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Archiv "Ein Arzt für Choco: Entwicklungshilfe heute: Zum Beispiel Columbien" (08.11.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Ein Arzt

für Choco

Entwicklungshilfe heute: Zum Beispiel

Columbien

Mathias Lindstedt

Eine Möglichkeit, sich in der Entwicklungshilfe zu engagieren - ins- besondere vor der eigenen Niederlassung oder im Fall einer befri- steten Freistellung beziehungsweise Vertretung durch einen Kolle- gen - bietet das „Komitee Cap Anamur" interessierten Ärzten, die bereit sind, sechs Monate lang medizinische Hilfe und viel Aufbau- arbeit in besonders notleidenden Gebieten unserer Erde zu leisten.

„ . . . mit wie wenig Mitteln man doch Anstoß zu Verbesserungen geben kann"

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ines der zahlreichen Pro- jekte des „Komitee Cap Anamur/Deutsche Not- Ärzte e. V" liegt in der von den Columbianern fast vergessenen Provinz Choco. Durch die Anden vom übrigen Land getrennt, liegt diese tropische Tief- und Urwaldre- gion, in der die Flüsse nahezu die einzigen „Straßen" sind, an der Pazi- fikküste.

Die Bevölkerung, meist Nach- kommen von Sklaven, die einst aus Afrika hierhin verschleppt worden waren, lebt zum Teil in völliger Apathie und Resignation vom Gold- minen-Tageabbau unter Arbeits- und Entlohnungsbedingungen, wie sie aus Zeiten des Manchester-Kapi- talismus des 19. Jahrhunderts über- liefert sind. Die meisten dieser Men- schen haben eine nur zweijährige Schulbildung; eine medizinische Versorgung existiert hier fast nicht.

Die Bewohner von Choco benötigen für den Bustransport in die nächstge- legenen Handelszentren Columbiens

— eine Fahrt über teilweise sehr un- wegsame Strecken — mindestens 24 Stunden.

Auch meine kombinierte Flug- Bus-Reise von Bogota über Quibdo (die Provinzhauptstadt) in das Pro- jektgebiet Condoto dauerte etwa 20 Stunden (Achsenbruch am Fahr- zeug, langsames Weiterkommen durch regenverschlammte Pisten).

Condoto ist eine Stadt von 15 000 Einwohnern. Hier gibt es ein kleines Krankenhaus, das jedoch sehr schlecht ausgestattet ist. Von hier aus versorgen wir ein Gebiet von rund 30 Kilometern Durchmesser, das nur zu Fuß oder mit Booten zu erreichen ist. Wir betreuen insge- samt zwölf Gesundheitsposten. Bei unserer Ankunft waren dies einfach- ste Hütten, zur Hälfte mit Hilfskran-

kenschwestern besetzt, die jedoch bis dahin über keinerlei Arbeitsmaterial verfügten. Wir sorgten für die Grundausstattung, bauten Basisge- sundheits-Apotheken auf, hielten re- gelmäßige Sprechstunden ab. Da gibt es in einem Gebiet, in das sich teilweise seit fünf Jahren kein Arzt verirrt hatte, reichlich Arbeit. Wir bildeten Krankenschwestern aus, sorgten für die Neubesetzung der Posten. Im zweiten Projektjahr be- gannen wir auch damit, die grundle- genden Krankheitsursachen anzuge- hen. Wir bauten zusammen mit Be- wohnern Latrinen, Wasserleitungen und Gesundheitsposten.

Von Beginn des Projekts an wur- de versucht, mit Einheimischen zu- sammenzuarbeiten. So ist eine Leh- rerin aus dem Choco für uns tätig, die auch den Kontakt zur Bevölke- rung pflegt und zudem noch in der Erwachsenenbildung tätig ist. So kann sie vieles wesentlich besser ver- ständlich machen, als wir Europäer dies je vermochten. Zur Zeit arbei- ten in dem Projekt Condoto ein columbianischer und ein deutscher Arzt, außerdem eine columbianische Krankenschwester und eine deut- sche MTA, sowie die bereits erwähn- te Lehrerin.

Für mich am erstaunlichsten ist, mit wie wenig Mitteln man doch wesentliche Veränderungen voran- bringt und Anstoß zu dringend not- wendigen Verbesserungen geben kann. Dieses Projekt soll dann konti- nuierlich in einheimische Hände übergehen.

Wir benötigen für diese Arbeit und für weitere Projekte in Vietnam, Sudan, Uganda, Tschad und Rumä- nien fähige Techniker, Ärzte, Kran- kenschwestern — und natürlich nicht zuletzt finanzielle Unterstützung.

❑ Hinweis: Spendenkonto „Cap Anamur" Nr. 22 22 22 2 bei der Stadtsparkasse Köln (Bankleitzahl 370 501 98).

Anschrift des Verfassers:

Mathias Lindstedt, Arzt, Haspel 8

W-3407 Gleichen-Bremke A-3504 (24) Dt. Ärztebl. 87, Heft 45, 8. November 1990

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Bild auf der linken Seite: Der Arzt Mathias Lindstedt untersucht einen Patienten im Choco-Dorf Jigualito. Oben: Unter- und Fehlernährung, Tuberkulose — viele der Krankheiten haben mit dem Tageabbau in den Goldminen zu tun. Der Lohn für die mühselige Arbeit ist kärglich. Rechts oben:

Das Wasser in diesem Fluß haben die Gold- minen längst hoffnungslos verschmutzt;

Trinkwasser muß aus sauberen Nebenflüs- sen hergeholt werden. Rechts: Blick in das Dorf Acoso mit seinen Bretterhütten. Unten links: Essenzubereitung für Goldminen-Ar- beitskräfte. Unten rechts: Die Kindersterb- lichkeit durch Malaria, Tetanus, parasitäre Durchfallserkrankungen ist hoch. Bei die- sem kleinen Jungen war der Gesundheits- zustand allerdings insgesamt befriedigend.

Dt. Ärztebl. 87, Heft 45, 8. November 1990 (25) A-3505

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