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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2017 | www.diepta.de
Ein Standgefäß mit Vaseline steht in jeder Apotheke und jede PTA hat schon Rezepturen damit hergestellt. Worin unterscheiden sich die gelbe und die weiße Variante und was ist das chemisch gesehen?
Fein muss sie sein
U
nser Galenik-Leh- rer hat uns immer darauf hingewie- sen, dass es nicht„die Vaseline“, sondern „das Vaselin“ heißen muss, da es im Lateinischen schließlich „Vase- linum“ heißt. Das stimmt na- türlich, aber „die Vaseline“ hat auch ihre Berechtigung, wie Sie gleich lesen können. In Kosme- tika macht man es sich einfa- cher. Da heißt es laut INCI- Nomenklatur „Petrolatum“, was auf die Herkunft der fetti- gen Masse hinweist. Aus Erdöl wird sie nämlich gewonnen.
Rückstände am Bohrge- stänge Die Entdeckung und auch der Name ist einem ver- armten Chemiker aus den USA zu verdanken, der ins Erdöl- geschäft einsteigen wollte. Ihm fielen 1859 an den Bohrgestän-
gen eigenartige schmierige Rückstände auf. Die Ölarbeiter waren davon nicht begeistert, da die Masse die Pumpen ver- stopfte. Sie hatten aber bemerkt, dass Schürf- und Brandwunden besser heilten, wenn man sie damit bestrich. Dadurch auf- merksam geworden nahm der Chemiker Proben des Erdölab- fallproduktes mit nach Hause und versuchte den Grundbe- standteil zu extrahieren. 1870 gelang es ihm schließlich, die erste reine Vaseline herzustel- len. 1872 patentierte er das Ver- fahren zur Gewinnung und ließ den Markennamen Vaseline schützen. Aha! Angeblich war ihm der Name in den Sinn ge- kommen, als er anfangs für seine Extraktionsversuche die Blumenvasen seiner Frau an- stelle von Laborglasgeräten ver- wendete.
Nach wie vor ein Abfallpro- dukt Vaseline wird aus Rück- ständen der Erdöldestillation gewonnen. Zunächst erhält man Rohvaseline, die anschlie- ßend zur Reinigung und Blei- chung mit Schwefelsäure, Bleicherden und Aktivkohle behandelt wird, bis vom Erdöl nichts mehr zu sehen ist. Wäh- rend weiße Vaseline durch eine weitere Aufarbeitung fast voll- ständig entfärbt ist, wird diese Aufreinigung bei gelber Vase- line nicht durchgeführt. Vase- line ist, auch wenn sie sich fettig anfühlt, kein Fett im Sinne von Triglyceriden. Es ist ein Koh- lenwasserstoff, der zu 70 bis 90 Prozent aus stark verzweigten Isoparaffinen und ungesättigten Kohlenwasserstoffen besteht.
Dieser Anteil ist flüssig. Die an- deren zehn bis dreißig Prozent sind fest und bestehen aus lang-
kettigen unverzweigten n-Pa- raffinen und wenigen verzweig- ten Isoparaffinen.
Einfachste Salbengrund- lage Vaseline ist ein Kohlen- wasserstoffgel und kann direkt als Salbengrundlage verwendet werden. Sie hat einen ausge- prägten Okklusionseffekt, aller- dings keinerlei emulgierende Eigenschaften und daher ein ganz geringes Wasseraufnah- mevermögen. Durch Zusatz von Emulgatoren lassen sich jedoch größere Mengen Wasser einarbeiten. ■
Sabine Breuer, Apothekerin/Redaktion
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