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ieausschließli-che Assoziation des Namens Quincke mit dem heute als hereditäres Angio- ödem bezeichneten Krank- heitsbild im Bewusstsein der Ärzte hat seine anderen Lei- stungen nahezu in Vergessen- heit geraten lassen. Dies trifft unter anderem für die Lum- balpunktion zu, von der heute kaum noch ein Arzt weiß, dass sie von Quincke erdacht und über eine Reihe von Vorun- tersuchungen 1891 in die klini- sche Praxis eingeführt wurde.
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uincke, der 1842 in Frankfurt/Oder als Sohn eines Arztes geboren wurde, begann bereits mit 16 Jahren mit seinem Medizinstudium, zunächst in Berlin, später in Würzburg und Heidelberg.1863 promovierte er in Berlin und bestand dort 1864 das medizinische Staatsexamen.
Nach einer ausgedehnten Bil- dungsreise, die ihn nach Wien, Paris und London führ- te, und einer kurzzeitigen chirurgischen Tätigkeit nahm er die internistische Ausbil- dung an der Charité in Berlin bei Friedrich Theodor von Frerichs auf, bei dem er sich auch 1870 habilitierte.
1873 wurde er auf den Lehrstuhl für Innere Medizin in Bern berufen. Privat fällt in diese Zeit die Eheschließung mit der Berliner Unterneh-
merstochter Berta Wrede.
1878 wurde Quincke zum Or- dinarius für Innere Medizin und Direktor der Medizini- schen Klinik der Christian- Albrechts-Universität Kiel berufen. Dort wirkte er 30 Jahre, war viermal Dekan der Medizinischen Fakultät und wurde im Jahr 1900 Rektor der Universität. Ein jahrzehn- telanger zermürbender Streit mit dem Kieler Ordinarius für Chirurgie Friedrich von Es- march um die Priorität eines Klinikneubaus, in dem Quincke letztlich unterlag, überschat- tete zeitweise die Kieler Zeit (2). Nach seiner Emeritierung 1908 siedelte Quincke nach Frankfurt/Main über und ar- beitete bis zu seinem Tod am 19. Mai 1922 wissenschaftlich in den Senckenberg-Insituten (2, 5).
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eben der Inneren Medi- zin las Quincke in den er- sten Jahren in Kiel bis zur Gründung eigener Lehrstüh- le auch Pädiatrie, Haut- undGeschlechtskrankheiten, Hy- giene und Bakteriologie. Die Lumbalpunktion stellte er in einem Vortrag 1891 auf dem 10. Kongress für Innere Me- dizin vor und erlangte da- durch höchste Anerkennung in der Ärzteschaft. Zwischen 1909 und 1922 stand Quincke mehrmals auf der Liste der Nobelpreis-Anwärter. Die Leistung der Lumbalpunkti- on lag jedoch schon zu lange zurück, um satzungsgemäß noch Berücksichtigung bei der Nobelpreis-Vergabe fin- den zu können (2).
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ine weitere Leistung Quinckes war 1896 die Einführung einer Pneumoto- mie genannten operativen Behandlung von Lungenabs- zessen und Kavernen nach vorausgegangener iatroge- ner Verklebung der Pleura- blätter, die der Lungenchir- urgie wesentliche Impulse verlieh (1, 2). Quincke ver- fasste 1903 mit dem Königs- berger Chirurgen Garré ei- nen „Grundriss der Lungen- chirurgie“.Auf dem Gebiet der Inne- ren Medizin erwarb sich Quincke bleibende Verdien- ste unter anderem durch die Beschreibungen über die Ver- schiebung des Kapillarpulses bei Aorteninsuffizienz (8) und der Magenschleimhaut- atrophie. Er wies 1898 die Re- sorption von anorganischem Eisen aus dem Magen-Darm- Trakt als Voraussetzung für eine Therapie der Eisenman- gelanämie nach (12).
Zu Quinckes innovativen Beiträgen auf dem Gebiet der Haut- und Geschlechtskrank- heiten gehören die Ent- deckung des Tierfavus-Erre- gers (11), der heute als Tricho- phyton quinckeanum bezeich- net wird, und seine Ansicht über die luische Genese von Aortenaneurysmen. Daraus leitete er als Konsequenz eine antisyphilitische Therapie ab (14). Es ist unstrittig, dass es vor Quinckes Publikation über das angioneurotische Ödem (9) kasuistische Mittei- lungen über Krankheitsfälle in Italien, Deutschland und Großbritannien gab, die retro- spektiv dem angioneuroti- schen Ödem zugeordnet wer- den können (15). Quinckes Verdienst besteht jedoch dar- in, wesentliche charakteristi- sche Merkmale eindeutig her- ausgearbeitet zu haben.
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uf dieser Basis sind in den folgenden Jahrzehn- ten weitere Fortschritte mög- lich geworden, unter ande- rem die Entdeckung des der Krankheit zugrunde liegen- den hereditären C1-Inhibitor- Defektes und seine Diagno- stik als Voraussetzung für ei- ne erfolgreiche kausale Sub- stitutions-Therapie (3, 4, 7).Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das beim Verfasser und über das Internet (www.
aerzteblatt.de) erhältlich ist.
Prof. Dr. med. H.-D. Göring Hautklinik und Immunologisches Zen- trum des Städtischen Klinikums Dessau Auenweg 38, 06847 Dessau V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 17½½½½26. April 2002 AA1173
Herrn Prof. Dr. med. Konrad Bork zum 60.
Geburtstag gewidmet
Heinrich Irenäus Quincke
Erfinder der
Lumbalpunktion
In diesem Jahr wird der 160. Geburtstag und 80. Todestag des Kieler Internisten begangen.
H.-D. Göring: „Heinrich Irenäus Quincke“ (nach einem Gemälde von E. Orilik, das Quincke im Alter von 72 Jahren darstellt)
Medizingeschichte