ARGUMENTE
AUS DER FORSCHUNG
FACHBEREICH WISSEN
SCHAFTLICHE DIENSTE Wald im Wandel - Waldbeobachtung im Wandel
Das zweite Landes
forstinventar
Urs-Beat Brändli
Sektion Landesforstinventar
& Wolfgang Zierhofer
Medien und Information
Das Landesforstinventar (LFI) in Kürze
Auf ca. 6'000 Probeflächen werden alle zehn Jahre viel
fältige Daten über den Zu
stand und die Veränderungen des Waldes erhoben. Dieses Datenwerk unterstützt Forstpolitik und Waldgestal
tung, dient dem sinnvollen Einsatz von Subventionen und bietet sich dem Umwelt
schutz, der Holzbranche und den Naturwissenschaften als wertvolle Informationsquelle an. Auf diese Weise trägt das Landesforstinventar dazu bei, dass der Wald die an ihn ge
stellten Anforderungen mög
lichst out erfüllt.
Fachleute der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft erheben nach zehn Jahren Jetzt zum zweiten Mal das Landesforstinventar (LFI). Gegenüber dem ersten Inventar ist die Information wesentlich um
fangreicher. Erstmals lassen sich auch Veränderungen des gesamten Schweizer Waldes feststellen. Die zweite Inventur berücksichtigt auch neue Informationsbedürf
nisse, Indem sie einige für den Natur- und Landschafts
schutz wichtige Merkmale im Wald erfasst.
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Brauchen wir eine "Volkszählung" im Wald?Der Schweizer Wald erfüllt heute verschiedene Funktionen, nicht nur als Holzlieferant und als Schutzwald, sondern auch als Erholungs
gebiet und als Lebensraum für Tiere und Pflan
zen. Um seine Entwicklung so zu lenken, dass er die an ihn gestellten Anforderungen mög
lichst gut erfüllt, benötigen Politiker, Öko
logen und Forstpraktiker verlässliche Infor
mationen über den Wald, seinen Zustand und seine Entwicklung.
■
Wie gross sind Holzvorrat und Holzzuwachs im Schweizer Wald? Wie dicht sind die Wälderdurch Waldstrassen erschlossen? Ist die Ver
jüngung des Gebirgswaldes gewährleistet? Wie verbreitet sind Wildschäden? Wie artenreich sind unsere Wälder? Wo werden die Erholungsu
chenden zur Belastung? Auf diese und viele weitere Fragen kann das Landesforstinventar Antwort geben.
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Von 1983 bis 1985 wurde im Auftrag des Bundesrates die erste Inventur durchgeführt und alle 10 Jahre soll eine weitere folgen. Die Erhebungen zum zweiten Landesforstinventar sind Teil des Walderhebungsprogrammes des Bun-
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AUS DER FORSCHUNG
Das Walderhebungspro
gramm (WEP) des Bundes Das Landesforstinventar ver
mittelt vielfältige und grundle
gende Informationen über den Schweizer Wald und dessen langfristige Veränderungen.
Mit der jährlichen Waldscha
deninventur wird für die häu
figsten Baumarten der Kronen
zustand und dessen langfristige Entwicklung erfasst. Ob ein Zusammenhang mit bestimm
ten Boden- oder Vegetations
typen besteht, wird künftig ebenfalls untersucht.
Auf ausgewählten Dauerbeo
bachtungsflächen wird das Ökosystem Wald möglichst umfassend untersucht.
Der Phytosanitäre Beobach
tungs- und Meldedienst re
gistriert und untersucht in Zu
sammenarbeit mit den Forst
diensten akute Waldschäden, die von Wild, Insekten, Pilzen und Bakterien verursacht werden:
Flankierende Massnahmen ergänzen die Erhebungen mit Forschungsprojekten sowie Kursen, Tagungen und Publi
kationen.
des. Dazu zählen weiter die Waldschadeninven
tur, die Dauerbeobachtungen, der Phytosanitäre Beobachtungs- und Meldedienst sowie flankie
rende Massnahmen.
Forstinventar: einfach Bäume zählen?
■ Ja, aber noch viel mehr! In der Schweiz stehen rund 500 Millionen Bäume - zuviele, um sie einzeln zu untersuchen. Ausreichend genaue Informationen ergibt auch eine Stichprobe: Die Stichprobeflächen für das Landesforstinventar werden mit Hilfe eines Koordinatennetzes er
mittelt, das eine Maschenweite von einem Kilo
meter aufweist und das Gebiet der ganzen Schweiz erfasst. Die Messeguipen suchen die Orte im Wald auf, die an den Schnittpunkten dieses Netzes liegen. Ausgenommen davon sind nur Gebüschwälder und unzugängliche Wälder.
Aus finanziellen Gründen werden in der zweiten Inventur nur noch die Hälfte der Probeflächen
(ca. 6' 000) untersucht.
■ Auf einer Probefläche vermessen die Aufnah
megruppen durchschnittlich 13 Bäume und be
schreiben den Baumbestand. Umfragen beim loka
len Forstdienst und die Landeskarten 1: 2 5 '000 liefern weitere Informationen zu Eigentumsver
hältnissen, Holzernte und zur Walderschlies
sung. Auf der Basis dieser Stichprobe sind zuverlässige Aussagen über den Wald in der Schweiz, in grösseren Kantonen und Regionen möglich.
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ARGUME NTE
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Je feiner der Raster des Bildes, um so besser sind die abgebildeten Gegenstände erkennbar - desto grösser aber auch der Aufwand für die Abbildung!
Ein ähnliches Prinzip liegt allen Erhebungen, die mit Stichproben arbeiten zugrunde. In der Grund
gesamtheit - bei Forstinventuren die Wälder eines bestimmten Gebietes - werden nach einer Regel oder nach einem Zufallsprinzip Proben ausge
wählt. Nur diese Proben werden untersucht. Je grösser der Anteil der Probeflächen an der Ge
samtfläche ist, desto genauer wird die Beschrei
bung der Grundgesamtheit, und um so kleiner werden die T eilflächeri, über die noch zuverlässige Aussagen möglich sind.
Um nicht jeden Baum der Grundgesamtheit
"Schweizer Wald" einzeln untersuchen zu müssen, wird auch im Landesforstinventar und in der Wald
schadeninventur mit einer Stichprobe gearbeitet.
Im LFI ist die Stichprobe so bemessen, dass Aussagen über die ganze Schweiz oder für grosse Regionen (z.B. Jura, Mittelland, Alpensüdseite) und grosse Kantone eine Genauigkeit von ± 1 % bzw.± 2 % erreichen.
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■ Das erste Landesforstinventar war primär auf den Wald als Holzlieferant ausgerichtet. Daran wird auch in der zweiten Inventur (1993 - 95) festgehalten. Darüber hinaus wird im zweiten LFI beurteilt, wie gut der Wald vor Lawinen und Steinschlag schützen kann. Wälder finden zunehmend als naturnahe Lebensräume Beachtung.
Deshalb erfassen die Messeguipen ebenfalls Sträucher, Waldränder, Trocken- und Feucht
standorte im Waldesinneren. Auch Erholungsein
richtungen werden registriert; das neue Wald
gesetz beauftragt den Bund, Informationen über die verschiedenen Waldfunktionen zu erheben.
■ Aus dem Vergleich beider Lande�forstinven
tare lassen sich erstmals Veränderungen im gesamten Schweizer Wald zuverlässig ablesen.
Von grossem Interesse für die Forstwirtschaft sind beispielsweise Veränderungen des Holzvor
rates, die erfolgte Holznutzung und der Holz
zuwachs.
Mit allen Wassern gewaschen: Eine Aufnahmeequippe unterwegs zu einer Probefläche.
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Aufwand für das zweite Landesforstinventar Die Sektion LFI an der WSL umfasst derzeit 13 Personen.
Für die Feldaufnahmen zum zweiten LFI werden zusätzlich 7 - 9 Teams
a
zwei Personen eingestellt und für diese spezielle Aufgabe aus- und wei
tergebildet. Der Bundesrat hat für die Erhebungen zum zwei
ten LFI 8.1 Millionen Franken bewilligt. Alle weiteren Aufwen
dungen für Methodenentwick
lung, Vorbereitung und Aus
wertung erbringt die WSL. Der gesamte Arbeitsaufwand wird auf mehr als 60 Arbeitsjahre aeschätzt.
■ Nach Abschluss des zweiten LFI wird die Datenbank des LFI Angaben zu folgenden Themen enthalten:
• Waldfläche und Waldeigentümer
• Holzvorrat (Sortimente und Qualität)
• Holzzuwachs
• erfolgte Holznutzung
• Waldstandort (Höhenlage, Steilheit, Expo
sition, Standortsgüte, Oberboden)
• Waldaufbau (Baumarten, Waldtypen, Bestan
desalter)
• Waldverjüngung und Wildschäden
• Waldzustand (Pflegedringlichkeit, Stabili
tät des Bestandes, Schäden)
• Walderschliessung
• Holzversorgung (Nutzungspotential, Verfüg
barkeit, Holzernteverfahren)
• Schutzfunktionen (Lawinen- und Stein
schlag)
• Erholungsfunktion (Infrastruktur, Folge
schäden)
• naturnaher Lebensraum (Spezialstandorte, Strauchschicht, Kleinstrukturen)
■ Bereits seit der ersten Inventur haben sich die Fragen an den Wald geändert . Das Landes
forstinventar wird sich aber auch in Zukunft gewandelten Bedürfnissen anpassen lassen.
Langfristig wird der Aufbau eines Waldinforma
tionssystems angestrebt, das verschiedenste Erhebungen innerhalb und ausserhalb des Waldes zusammenführt . Denn raum- und umweltbezogene Informationssysteme - wie das LFI - gewinnen an Informationswert durch Vernetzung !
Publikationen zum LFI
• Schweizerisches Landes
forstinventar. Ergebnisse der Erstaufnahme 1982- 1986. Eidg. Anstalt für das forstliche Versuchswesen,
Berichte Nr. 305, Birmens
dorf 1988. 375 Seiten, deutsch oder französisch, farbig und reich illustriert, mit Kartenbeilage.
Bezugsquelle: F. Flück
Wirth, Internationale Buch
handlung für Botanik und Naturwissenschaften, CH-9053 Teufen. Fr. 90.-
• Der Schweizer Wald heute. Eine forstpolitische Interpretation zum Schwei
zerischen Landesforstin
ventar (LFI). Bundesamt für Umwelt, Wald und Land
schaft (BUWAL), Eidg.
Forstdirektion (F+D), Bern 1989. 46 Seiten, deutsch oder französisch oder italienisch, illustriert.
Bezugsquelle: Eidg. Druck
sachen- und Materialzen
trale, 3003 Bern.
Form 310.345 d / f / i
• Weitere Auskünfte erteilt Peter Brassel, Leiter der Sektion LFI an der WSL.
Bei ihm ist auch eine detail
lierte Liste aller Publika
tionen zum LFI erhältlich.
Urs-Beat Brändli, dipl. Forst
ingenieur ETH, ist Leiter der Gruppe "Umsetzung" in der Sektion Landesforstinventar
(LFI) an der Eidg. Forschungs
anstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmens
dorf.
Die Umsetzung des LFI um
fasst wissenschaftliche Publi
kationen, Öffentlichkeitsarbeit und weitere Auswertungen der LFI-Daten als Dienstleistung für Dritte.
Und wenn ich etwas besonderes wissen möchte?
■ Prinzipiell können alle Interessenten die Datenbank des Landesforstinventars gemäss ihren individuellen Fragestellungen benutzen.
Die WSL bietet sowohl Beratung als auch statistische Auswertungen des LFI bis auf weiteres als Dienstleistung an. Die Daten und Ergebnisse der ersten Inventur fanden häufig Verwendung in der Öffentlichkeitsarbeit, an Forstschulen und in der Wissenschaft. Auch in der Forst- und Holzwirtschaft, in der Politik sowie in Verwaltungen und im Naturschutz wird mit Informationen des Landesforstinventars gearbeitet. Bis heute sind schon mehr als hundert grössere Aufträge ausgeführt worden.
Einige Beispiele:
• Nutzbarer Holzvorrat in einzelnen Kantonen (Bundesamt für Konjunkturfragen);
• Einsatzmöglichkeiten für grosse Holzernte
maschinen (Forstunternehmer);
• Häufigkeit von Altholzbeständen und Totholz (Naturschutz);
• Grundlagen wie Waldfläche, Höhe, Hangnei
gung zur Bemessung von Subventionen (Eidg.
Forstdirektion);
• Schweizerische Walddaten für internationa
le Forststatistiken (ECE, FAO);
• Beurteilung der Alpenwälder bezüglich des Schutzes vor Waldlawinen ·(sLF Davos).
■ Wer sich für Auswertungen oder Datenauszüge interessiert, kann an der WSL bei Urs-Beat Brändli kostenlos eine detaillierte Beschrei
bung der verfügbaren Daten, den "Datenkata
log", beziehen.
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