Technischer Kaufmann
Mehrstufige Erfolgsrechnungen Kalkulation im Handelsbetrieb
Seminar-Übersicht
Mehrstufige Erfolgsrechnungen – Theoretische Grundlagen – Anwendung an einem Beispiel
Warum 'mehrstufig' ?
Nebst den den gesetzlichen Gründen wird die Buchhaltung vorallem geführt, um die Unternehmung betriebswirtschaftlich zu steuern.
Aus dem erfassten Datenmaterial soll der Unternehmens- leitung jederzeit eine umfassende und transparente Übersicht ermöglicht werden, damit die richtigen Entscheide gefällt werden können.
Durch eine zusätzliche Gliederung (Gruppierung) der Erfolgsrechnung kann bereits eine deutlich höhere Transparenz in der Qualität des erwirtschafteten Ergebnisses geschaffen werden.
Zusatznutzen
Die Gliederung der Erfolgsrechnung bietet folgenden Zusatznutzen:
Transparenz über den Bruttogewinn
– Wieviel gross ist die Spanne zwischen Warenverkauf und Wareneinkauf ?
– Mit dieser Spanne müssen sämtliche Betriebskosten, sowie die Gewinnerwartungen abgedeckt werden können.
Transparenz über den Betriebsgewinn
– Wieviel erwirtschaftet die Unternehmung eigenlich aus der betrieblichen Tätigkeit - wieviel aus ausserbetrieblichen oder ausserordentlichen Einflüssen ?
– Zur Steuerung der Unternehmenstätigkeit ist die Höhe des Betriebsgewinnes relevant.
Schema der mehrstufigen Erfolgsrechnung
Mehrstufige Erfolgsrechnung
Nettoerlös Materialaufwand
Bruttogewinn
Betriebsgewinn
Ausserbetriebl./ordentl. Ertrag
Unternehmungsgewinn
Ausserbetriebl./ordentl. Aufw.
Ausgehend vom Nettoerlös werden die Kostenblöcke in mehreren Stufen abgezogen.
Bruttogewinn Gemeinkostenaufwand
Betriebsgewinn
Ausserbetriebliche Aufwendungen & Erträge
Der Eintrag der Firma im Handelsregister - der die Buchführungspflicht auslöst - muss den Zweck der Firma erläutern.
Aufwendungen und Erträge, die im Zusammenhang mit dem definierten Kerngeschäft der Unternehmung anfallen
gelten als betriebliche Aufwendungen.
Fallen in der Unternehmung aber wiederkehrende, zusätzliche Aufwendungen und / oder Erträge an, die nicht dem Kern- geschäft zugeordnet werden können, so werden diese auf den ausserbetrieblichen Aufwands- und Ertragskonten verbucht.
Beispiel:
– Eine Schreinerei besitzt im oberen Stockwerk eine
Wohnung, die vermietet wird. Sämtliche Aufwendungen und
Ausserordentliche Aufwendungen & Erträge
Unter ausserordentlichen Aufwendungen und Erträgen werden einmalige, wesentliche und nicht standardmässige Positionen verbucht.
Diese Kosten können grundsätzlich betrieblicher, wie auch ausserbetrieblicher Art sein.
Beispiele:
– In einem Gerichtsverfahren droht der Unternehmung eine grössere Schadenersatzzahlung. Die dadurch anfallenden Aufwendungen haben keinen Einfluss auf den betrieblichen Gewinn.
– Ein nicht mehr benötigtes Gebäude konnte mit Gewinn verkauft werden. Der erzielte Gewinn darf nicht mit den betrieblichen Erlösen und Aufwendungen vermischt werden.
Beispiel
Die folgende Erfolgsrechnung soll mehrstufig dargestellt werden:
In der einstufigen Erfolgsrechnung werden betriebliche, ausserbetriebliche und ausserordentliche Aufwendungen und Erträge undifferenziert behandelt.
Aufwand Ertrag
Warenaufwand 400
Lohnaufwand 250
Raumaufwand 50
Abschreibungen 30
Übr. Betriebsaufwand 45 Betriebsfremder Aufwand 2 Ausserordentl. Aufwand 10 Unternehmungsgewinn 221 1'008
Nettoerlös 1'000
Betriebsfremder Ertrag 5 Ausserordentlicher Ertrag 3
1'008
Beispiel mehrstufige Erfolgsrechnung
Aufwand Ertrag
Warenaufwand 400
Bruttogewinn 600
1'000
Nettoerlös 1'000
1'000
Lohnaufwand 250
Raumaufwand 50
Abschreibungen 30
Übr. Betriebsaufwand 45 Betriebsgewinn 225 600
Bruttogewinn 600
600
Betriebsfremder Aufwand 2 Ausserordentlicher Aufw. 10 Unternehmensgewinn 221 233
Betriebsgewinn 225 Betriebsfremder Ertrag 5 Ausserordentlicher Ertrag 3 233
Durch die Gliederung der Erfolgsrechnung wird die Transparenz deutlich verbessert.
Korrektur
Interne Korrekturbuchungen
Beispiel:
– In der Position 'Lohnaufwand' ist der Lohn (60 TCHF) eines Angestellten enthalten, der zu 50% Hauswartungs-
Aufwand Ertrag
Warenaufwand 400
Lohnaufwand 250
Raumaufwand 50
Abschreibungen 30
Übr. Betriebsaufwand 45 Betriebsfremder Aufwand 2 Ausserordentl. Aufwand 10 Unternehmungsgewinn 221 1'008
Nettoerlös 1'000
Betriebsfremder Ertrag 5 Ausserordentlicher Ertrag 3
1'008
Zur korrekten Darstellung der verschiedenen Gewinn- Abstufungen kann es nötig werden, dass gewisse Posten intern umgebucht werden müssen.
Mehrstufige Erfolgsrechnung nach Korrektur
Aufwand Ertrag
Warenaufwand 400
Bruttogewinn 600
1'000
Nettoerlös 1'000
1'000
Lohnaufwand 220
Raumaufwand 50
Abschreibungen 30
Übr. Betriebsaufwand 45 Betriebsgewinn 255 600
Bruttogewinn 600
600
Betriebsfremder Aufwand 32 Ausserordentlicher Aufw. 10 Unternehmensgewinn 221 263
Betriebsgewinn 255 Betriebsfremder Ertrag 5 Ausserordentlicher Ertrag 3 263
-
+
Nach erfolgter Umbuchung wird das Betriebsergebnis korrekt dargestellt.
Buchungssatz: Betriebsfremder Aufwand an Lohnaufwand 30 TCHF
Kalkulation im Handelsbetrieb
?
Ziele der Kalkulation
Zur Erreichung dieses Zieles muss sich die Unternehmung darüber im Klaren sein, welche Produkte auf dem Markt zu welchen Preisen offeriert werden sollen. Die Kalkulation dient der Unternehmung bei den folgenden Fragestellungen:
Die Zielsetzung jeder Unternehmung ist es Gewinn zu erwirtschaften.
Wie hoch soll der Verkaufs- preis festgelegt
werden ? Welches sind
rentable / unrentable Produkte ?
Ab welcher Absatz- menge wird die Herstellung rentabel ?
Haben wir die Produktions- kosten im Griff ?
Kalkulationsschema im Handelsbetrieb
Die Preisfindung erfolgt auf der Basis des Einkaufspreises und darauf aufsetzender Zuschläge.
Brutto- gewinn
150
100
30 130
20
Komponenten des Kalkulationsschemas
Kalkulationsschema im Handelsbetrieb
100
130 150
100
30 130
20
Einstandswert der verkauften Waren
GemeinkostenSelbstkosten Gewinn- zuschlag
Nettoerlös der verkauften
Waren Die Preisfindung erfolgt auf der Basis des Einkaufspreises und darauf aufsetzender Zuschläge.
Brutto- gewinn
Der Einstandswert der verkauften Waren entspricht dem Konto "Waren- aufwand" nach Verbuchung der Bestandesänderung.
Mit Gemeinkosten werden alle nicht direkt auf ein Produkt zuteilbaren Kosten bezeichnet: (z.B. Löhne der Personalabteilung, Ver- sicherung, Miete).
Der Gewinnzuschlag deckt die kalkulatorische Gewinn- erwartung der Unterneh- mung ab.
Der Nettoerlös entspricht dem erwarteten Ertrag aus dem Verkauf des Produktes.
Auf dieser Basis werden noch Rabatte und Skonti zu- geschlagen, um den Katalog- preis zu ermitteln.
Gesamt-Kalkulation vs. Einzel-Kalkulation
Zur Ermittlung von Kostensätzen wird zuerst eine Kalkulation auf der ER vorgenommen. Die berechneten Kostensätze werden dann zur Kalkulation von Produkten verwendet.
Gesamt-Kalkulation Einzel-Kalkulation
Die Gesamtkalkulation gliedert die Kostenblöcke in der Erfolgsrechnung und leitet daraus auf Stufe der Gesamt-Kosten Zuschlagssätze (Prozent- Zuschläge) ab.
Zur Kalkulation eines einzelnen Produktes werden die eindeutig zu- ordenbaren Kosten (wie z.B. Materialkosten) ermittelt, und mit den Zuschlagssätzen der Gesamt-Kalkulation die Gesamtkosten des Produktes errechnet.
Zuschlags-Kalkulation
Gesamt-Kalkulation
100%
67% 167%
100%
20% 120%
Bei der Gesamt-Kalkulation werden Kostensätze aus der Kostenstruktur abgeleitet.
12‘000
4‘200 20‘000
4‘000 24‘000
2‘300
1‘000 500
Einstandswert der verkauften Waren Lohnaufwand Raumaufwand Abschreibungen Übr. Betriebsaufwand Selbstkosten Gewinn-zuschlag Nettoerlös der verkauften Waren
Einzel-Kalkulation
100%
67% 167%
100%
20% 120%
Basierend auf den Zuschlagssätzen der Gesamt-Kalkulation wird der Nettoverkaufspreis eines spezifischen Produktes ermittelt.
2‘505
1‘250
837.5 2‘087.5
417.5
Gesamtes Kalkulationsschema
Das gesamte Kalkulationsschema beinhaltet die ganze Breite zwischen 'Katalogpreis Einkauf' bis zum 'Katalogpreis des Verkaufs'.
20%
2%
100%
100%
2%
98%
90%
10%
50%
100%
100%
20%
500
Bruttokre ditankauf
100
Rabat t
400
Nettok red
itankauf 8
Skont o
392
Nettoba rankauf
28
Bezugss pesen
420
Einstands prei
s 210
Gemeinkosten 630
Selbstkosten 126
Reing ewinn
756
Nettoe rlös
126
Ver kauf
sson derk
osten 882
Nettoba rverkau
f 18
Skont o
900
Nettok red
itverkauf 100
Rabat t
1000
Bruttok redi
tver kauf
Tabellarisches Kalkulations-Schema
in Franken Berechnungsschema in Prozenten
Bruttokreditankauf 500 100%
- Rabatt 100 -20%
Nettokreditankauf 400 80% 100%
- Skonto 8 -2%
Nettobarkankauf 392 98%
+ Bezugsspesen 28
Einstandspreis 420 100%
+ Gemeinkosten 210 50%
Selbstkosten 630 150% 100%
+ Gew innzuschlag 126 20%
Nettoerlös 756 120%
+ Verkaufssonderkosten 126
Nettoverkauf 882 98%
+ Rabatt 18 2%
Nettokreditverkauf 900 100% 90%
+ Skonto 100 10%
Bruttokreditverkauf 1'000 100%
Auf der Einkaufsseite ist der Baswert 100% (Verkäufersicht) - auf der Verkaufsseite ist der Zielwert 100% (Käufersicht).