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Bildungsfinanzierung Bildung muss uns mehr wert sein

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Academic year: 2022

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bildung und wissenschaft –

Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

24. September 2021 | 75. Jahrgang | 4 Euro Ausgabe 09 / 2021

bildung und wissenschaft –

Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

Ausgabe 10 / 2021 22. Oktober 2021 | 75. Jahrgang | 4 Euro

Rückenwind – für wen?

Corona Tarifrunde 2021

Bildungsfinanzierung

Bildung muss uns mehr wert sein

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Bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres. Danach erfolgt die Umwandlung in ein Girokonto mit monatlichem Kontoführungsentgelt i. H. v. 2,95 Euro, girocard (Ausgabe einer Debitkarte) 11,95 Euro p. a.; Eingang Ausbildungsvergütung bzw. Gehalt/Bezüge ab Ausbildungsbeginn/Berufsstart. ² 36 Freiverfügungen am Geldautomaten pro Abrechnungsjahr; jede weitere Verfügung 1,50 Euro. Visa DirectCard (Ausgabe einer Debitkarte) ab 18 Jahren bonitätsabhängig möglich.

Bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres 0,– Euro p. a. danach 18,– Euro p. a. Voraussetzung: BBBank-Junges Konto. ³ Voraussetzungen: Die Jubiläumsprämie von 150,– Euro setzt sich aus einem befristeten Jubiläumsbonus in Höhe von 100,– Euro und einem unbefristeten Startguthaben für GEW-Mitglieder in Höhe von 50,– Euro zusammen. Voraussetzungen für den Jubiläumsbonus: Eröffnung BBBank-Junges Konto zwischen dem 01.08. und dem 31.10.2021, Neumitglied ab 18 Jahren bis zur Vollendung des 27. Lebensjahres, keine Mitgliedschaft in den letzten 6 Monaten. Voraussetzungen für das Startguthaben: BBBank-Junges Konto;

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Euro

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KRISEN MODUS

Liebe Kolleg*innen, liebe Leser*innen, die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder sind seit 8. Oktober in vollem Gange. Nach der ersten Runde warten die Gewerkschaften noch auf ein Angebot der Arbeitgeber*innen. Diese Tarifverhandlungen betreffen den Großteil unserer Mitglieder direkt, weil die Tarifbe- schäftigen im Schul- und Hochschulbereich, die Studierenden und auch die Beamt*innen vom Ergebnis dieser Verhandlungen hoffent- lich profitieren werden. Es geht im schulischen Bereich zunächst um die Arbeitnehmer*innen, deren Ergebnis aber mit großer Wahrschein- lichkeit auf die Beamt* innen übertragen werden wird. Daher handelt es sich nicht nur um Solidarität, wenn die verbeamteten Lehr- kräfte ihr Gesicht in diesen Tarifverhandlun- gen zeigen. Es liegt im ureigensten Interesse der Beamt*innen und Ruheständler*innen, wenn sie sich außerhalb ihrer Arbeitszeit an Demonstrationen beteiligen und die Streiken- den gegebenenfalls unterstützen und ihnen Rückendeckung geben. Dann muss auch mal Unterricht ausfallen – so ist das, wenn Beschäf- tigte bei Tarifverhandlungen für eine angemes- sene Bezahlung kämpfen. Da Beamt*innen noch nicht streiken dürfen, sind die verbeam- teten Kolleg*innen auf die Durchsetzungs- fähigkeit ihrer tarifbeschäftigten Kolleg* inn en angewiesen, wenn es um Lohnsteigerungen geht. Die GEW fordert 5 Prozent mehr Lohn und mindestens 150 Euro mehr Gehalt. Für die tarifbeschäftigten Lehrkräfte im Grund-, Haupt- und Werkrealschulbereich setzen wir uns für eine vollständige Paralleltabelle ein, so dass das Pendant zu A 12 nicht weiter E 11, sondern endlich auch E 12 ist.

In den vergangenen eineinhalb Jahren haben die Beschäftigten in Bildung, Erziehung und

Wissenschaft ihr Bestes gegeben. Sie haben sich über die Belastungsgrenze hinaus enga- giert und den „Bildungs-Betrieb“ während der Pandemie am Laufen gehalten. Die Lehrkräf- te haben trotz mangelhafter digitaler Ausstat- tung der Schulen und trotz Fachkräftemangel neue Unterrichtskonzepte und -formate ent- wickelt und mit viel Kreativität guten Unterricht für die Schüler*innen gestaltet. Auch Schullei- tungen arbeiten über der Belastungsgrenze.

Bei den Studierenden wollen wir einen Tarif- vertrag für die wissenschaftlichen und stu- dentischen Hilfskräfte, den TV Stud, erreichen.

Er soll prekäre Arbeitsverhältnisse beenden und tarifvertragliche Absicherung bieten. Für Beschäftigte an Schulen und Hochschulen for- dern wir wirksame Maßnahmen, um befris- tete Beschäftigung einzudämmen. Auch die Beschäftigten an den SBBZ mit Internat kön- nen von einem guten Ergebnis profitieren.

Die meisten GEW-Mitglieder haben einen sicheren Arbeitsplatz und dennoch gilt: Die Inflation zieht in den letzten Monaten deutlich an und die Lebenshaltungskosten steigen.

Auch die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst brauchen genügend Geld für höhere Mieten, Energie- und Lebensmittelkosten. Dafür brau- chen wir ein gutes Ergebnis bei den Tarifver- handlungen.

Lassen Sie uns gemeinsam dem Motto dieser Tarifrunde zum Erfolg verhelfen:

Das GEWinnen wir!

Herzliche Grüße Ihre

Gemeinsam zum Erfolg

KRISEN MODUS Monika Stein,

Landesvorsitzende

Foto: Felix Groteloh

Editorial

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14

Fachkräftemangel Kitas Engpassberuf Erzieher*in

12

Ganztagesbetreuung Rechtsanspruch kommt!

S. 24 Titelthema

Bildungsfinanzierung

Bildung muss uns mehr wert sein

16

#AlleFürsKlima

weltweiter Klima protesttag

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Inhalt

In dieser Ausgabe

Titelbild: AllzweckJack / photocase

Redaktionsschluss für die nächste b&w-Ausgabe:

18. Oktober 2021

Foto: bruzzomont / photocase

Titelthema

Bildungsfinanzierung

24 Bildung muss uns mehr wert sein 30 Landeshaushalt 2022

Baden-Württemberg:

Rückkehr zur Schuldenbremsenpolitik

Arbeitsplatz Schule / Kindertageseinrichtung 10 Rückenwind – für wen?

Schulschließungen und ihre Folgen 12 Ganztagesbetreuung:

Der Rechtsanspruch an Grundschulen kommt!

14 Fachkräftemangel Kitas:

Engpassberuf Erzieher*in

Aus der Arbeit der GEW 7 Corona: 588 Tage Pandemie

in Baden-Württemberg 18 Tarifrunde 2021:

GEW-Mitglieder melden sich zu Wort

Gesellschaft

16 #AlleFürsKlima – weltweiter Klima protesttag am 24. September:

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“

Rubriken 3 Editorial 6 Aktuell 23 Glosse 36 Kurz berichtet 38 Vor Ort 39 Jubilare 40 Totentafel 41 Impressum 42 Buchtipp 42 Termine

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ONLINE ANTRÄGE STELLEN

Versetzungsrunde 2022 ist gestartet

Wichtige Informationen zum Ablauf Die Anträge müssen online gestellt wer- den. Wichtige Anlagen, die den Verset- zungsantrag begründen und entschei- dungsrelevant sein könnten, sollten in den Online-Antrag hochgeladen werden.

Orts- und Schulwünsche können angege- ben werden. Je flexibler der Ortswunsch ist, desto größer wird die Chance auf Ver- setzung. Ist ein Ortswunsch aufgrund der Versorgungslage nicht erfüllbar, wird der Versetzungsantrag abgelehnt. Am Ende der elektronischen Antragsstellung wird ein Belegausdruck erstellt, der ausge- druckt, unterschrieben und der Schullei- tung bis spätestens 10. Januar 2022 vorge- legt werden muss. Diese Frist ist unbedingt einzuhalten, da Anträge danach in der Regel nicht mehr genehmigt werden.

Wer für die Antragsstellung eine Bera- tung wünscht, sollte rechtzeitig vor den Weihnachtsferien Kontakt mit den GEW- Personalratsmitgliedern aufnehmen. Für Versetzungen innerhalb eines Schulamts bzw. für die Freigabe durch Schule und Schulamt sind im GHWRGS-Bereich die Örtlichen Personalräte zuständig, für Versetzungen über Schulamts- bzw.

Regierungspräsidiumsgrenzen sind die jeweiligen Bezirkspersonalräte zustän- dig. Die Personalvertretung unterstützt den Versetzungsantrag, wenn der Beleg- ausdruck als Kopie mit allen entschei- dungsrelevanten Unterlagen zugesandt wird – sowohl an die abgebenden als auch an die aufnehmenden Personalräte.

Wovon hängt ab, ob ein Versetzungs- antrag genehmigt werden kann?

Auf Versetzung besteht kein Rechtsan- spruch. Es ist eine Ermessensentschei- dung des Staatlichen Schulamts bzw.

des Regierungspräsidiums. Diese legen ihren Versetzungsvorschlag der Perso- nalvertretung zu Mitbestimmung vor.

Für eine positive Entscheidung sind ver- schiedene Kriterien entscheidend:

• Wie viele Jahre ist eine Lehrkraft be- reits an der derzeitigen Schule (Ver- weildauer)?

• Welche persönlichen Gründe liegen vor und wie gewichtig sind diese?

• Wie ist die Unterrichtsversorgung an den betroffenen Schulen, in den Fä- chern, in den Schularten und in den Regionen?

Nach Abwägung dieser Kriterien und der Beteiligung der Personalvertretung entscheidet die Schulaufsicht über die Versetzung und erstellt einen Bescheid.

Die GEW berät umfassend im Rahmen von Telefon-Hotline, Vor-Ort-Veranstal- tungen und individuellen Beratungen.

GEW-Mitglieder sollten dieses Angebot frühzeitig nutzen.

Thomas Reck Aktuell

AUSTAUSCH UND KENNENLERNEN

LAK DaZ und DaF – Austausch mit Monika Stein

Ende September trafen die Lehrkräfte des Landesarbeitskreises DaF und DaZ (Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache) die GEW -Vorsitzende

Monika Stein. Schwerpunkt des Gesprächs bildeten die prekären Beschäftigungsver- hältnisse der überwiegend als Honorar- lehrkräfte tätigen Kol leg* innen. Themen wie die permanent unsichere Auftrags- lage, besonders in der Coronazeit, die generell unzureichende Vergütung sowie die fehlende soziale Absicherung (z. B.

keine Lohnfortzahlung im Krankheits- fall, kein Anrecht auf Arbeitslosenversi- cherung) wurden diskutiert.

Darüber hinaus stellte der LAK fest, dass es zwar auch vereinzelt bei einigen Trä- gern Festanstellungen gibt, diese aber unter unzumutbaren, unregulierten Ver- tragsbedingungen stattfinden. So setzen beispielsweise einige Träger ein volles Deputat von bis zu 40 Unterrichtsein- heiten (UE) pro Woche für eine Voll- zeitstelle an. Der Arbeitgeber stellt somit

Unterrichtseinheiten in völlig unpas- sender Weise mit der oftmals üblichen 40 Stunden-Woche gleich. Ignoriert wird hier, dass Entwicklungs- und Koopera- tionsarbeit wesentliche Bestandteile pro- fessioneller Tätigkeit von Lehrkräften sind.

Die GEW macht sich für eine gesetzli- che Regulierung stark, die solche Will- kür in Arbeitsverträgen unterbindet und setzt sich für die Schaffung von Festan- stellungen mit einer Einstufung in TvöD 11 und 25 Unterrichtseinheiten als vol- les Deputat ein. Bei Honorartätigkeit muss eine Erhöhung der Honorare auf mindestens 64 Euro pro Unterrichts- einheit stattfinden. „Sonst kommen wir mit dieser Art von Festanstellungen vom Regen in die Traufe.“ kommentierte eine Honorarkraft treffend die Situation.

Magdalena Wille Reger Austausch beim ersten Kennenlernen

Foto: Magdalena Wille Foto: imago

Alle Informationen des Kultus- ministeriums zum Thema Versetzung / Anträge unter:

www.lehrer-online-bw.de

> STEWI / Versetzung

> Landesinterne Versetzung

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Aus der Arbeit der GEW

INTERESSEN VERTRETUNG

CORONA

588 Tage Pandemie in Baden-Württemberg

Am 25. Februar 2020 wurde der erste Corona-Fall in Baden-Württemberg bekannt. In Kitas, Schulen, Hochschulen und in der Weiterbildung beginnt jetzt das zweite Jahr unter Pandemiebedingungen.

Die GEW-Spitze steht dabei vor der ständigen Herausforderung, die Interessen der 50.000 Mitglieder gut zu vertreten.

Die GEW als größte bildungspolitische Interessenvertretung war schon vor Corona in der Landespolitik und in den Medien ein gefragter Gesprächspartner.

Seit Februar 2020 muss die GEW-Spitze manchmal täglich, sicher wöchentlich Position beziehen zur Entwicklung der Pandemie, zur Situation in den Bildungs- einrichtungen und zu den Maßnahmen der politisch Verantwortlichen.

Wie funktioniert

die Meinungsbildung in der GEW?

Mit Blick auf einige aktuelle Corona-The- men will das dieser Text betrachten.

06. Oktober 2021 – 13:34 Uhr:

Die Deutsche Presseagentur (dpa) fragt an:

Was hält die GEW davon, dass bis zum Jahresende weiterhin Schüler getestet werden sollen?

06. Oktober 2021 – 14:14 Uhr:

Die GEW antwortet:

Die Bildungsgewerkschaft GEW unter- stützt das Vorhaben, an den Schulen in Baden-Württemberg bis Jahresende die Schüler*innen weiterhin zu testen. „Wir haben allerdings auch den Eindruck, dass Landesregierung und Schulträger sich zu sehr auf Tests verlassen. Luftreinigungs- geräte sorgen auch nach der Pandemie in Klassenzimmern für bessere Luft zum Lernen und sind eine lohnende Investiti- on. Und warum sind zum Beispiel unter den über 300.000 Schüler*innen an Beruflichen Schulen so viele noch nicht geimpft? Gesundheitsminister Manfred Lucha sollte dafür sorgen, dass an den großen Schulzentren jede Woche mobile Impfteams stehen“, sagte am Mittwoch (06.10.) in Stuttgart Monika Stein, Lan- desvorsitzende der Gewerkschaft Erzie- hung und Wissenschaft (GEW).

Wenn Journalist*innen fragen, wollen sie schnell Antworten, und die GEW ist bei den Medien dafür bekannt, dass sie schnell und kompetent antwortet. Es gilt, die Hörer*innen der nächsten Radio- nachrichten, die Zuschauer*innen der SWR-Abendschau und die Leser*innen der Zeitungen am nächsten Morgen zu informieren. Bei dieser Frage nach Tests war es für Monika Stein leicht, eine klare Position zu äußern. Die GEW ist eine der ersten Organisationen gewesen, die sich bereits im vergangenen Jahr für regel- mäßige Tests und für Luftreinigungsge- räte einsetzte. Die Reaktionen der GEW- Mitglieder in den vergangenen Monaten waren bei diesen Fragen eindeutig. Tests und Luftreiniger werden von einer gro- ßen Mehrheit unterstützt. Schwieriger wird es schon bei der Frage, ob die GEW zum Impfen aufrufen soll, insbesondere bei Schüler*innen, die noch nicht voll- jährig sind.

Ein Prinzip, dass seit März 2020 die Mei- nungsbildung in der Bildungsgewerk- schaft prägte, orientierte sich am „W“

in der Abkürzung GEW. „Wissenschaft“

heißt nicht nur, für die Interessen der Beschäftigten an Hochschulen einzuste- hen, sondern stellt auch einen Anspruch dar, das eigene Handeln an den Grundsät- zen wissenschaftlichen Arbeitens zu ori- entieren. Die Landesvorsitzenden Doro

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Moritz (bis November 2020) und jetzt Monika Stein sagten nicht ohne Grund, dass sich Entscheidungen über Corona- Maßnahmen an den Empfehlungen der Expert*innen orientieren müssen. Und Expert*innen für wirksamen Infektions- schutz sind nicht Pädagog*innen, son- dern Virolog*innen. In der Folge war es beim Thema Impfen logisch, dass Stein

freiwillige Impfangebote für Kinder ab 12 Jahren in dem Moment unterstütz- te, als die Ständige Impfkommission (STIKO) diese im August 2021 befür- wortete.

GEW-Vorstände

diskutieren über Impfaufruf

Wahrscheinlich kennt jede*r die Diskus- sionen über das Thema Impfen mit Kolleg*innen und mit Freund*innen. In der GEW muss zwar die Landesvorsit- zende auf Medienanfragen schnell reagie- ren, die wichtigen Positionen legt sie aber nicht alleine fest. Jede Woche treffen sich die vier stellvertretenden Vorsitzenden, der Schatzmeister, der Landesgeschäfts- führer und die persönliche Referentin der Vorsitzenden mit Monika Stein für zwei Stunden in einer Videokonferenz.

In Zeiten der Pandemie und der ständig neuen Fragen ist der Austausch dort eine wichtige Grundlage, um Meinungen aus- zutauschen. Alle acht Personen sind im ständigen Kontakt mit Mitgliedern, jede*r hat andere Einblicke in den Alltag der Bil- dungseinrichtungen und gemeinsam wird versucht, die Situation in ganz Baden- Württemberg, in Kitas, Schulen, Hoch- schulen und der Erwachsenenbildung im Blick zu haben und Entscheidungen zu treffen, in denen sich ein großer Teil der Beschäftigten wiederfinden kann.

Beim Thema, ob und wen die GEW zum

Impfen aufrufen soll, ist das nicht ein- fach. Auch der 16-köpfige Geschäftsfüh- rende Vorstand (GV), in dem zu den oben genannten Personen noch die Bezirksvor- sitzenden und Leiter*innen der fünf Vor- standsbereiche vertreten sind, diskutierte mehrere Stunden über dieses Thema.

Wird durch freiwillige Impfangebote an Schulen Druck auf Jugendliche und deren

Eltern ausgeübt, und ist es Aufgabe einer Gewerkschaft als Interessensvertretung von Beschäftigten, diese Gruppe zum Impfen aufzurufen?

Einigkeit bestand im Vorstand sofort darin, die Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und andere Beschäftigte zum Impfen auf- zurufen. Mit einer geschätzten Impfquote von gut 90 Prozent gelten Lehrer*innen und andere pädagogische Profis ohnehin als Vorbilder bei der Impfbereitschaft.

Zum Impfaufruf für Kinder/Jugendliche ab 12 Jahren beschließt der GV einen Kom- promiss. Einen eigenen Impfaufruf gibt es nicht. Der GV unterstützt Monika Stein, die weiterhin die Impfempfehlung für Kinder/Jugendliche ab 12 Jahren begrüßt und dabei immer darauf hinweist, dass es bei unter 18-jährigen in der Verantwor- tung der Eltern liegt, über die Impfung zu entscheiden. Es solle kein Druck auf Kin- der ausgeübt werden, und es dürften keine nicht geimpften Kinder/Jugendliche vom Unterricht ausgeschlossen werden.

50.000 Mitglieder wirken mit

Meinungsbildung in Zeiten von Coro- na ist eine besondere Herausforderung.

Formal ist das in der GEW klar geregelt:

Die 50.000 GEW-Mitglieder können in ihren GEW-Kreisen die Delegierten für die Landesdelegiertenversammlung (LDV) wählen. Diese stimmen dann alle vier Jahre wie zuletzt im Oktober 2020

über die Mitglieder im Geschäftsführen- den Vorstand (GV) und die Landesvorsit- zende ab. Und der entscheidet dann wie oben beschrieben über die Positionen zu Themen wie Impfaufrufe, Tests oder Mas- kenpflicht. Die GEW-Spitze steht dabei ständig vor der Herausforderung, richtig einzuschätzen, wie die Situation und die Stimmung bei den Beschäftigten ist, um

deren Interessen in den Gesprächen mit der Landesregierung und in der Öffent- lichkeit gut vertreten zu können.

Wie konfliktreich das bei vielen Corona- Themen ist, zeigen auch viele Beiträge auf den GEW-Social-Media-Plattformen und die vielen E-Mails, die bei der GEW- Vorsitzenden und ihrem Team jeden Tag eingehen. Diese Nachrichten sind wichtig für die Meinungsbildung der GEW-Vor- stände, die dann auf dieser Grundlage um Positionen ringen und auch immer wieder streiten. Während dieser Artikel geschrie- ben wird (06.10.) wird das nächste Thema in der GEW kontrovers diskutiert.

Maskenpflicht

in Klassenzimmern aufheben?

Am 18. Oktober soll die Maskenpflicht in den Klassenzimmern aufgehoben wer- den. In den Rückmeldungen an die GEW zeichnet sich kein klares Bild ab, das zei- gen auch viele Berichte in den lokalen Medien. Es scheint mindestens ebenso viele Befürworter einer weiteren Masken- pflicht wie Personen zu geben, die einen Unterricht ohne Maske herbeisehnen. In der GEW wird sich der 70-köpfige Lan- desvorstand am 15. /16. Oktober damit befassen. In der Öffentlichkeit wird aller- dings schon vorher eine Position der wich- tigsten bildungspolitischen Interessens- vertretung im Südwesten erwartet. Die Lösung bei Interviewanfragen an Monika

Aus der Arbeit der GEW

NACHRICHTEN

aus vielen

KANÄLEN

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Mitmachen bei der Meinungsbildung in der GEW

Der am häufigsten genutzte Weg, um der GEW-Spitze Informationen und Meinungen zu senden, ist eine E-Mail an: info@gew-bw.de

Im Geschäftsführenden Vorstand (GV) sitzen Personen aus dem ganzen Land und den verschiedenen Bildungsbereichen und Schularten, die für vier Jahre bis 2024 die Interessen der 50.000 GEW-Mitglieder in der Landespolitik vertreten: www.gew-bw.de/vorstand

Mitreden über die Social Media-Plattformen:

Aus der Arbeit der GEW

Stein heißt deshalb, sich erneut an den Prinzipien zu orientieren, die sich in den letzten 19 Monaten bewährt haben:

Was sagt die Wissenschaft?

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt eine Maskenpflicht bis zum Februar 2022 als Vorsichtsmaßnahme.

Der Blick auf die Wissenschaft und auch ein Blick in den vergangenen Herbst, als viele zu unvorsichtig reagierten, worauf im Dezember die Kitas und Schulen geschlossen wurden, prägte die Stellung- nahme der GEW an die Medien:

05.10.2021:

„Jede Stunde im Klassenzimmer oder in der Kita mit Maske ist eine Belastung für die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Lehrkräfte und die pädagogischen Fachkräfte. Mit Blick auf die zu niedrige Impfquote und weiter fehlende Sicher- heitsmaßnahmen wie Luftreinigungs- geräte bleibt uns derzeit nichts anderes übrig, als weiterhin Masken zu tragen, wenn wir die Präsenz in Kitas und Schu- len nicht gefährden wollen. Auch wenn kaum Kinder und Jugendliche schwer erkranken: wir wissen noch viel zu wenig über Langzeitfolgen einer Covid- Infektion. Warum jetzt unnötig ins Risi- ko gehen? Vor einem Jahr haben wir es im Dezember bereut, dass wir im Herbst nicht vorsichtiger waren. Wir schlagen

vor, bis zu den Herbstferien die Mas- kenpflicht beizubehalten und dann zu entscheiden, wie es im November weiter- geht“, sagte Monika Stein, Landesvorsit- zende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

GEW für Maskenpflicht

Wer den Text für die Medien ganz liest, erfährt, dass die GEW-Chefin mehr sagt, als die Überschrift „Die GEW ist für die Maskenpflicht“. Doch Stein und ihr Pressestellen-Team wissen, wie Medien funktionieren und dass meist nicht viel mehr als die Überschriften bei den Zuschauer*innen und Leser*- innen ankom men und damit auch bei den GEW-Mitgliedern. Die wiederum stehen immer wieder vor der Heraus- forderung, zu GEW-Positionen in ihren Lehrer*innenzimmern, in den Kitas und Betrieben Rede und Antwort stehen zu müssen. Die GEW-Spitze im Land weiß um die Schwierigkeit, solche Diskussio- nen zu bestreiten. Sicher fällt auch mit- unter der Satz „Die da in Stuttgart wis- sen nicht, wie es hier bei uns in der Kita, im Klassenzimmer aussieht“.

Die GEW versteht sich als Mitmach- gewerkschaft und hat deshalb den Anspruch, dass die Kommunikation zu Corona-Positionen keine Einbahnstraße ist. Ob Maskenpflicht, Impfaufruf oder Teststrategie: Die Statements der GEW-

Spitze in Stuttgart können nur so gut sein wie die Rückmeldungen aus mög- lichst vielen Bildungseinrichtungen zwi- schen Main und Bodensee. Zur Erfah- rung nach 588 Tagen Pandemie gehört heute am 6. Oktober auch die Erfahrung der „Dynamik der Dinge“ während der letzten Monate. Folgerichtig gehören auch GEW-Positionen laufend auf den Prüfstand.

Warum sich die GEW-Vorsitzende heute weiterhin für die Maskenpflicht aus- spricht, ist oben beschrieben worden.

Bis Ende Oktober wissen wir mehr über die Situation in unseren Kitas und Klas- senzimmern und müssen dann diese Position überprüfen. Dazu brauchen wir die Berichte aus Kitas, Klassenzimmern und Hörsälen. Die Stärke der GEW sind ihre Mitglieder. Dies ist eine Einladung der Vorsitzenden und ihres Teams im Vorstand und der Landesgeschäftsstel- le, an der innergewerkschaftlichen Mei- nungsbildung mitzuwirken und sich zu Wort zu melden.

Matthias Schneider GEW-Landesgeschäftsführer und Pressesprecher

> MEINUNGS BILDUNG

GEW zum Schuljahr 2021/2022:

Mit diesen Positionen eröffnete die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein am 8. September das neue Schuljahr bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Landtag:

www.gew-bw.de/lpk-2021

@gewbw @gewbw @GEW_BW_Presse

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RÜCKENWIND – FÜR WEN?

Schulschließungen und ihre Folgen

Lernrückstände aufzuholen und dabei die während der Corona-Pandemie besonders hart von den Schulschließungen betroffenen Schüler*innen in den Blick zu nehmen, ist ein erklärtes Ziel der Bildungs- politik. Wie kann man dieses Ziel erreichen und die dafür bereit gestellten Mittel sinnvoll einsetzen?

Jedenfalls nicht durch Lernbrücken und Rückenwind-Programme, meint Prof.

Marcel Helbig vom Wissenschaftszent- rum Berlin (WZB). „Es sind sehr demo- tivierte Schüler, die uns im Homeschoo- ling quasi verloren gegangen sind. Die jetzt dazu zu bringen, an diesen frei- willigen Programmen teilzunehmen, ist totaler Quatsch“, sagte Helbig in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur.

Systematische Daten über den Leis- tungsstand der Schüler*innen werden ohnehin erst nach der Auswertung der nächsten Vergleichsarbeiten und der im Frühjahr 2022 anstehenden PISA-Erhe- bung verfügbar sein.

Eine Ausnahme bildet die Lernstandsun- tersuchung „KERMIT 3“ aus Hamburg.

Weil sie jährlich durchgeführt wird, ste- hen Ergebnisse von über 85 Prozent der Hamburger Drittklässler*innen in den Bereichen Leseverstehen, Hörverstehen, Rechtschreibung und Mathematik auch

für dieses Jahr zur Verfügung und kön- nen mit den Schuljahren vor der Pande- mie gut verglichen werden.

Wie Martina Diedrich, Direktorin des Instituts für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ) in Ham- burg erläuterte, kann man durchaus Lernrückstände erkennen, sie sind aller- dings zum Beispiel beim Leseverstehen nicht sehr ausgeprägt, vielleicht auch

„noch nicht“. Es zeigt sich allerdings schon jetzt, dass bei den Schüler*innen, die in sozial prekären Lagen leben, der Anteil derjenigen steigt, die den Min- deststandard beim Lesen nicht errei- chen. Am anderen Ende der Skala

erreichen auch weniger Schüler*innen die höchste Kompetenzstufe: „Im ver- gangenen Jahr hatten an diesen Schu- len 70 Prozent den höchsten Stan- dard erreicht, in diesem Jahr nur noch 61 Prozent. Diese Verschiebung ist sogar stärker ausgeprägt als die in den sozi- al stark belasteten Schulen. Das heißt, auch wenn sich der Mittelwert kaum verändert, sehen wir Effekte durch die Pandemie.“, so Martina Diedrich. Bei den mathematischen Kompetenzen hin- gegen ließen sich kaum Veränderungen nachweisen.

Die Zeit nach dem Distanzunterricht zeigt, wie stark Schule vom sozialen Miteinander lebt.

„Es sind sehr demotivierte Schüler, die uns im

Homeschooling quasi verloren gegangen sind.

Die jetzt dazu zu bringen, an diesen freiwilligen Programmen teilzuneh- men, ist totaler Quatsch.“

Prof. Marcel Helbig, Wissenschaftszentrum Berlin

Foto: imago

Arbeitsplatz Schule

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Ob diese insgesamt eher überraschenden Ergebnisse auf eine Überschätzung des befürchteten Lernverlusts zurückzufüh- ren sind oder auf die Rahmenbedingun- gen der Tests, zum Beispiel eine stärkere Unterstützung der Lehrkräfte, darüber kann aktuell nur spekuliert werden.

Fazit:

Kompetenzverluste insbesondere im Lesen zeigen sich bei nahezu allen Schü- ler* innen, verstärkt bei den Benachtei- ligten, sie sind aber alles in allem noch nicht besonders ausgeprägt.

Die Aussagekraft dieser auf Hamburg begrenzten Lernstandserhebung ist eine Momentaufnahme und deshalb naturge- mäß begrenzt. Die Vergleichstests können den Blick auf die Bedürfnisse bestimmter Schüler*innengruppen schärfen. Die Ex pertise der Lehrkräfte, individuelle Förderbedarfe der Kinder zu identifizie- ren, ersetzen sie nicht.

Das „Corona-Problem“ dürfte sich auch bei weitem nicht nur in den Lese- und Mathematikkompetenzen abbilden, so grundlegend diese auch sind. Die Lern- lust wieder zu wecken und gemeinsame Freizeiterlebnisse zu organisieren, ist mindestens genauso wichtig.

Die Corona-Pandemie hat zweifellos eine Bildungskrise ausgelöst, konstatiert auch Marcel Helbig. Allerdings sieht er die Identifizierung von Lücken und deren Schließung durch Nachholprogramme als zu dürftige Antwort darauf. Die Pro- bleme würden zu sehr als individuelles Versagen der Schüler*innen gedeutet, systemische Problemlagen blieben außer Acht: „Gerade weil es keine einfache Lösungen gibt, braucht es nun vor allem Zeit: Zeit, um darüber zu diskutieren, wie es weitergehen soll; Zeit, um uns einen Überblick über die Schäden der Corona- Schuljahre zu verschaffen; und Zeit, um uns um die Schüler und Schülerinnen zu kümmern, die im Distanzunterricht eine schwere Zeit hatten.“

Ute Kratzmeier Referentin der GEW für allgemeine Bildung

Zum Weiterlesen

• Interview mit Prof. Helbig:

www.deutschlandfunkkultur.de/bildungsforscher-zum-aufhol- paket-fuer-schueler-die.1008.de.html?dram:article_id=499104

• Ergebnisse Kermit-Studie:

www.deutsches-schulportal.de/schule-im-umfeld/bundesweit- einmalige-daten-zeigen-lernverluste-durch-corona

• Artikel Prof. Helbig:

www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/330810/

als-haette-es-corona-nicht-gegeben Freude und Interesse am Lesen und Lernen muss geweckt werden.

„Die Lernlust wieder zu wecken und gemeinsame Freizeiterlebnisse

zu organisieren, ist mindestens genauso wichtig, wie Lese- und Mathematikkompetenzen abzubilden – so grund- legend diese auch sind.“

Prof. Marcel Helbig

Foto: imago

Arbeitsplatz Schule

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GANZTAGESBETREUUNG

Der Rechtsanspruch an Grundschulen kommt!

In sprichwörtlich letzter Minute legten Bund und Länder ihren Streit um die Finanzierung der Ganz- tagesbetreuung bei. Ab dem Schuljahr 2026 / 27 hat jedes Kind, das eingeschult wird, einen Anspruch auf einen Ganztagsplatz während der Grundschulzeit. Baden-Württemberg hat eine enorme Auf- gabe vor sich.

Ministerpräsident Kretschmann mach- te sich in der Auseinandersetzung mit dem Bund um den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz an Grundschu- len besonders stark. Auf seine Initiati- ve hin wurde gegen Ende der Legisla- turperiode der Vermittlungsausschuss einberufen. Das vom Bundestag bereits beschlossene Gesetz drohte an der Zustimmung der Länder zu scheitern.

Am 6. September konnten sich Bund und Länder dann doch noch verstän- digen. Der Bund erklärte sich bereit, 3,5 Milliarden von den auf 7,5 Milliar- den geschätzten Investitionskosten für bauliche Maßnahmen zu übernehmen.

An den jährlich laufenden Betriebs- kosten von etwa 4,5 Milliarden wird der Bund sich langfristig mit 1,3 Mil- liarden beteiligen, immerhin 340 Mil- lionen mehr als ursprünglich geplant.

Für Kretschmann ein Erfolg: „Dieser Durchbruch ist natürlich zunächst ein- mal ein riesen Erfolg für Familien und Kinder, die jetzt einen Rechtsanspruch haben, der dauerhaft verlässlich finan- ziert und qualitativ abgesichert ist. Es ist ein Erfolg für unsere Unternehmen, die händeringend nach Fachkräften suchen.

Und es ist ein Erfolg für Länder und Kommunen, die diesen Rechtsanspruch nun sauber finanzieren können. Genau das war unser Ziel. Darum haben wir auf Initiative von Baden-Württemberg den Vermittlungsausschuss einberufen. Und dieses Ziel haben wir jetzt erreicht.“

Kretschmanns Einsatz wird plausibler, wenn man den Sachverhalt genauer betrachtet. Baden-Württemberg ist im Ländervergleich Schlusslicht bei der

ganztägigen Bildung und Betreuung.

Laut amtlicher Schulstatistik bieten nur etwa ein Drittel der 2.438 Grundschulen Betreuung am Nachmittag an. Und die Teilnahme am Ganztag ist an knapp 600 dieser 760 Angebote freiwillig.

Das Kultusministerium geht derzeit von einem künftigen Betreuungsbedarf von 55 bis maximal 80 Prozent der Grund- schulkinder aus. Die Zahlen decken sich mit einer Prognose des Deutschen Jugendinstituts. Die Kluft zwischen dem Angebot und dem Bedarf bei uns im Land ist also groß, größer als in anderen Bundesländern.

Der Rechtsanspruch stellt Gemeinden und Kommunen in keinem anderen Bundesland vor so große Herausforde- rungen. Laut Schätzungen fehlen hier bis 2026 rund 200.000 Plätze bei rund 400.000 Grundschüler*innen. Gemein- de-, Landkreis- und Städtetag teilen Kretschmanns Euphorie daher nicht.

Sie bezweifeln vielmehr, dass die ver- abredeten Bundesmittel ausreichen und machen sich in einer gemeinsamen

Presseerklärung insbesondere über den Fachkräftemangel Sorgen. Sie befürch- ten, dass der Ausbau zulasten der per- sonellen Versorgung im frühkindlichen Bereich gehe.

Sonderweg Baden-Württemberg ist keine qualitative Absicherung Zu lange hat sich das Land darauf ver- lassen, dass gebundene Ganztagsschulen von Kindern und Eltern wenig nachge- fragt werden, und sich darauf ausgeruht, dass die Kommunen flexible Betreuungs- angebote am Nachmittag bereitstellten.

Das ist übrigens für das Land eine kos- tengünstige Variante. An dieser Form der Schulkindbetreuung, die rechtlich weder im Schulgesetz noch im Kinder- und Jugendhilferecht verankert ist, hält Baden-Württemberg fest. Bereits im letz- ten Jahr hat das Kultusministerium mit dem Bund, der die pädagogische Qualität vieler dieser Angebote in Frage stellte, um deren Anerkennung gerungen. Um die geplanten Investitions kosten an alle Län- der weiterreichen zu können, tolerierte der Bund schließlich den baden-würt- tembergischen Sonderweg. Der Bund begnügte sich mit einer Protokollerklä- rung zu einer Verwaltungsvorschrift.

Dort, im sogenannten „ Qualitätsrahmen Betreuung Baden-Württemberg“, sichert das baden-württembergische Kultusmi- nisterium die Einhaltung von verlässli- chen Qualitätskriterien für die flexiblen Angebote am Nachmittag zu. Es bestün- de die Möglichkeit, die Aufsicht über die Erfüllung der Kriterien an die Kommu- nen als Schulträger zu delegieren. Das Kultusministerium bleibt allerdings am

„Laut Schätzungen fehlen bis 2026 rund 200.000 Plätze in der Ganztages- betreuung bei rund 400.000

Grundschüler*innen.“

Arbeitsplatz Schule

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Foto: imago

Qualitätsstandards für die zukünftige Ganztagesbetreuung müssen an erster Stelle stehen.

Ganztags- betreuung

ab 2026/27

Ende verantwortlich. Der „Qualitätsrah- men Betreuung Baden-Württemberg“

erweckt den Anschein, dass er dem guten

„Qualitätsrahmen Ganztagsschule“, der für die Ganztagsangebote nach §4a Schulgesetz gilt, auch inhaltlich gleich- kommt. Der Eindruck trügt allerdings, und die GEW steht nicht alleine mit ihrer Forderung auf dringende inhaltli- che Nachbesserung. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege beispielsweise kriti- siert, dass der „Qualitätsrahmen Betreu- ung BW“ nicht ein einziges objektiv nachprüfbares Qualitätskriterium ent- hält. Das mache ihn wirkungslos. Von einem Dokument mit dem Namen Qua- litätsrahmen seien zumindest quantifi- zierende Aussagen zu den Themen Per- sonalschlüssel, Fachkraftschlüssel und Raum größe / -ausstattung zu erwarten, so die Liga.

Kretschmann sagte nach der Bund- Länder-Einigung, für ihn sei die Ent- scheidung ein starkes Signal für mehr Bildungsgerechtigkeit, für mehr Verein- barkeit von Familie und Beruf und für die Wirtschaft. Nimmt man die derzeiti- gen Rahmenbedingungen des Landes für die Schulkindbetreuung unter die Lupe, dann trifft seine Aussage höchstens auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Wirtschaft zu. Mehr Bildungs- gerechtigkeit erreichen wir auf diesem Weg garantiert nicht. Dazu brauchen wir ganztägige Bildungseinrichtungen mit

stimmigen pädagogischen Konzepten, die die Rhythmisierung des Ganztags konsequent verfolgen und eine Verant- wortungsgemeinschaft von Schule und Jugendhilfe vorsehen. Entscheiden sich Eltern für eine kommunale Schulkind- betreuung, dann müssten diese Ange- bote zukünftig Qualitätsstandards ent- sprechend den Horten aufweisen, um Kindern annähernd gleiche und gerech- te Bildungschancen zu ermöglichen.

Davon sind wir in Baden-Württemberg derzeit noch sehr weit entfernt.

Die Landespersonengruppe sozialpädagogische Berufe an Schulen der GEW BW fordert:

Den unzureichenden „Qualitätsrahmen Betreuung“ zu einem „Qualitätsrahmen Bildung, Erziehung und Betreuung“ zu machen, der den Bedürfnissen der Kinder aus entwicklungspsychologischer Sicht Rechnung trägt. Das Sparkonzept des Lan- des ist ein Armutszeugnis für das reiche

„Kinderland Baden-Württemberg“.

Die GEW fordert die Landesregierung auf, für die ganztägige Bildung, Erzie- hung und Betreuung Mindeststandards analog den Horten festzulegen und die Gemeinden und Kommunen finanziell deutlich mehr zu entlasten.

Heike Herrmann GEW-Referentin für Kinder- und Jugendhilfe

Was Schulkinder brauchen

• Anreize für gutes Lernen

und um Erfahrungen zu sammeln

• Räume und Außenflächen für Spiel und Bewegung

• entspannte Einnahme von Mahlzeiten

• Zusammensein mit Gleichaltrigen sowie Rückzugsmöglichkeiten

• Pädagog*innen, die anregen und fachlich kompetent begleiten

• pädagogische Qualität

• ein JA zu Vielfalt und Inklusion!

Was Fachkräfte brauchen

• pädagogische Konzepte

• personelle Mindeststandards

• Fachkräftegebot

• Fachkraft-Kind-Schlüssel von 1:10 Kindern

• Arbeits- und Sozialräume sowie Lärmschutzkonzepte

• tariflich abgesicherte Arbeitsbedingungen

• Kooperationszeiten

Arbeitsplatz Schule

(14)

Arbeitsplatz Kindertageseinrichtung

FACHKRÄFTEMANGEL KITAS

Engpassberuf Erzieher*in

Die Zahl der Mitarbeitenden in Kindertageseinrichtungen ist in den letzten Jahren stetig gestiegen, der Mangel an Fachkräften ist dennoch groß. Die Agentur für Arbeit hat den Beruf der Erzieher*in kürzlich zum „Engpassberuf“ erklärt. Die Prognosen für die kommenden Jahre bereiten Grund zur Sorge.

Die Personalexpansion in der Frühkindlichen Bildung hat sich laut jüngstem Fachkräftebaro- meter des Deutschen Jugend- instituts (DJI) ungebremst fort- gesetzt. Zahlenmäßig befinden sich Kindertageseinrichtungen mit bundesweit 675.650 päda- gogisch und leitenden Tätigen nunmehr fast auf Augenhöhe mit den allgemeinbildenden Schulen, in denen im Schuljahr 2019/20 rund 693.750 Lehrkräfte beschäftigt waren. (Statistisches Bundesamt 2021). Im Jahr 2020 waren in den Kitas in Baden- Württemberg 97.188 pädago- gische und leitende Fachkräfte tätig und an allgemeinbildenden Schulen etwa 100.000 Lehrkräfte.

Seit dem Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder unter drei Jahren 2013 hat sich die Anzahl der Kita-Beschäftigten quasi verdoppelt. Der Bedarf an Fachkräften steigt, weil die Nachfrage an Betreuungsplät- zen längst nicht gedeckt ist. So herrscht Ratlosigkeit, wie in den nächs- ten Jahren der Fachkräfteengpass beho- ben werden soll. Die zusätzlichen Ausbil- dungskapazitäten, die vorgesehen sind, reichen nicht aus.

Der Kommunalverband Jugend und Sozi- ales (KVJS) hat im Januar 2020 ein Vor- ausrechnungsmodell für Baden-Würt- temberg präsentiert, nach dem bis 2025 rund 24.000 zusätzliche Fachkräfte (etwa 19.500 Vollzeitäquivalente) allein für den Mehrbedarf aufgrund des Kita-Ausbaus

benötigt werden. Hinzu käme ein Ersatz- bedarf von etwa 15.500 Fachkräften, da rund 18 Prozent der Mitarbeitenden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. So müssten bis 2025 knapp 40.000 zusätzliche Fachkräfte, also etwa 7.000 jährlich, akquiriert werden. Derzeit absol- vieren nur etwa 4500 Fachschüler*innen und PIA-Auszubildende pro Jahr die Erzieher*innen-Ausbildung.

Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule Diese Prognose korres- pondiert mit den aktuellen Zahlen, die die Bertels- mann-Stiftung im Fach- kräfte-Radar für Kita und Grundschule 2021 präsen- tierte. Die Ergebnisse zei- gen, dass bis 2030 für den Ausbau des frühkindlichen Bildungssystems in Baden- Württemberg erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Zugrunde gelegt wurden verschiedene Szenarien.

Sollten beispielsweise die Empfehlungen der Ber- telsmann Stiftung für einen kindgerechten Per- sonalschlüssel für alle Kita-Kinder und für eine professionelle Personalaus- stattung für Leitungsauf- gaben rea lisiert werden, würde sich der Bedarf an Fachkräften deutlich erhöhen. Bei gleichblei- benden An gebots kapazitäten wäre dann eine Lücke von über 41.000 Personen zu erwarten. Das Angebot, das mit den bestehenden Ausbildungskapazitäten zu erwarten sei, müsste um zusätzlich 114 Prozent gesteigert werden. Die dafür erforderlichen Ausbildungskapa- zitäten stellten eine große Herausfor- derung dar. Es müssten auch genügend Berufsschullehrer*innen verfügbar sein.

Die Fachkräfte-Lücke wäre etwas klei- ner, wenn man nur die Teilhabequoten

Keine Besserung in Sicht – der Fachkräftemangel in den Kitas spitzt sich zu.

Foto: romrodinka / iStock

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Arbeitsplatz Kindertageseinrichtung

angleichen und die Personalschlüssel auf ein kindgerechtes Niveau bringen woll- te, die Leitungskapazitäten aber kons- tant halten würde. In diesem Szenario bestünde 2030 eine Arbeitskräfte-Lücke von etwas mehr als 33.000 Personen.

Die Ergebnisse zeigen, dass in Baden- Württemberg langfristig ein ausrei- chendes Fachkräfte-Angebot aufgebaut werden muss, damit Kitas mit einer kind- gerechten Personalausstattung arbeiten können. Land, Kommunen und Träger müssten eine Verantwortungsgemein- schaft bilden, um langfristige Hand- lungsstrategien für die Gewinnung, Qua- lifizierung und Bindung der Fachkräfte umzusetzen. Denkbar sei ein Stufenplan, der die Ausbauziele fixiere und damit gleichzeitig auch die Grundlage für die Bemessung der erforderlichen, öffentli- chen Finanzmittel schaffe. Die Bertels- mann-Stiftung misst in dieser Mangel- situation der Personalbindung immense Bedeutung bei und folgert, dass attrakti- ve, professionelle sowie gesundheitsför- derliche Arbeitsbedingungen unterstützt werden müssten.

Arbeitsplatz Kita muss attraktiv sein Es ist eine GEW-Grundforderung, dass der Arbeitsplatz Kita attraktiv sein muss.

Nur so münden möglichst viele Fach- kräfte in das Arbeitsfeld ein und bleiben im Beruf. Bund, Land und Kommunen müssen gemeinsam Verantwortung für die Frühkindliche Bildung überneh- men und die Finanzierung der Kinder- tageseinrichtungen solide und dauerhaft sicherstellen.

Seit Jahren wächst der Druck auf Mit- arbeitende in den Kitas und das System steht kurz vor dem Kollaps. Die Rah- menbedingungen waren bisher bereits unzureichend und haben sich im „Regel- betrieb unter Pandemiebedingungen“

nochmals deutlich verschlechtert: Die Träger können derzeit den Mindestper- sonalschlüssel um 20 Prozent absenken,

Personen ohne Ausbildung können die pädagogischen Fachkräfte ersetzen und die bisherigen Empfehlungen zur Grup- pengröße wurden aufgeweicht, d. h.

statt 25 sind nun 28 Kinder pro Gruppe erlaubt. Wir müssen dringend zurück zu den Personalbemessungen und Mindest- standards, die vor der Zeit der Pandemie gegolten haben. Nur mit einem akzepta- blen Fachkraft-Kind-Schlüssel lässt sich die pädagogische Qualität der Kitas als Bildungseinrichtungen umsetzten.

Der enorme Fachkräftemangel muss spürbar reduziert werden. Die vorrangi- ge Strategie der Personalbedarfsdeckung hat bisher im Ausbau der Ausbildungska- pazitäten bestanden, die Akademisierung schreitet kaum voran. Es ist dringend geboten, neben den bisherigen Maßnah- men die Studienkapazitäten für Früh- und Kind heitspädagog* innen weiter aus- zubauen. Denkbar wären auch finanzielle Anreize für Kita-Träger, Modelle analog der PIA-Ausbildung zu schaffen, um ver- stärkt akademisch qualifiziertes Personal in Kitas zu beschäftigen. Die Schaffung von spezialisierten Stellen in Themen- bereichen wie Sprache oder Inklusion könnte Akademiker*innen im Arbeits- feld halten.

Aus der Not heraus arbeiten derzeit zu viele unausgebildete Personen bzw.

Quereinsteiger*innen, die eine verkürzte Ausbildung durchlaufen, in den Kitas.

Ihnen und allen anderen müssen berufs- begleitende Weiterqualifizierungen unter pädagogischer Anleitung angeboten werden. Für diese Anleitungen und die der Auszubildenden aus den Fachschu- len brauchen pädagogische Fachkräf- te ausreichend Zeit. Entlastet werden könnten das pädagogische Personal und die Kita-Leitungen durch weitere Perso- nen, die hauswirtschaftliche Aufgaben und Verwaltungstätigkeiten überneh- men. Dringend müssten Kitaleitungen auf ihre vielfältigen und anspruchsvol- len Aufgaben vorbereitet werden. Nur eine professionelle Kitaleitung kann pädagogische Qualität in der Kita (wei- ter-)entwickeln und sichern. Aus diesem Grund muss Zeit für Leitungsaufgaben in allen Einrichtungen zugesichert wer- den, nach Ansicht der GEW 25 Prozent Leitungszeit pro Gruppe. Und die Kita- Teams brauchen Begleitung durch ein flächendeckendes und trägerübergrei- fendes System von Fachberatung.

Wir alle wissen, dass strukturelle Ver- besserung alleine noch nicht zu mehr Qualität in den Einrichtungen führen.

Aber sie sind die Basis, damit Orientie- rungs- und Prozessqualität umgesetzt werden kann. Die politisch Verantwort- lichen müssen jetzt konsequent handeln und investieren. Nur so können sie den Mangel an Fachkräften beheben und die Rahmenbedingungen wirksam verbes- sern. Nur so können die Mitarbeitenden die Garantie für Qualität von Bildung, Erziehung und Betreuung in jeder Kita einlösen.

Heike Herrmann GEW-Referentin für Kinder- und Jugendhilfe

„Es müssten bis 2025 knapp 40.000

zusätz liche Fachkräfte, also etwa 7.000 jähr- lich, akquiriert werden.

Derzeit absolvieren nur

ca. 4500 Fachschüler*-

innen und PIA-Auszu-

bildende pro Jahr

die Erzieher*innen-

Ausbildung.“

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Gesellschaft

#ALLEFÜRSKLIMA – WELT WEITER KLIMAPROTESTTAG AM 24. SEPTEMBER 2021

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“

Es war der achte weltweite Klimastreik, zu dem Fridays for Future (FfF) und die zahlreichen Initiativen des Bündnisses #AlleFürsKlima aufgerufen hatten. Die Resonanz war überwältigend: nach Angaben von FfF nahmen 620.000 Menschen aller Altersgruppen in 471 Orten Deutschlands bei schönstem Herbstwetter an den Klimaprotesten teil.

Zwei Tage vor der Bundestagswahl for- derten die Demonstrant*innen eine deutlich entschlossenere Klimaschutz- politik. „Wir müssen jetzt handeln, um die Klimakrise und das weltweite Artensterben einzudämmen und das 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaab- kommens einhalten zu können. Bisher hat die große Koalition auf den Pro- test von Millionen Menschen auf den Straßen nur halbherzig reagiert. …Wer unsere Stimme für die Bundestags- wahl will, muss die Freiheit zukünftiger Generationen schützen und die Lösung der Klimakrise als riesige Gelegenheit begreifen, unsere Gesellschaft moder- ner, demokratischer und gerechter auf- zustellen – für Millionen guter Jobs und ein besseres Leben für alle“.

So formulierte der Aufruf zur Aktion das, was viele Teilnehmer*innen bei den Kundgebungen auf Plakate schrie- ben, in Sprechchören skandierten, als Redner*innen auf den Bühnen arti- kulierten und auf die Fragen von Journalist*innen antworteten. Von einer zukünftigen Regierung forderten die Klimaaktivist*innen den Ausstieg aus der Kohleverstromung spätestens 2030 und den Ausbau der erneuerbaren Ener- giequellen auf mindestens 80 Prozent am Bruttostromverbrauch (weitere For- derungen, s. Kasten). Der Transformati- onsprozess in Richtung einer sozial-öko- logischen Wirtschaft soll ökonomisch abgefedert und nicht zu Lasten sozial- und einkommensschwächerer Bevölke- rungsgruppen organisiert werden.

Auch in Baden-Württemberg nahmen am 24. September viele Schüler*innen, Student*innen, Gewerkschafter*innen, Beschäftigte aus dem gesamten Bil- dungsbereich, in Kirchen und zahlrei- chen Organisationen der Zivilgesell- schaft beheimatete Bürger*innen und besorgte Eltern und Großeltern mit

Überwältigende Resonanz bei den Klimaprotesten

Foto: Jens Volle

Forderungen an die

zukünftige Bundesregierung

• Maßnahmen zur Energieeinsparung und Investitionen in Alternativen zu fossilem Gas (z. B. in grünen Wasserstoff),

• Investitionen in einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr und in die Fahrradinfrastruktur,

• Stopp aller neuen Autobahnprojekte,

• ein festes Datum für ein sozialverträg- liches Ende der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren bei PKW,

• den Einsatz für eine klima- und umwelt- freundliche Landwirtschaft mit fairen Preisen für Erzeuger*innen und eine artgerechte und flächengebundene Tierhaltung,

• Bindung von Agrarsubventionen an ökologische Leistungen,

• Stopp der Subventionierung klima- schädlicher Wirtschaftszweige,

• Schaffung eines solidarischen Sozial- staats (damit Strom, Wohnen, Lebens- mittel und Mobilität klimafreundlich und für alle bezahlbar sind) und den

• Einsatz für Klimagerechtigkeit im Globalen Süden…

(17)

Gesellschaft

ihren Kindern und Enkeln teil. In 80 Städten und Gemeinden waren nach Angaben von Fridays for Future 90.000 Teilnehmer*innen bei Kundgebungen, Demonstrationen, Mahnwachen und Die-ins aktiv. Die größten Aktionen gab es in Stuttgart (15.000), Freiburg (12.000), Karlsruhe (8.000), Konstanz (5.000), Mannheim (4.500), Tübin- gen (3.500), Heidelberg (3.000), Ulm (3.000), Göppingen (1000) und in Ess- lingen (800).

Neben Parteien (Bündnis 90/Die Grü- nen; Die Linke) und der katholischen und evangelischen Kirche hatte sich im Vorfeld auch die GEW solidarisch mit der Aktion der Klimabewegung und Fri- days for Future erklärt. Monika Stein, die baden-württembergische GEW-Vor- sitzende, hatte ihre Erwartung signali- siert, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kultusministerin The- resa Schopper die Proteste unterstützen.

„Das Verhalten von Pädagog*innen ist sehr bedeutsam für die Stimmung in den Schulen. Mit schul- und unterrichtsbe- zogenen Projekten, die anschaulich die Folgen des Klimawandels zeigen, kön- nen sich Schulen an den Aktionen des 24. September beteiligen. Wir rufen die Beschäftigten in den Schulen und allen Bildungseinrichtungen dazu auf, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu beteili- gen. Ich bin davon überzeugt, dass die Schulleitungen konstruktive Lösungen finden, wenn sich Schülerinnen und Schüler an den Streikaktionen beteili- gen. Harte Strafen und Bußgelder sind nicht angemessen. Drei Tage vor der Bundestagswahl können wir anerkennen und dankbar sein, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene für die Zukunft unseres Landes engagieren“, teilte Moni- ka Stein der Landespresse mit.

Die GEW ermutige ihre Mitglieder, die Bewegung zu unterstützen. Die GEW engagiere sich in vielfältiger Weise für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele und bekenne sich dabei zu den umfassenden UN-Entwicklungszielen, die soziale und ökologische Ziele in systemischer Weise miteinander verbinden. „Kinder und Jugendliche sind von den Folgen des Klimanotstandes in besonderer Weise betroffen. Nicht nur, weil die Folgen sich in der Zukunft abspielen, sondern weil es bereits heute eine ungeheure

politisch-emotionale Berührung mit der Thematik gibt. Es geht darum, Klima- schutzziele schnellstmöglich durch kon- krete Maßnahmen zu erreichen. Bildung für nachhaltige Entwicklung gehört zum unmittelbaren Bildungsauftrag“, so die GEW-Landeschefin.

Die GEW freue sich, wenn sich Beschäf- tigte, die keine dienstlichen Verpflichtun- gen haben, am „Klima-Streik“ beteiligen.

„Unausweichliche Kosten des Klimawan- dels dürfen die Ärmeren nicht noch wei- ter belasten. Dies gilt in Deutschland und außerhalb Deutschlands. Sich dafür ein- zusetzen, ist nicht alleinige Aufgabe der Schülerinnen und Schüler. Das ist auch eine zentrale Aufgabe der Gewerkschaf- ten“, sagte Stein.

Wie geht es weiter?

Für den 22. Oktober 2021 ruft das breite Bündnis von zivilgesellschaftlichen Ini- tiativen #AlleFürsKlima zusammen mit Fridays for Future zu einem zentralen Klimastreik in Berlin auf. Notwendig sei jetzt eine Klima-Koalition, die beherzt eine sozial-ökologischen Transformati- on einleitet. Angesichts der Ergebnisse der Bundestagswahl vom 26. September 2021 und der möglichen Koalitionen sei es enorm wichtig, noch deutlicher eine viel ambitioniertere Klimaschutzpolitik als bisher einzufordern. Sollte die künf- tige Koalition diesen radikalen Wandel nicht einleiten, werden die klimapoli- tisch entscheidenden Jahre bis zur Mitte des Jahrzehnts ereignislos verrinnen.

Vom 31. Oktober bis 12. November wird in Glasgow die UN-Klimakonfe- renz 2021 stattfinden. Sie gilt als wich- tiger Meilenstein. „Wir brauchen eine dramatische Verbesserung der national festgelegten Beiträge der meisten Län- der“, sagte UN-Generalsekretär Antó- nio Guterres schon vor Wochen. Dabei müssten die Industriestaaten die Füh- rung übernehmen, unter anderem beim Ende der Energie aus Kohle bis 2030.

Die USA, China, Indien und die Euro- päischen Staaten „müssen das Maxi- mum machen, ohne darauf zu warten, was die anderen tun.“ Die Vereinten Nationen hatten anlässlich der Veröf- fentlichung des Berichts des Weltklima- rats darauf hingewiesen, die Welt befin- de sich bezüglich der Erderwärmung auf einem katastrophalen Weg. Einem UN-

Bericht zufolge ist eine Erwärmung um 2,7 Grad bis 2100 absehbar – das Klima- abkommen von Paris sieht aber vor, den Anstieg möglichst auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Um dieses Ziel zu errei- chen, müssten die Klima-Anstrengun- gen verdoppelt werden.

Hans Dörr

Foto: Jens Volle

Die Klimakrise und

das Dilemma der Lehrer*innen Nora Oehmichen, eine baden-württem- bergische Gymnasiallehrerin ist Co-Bun- desvorsitzende des gemeinnützigen Ver- eins „Teachers für Future Germany e.V.“

(www.teachersforfuture.org)

Unter der Überschrift „Diensteid-Di lem- ma“ hat die Initiative einen „Offenen Brief an alle staatlichen Bildungs einrichtungen und politischen Ent schei dungs träger*- innen“ auf den Weg gebracht. Im Brief wird argumentiert: „Unsere Lehrer*- innen unterrichten nicht nur Schul- fächer. Sie haben sich auch dazu ver- pflichtet, ihren Schüler*innen die Werte unseres Grundgesetzes zu vermitteln.

Indes missachtet die Politik den Grund- gesetz-Artikel 20a: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künf- tigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen. Dieser ist gerade aus der Sicht der Kinder und Jugendli- chen essenziell. Lehrkräfte sollen also Werte vermitteln, deren politische Umsetzung nicht erkennbar ist. Und das, obwohl ein breiter wissenschaft- licher Konsens die bislang getroffe- nen klimapolitischen Maßnahmen als absolut ungenügend einstuft.“ Der Brief wurde am 5. Oktober von „Teachers for Future“ Kultusministerin Theresa Schop- per übergeben.

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GEW-Mitglieder melden sich zu Wort

Am 8. Oktober haben sich die Gewerkschaften mit den Arbeitgebervertreter*innen zur ersten Ver- handlungsrunde getroffen. Während die Gewerkschaften die Gelegenheit nutzten, um ihre Forde- rungen zu begründen, wiesen die Arbeitgeber diese mit Verweis auf die schwierige Haushaltslage zurück und drohten sogar mit Personalabbau, sollte der Abschluss zu hoch ausfallen. Ein eigenes Angebot legten sie nicht vor.

Die Tarifrunde dürfte schwierig und konfliktreich werden. Höchste Zeit, ein- mal nachzufragen, was unsere GEW- Funktionär*innen und Mitglieder von der Tarifrunde erwarten, bevor sie nach der zweiten Verhandlungsrunde Anfang November in die „heiße Phase“ einbiegt und dann die Warnstreik- und Protest- wahrscheinlichkeit steigt.

Michael Zebisch ist seit knapp einem Jahr GEW-Vorstandsbereichsleiter für Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik und Farina Semler stellvertretende GEW-Landesvor- sitzende. Beide sind Tarifbeschäftigte.

Ihr erlebt eine Tarifrunde der Länder zum ersten Mal in euren neuen Ämtern.

Was hat euch überrascht?

Farina Semler: Mich hat überrascht, wie groß die Beteiligung bei den Infor- mationsveranstaltungen war. Auch die Beamt* innen zeigen erfreulich viel Inte- resse. Bei der Suche nach Tarifteamer*- innen haben sich trotz Belastungen durch Corona viele gemeldet, die bereit sind, sich zu beteiligen.

Michael Zebisch: Eine Kollegin am SBBZ ist neu in die GEW eingetreten und sagte, nur Mitgliedsbeitrag zu bezahlen sei ihr zu wenig, sie möchte im Tarifteam mitmachen. Der Plan, eine Beteiligungs- form für die Mitglieder zu finden, der scheint aufzugehen.

Es ist nicht selbstverständlich, dass neue Ideen offen angenommen werden. So war es ein guter Start für mich.

Farina: Überraschend war auch, dass unsere vorab diskutierten Forderungen in der Landestarifkommission bei der Bun des- GEW gut angenommen wurden.

Wir konnten unsere baden-württemberg- spezifischen Forderungen stark einbringen.

Warum fordert die GEW 5 Prozent und eine Mindestanhebung von 150 Euro?

Michael: Es ist ein Ergebnis der Mitglie- derversammlungen. Dabei betrachten wir die aktuellen Rahmenbedingungen für die Kolleg*innen und halten das für eine vernünftige, nicht überzogene Gehaltsanpassung.

Die 150 Euro sind eine Forderung für die unteren Entgeltgruppen. Die Steigerung ist für Menschen, die nicht viel verdienen (z. B.

Hausmeister oder Verwaltungskräfte), und die sollen überproportional profitieren.

Der Schnitt liegt bei 3.000 Euro. Dafür ergeben die 150 Euro genau 5 Prozent.

FARINA SEMLER MICHAEL ZEBISCH

Aus der Arbeit der GEW

TARIFRUNDE 2021

(19)

Farina: Wir wollen ja mindestens die Infla- tionsrate ausgleichen und den Anschluss an die Beschäftigten der Kommunen und in anderen Branchen nicht verlieren. Die Forderungen beziehen sich auf eine Lauf- zeit von einem Jahr. Die Inflationsrate wird auch pro Jahr berechnet.

Michael: Und wir wollen, dass die Men- schen am Ende mehr Geld in der Tasche haben, um sich mehr leisten zu können.

Daher liegt unsere Forderung immer über der Inflationsrate.

Die GEW erwartet Verbesserungen bei der Eingruppierung? Was konkret?

Farina: Verbeamtete Grundschullehr- kräfte verdienen beispielsweise A12 und die Tarifbeschäftigten E11. Und das soll E12 werden. Im Moment gibt es nur eine Angleichungszahlung, die den Unter- schied aber nicht ausgleicht. Wir erwar- ten, dass das angepasst wird, auch wenn es nur schrittweise geht. Dann hätten wir die sogenannte Paralleltabelle erreicht, dass die Ziffern in der Beamtentabelle (A) und der Tariftabelle (E) jeweils gleich sind. Bei allen Gruppen unter E13 ist das noch nicht der Fall.

Dann gibt es noch die stufengleiche Höhergruppierung. Wenn ich beispiels- weise eine Beförderungsstelle am Gym- nasium annehme, dann verliere ich die angesparten Zeiten in meiner Stufe.

Angenommen bei mir stünde nach drei Jahren Wartezeit die nächste Stufe an, dann bekomme ich die bei der Höher- gruppierung nicht. Ich muss zwar nach der Höhergruppierung mehr verdie- nen als vorher, aber es kann passieren, dass man auf längere Frist gesehen Ver- luste macht, wenn man kurz vor einem Sprung in die nächste Stufe ist.

Bei den Beamt*innen kann das nicht passieren. Sie behalten ihre Stufe. Das ist eine Ungleichbehandlung von Tarifbe- schäftigten.

Die Arbeitgeber werden sagen, dass die Kassen leer sind. Stimmt das?

Michael: Das sagen die Arbeitgeber immer. Klappern gehört zum Geschäft.

Wenn man sich die Wirtschaftsdaten ansieht, dann sieht das anders aus. Klar, Corona spielt eine Rolle. Jeder kennt jemanden in seinem Umfeld, der unter dem Wirtschaftsrückgang gelitten hat.

Jeder Mensch, der durch die Corona- Krise in wirtschaftliche Existenznöte geraten ist, ist einer zuviel. Aber die Wirtschaft ist wieder angesprungen und die Wirtschaftserwartungen sind gut.

Die Krise hat uns natürlich getroffen.

Aber anders als in vielen anderen Län- dern waren wir ja nicht im Total-Lock- down und es wurde weiterproduziert.

Die Menschen haben auch im Home- Office weitergearbeitet. Das Wirtschafts- niveau kommt aktuell wieder zurück auf das Vorkrisenniveau. Das zweite Thema ist die Schuldenbremse. Das ist eine hei- lige Kuh und dieses Denken ist gefähr- lich. Wir sagen, dass jede Investition in Bildung eine Investition in die Zukunft ist, und dazu gehören auch die Gehäl- ter der Kolleg*innen. Nur gute Gehälter signalisieren den jungen Leuten, es lohnt sich Bildungsarbeiter*in zu werden. Wer hier spart, spart die Zukunft kaputt. Die Bremse brennt dann irgendwann durch und wir fahren gegen die Wand.

Farina: Wir haben uns auf der Bundes- ebene mit der Wirtschaft-, Finanz- und Steuersituation auseinandergesetzt. Und haben uns hier von Wirtschaftsexper- ten des IMK (Institut für Makroökono- mie und Konjunkturforschung) bera- ten lassen und gute Argumente geliefert bekommen. Wir spinnen also nicht rum.

Michael: Genau – wir fragen natürlich nach dem Bauchgefühl der Kolleg* innen.

Aber wir fundieren das dann durch Wirt- schaftsexpertise. Unsere Forderungen sind also kein „Wünsch-Dir-Was“, son- dern seriöse Ansagen an die Arbeitgeber.

Unsere Verhandler*innen brauchen sich

da in der Fachdiskussion mit der Arbeit- geberseite nicht zu verstecken. Ich glaube, der Rechtfertigungsdruck liegt eher auf der anderen Seite.

Gerade in der Pandemie war und ist die Arbeitsbelastung sehr hoch.

Warum fordern die Gewerkschaften keine Arbeitszeitreduzierung oder andere Maßnahmen, um so den Kolleg*innen zu helfen?

Michael: Das Thema Arbeitszeit ist ein ganz dickes Brett. Da gibt es viele ver- schieden Ebenen, nicht nur die tarifliche Arbeitszeit. Dazu kommen etwa die aktuelle Rechtsprechung des europäi- schen Gerichtshofes zur Erfassung der Arbeitszeit oder die Umwandlung der tariflichen Arbeitszeitregelung in Unter- richtsverpflichtung durch die Bundeslän- der. Viele Bohrlöcher, viele Stellschrau- ben. Das in eine Entgeltrunde zu packen, ist wie aus der Hüfte zu schießen und am Ende kontraproduktiv.

Farina: Obwohl wir das Thema nicht in der Tarifrunde aufgerufen haben, werden wir es im Blick haben und an vielen Stel- len weiterbohren. Gegenüber der Landes- regierung werden wir nach wie vor gegen den Lehrkräftemangel kämpfen und auf Arbeitsentlastung durch Arbeitszeit- und Deputatsreduzierung drängen. Wir wer- den dieses zentrale Thema bei allen Gele- genheiten gegenüber der Kultusministe- rin und dem Finanzminister ansprechen.

In Baden-Württemberg sind über 40 Prozent der tarifbeschäftigten Lehr- kräfte befristet beschäftigt. Habt ihr das bei den Forderungen vergessen?

Farina: Nein. Wir haben das in unseren Erwartungen an die Arbeitgeber aufge- nommen. Baden-Württemberg ist leider Spitzenreiter in Sachen Befristung. Auch wenn es nicht als zentrale Forderung auf- taucht, werden wir das in der Tarifrun- de zum Thema machen. Denn das ist eine gute Gelegenheit, unsere Kultusmi- nisterin zu sensibilisieren. Wir werden

Aus der Arbeit der GEW

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