7.430
6.553
2.134 1.689 1.838 1.819
1.526
5.260 5.809
7.881 8.151
302 2.897 2.753
2.453 2.240
4.742
5 bis 14 Jahre 15 bis 24 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 bis 64 Jahre
Kinder unter 15 ohne Berufsabschluss Lehre / Fachschule Hoch- / Fachhochschule Lücke
9
Quelle: Geis-Thöne, 2021
sowie in den Szenarien mit niedriger Zuwanderung und niedriger Erwerbsbeteiligung (Minimum) und hoher Zuwanderung und hoher Erwerbsbeteiligung (Maximum);
Personen im Alter zwischen 20 und 69 Jahren
Entwicklung der Fachkräftebasis im Basisszenario
0 5.000.000 10.000.000 15.000.000 20.000.000 25.000.000 30.000.000 35.000.000 40.000.000
2020 2025 2030 2035 2040
Beruflich Qualifizierte Minimum Maximum Akademiker Minimum
Maximum Fachkräfte Minimum Maximum
Fachkräfteengpässe und
Bedarfe in Deutschland am Beispiel MINT
2
11
0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000
2011-01 2011-03 2011-05 2011-07 2011-09 2011-11 2012-01 2012-03 2012-05 2012-07 2012-09 2012-11 2013-01 2013-03 2013-05 2013-07 2013-09 2013-11 2014-01 2014-03 2014-05 2014-07 2014-09 2014-11 2015-01 2015-03 2015-05 2015-07 2015-09 2015-11 2016-01 2016-03 2016-05 2016-07 2016-09 2016-11 2017-01 2017-03 2017-05 2017-07 2017-09 2017-11 2018-01 2018-03 2018-05 2018-07 2018-09 2018-11 2019-01 2019-03 2019-05 2019-07 2019-09 2019-11 2020-01 2020-03 2020-05 2020-07 2020-09 2020-11 2021-01 2021-03 2021-05 2021-07 2021-09 2021-11
MINT-Fachkräfte (i.d.R. Ausbildungsberufe) MINT-Spezialistentätigkeiten (i.d.R. Meister und Techniker) MINT-Expertentätigkeiten (i.d.R. Akademiker)
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis BA, 2021
Lücke (Monatswert) größer als in 2019
MINT-Fachkräftelücke steigt stark an
Nov 2021 284.500 Nov 2019
248.500
13 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke Quelle: eigene Berechnungen auf Basis Mikrozensus; Anger et al., 2021
62.200 68.800 75.200
270.800 291.200 284.100
0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000
bis 2023 2024-2028 2029-2033
MINT-Akademiker MINT-Facharbeiter
bei konstanten altersspezifischen Erwerbstätigenquoten
Jährlicher demografischer Ersatzbedarf steigt
+ 20.400
+ 6.600
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Anwender Experten
alle bis 49 50-249 ab 250
Wie verändert sich der Bedarf Ihres Unternehmens an Fachkräften mit digitalen Kompetenzen in den kommenden fünf Jahren, in Prozent, nach Unternehmensgröße
Bedarf an digitalen Kompetenzen steigt
Quelle: eigene Berechnungen auf Basis IW-Zukunftspanel; Demary et al., 2021
15 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke Quelle: eigene Berechnungen auf Basis IW-Zukunftspanel, 2020; Demary et al., 2021
Anteil der Unternehmen mit in den kommenden Jahren steigendem Bedarf an Fachkräften speziell zur Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte
Bedarf an MINT-Kräften für Dekarbonisierung
0 10 20 30 40 50 60 70
IT-Experten Ingenieure/Umweltingenieure Sonstige MINT-Experten sonstige Fachkräfte zur Entwicklung klimafreundlicher
Produkte alle bis 49 50 bis 249 ab 250
Lebenslanges Lernen
Veränderungen der Arbeitswelt durch
digitale Transformation
Digitalisierung von
Lernformaten und Lern- prozesssteuerung
Mehr Selbstverant- wortung und Selbst- steuerung des
Mitarbeitenden
17 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke Quelle: Stifterverband, McKinsey (2020)
Future Skills und die Anforderungen morgen
Herausforderungen der Corona-Pandemie
3
19 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Rückgang der durchschnittlichen Kompetenzen
Literatur zu Schulschließungen vor Corona zeigt, dass 10 Wochen Schließung zu
Rückgang der Kompetenzen in Mathematik um 23% der Standardabweichung führt (Di Pietro et al., 2020) – dies wären 23 PISA-Punkte. Erste Auswertungen zu den
coronabedingten Schulschließungen zeigen ähnliche Effekte für Belgien (20%) (Maldonado/De Witte, 2020) und für die Niederlande (Engzell et al., 2020).
Ungleichheit der Bildungschancen nimmt zu
Für Baden-Württemberg zeigen Schult et al. (2021), dass in Mathematik Schüler mit geringerem Bildungsniveau höhere Lernrückstände aufweisen. Befragungen von Eltern (Wößmann et al., 2021) und Lehrkräften (Deutsches Schulportal, 2021; Anger et al., 2021) zeigen, dass Lernverluste bei leistungsschwächeren Jugendlichen und in
ökonomisch schwächeren Regionen größer sind.
Der Effekt in den Schulen
Corona-Pandemie und Kompetenzen
Quelle: Deutsches Schulportal, 2020, 2021
Größte Verbesserungsbedarfe beim Fern- oder Hybridunterricht an der eigenen Schule
April 2020 Dez 2020 Sep 2021
bei der technischen Ausstattung der Schüler zu Hause 80 76
bei der technischen Ausstattung der Schule 64 58 58
bei der Fortbildung von Lehrkräften, die Qualifizierungsbedarf im Umgang mit digitalen Lernformaten haben
55 56
bei der Verfügbarkeit qualitativ guter Inhalte für das onlinegestützte Lernen 48 51 bei den Kompetenzen der Lehrkräfte mit digitalen Lernformaten 69 57 51 bei der Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses an der Schule, wie
digitale Formate im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden
57 43 46
bei der technischen Ausstattung der Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten 58 46 bei der Bereitschaft von Lehrkräften, digitale Lernformate im Unterricht
auch einzusetzen
35 23 32
21 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Rückgang bei Berufsorientierung durch Corona
Corona-Pandemie und Berufsorientierung
28 46
48 51
58 61
63 66
45
38 25
29 22
23 17
15
13 8 8
6 5
7 7 5
14 8 20
14 15
8 13 14
Werbung für Berufe und Ausbildungsplätze Gesprächsmöglichkeiten mit Personen, die weiterhelfen können, wie Lehre Ausbilder, Berufsberater und Personen, die den Beruf…
Informationsveranstaltungen durch die Bundesagentur für Arbeit Bewerbuntstraining an den Schulen, z.B. nur für schriftliche
Bewerbungen, aber nicht für Vorstellungsgespräche Praktikumsplätze Informationsveranstaltungen an den Schulen, z.B. durch Lehrer,
Berufsberater oder Mitarbeiter von Unternehmen Informationsveranstaltungen in den Betrieben oder
Unternehmen, z.B. Tag der offenen Tür Messen zum Thema Ausbildung und Beruf
Davon gibt es in Corona-Zeiten weniger / gar nichts Das ist in Corona-Zeiten ungefähr gleich wie sonst auch Davon gab es / gibt es in Corona-Zeiten mehr Weiß ich nicht / kann ich nicht sagen
Quelle: Barlovic et al, 2020
Elterliche Einschätzung der Fähigkeiten im Vergleich zu anderen Kindern in der zweiten Klasse (Skala: 1=viel schlechter bis 5=viel besser)
Einschätzung Kompetenzen nach Geschlecht
Quellen: Anger et al., 2019; NEPS: Schuljahr 2013/2014
3,78 3,66
3,35
3,7
1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5
mathematische Fähigkeiten sprachliche Fähigkeiten
Schüler Schülerinnen
Nach Kontrolle der Leistung
bleibt Unterschied von 0,385
23 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Anteil der Bevölkerung ab 17, der sich große Sorgen um den Klimawandel macht, in %
Anteile auf Basis valider Antworten für Sorgen um Klimawandel und Geburtsjahrgang Quelle: eigene Berechnungen auf Basis SOEP v36.
61,9
44,9
50,7
54,5
25,7
31,6
28,8
31,7 46,1
40,5
43,5 45,8
23,6 26 25,5
28,3
0 10 20 30 40 50 60 70
24 und jünger 25 bis 40 41 bis 54 55 und älter
Frauen 2019 Frauen 2009 Männer 2019 Männer 2009
Große Sorgen um Klimawandel nach Generation
Folgen für die Bildung
4
25 Quelle: Umweltbundesamt, 2021
466
368
258 221
284
188
187 178
210
149
123
120 164
153
164
146 1.249
942
810 739
0 200 400 600 800 1000 1200 1400
1990 2010 2019 2020 Schätzung
Energiewirtschaft Industrie Gebäude Verkehr Landwirtschaft Abfallwirtschaft und Sonstiges
In Millionen Tonnen CO₂₋äq
Treibhausgasemissionen in Deutschland
03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Quelle: IW-Zukunftspanel 2020, 37. Befragungswelle
Einschätzungen mit Blick auf die nächsten fünf Jahre, in Prozent
Absatzchancen durch Klimaschutz aus Unternehmenssicht
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Chemie, Pharma, Gummi und Kunststoff Metallerzeugung und -bearbeitung sowie Herstellung von Metallerzeugnissen Maschinenbau, Elektroindustrie, Fahrzeugbau Andere Branche des Verarbeitenden Gewerbes Energie-, Wasserversorgung, Entsorgung Bauwirtschaft Großhandel / Logistik Unternehmensnahe DL Gesamt
Verlust an Wettbewerbsfähigkeit Nein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit Eher nein Neue Absatzchancen Ja Neue Absatzchancen Eher ja
27 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke
Unterstützung: Nachholprogramme an Schulen durch zusätzliche Angebote (flächendeckende systematische Unterstützung durch Vergleichsarbeiten und Förderprogramme)
Digitalisierung: Infrastruktur im Bildungssystem (20.000 IT-Experten an Schulen, digitale Infrastruktur) und Inhalte der Bildung (IT-Kompetenzen, Informatik)
Ökonomische Bildung: Bedeutung Unternehmen vermitteln (Lösung von
Herausforderungen durch innovative Produkte), ökonomische Kompetenzen stärken
Berufsorientierung: Mentorenprogramme, Netzwerke, Unverzerrtes Feedback zu Stärken der Mädchen/Frauen und klischeefreie Berufsorientierung (Digitalisierung und Technik helfen beim Klimaschutz)
Bildung für die Herausforderungen der Zukunft stärken
IW JUNIOR, 2021, N=1.111
Beschäftigung mit dem Thema Berufsorientierung
Berufliche Orientierung – Warum?
31,8 28,9
30,5
57,5 54,3
56,1
9,7 15
12,1
1 1,8 1,4
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Mädchen Jungen gesamt
ja, intensiv ein wenig nein, kaum nein, noch gar nicht
29 03.12.2021 / Prof. Dr. Axel Plünnecke IW JUNIOR, 2021, N=1.017
Anteil der Befragten, die eine Vorstellung vom zukünftigen Beruf haben
Berufliche Orientierung – Warum?
70,2 64,9
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Jungen Mädchen