Aus Bund und Ländern
Krankenhäuser:
Boom der Ausgaben
SIEGBURG. Die Ausga- ben der gesetzlichen Kran- kenkassen für Krankenhaus- pflege werden 1990 kräftig steigen. Das zeichnet sich be- reits jetzt sehr deutlich ab, wie eine Auswertung der Pflegesatzverhandlungen für das Jahr 1990 durch den Ver- band der Angestellten-Kran- kenkassen ergibt.
Die Forderungen der 450 in die Auswertung einbezoge- nen Krankenhäuser lagen um durchschnittlich 11,49 Pro- zent über der Vereinbarung für den Pflegesatzzeitraum 1989. In den Pflegesatzver- handlungen konnten diese Forderungen von den Kran- kenkassen zwar erheblich re- duziert werden, dennoch, die anerkannte Kostensteigerung 1990 beträgt durchschnittlich 7,52 Prozent.
Die Steigerungsrate wird letztlich höher ausfallen. Er- fahrungsgemäß liegen näm- lich die Ergebnisse der Kran- kenhäuser, deren Verhand- lungen unkompliziert verlau-
„Gesundheitssysteme im Vergleich”
neu aufgelegt
BONN. Die Mütter- und Kindersterblichkeit konnte international in der Bundes- republik (1975 bis 1986) am weitesten zurückgedrängt werden. Im Vergleich der Ge- sundheitssysteme von Bel- gien, Deutschland, Frank- reich, Großbritannien, Ita- lien, Kanada, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz und den Vereinigten Staaten liegt die Bundesrepu- blik an erster Stelle. Die Le- benserwartung bei Neugebo- renen liegt mit 75,2 Jahren aber immer noch zwei Jahre unter derjenigen der Schweiz und Schwedens.
Im Bereich der Gesund- heitsausgaben stehen sich — im internationalen Vergleich
— relativ geringe Ausgaben
fen, als erste vor. Die schwie- rigen (teuren) Fälle folgen.
später. Die Verhandlungser- gebnisse von rund 1500 Kran- kenhäusern konnten noch nicht in der Auswertung be- rücksichtigt werden.
Durch den Kostenschub von 7,52 Prozent ist aber noch nicht das „Ende der Fahnen- stange" erreicht. Rückwir- kend zum 1. Januar 1990 ist jetzt ein Zulagentarifvertrag für das Krankenhausperso- nal in Kraft getreten, der er- hebliche Nachforderungen der Krankenhäuser auslösen wird. Die für 1990 bereits mühsam abgeschlossenen Pflegesatzverhandlungen werden daher in den näch- sten Wochen wieder neu auf- genommen. Alles in allem ha- ben die Krankenkassen 1990 mit Mehrausgaben im Kran- kenhausbereich von fast 10 Prozent zu rechnen. Damit steigt die Dominanz der Krankenhausausgaben im.
Ausgabengefüge der gesetzli- chen Krankenversicherung sprunghaft an. Und das, ob- gleich bereits heute fast ein Drittel aller Ausgaben der Krankenkassen den Kranken- haussektor betreffen. WG
für den Krankenhausbereich und relativ hohe Ausgaben für Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel sowie zahnärzt- liche Leistungen gegenüber.
Sowohl bei den Arzneimitteln als auch bei den zahnärzt- lichen Leistungen liegt die Bundesrepublik in den Pro- Kopf-Ausgaben an der Spit- ze. Im Heil- und Hilfsmittel- bereich werden die Pro-Kopf- Ausgaben der Bundesrepu- blik lediglich von den Verei- nigten Staaten übertroffen.
Das geht hervor aus der 2.
Auflage des Bandes „Ge- sundheitssysteme im interna- tionalen Vergleich" des Augsburger Instituts BASYS GmbH, der soeben in der Forschungsberichtsreihe des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung erschie- nen ist. Der Bericht kann beim Bundesarbeitsministeri- um, Postfach 14 02 80, 5300 Bonn, bezogen werden. EB
Projekt Plötzlicher Kindstod
DÜSSELDORF. Zur Auf- klärung von plötzlichen Säug- lingstodesfällen führt die Uni- versität Münster mit Unter- stützung des Landes Nord- rhein-Westfalen eine umfas- sende Untersuchung durch, die sich auf die Regierungsbe- zirke Münster und Detmold erstreckt. 1988 starben allein in NRW 441 Säuglinge an plötzlichem Kindstod. Ge- sundheitsminister Hermann Heinemann appellierte an be- troffene Eltern, an dem Mo- dellprojekt mitzuwirken. Zur Aufklärung der Todesursache sei die Zustimmung der Eltern für eine Obduktion des ver- storbenen Säuglings erforder- lich. Mit Hilfe der Ergebnisse soll dann ein Vorsorgepro- gramm entwickelt werden. WZ Ausland
Krebsspezifische Ausbildung verbessern
BRÜSSEL. Die Kommis- sion der Europäischen Ge- meinschaften hat eine Emp- fehlung über die „Ausbildung des Gesundheitspersonals in Krebsfragen" verfaßt. Hinter- grund ist die Einschätzung der Kommission, daß zwar die Zuständigkeit der einzel- nen EG-Staaten und die Frei- heit der Ausbildungseinrich- tungen zu akzeptieren seien.
Gleichzeitig sei es jedoch wichtig, Ausbildung auf Ge-
Produzent des Computer-Virus festgenommen
WASHINGTON. Die Po- lizei hat in Cleveland/Ohio ei- nen Bediensteten der Welter- nährungsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen, Jo- seph Popp, festgenommen.
Er soll Hersteller und Ver- sender der mit einem Compu- ter-Virus „geimpften" Dis- ketten sein, die vor einigen Wochen zwanzigtausendfach an Forschungseinrichtungen,
meinschaftsebene zu koordi- nieren. So soll nun im Rah- men des 2. Programms „Eu- ropa gegen den Krebs" (1990 bis 1994) die krebsspezifische Ausbildung für Gesundheits- personal verbessert werden.
Gedacht ist daran, entspre- chende Stoffgebiete in die Aus-, Weiter- und Fortbil- dung von Ärzten, Zahnärzten und Krankenpflegepersonal einzubauen. EB
Erfolge gegen die Onchozerkosis
GENF. Die Onchozerko- sis (Flußblindheit) ist in sie- ben westafrikanischen Län- dern unter Kontrolle ge- bracht und nahezu ausgerot- tet worden, berichtet die Weltgesundheitsorganisation.
Das seit 1974 laufende Be- kämpfungsprogramm habe sich, so sagte der zuständige WHO-Direktor Dr. Ibrahim Samba, in der Hauptsache ge- gen die die Onkozerken-Fila- rien übertragenden Insekten gerichtet, weil eine medika- mentöse Behandlung oder Prophylaxe bisher mit zu vie- len Nebenwirkungen belastet sei. Weltweit seien rund 80 Millionen Menschen er- krankt, wobei Westafrika ein Schwerpunkt ist. Die Oncho- zerkose tritt auch im tropi- schen Lateinamerika auf. Die sieben weitgehend sanierten westafrikanischen Länder sind Benin, Elfenbeinküste, Ghana, Burkina Faso, Mali, Niger und Togo. bt
Krankenhäuser und Wissen- schaftler verschickt worden waren; sie sollten Informatio- nen über AIDS enthalten.
Tatsächlich war unter den be- langlosen Informationen ein
„Virus" versteckt, das nach mehrfacher Benutzung der Diskette das Computer-Pro- gramm zerstören konnte — es sei denn, man zahlte 378 Dol- lar auf ein Konto in Panama.
Scotland Yard hatte die Fahndung ausgeschrieben.
Bei seiner ersten Vernehmung gab Popp an, er sei in psychia- trischer Behandlung. afp A-914 (22) Dt. Ärztebl. 87, Heft 12, 22. März 1990