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Warum die EU beim Brexit eine harte Linie fährt | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  10 / 2018 35 Die EU hat sich bei den Brexit-Verhandlungen

gegenüber Grossbritannien bisher kompromiss- los gezeigt – eine ähnliche Haltung hatte sie bereits gegenüber der Schweiz eingenommen, als es um die Umsetzung der Masseneinwan- derungsinitiative ging. Warum fährt die EU in den Brexit-Verhandlungen so eine harte Linie?

Die Verhandlungsstrategie gegenüber den Bri- ten überrascht auf den ersten Blick, steht doch für die EU bei einem «harten» Brexit, oder so- gar einem «No deal Brexit», viel auf dem Spiel:

Aufgrund der engen Wirtschaftsbeziehun- gen zwischen dem Vereinigten Königreich und den 27 EU-Mitgliedsstaaten würde ein harter Brexit zu grossen Verwerfungen auf dem Kon- tinent führen. Schätzungen der Universität Groningen gehen davon aus, dass sich die Kos- ten eines harten Brexit auf etwa 2,6 Prozent des EU-27-Bruttoinlandprodukts (BIP) belau- fen, wobei die Kosten bei einem Scheitern der Verhandlungen wohl noch höher ausfielen.

Dennoch gibt es gewichtige Gründe, die für eine harte Position der EU sprechen. Der ers- te Grund ist die asymmetrische Verhand- lungssituation: Auch wenn die EU wirtschaft- lich viel durch einen harten Brexit zu verlieren hat, würden die Briten mit geschätzten Kosten von 12,2 Prozent des britischen BIP doch un- gleich stärker leiden. Dies gibt der EU eine hö- here Verhandlungsmacht, weil die britische Regierung stärker auf eine Verhandlungslö- sung angewiesen ist als die EU-Staaten. Da es bei den Brexit-Verhandlungen für die EU vor allem um Schadensbegrenzung geht, spielt sie diesen Trumpf so gut wie möglich aus.

Ein zweiter Grund liegt im Risiko, einen Prä- zedenzfall zu schaffen. Macht die EU in den Verhandlungen Zugeständnisse, welche es den Briten erlauben, die für sie vorteilhaften

EINBLICK VON STEFANIE WALTER

EU bleibt beim Brexit hart

Aspekte der europäischen Integration ohne die Verpflichtungen einer EU- Mitgliedschaft weiter zu geniessen, ist die Gefahr gross, dass auch in anderen Staaten Rufe nach einem Austritt laut werden. Wenn jedoch die Mit- gliedsstaaten nicht mehr bereit sind, die für internationale Kooperation notwendigen Kompromisse mitzutragen, dann steht die EU vor dem Aus. Ein Entgegenkommen der EU birgt also enorme Ansteckungsrisiken.

Um ihren eigenen Zusammenhalt zu schüt- zen, muss die Union einen Austritt eines Mit- glieds möglichst unattraktiv gestalten.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die harte Verhandlungsstrategie der EU in den verbleibenden Mitgliedsstaaten gros- se Zustimmung findet – und zwar nicht nur bei den 27 Regierungen, die die Verhandlungs- richtlinien der EU festgelegt haben, sondern auch bei weiten Teilen der Bevölkerung. In einer Onlineumfrage, die die Universität Zü- rich im Juni 2018 unter über 9000 EU-Bürgern (ohne Grossbritannien) durchführte, sprach sich fast die Hälfte aller Befragten für eine et- was oder sehr harte Verhandlungsstrategie der EU-Kommission aus. Demgegenüber be- vorzugte lediglich jeder zehnte Befragte eine kompromissbereitere Verhandlungslinie.

Angesichts dieser Konstellation ist damit zu rechnen, dass die EU-Kommission auch wei- terhin eine harte Linie in den Brexit-Ver- handlungen fahren wird. Der Ausgang der Verhandlungen ist somit ungewiss – von einem Scheitern bis zu einem Rückzug des Austrittsgesuchs durch die britische Re- gierung scheint aktuell alles möglich.

Stefanie Walter ist Professorin für Internationale Beziehungen und Politische Ökonomie an der Universität Zürich.

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