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Forcierte Extrusion bei Längsfraktur___38

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Academic year: 2022

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- U1 -

Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

ZZI Zeitschrift für Zahnärztliche Implantologie /

JDI Journal of Dental Implantology

www.online-zzi.de

1/2020

Herausgeber/Editor: Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Zahn-, Mund- und Kieferbereich e.V. und Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. und Organ der Österreichischen Gesellschaft für Implantologie in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. This journal is regularly listed in SCOPUS and CCMED/LIVIVO.

ZZI Zeitschrift r Zahnärztliche Implantologie Band 36 1/2020

PERIIMPLANTÄRES WEICHGEWEBE___16

Forcierte Extrusion bei Längsfraktur___38

Implantate bei Behandlung

mit Knochenantiresorptiva___24

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

Ä STHETIK UND FUNKTION

Absolutes MUSS auch für die Implantologie

Prof. Dr. mult. Robert Sader

Eine moderne und hochwertige Implantologie setzt eine angemessene Berücksichtigung von Ästhetik und Funktion voraus. Jede implantologische Versorgung zum Ersatz eines oder mehrerer verloren gegangener Zähne basiert auf einer funktionellen Rekonstruktion, gleich- zeitig hat sie aber gerade im Frontzahnbereich eine hohe ästhetische Bedeutung für den Patienten. Die Spannbreite der Ansprüche ist dabei sehr groß: Während die Gestaltung der Okklusalfläche aus funktionellen Gründen erfolgt, beruhen die Kronenform der Suprakonstruktion und ihre Farbe auf der Harmonie zu den Nachbarzähnen. Gestaltung und Ausprägung des periimplantären Knochens und der Weichgewebe besitzen eine Bedeutung für die Langzeitstabilität einer implantatprothetischen Versorgung. Für Patienten ist das Ergebnis der sog. roten Ästhetik ebenso wichtig. Da die Materialauswahl eine entscheidende Rolle für das ästhetische Outcome spielt – sowohl beim prothetischen Zahn ersatz als auch bei der Augmentation oder Regeneration der periimplantären Hart- und Weichgewebe –, kann dadurch wesentlich die Höhe der Behandlungskosten beeinflusst werden.

Dieser untrennbare Zusammenhang von oraler Ästhetik und Funktion ist letztlich ein Segen für die Zahnmedizin: Macht er doch, anders als in der Medizin, das Ergebnis einer zahnärztlichen Behandlung skalierbar. Der Patient kann und soll über die (ästhetische) Qualität seiner (funktionellen) Behandlung mitentscheiden und somit mitbezahlen. Die Diskussion „Klebebrücke versus implantatprothetische Versorgung“ ist ein hervorragen- des Beispiel dafür. Damit eröffnet die Ästhetik den sog. zweiten Gesundheitsmarkt und ermöglicht erst vielen Praxen vernünftige ökonomische Arbeitsbedingungen.

Die Ästhetische Zahnmedizin grenzt sich dabei ganz klar von der Kosmetischen Zahnmedizin ab. Für die Ästhetische Zahnmedizin ist der „Verschönerungsaspekt“ we- der Auslöser der Behandlung noch vordergründiges Ziel. Sie ist vielmehr zwingende Fol- ge einer Zahnmedizin, die das Kausystem nach dem Vorbild und den Gesetzmäßigkeiten der Natur wiederherstellt. Form folgt Funktion, und nicht umgekehrt. Ziel ist das Erreichen eines harmonischen Ganzen und damit einer umfassenden Mundgesundheit. Um dieses Konzept voranzutreiben, wurde die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ) vor 20 Jahren gegründet. Ihr Ziel ist es, die Bedeutung von zahnmedizinischer Ästhetik und Funktion auch aus begleitendem ethischen und ökonomischen Blickwinkel wissenschaftlich zu betrachten und weiterzuentwickeln. Die DGÄZ will Sprachrohr einer modernen funktionsorientierten Zahnmedizin sein, die der Individualität und den ästheti- schen Ansprüchen der Patienten gerecht werden will. Damit zeichnet die DGÄZ auch wesentlich für die Implantologie mitverantwortlich und deshalb ist die Kooperations - vereinbarung zwischen DGI und DGÄZ seit 2018 von so herausragender Bedeutung.

Mit dieser Ausgabe der ZZI wollen wir diesem Anspruch gerecht werden und Ihnen Aktuelles aus implantologischer Chirurgie und Prothetik unter klinischen und wissen- schaftlichen Aspekten präsentieren.

I EDITORIAL I

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Eine gute Garantie

fragt nicht nach dem

Warum.

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

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CAMLOG steht für Qualität, Produktsicherheit und exzellenten Service, den wir kontinuierlich weiterentwickeln: Mit patient28PRObieten wir Ihnen eine neue und einzigartige Garantie, die Chirurgen, Prothetiker, Zahntechniker und Patienten im Falle eines Implantatverlustes effektiv unterstützt. Wir übernehmen vom ersten Tag an bis 5 Jahre nach Implantation:

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Prothetische Komponenten inklusive Hilfsteile

Prothetische Neuversorgung wahlweise über DEDICAM inklusive Dienstleistungen

X.J7505.01/2020

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I EDITORIAL I

ONLINE-ZZI-RELAUNCH

Modernes Design und verbesserte Funktionen

Der Online-Auftritt der Zeitschrift für Zahn- ärztliche Implantologie (ZZI) „erstrahlt seit November 2019 unter www.online-zzi.de im neuen Glanz“. Doch die äußerlich auf den ersten Blick erkennbare moderne Gestaltung ist nicht die einzige Verände- rung: Zusätzlich stehen zahlreiche neue Funktionen der Seite allen Nutzern zur Verfügung.

Im umfangreichen Zeitschriftenarchiv sind jetzt alle Beiträge abrufbar, die seit 2009 veröffentlicht wurden. Mitglieder und Abonnenten können frei auf alle Artikel zu-

greifen, und das nicht nur vom Desktop- PC im heimischen Büro oder vom Praxis- rechner, sondern dank des Responsive Design auch unkompliziert und übersicht- lich vom Smartphone oder Tablet.

Ausgewählte Review-Artikel oder Leit- linien, praxisnah aufbereitet, stehen in Englisch auf der Website zur Verfügung.

Somit können diese Inhalte auch mit den inter nationalen Kollegen geteilt werden.

Die Suchfunktion wurde verbessert und um die Volltextsuche ergänzt: Alle HTML-Seiten und PDF-Dateien, in denen

der zuvor eingegebene Wunschbegriff vorkommt, werden nun in einer Trefferlis- te angezeigt. Zudem können Nutzer in der Marginalspalte auf der rechten Seite der Homepage im Modul „Meistgelesene Artikel“ nachvollziehen, welche Inhalte von Kollegen am häufigsten aufgerufen wurden.

Darüber hinaus gelangen Sie über ei- nen RSS-Feed direkt auf für Sie ausge- suchte und interessante Themen des Deutschen Ärzteblatts und zu den Zahn- ärztlichen Mitteilungen.

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

LEADING REGENERATION

Bitte senden Sie mir die Broschüre zu:

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䡺 Produktkatalog Geistlich Biomaterials per Fax an 07223 9624-10

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ZZI01/2020

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Tel. 07223 9624–0 | Fax 07223 9624 –10 info@geistlich.de | www.geistlich.de

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Die Innovation für

die Weichgewebe- augmentation

Die erste hochporöse, volumenstabile

Kollagenmatrix für die

Weichgewebeverdickung

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I INHALTSVERZEICHNIS I

INHALT

1

EDITORIAL

PRAXIS & WISSENSCHAFT

13 NERVSCHÄDEN?

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, M.A., FEBOMFS, PD Dr. Karl M. Lehmann, M.Sc.

16 PERIIMPLANTÄRES WEICHGEWEBE

PD. Dr. Jonas Lorenz, Dr. Florian Rathe, Prof. Dr. Frank Schwarz et al.

24 LEITLINIEN VERSTÄNDLICH ERKLÄRT

Prof. Dr. Dr. Christian Walter, Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz

30 ALLOGENE GBR-TECHNIK

Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Dr. Stefan Hümmeke

10

ZZI-REDAKTIONSTEAM

Klinische Situation 3 Jahre nach Behandlung. Es zeigen sich stabile periimplantäre Weichgewebsverhältnisse mit einem konstant breiten Band befestigter Gingiva.

Review ab Seite 16

38 FORCIERTE EXTRUSION BEI LÄNGSFRAKTUR

Dr. Sabine Hopmann, Dr. Stefan Neumeyer

4

ONLINE-ZZI-RELAUNCH

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

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I INHALTSVERZEICHNIS I

60 TAGUNGSKALENDER DER DGI

64 KONZEPTE IM WETTSTREIT

Rückblick auf den 33. Kongress der DGI, 28.–30.11.2019

68 DANK FÜR 20 JAHRE MITEINANDER

DGI-Ehrenmitgliedschaft für Günter Dhom

69 HENRY’S GEDANKENSPLITTER

Zittern auf der Stelle ist noch keine Fortbewegung

71 KURZ GEMELDET

Angebote für den Nachwuchs

72 IMPLANTAT-DATENBANK

Der DGI-Vorstand sieht einen geringen Aufwand, aber großen Nutzen.

73

Markt

79

Offenlegung Interessenkonflikte

80

Impressum

Titelseitenbild: © Alexandr Mitiuc – stock.adobe.com DGI-NACHRICHTEN

43 NADEL UND FADEN IM FOKUS

Dr. Julia Hehn M.Sc.

48 „DIGILOGE“ WORKFLOWS

Dr. Joachim Beck-Mußotter

54 ADHÄSIVBRÜCKE VERSUS IMPLANTAT

Univ.-Prof. Dr. Matthias Kern, PD Dr. Paul Weigl

56 RADIOLOGIE KOPF-HALS-REGION

Prof. Dr. Dr. Christian Walter

57 ZAHNÄRZTLICHE CHIRURGIE

Prof. Dr. Dr. Rainer Schmelzeisen

58 EINFÜHRUNG IN DIE ZAHNÄRZTLICHE CHIRURGIE UND IMPLANTOLOGIE

Zahnärztin Stephanie Mayer Mikrochirurgisches Naht -

material für einen spannungs- freien Wundverschluss (links);

Kombination unterschiedlicher Faden stärken bei großen Augmen tationsgebieten (rechts).

Tipps & Tricks ab Seite 43

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

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PROF. DR. DR. BILAL AL-NAWAS Chefredakteur

PD DR. JONAS LORENZ Schriftleitung Bereich Ästhetik

DR. FREDERIC KAUFFMANN Schriftleitung Bereich Parodontologie

PD DR. JEREMIAS HEY

Schriftleitung Bereich Prothetik

PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER Schriftleitung Bereich Chirurgie

DR. SONIA MANSOUR, M.SC.

Schriftleitung Bereich Digitales

PROF. DR. DR. CHRISTIAN WALTER

Schriftleitung Bereich Chirurgie

DR. KARL-LUDWIG ACKERMANN

Erweiterte Schriftleitung

PROF. DR. GERMÁN GÓMEZ-ROMÁN Erweiterte Schriftleitung

PROF. DR. MARTIN LORENZONI

Erweiterte Schriftleitung

PD DR. KARL M. LEHMANN

Autor

DR. FLORIAN RATHE

Autor

PROF. DR. FRANK SCHWARZ

Autor

PROF. DR. DR. SHAHRAM GHANAATI

Autor

PROF. DR. DR. ROBERT SADER

Autor

ZZI-REDAKTIONSTEAM

I REDAKTIONSTEAM I

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

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PROF. DR. DR. KNUT A. GRÖTZ

Autor

DR. STEFAN HÜMMEKE

Autor

PROF. DR. DR. ELMAR ESSER Autor

DR. SABINE HOPMANN

Autorin

DR. STEFAN NEUMEYER

Autor

DR. JULIA HEHN

Autorin

PROF. DR. MATTHIAS KERN

Autor

PD DR. PAUL WEIGL

Autor

BARBARA RITZERT DGI-Nachrichten

ZZI-REDAKTIONSTEAM

I REDAKTIONSTEAM I

GABRIELE SCHUBERT Redaktionelle Koordination

Copyright der Portraits:

Folgende Portraits haben das © privat: Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, PD Dr. Jeremias Hey, PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Dr. Frederic Kauffmann, PD Dr. Jonas Lorenz, Prof. Dr. Dr. Christian Walter, Dr. Karl-Ludwig Ackermann, Prof. Dr. Germán Román, Prof. Dr. Martin Lorenzoni, PD Dr. Karl M.

Lehmann, Dr. Florian Rathe, Prof. Dr. Dr. Robert Sader, Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Dr. Stefan Hümmeke, Dr. Sabine Hopmann, Dr. Julia Hehn, Dr.

Joachim Beck-Mußotter, Prof. Dr. Matthias Kern.

Prof. Dr. Frank Schwarz © Ellen Barbara Reitz; Prof. Dr. Dr. Shahram Ghanaati © Polar Studio, Frankfurt; Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz © David Knipping;

Dr. Stefan Neumeyer © Sabine Dempf; PD Dr. Paul Weigl © Timo Pixa; Gabriele Schubert © Enric Mammen

DR. JOACHIM BECK-MUSSOTTER Autor

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

I STUDIENZUSAMMENFASSUNG I

NERVSCHÄ DEN?

Komplikationen nach Implantatinsertion im anterioren Oberkiefer

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, M.A., FEBOMFS, PD Dr. Karl M. Lehmann, M.Sc.

EINLEITUNG

Oberkieferschneidezähne zeichnen sich durch hohe Relevanz für die Ästhetik, die tägliche Sprachfunktion und den Verzehr von Nahrungsmitteln aus. Bei deren Ver- lust, beispielsweise infolge von Traumata, Parodontitis, Zysten und Tumoren, aber auch bei Nichtanlage, ist daher ein mög- lichst rascher Ersatz, beispielsweise durch implantatverankerten Zahnersatz, indiziert. Obwohl die Platzierung von Zahn implantaten im vorderen Oberkiefer als sicheres Verfahren angesehen wird, wurden mehrere Fälle anhaltender Schmerzen und chronischer Beschwer- den nach der Platzierung von Zahnimplan- taten in dieser Region beschrieben.

Die neurovaskuläre Versorgung der vorderen Maxilla erfolgt über die nasopala- tinalen Nerven und Gefäße durch den Canalis incisivus. Die Nerven und Gefäße der vorderen oberen Alveolen erreichen darüber hinaus den vorderen Oberkiefer häufig durch einen zusätzlichen neurovas- kulären Kanal, den Canalis sinuosus, einen Seitenzweig des Canalis infraorbita- lis. Insbesondere die Korrelation von ana- tomischen Studien mit der 3D-Radiologie konnte in den letzten Jahren die große Variabilität dieser neurovaskulären Struk- turen im vorderen Oberkiefer hervor - heben. Im Gegensatz dazu kann die kon- ventionelle 2D-Radiografie dieses wahr- scheinlich nicht vollständig demonstrieren.

Bei der Insertion von enossalen Im- plantaten in der Region stellt somit die Kenntnis der anatomischen Variationen, der Lage und der Abmessungen des Ca- nalis incisivus und des Canalis sinuosus eine wichtige Information zur präoperati- ven Planung dar. Dort befinden sich Nerv- und Gefäßstrukturen (N. nasopalatinus und N. alveolaris superior anterior, A. pala-

tina descendens und A. sphenopalatina), deren Kontakt mit einem Implantat zum einen zu Problemen bei der Osseointegra - tion, Blutungen und zum anderen zu sen- sorischen Schäden führen kann. Ziel der vorliegenden Literaturübersicht ist es, einen Überblick über derartige Komplika- tionen zu geben und daraus Handlungs- empfehlungen zu kristallisieren.

Koronarer Ausschnitt eines dentalen Volumentomograms des unbezahnten Oberkiefers. Im Be- reich der anterioren Maxilla sind mehrere Durchtrittspunkte im Sinne multipler Austritte des Canalis incisivus zu erkennen (Viereck).

Foto: Peer Kämmerer

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I STUDIENZUSAMMENFASSUNG I

LITERATURÜBERSICHT Volberg R, Mordanov O

Schaden am Canalis sinuosus nach Sofortimplantation in der ästhetischen Zone

Canalis sinuosus damage after immediate dental implant placement in the esthetic zone

Case Reports in Dentistry, Volume 2019, Article ID 3462794

Art des Artikels: Fallbericht

Inhalt des Fallberichts: Bei einer Patien- tin wurde der Zahn 22 extrahiert und eine Sofortimplantation zusammen mit einer GBR-Prozedur durchgeführt. Kurz nach dem chirurgischen Eingriff kam es zu sich progredient entwickelnden Parästhesien und Schmerzen in dem Bereich, die letzt- lich bis in die Region des Hinterhaupts aus- strahlten. Eine Leitungsanästhesie des N.

infraorbitalis führte zu einer Linderung; eine 3D-Röntgenaufnahme erbrachte den Be- weis der Verletzung eines Canalis sinuosus durch das Implantat, das entfernt werden musste.

Beurteilung und Schlussfolgerung: Der Canalis sinuosus befördert ein neurovas- kuläres Bündel durch den Oberkiefer, das die mittleren und lateralen Schneidezähne sowie die Eckzähne innerviert. Eine Ver- letzung dieses kleinen, weitgehend unbe- kannten Knochenkanals und damit ver- bunden der neuronalen Strukturen durch zahnärztliche Implantate kann zu signifi- kanten Komplikationen führen. Obwohl die Autoren ein präoperatives DVT durch- führten, konnte erst die Analyse der post- operativen Aufnahme in Korrelation mit dem klinischen Befund zur Diagnose füh- ren. Dies unterstützt die Forderung nach einer sorgfältigen, präoperativen Rönt- genbefundung unter Berücksichtigung eventuell auch weniger bekannter anato- mischer Strukturen.

Shelley A, Tinning J, Yates J, Horner K Mögliche neurovaskuläre Schäden als Ergebnis einer Implantatinsertion in der anterioren Maxilla

Potential neurovascular damage as a result of dental implant placement in the anterior maxilla

Br Dent J 2019; 226: 657–661

Art des Artikels: Fallbericht und Literatur- übersicht

Inhalt des Fallberichts: Ein Patient mit einer länger bestehenden Zahnlücke regio 22 stellt sich mit dem Wunsch nach einem implantatgetragenen Zahnersatz vor. In der präoperativen radiologischen 3D-Dia gnostik stellten sich regio 22 fünf Austrittspunkte des Canalis incisivus im harten Gaumen sowie eine ausgeprägte anatomische Kommunikation zwischen Canalis incisivus und Canalis sinuosus dar. Aufgrund des absehbaren Schadens der Nerven bei einer enossalen Implanta - tion wurde darauf verzichtet und der Pa- tient suffizient mit einer Adhäsivbrücke versorgt.

Inhalt der Literaturübersicht: In einer narrativen Analyse subsumieren die Autoren mehrere Fälle aus der Literatur, bei denen es nach Insertion von Implan- taten im anterioren Oberkiefer zu signifi- kanten neurologischen Beschwerden gekommen war.

Beurteilung und Schlussfolgerung: In dem beschriebenen Fall wird eine sinnvol- le präoperative radiologische Diagnostik durchgeführt und anschließend im Sinne des Patienten gegen den invasiveren Ein- griff entschieden. Wie in einem Lehrbuch zeigt dies den Mehrwert einer sorgfältigen präoperativen Analyse der Situation.

Waasdorp W

Enukleation des Canalis incisivus zur Insertion zahnärztlicher Implantate:

eine umfassende Literaturübersicht und ein Fallbericht

Enucleation of the incisive canal for implant placement: a comprehensive lite- rature review and case report

J Oral Implantol 2016; 42: 180–183

Art des Artikels: Fallbericht und Literatur- übersicht

Inhalt des Fallberichts: Ein Patient stellte sich zur enossalen Implantation regio 11 mit einer schon länger beste- henden Zahnlücke mit konsekutiv aus- geprägter Knochenatrophie vor. Auf- grund der Nähe zum Foramen incisivum wurde der Kanal koronar enukleiert und

es wurde eine Augmentation mit alloge- nem Knochen durchgeführt. Zwölf Mona- te nach dem Eingriff wurden keine neurosenso rischen Störungen von dem Patienten angegeben.

Inhalt der Literaturübersicht: Im Sinne einer narrativen Analyse werden ähnliche Fälle subsumiert, wobei ein temporäres Sensibilitätsdefizit nicht selten war, nach einiger Zeit aber eine Wiederherstellung der Sensibilität auftrat.

Beurteilung und Schlussfolgerung: Lei- der gibt der Autor keine Information, wie sich die sensorische Wahrnehmung des Patienten im Laufe der Zeit veränderte. Im Gegensatz zu einer Kompression oder ähnlichen Verletzung eines Nerven durch ein versehentliches Perforieren oder eine Implantatinsertion wurde der Nerv voll- ständig entfernt, womit die Schmerzsen- sation primär ausgeschaltet wurde. Auf- grund der überlappenden Innervation und Blutversorgung durch Nervus palatinus major und Arteria palatina ist die Wahr- scheinlichkeit eines dauerhaften Scha- dens gering. Dem gegenüber steht die Op- tion, Nerven und Gefäße zu bewahren, in- dem sie chirurgisch verlagert werden, um für das Implantat an dieser Stelle Platz zu schaffen.

Panda M, Shankar T, Raut A, Dev S, Kar AK, Hota S

Dentale Volumentomografie zur Eva- luation des Canalis incisivus und der anterioren maxillären Knochendicke zur Sofortimplantation

Cone beam computerized tomography evaluation of incisive canal and anterior maxillary bone thickness for placement of immediate implants

J Indian Prosthodont Soc 2018; 18:

356–363

Art des Artikels: Querschnittsstudie

Materialien und Methoden: Anhand der Daten aus 300 dentalen Volumento- mografien von indischen Patienten wur- den verschiedene Parameter des Ca- nalis incisivus gemessen und zwischen unterschiedlichen Altersgruppen sowie zwischen den Geschlechtern vergli- chen.

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Deutscher Ärzteverlag I ZZI I 2020 I 36 I 01

I STUDIENZUSAMMENFASSUNG I

Ergebnisse: Der mittlere Durchmesser des Foramen incisivus lag bei 3,3 mm und die Länge des Canalis incisivus bei 10,7 mm, wobei Männer größere anatomi- sche Dimensionen aufwiesen. Mit zuneh- mendem Alter und bei Frauen im Ver- gleich zu Männern nahm die Knochendi- cke nach bukkal ab.

Schlussfolgerung: Das Vorhandensein beträchtlicher Inkonsistenzen in den Di- mensionen des Canalis incisivus sowie der anterioren Oberkieferknochenbreite weist auf den Einfluss von Alter und Ge- schlecht hin. Daher wird vor Implantation im vorderen Oberkieferknochen eine prä- operative Planung via dentaler Volumen- tomografie empfohlen.

Beurteilung: Es handelt sich lediglich um eine Auswertung von Datensätzen, ohne – wie im Titel angedeutet – eine tatsächliche Korrelation mit der Sofortimplantation her- stellen zu können. Trotzdem geben die Daten interessante Hinweise auf die beträchtliche anatomische Variabilität des Canalis incisivus.

SYNOPSIS

Bei der Planung zahnärztlicher Implantate muss neben der Anamnese und den kli - nischen Untersuchungen auch eine ent- sprechende Röntgendiagnostik erfolgen, um das Risiko eines Implantatversagens und von mit der Implantation assoziierten Komplikationen zu verringern. Insbeson- dere die dentale Volumentomografie (DVT) hat sich als ein wertvolles Instrument zur Bestimmung der anatomi- schen Strukturen inklusive der entspre- chenden Variationen herausgestellt. Den- noch müssen Kenntnisse über relevante Strukturen und deren Charakteristika wie den Canalis sinuosus, der eine breite Va- riation in seinem Vorkommen aufweist und bei 50–100 % der Patienten vorliegt, vor- handen sein, um letztlich erkannt werden zu können. Ist der Canalis sinuosus vor- handen, tritt er ungefähr 25 mm hinter dem Foramen infraorbitalis hervor, fällt zum Or- bitaboden ab, krümmt sich nach medial zur Vorderwand der Kieferhöhle und schreitet zur vorderen Nasenöffnung fort.

Der terminale Abschnitt des Canalis si- nuosus – oft mit weiteren akzessorischen

Kanälen – liegt häufiger in der anterioren Maxilla und dort insbesondere palatinal der Schneide- und Eckzahnregion. Dies kann vor allem bei Sofortimplantationen in dieser Region, die ja in bevorzugt palatina- ler Direktion empfohlen werden, zu Schwierigkeiten führen. Allerdings werden auch weiter bukkal gelegene Verläufe des 1–1,4 mm dicken Nervkanals beschrie- ben. Insgesamt konnte in der Literatur deutlich gemacht werden, dass der Cana- lis sinuosus ein wichtiger Faktor bei zahnärztlich-chirur gischen Eingriffen im anterioren Oberkiefer ist, da sein neuro- vaskulärer Inhalt zum einen eine poten- zielle Quelle für Blutverlust und zum ande- ren das Risiko für (temporäre) Parästhe- sien beinhaltet.

Bekannter als der Canalis sinuosus ist der Canalis incisivus, der sein Ende in der Fossa incisiva hinter den maxillären Schneidezähnen und unter der Papilla incisiva findet und auch im Rahmen der palatinalen Leitungsanästhesie ausge- schaltet werden kann. Mit zunehmendem Alter und fortschreitender Zahnlosigkeit in diesem Bereich nimmt seine Länge ab, sein Durchmesser jedoch zu. Ältere Be- richte in der Literatur votieren, sollte eine Implantation in diesem Bereich notwendig sein, für eine vollständige Entfernung des Nervus nasopalatinus und der Arterie und die Platzierung von Zahn implantaten durch den Kanal. Darüber hinaus können bei Patienten mit schwerer Atrophie des maxillären Alveolarkamms Implantate als Alternative zur Augmenta tion zur zusätzli- chen Unterstützung in dem verbleibenden Knochen des Canalis incisivus verankert werden. In der aktuellen Literatur wird aus- führlich über die Problematik des prägnan- ten Kanals und der Zahn implantate be- richtet. Verschiedene Studien haben ge- zeigt, dass die Reduzierung der Breite des Kanals mit verschiedenen Knochenaug- mentationsmaterialien eine zusätzliche ossäre Unterstützung für dentale enossa- le Implantate darstellt und auch die Integri- tät der Nasopalatinarterien und -nerven bewahrt werden kann. Sollte es dort zu Schäden kommen, besteht natürlich die Gefahr eines sensorischen Verlusts des vorderen Gaumens, die allerdings auf- grund der überlappenden Innervation durch den Nervus palatinus major unbe- merkt bleiben kann.

Insgesamt zeigt diese – primär auf Fallstudien beruhende – Literaturüber- sicht eindrücklich die Notwendigkeit, prä- operativ die Existenz anatomischer Struk- turen und ihre Eigenschaften zu kennen, die die Durchführung der Behandlung be- einflussen, um somit relevante periopera- tive Komplikationen vermeiden zu kön- nen. Radiologische Befunde im periapika- len Bereich sind dabei in der Regel odon- togenen Ursprungs. In die Differentialdi- agnose sollten jedoch darüber hinaus auch andere Möglichkeiten, wie irreguläre oder Varianten von Nervverläufen, einbe- zogen werden.

Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass einige Fälle von hartnä - ckigen Schmerzen nach einer Implanta - tion eher auf psychologische als auf anato- mische Probleme zurückzuführen sind. So können chronische postoperative Schmer- zen auch nach anderen Operationen auf- treten, und es wurden Parallelen zu den Phantomschmerzen gezogen, die bei- spielsweise nach einer Amputation einer Extremität auftreten.

PD DR. DR. PEER W. KÄMMERER Leitender Oberarzt und stellv. Klinikdirektor;

Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen –

der Universitätsmedizin Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de

Foto: privat

PD DR. KARL M. LEHMANN Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde der Universitätsmedizin Mainz

karl.lehmann@unimedizin-mainz.de

Foto: privat

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I REVIEW I

Warum Sie diesen Beitrag lesen sollten?

Für den implantologischen Ersatz eines fehlenden oder nicht erhaltungswürdigen Zahns spielen besonders das Weichgewebe und die durch das

Weichgewebe bedingte Rot-Weiß-Ästhetik eine große Rolle. Darüber hinaus hat das Weichgewebe eine Relevanz für

den langfristigen Erhalt der periimplantären Gesundheit. Der vorliegende Artikel beschreibt die Bedeutung des periimplantären Weichgewebes für Funktion und

Ästhetik implantatgetragener Restaurationen und gibt einen Überblick über die Möglichkeiten der chirurgischen Weichgewebs -

augmentation.

PERIIMPLANTÄ RES WEICHGEWEBE

Bedeutung und Management für Funktion und Ästhetik

PD. Dr. Jonas Lorenz, Dr. Florian Rathe, Prof. Dr. Frank Schwarz, Prof. Dr. Dr. Shahram Ghanaati, Prof. Dr. Dr. Robert Sader

Hintergrund: Neben dem knöchernen Im- plantatlager kommt dem periimplantären Weichgewebe in der Ästhetik, aber auch der Funktion von implantologischen Res- taurationen eine besondere Bedeutung zu. Nach wie vor findet sich in der interna- tionalen Literatur kein Konsens über die Bedeutung des periimplantären Weichge- webes für die Gesundheit des periimplan- tären Gewebes. Ziel dieser Übersichtsar- beit ist es, die aktuelle Literatur hinsichtlich der Bedeutung des periimplantären Weichgewebes für Ästhetik und Funktion implantologischer Restaurationen zu be- leuchten und Beispiele zur chirurgischen Weichgewebsaugmentation zu geben.

Ergebnisse: Ein suffizientes Weichge- websmanagement scheint einen positiven Einfluss auf die Ästhetik von implantologi- schen Restaurationen besonders im Frontzahnbereich zu haben. Bei fortge- schrittenen resorptiven Vorgängen und fa- zialen Konturdefekten kann das Ergebnis besonders hinsichtlich der Rot-Weiß-Äs- thetik verbessert werden. Neue Metaana- lysen zeigen, dass sich durch Weichge- websverdickung das Vorhandensein von Bleeding on Probing reduzieren lässt und weniger Knochenresorption zu verzeich- nen ist. Hinsichtlich der chirurgischen

Techniken und Materialien stehen sowohl körpereigene Transplantate als auch viel- versprechende kollagenbasierte Biomate- rialien zur Verfügung.

Schlussfolgerungen: Das Weichge- websmanagement sollte frühzeitig in die Behandlungsplanung mit einbezogen werden, um biologische Komplikationen zu vermeiden und ein ästhetisch bestmög- liches Ergebnis zu erzielen.

Schlüsselwörter: Ästhetik; Weichgewe- be; Bindegewebstransplantat; Kollagen- matrix; keratinisierte Mukosa

Zitierweise: Lorenz J, Rathe F, Schwarz F, Ghanaati S, Sader R: Periimplantäres Weichgewebe. Bedeutung und Manage- ment für Funktion und Ästhetik. Z Zahn- ärztl Implantol 2020; 36: 16–22

DOI.org/10.3238/ZZI.2020.0016–0022

EINLEITUNG

Der Ersatz eines fehlenden oder nicht er- haltungswürdigen Zahns stellt im Allge- meinen eine Herausforderung an das ge- samte Behandlerteam dar, um nicht nur ein funktionell, sondern auch ein ästhe- tisch ansprechendes und zufriedenstel- lendes Ergebnis zu erzielen. Eine beson-

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dere Bedeutung hat dabei die proportiona- le und harmonische Abstimmung der be- teiligten Gewebe und Strukturen wie Kno- chenlager, Weichgewebe, Implantat und Suprakonstruktion.

Besonders im Oberkieferfrontzahnbe- reich kommt es nach Zahnverlust zu be- trächtlichen resorptiven Vorgängen, von denen besonders die ohnehin in der Regel sehr dünne bukkale Knochenlamelle be- troffen ist [1, 5]. Aus diesem Grund wurde in den vergangenen Jahren und Jahrzehn- ten ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt und die Regeneration des knöcher- nen Implan tatlagers gelegt, um eine all- seits knöcherne Verankerung des Implan- tats bei gleichzeitig optimaler protheti- scher Implantatposi tion zu erreichen. Die Möglichkeiten zum Erhalt bzw. zur Rege- neration des bukkalen Knochens reichen von Socket/Ridge Preservation [20] bis zur simultanen Guided Bone Regenerati- on (GBR) [6]. Ein suffizientes Knochenla- ger bildet das Fundament für das umge- bende Weichgewebe und somit für die langfristige Gesundheit des periimplantä- ren Gewebes [1].

Neben dem knöchernen Implantatlager kommt dem periimplantären Weichgewebe in der Ästhetik von implantologischen Res- taurationen eine besondere Bedeutung zu.

Erst ein harmonischer, girlandenförmiger Abschluss der marginalen Mukosa mit der Sukprakonstruktion des Implantats sowie die Ausbildung einer den Approximalraum ausfüllenden Papille stellen ein naturge- treues Ergebnis dar. Darüber hinaus bildet ein suffizienter Weichgewebsabschluss mit einem ausreichend breiten Band an ke- ratinisierter Mukosa eine Barriere für Plaque und orale Mikroorganismen. Im Ge- gensatz zur keratinisierten Mukosa stellt besonders eine mobile, nichtbefestigte und nichtkeratinisierte Mukosa einen Risikofak- tor für den Eintritt von Mikroorganismen und die dadurch bedingte Ausbildung einer Entzündungsreaktion dar [13].

WISSENSCHAFTLICHER HINTERGRUND

Die Bedeutung des periimplantären Weich- gewebes für die langfristige Implantatge- sundheit und das ästhetische Ergebnis im- plantatgetragener Restaurationen wurde in den vergangenen Jahren vielfach unter- sucht und diskutiert. So konstatiert bei-

spielsweise die Osteology-Consensus- Konferenz, dass durch Weichgewebsaug- mentationen eine Reduktion des Gingiva- und Plaque-Indexes erreicht werden kann.

Darüber hinaus zeigen Implantate nach Bindegewebstransplantation (BGT) einen signifikant geringeren marginalen Kno- chenabbau als Implantate ohne Weichge- websverdickung. Kein signifikanter Einfluss von Weichgewebsaugmentationen konnte auf Bleeding on Probing (BoP) und Sondie- rungstiefen nachgewiesen werden [8].

Zur Kompensation von Weichgewebs- defekten wird in der internationalen Literatur die autologe Bindegewebstransplantation (BGT) als Standardverfahren beschrieben.

Dabei wird das Bindegewebe in der Regel vom Gaumen oder aus der Tuberregion ge- wonnen und im Empfängerbereich submu- kosal platziert. Mithilfe der BGT scheint es möglich, die Weichgewebskontur, -dicke und den -verlauf zu verbessern [7, 9, 26, 30].In zwei randomisierten, kontrollierten Studien führte die BGT zu einer reduzierten Mukosarezession nach einem Jahr [19, 31].

Darüber hinaus zeigen Studien einen positi- ven Einfluss der Bindegewebstransplantati-

on auf den Erhalt der Weichgewebskontur.

Somit dient die BGT der Prävention einer Ausbildung eines Weichgewebsdefizits [24, 33].Jedoch findet sich in der Literatur auch Evidenz, die den therapeutischen Nutzen der Bindegewebstransplantation infrage stellt. So wurde beispielsweise in einer re- trospektiven Studie keine signifikante Stei- gerung des Weichgewebsvolumens nach Bindegewebstransplantation in einem Nachbeobachtungszeitraum von 5 Jahren nachgewiesen [3].

Als Alternative zur autologen Bindege- webstransplantation stehen zum Großteil

xenogene, aber auch vereinzelt allogene Ersatzmaterialien zur Verfügung. Die in Deutschland hauptsächlich eingesetzten xenogenen Ersatzmaterialien werden im Allgemeinen als Kollagenmatrizes be- zeichnet. Sie reduzieren die Belastung des Patienten, da keine Gewebeentnah- me und somit zweite OP-Stelle nötig ist [10, 21]. Darüber hinaus kann durch ihre Verwendung die Opera tionszeit reduziert werden. Diese dreidimensionalen Kolla- genmatrizes unterscheiden sich von den langjährig bekannten Kollagenmembra- nen in ihrem Aufbau, ihrer Struktur und ih- rem Einsatzgebiet. In der Literatur findet sich eine ausreichende Evidenz, dass mit- hilfe xenogener Kollagenmatrizes ver- gleichbare Ergebnisse wie mit autologer BGT erzielt werden können [16, 27, 32].

Auch finden sich Langzeituntersuchun- gen, die den positiven Einfluss des Einsat- zes einer Kollagenmatrix auf das ästheti- sche Ergebnis von implantatgetragenen Restaurationen beschreiben [17]. Hin- sichtlich des Vergleichs des autologen Bindegewebs transplantats mit xenogenen Kollagenmatrizes scheinen beide Verfah- ren in der Lage, ähnliche Ergebnisse zu erzielen [27]. Jedoch ist auch dazu kein Konsens in der internationalen Literatur zu finden [4].

Gegenstand vielfacher Untersuchun- gen in der internationalen Literatur ist ebenso die Rolle der keratinisierten Mu- kosa. Es stellt sich seit Jahren die Frage, ob eine bestimmte Breite an keratinisier- ter Mukosa nötig ist, um das periimplan- täre Gewebe langfristig gesund zu hal- ten. Auf der Basis einer Untersuchung von Lang und Löe an natürlichen Zähnen aus dem Jahr 1972 wurde eine „adäqua- te Breite“ der keratinisierten Mukosa von

2 mm definiert [12]. Da sich jedoch das periimplantäre Weichgewebe in der Ana- tomie deutlich von parodontalem Gewe- be unterscheidet, ist es fraglich, ob auch um Implantate 2 mm keratinisierte Muko- sa ausreichen oder überhaupt notwendig sind. Das Weichgewebe ist u.a. am Im- plantat lediglich durch hemidesmosoma- les Attachment befestigt. Die vorhande- ne Datenlage suggeriert jedoch, dass durch das Vorhandensein einer ausrei- chend dimensionierten Mukosa (> 2 mm) die Mundhygienemaßnahmen begünstigt werden [25].

Ein ausreichender Weichge- websabschluss mit einem breiten Band an keratinisier-

ter Mukosa ist als Barriere für Plaque und orale Mikro-

organismen wichtig.

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Die Breite der keratinisierten Mukosa kann durch autologe Transplantate (freies Schleimhauttransplantat) oder durch die Kombination allogener oder xenogener Transplantate mit apikalen Verschiebe- plastiken erhöht werden. Dabei gilt die Vestibulumplastik in Kombination mit ei- nem freien Schleimhauttransplantat, analog zur Weichgewebsverdickung durch Bindegewebstransplantation als Goldstandard. Jedoch finden sich auch bei dieser Indikation Biomaterialien in Form von Kollagenmatrizes als Alternative zur autologen Gewebetransplantation. In einer klinischen Studie, die beispielsweise die dreidimensionale Kollagenmatrix Mu- cograft (Geistlich Biomaterials, Wolhusen, Schweiz) bei Vestibulumplastik mit einem freien Schleimhauttransplantat vergleicht, zeigte sich eine nahezu vergleichbare pro- zentuale Schrumpfung der keratinisierten

Gingiva über einen Zeitraum von 90 Ta- gen (Kollagenmatrix: 32,98 %; freies Schleimhauttransplantat: 28,35 %) [22].

Zudem ergab der Vergleich der dreidimen- sionalen Kollagenmatrix mit dem freien Schleimhauttransplantat eine bessere An- passung der Kollagenmatrix an das umlie- gende Gewebe als beim Schleimhaut- transplantat, das deutlich vom umliegen- den Gewebe abzugrenzen war [23].

MÖGLICHKEITEN DER WEICH- GEWEBSAUGMENTATION

Weichgewebsverdickung

Die Weichgewebsverdickung zur Verbes- serung der Alveolarkammkontur oder bei dünnem Phänotyp wird im Wesentlichen durch Augmentation von autologem sub- epithelialem Bindegewebe oder mit xeno- genen Kollagenmatrizes durchgeführt. Für

beide Verfahren ist eine vergleichbare Empfängerbettpräparation nötig. Der we- sentliche Unterschied zwischen der autolo- gen BGT und der Verwendung einer Kolla- genmatrix besteht darin, dass bei der BGT eine Entnahme von körpereigenem Gewe- be nötig ist, die bei der Verwendung von Kollagenmatrizes vermieden werden kann.

Bezüglich des Zeitpunkts der Weich- gewebsverdickung stehen unterschied - liche Möglichkeiten zur Verfügung. Diese reichen von einer präimplantologischen Weichgewebsaugmentation bis hin zur Weichgewebsaugmentation bei Implan- tatfreilegung. Die wesentlichen chirurgi- schen Schritte sind dabei ähnlich.

Nach der Lokalanästhesie folgen ein im Oberkiefer leicht nach palatinal versetzter Kieferkammschnitt im Bereich des Implan- tats sowie marginale Entlastungen im Be- reich der Nachbarzähne. Bei der Weichge- Abb. 1: Klinische Situation nach Implantat -

insertion. Im Bereich der bukkalen Alveolar- fortsatzkontur zeigt sich nach simultaner Aug- mentation ein Restdefizit.

Abb. 2: Freilegung der Implantate in regio 21 und 22 und Platzierung des vom Gaumen ent- nommenen Bindegewebstransplantats in den präparierten subepithelialen Envelope

Abb. 3: Klinische Situation mit Wundver- schluss nach Implantatfreilegung und Schleimhautverdickung mit Bindegewebs - transplantat

Abb. 4: Darstellung der klinischen Situation mit einliegenden individuel- len Hybridabutments in regio 21 und 22 (Prothetik: Dr. Melanie Frank)

Abb. 5: Darstellung der klinischen Situation mit definitiver prothetischer Versorgung der Implantate in regio 21 und 22

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websaugmentation im Zuge der Implantat- freilegung erfolgt zunächst im krestalen Be- reich die Bildung eines Muko periostlappens zur Darstellung des Implantats. Am Über- gang des krestalen zum bukkalen Alveolar- fortsatz wird die Lappenpräparation in Form eines Spaltlappens nach bukkal fortgesetzt, um im bukkalen Anteil eine Deperiostierung zu vermeiden. Dies geschieht „scharf“, z.B.

durch Verwendung eines geeigneten Skal- pells. Durch die Präparation des Spaltlap- pens wird eine Tasche geschaffen, die der Aufnahme eines autologen Bindegeweb- stransplantats, aber auch einer Kollagen- matrix dient. Im Folgenden werden die Me- thoden der Weichgewebsverdickung mit autologem Bindegewebstransplant (a) und mit einer Kollagenmembran (b) dargestellt:

a) Autologer Bindegewebstransplanta- tion: Der Präparation der Empfängerre -

gion durch Bildung eines Spaltlappens und eines submukösen Envelopes folgt bei der Weichgewebsverdickung durch ein autolo- ges Bindegewebstransplantat die Binde- gewebsentnahme. Dies ist sowohl aus der Tuberregion als auch vom Gaumen mög- lich. Nach erfolgter Lokalanästhesie wird durch unterminierende Präparation ein entsprechend der Empfängerregion di- mensioniertes Bindegewebs transplantat entnommen. Dazu ist im Vergleich zur Ent- nahme eines freien Schleimhauttransplan- tats keine Entnahme von oberflächlicher, keratinisierter Mukosa nötig. Im Allgemei- nen ist auf die korrekte Entnahmelokalisa- tion, eine passende Dimensionierung so- wie den Verlauf wichtiger anatomischer Strukturen zu achten. Aufgrund der sub- epithelialen Entnahme des Bindegeweb- stransplantats ist ein primärer Wundver- schluss möglich.

Abbildungen 1–5 zeigen eine bukkale Weichgewebsverdickung durch ein auto- loges Bindegewebstransplantat an 2 Im- plantaten in regio 21 und 22 zum Zeitpunkt der Implantatfreilegung.

b) Xenogene Kollagenmatrizes: Der Ein- satz xenogener Kollagenmatrizes zur Ver- dickung des periimplantären Weichgewe- bes stellt einen vielversprechenden An- satz dar, um die Belastung des Patienten durch die Entnahme von Bindegewebe vom Gaumen oder an der Tuberregion zu reduzieren. Abbildungen 6–10 zeigen die bukkale Weichgewebsverdickung mit der volumenstabilen dreidimensionalen Kolla- genmatrix FibroGide (Geistlich Biomateri- als, Wolhusen, Schweiz) an einem Implan- tat in regio 12 zum Zeitpunkt der Implantat- freilegung zum Ausgleich eines bukkalen Konturdefekts.

Abb. 6: Ausgangssituation nach Implantation in regio 12. Es zeigt sich ein Defizit der hori- zontalen Alveolarfortsatzkontur.

Abb. 7: Darstellung nach Bildung eines Muko - periost-Volllappens im Bereich der Implantat- schulter (krestal) sowie Bildung eines Spaltlap- pens bukkal zur Aufnahme der Kollagenmatrix

Abb. 8: Einbringen der Kollagenmatrix nach vorangegangener Größenanpassung und Konturierung

Abb. 9: Spannungsfreier Wundverschluss um die eingebrachten Gingi- vaformer

Abb. 10: Wiederhergestellte Alveolarfortsatzkontur nach prothetischer Versorgung

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Das chirurgische Vorgehen im Bereich der Empfängerregion entspricht im We- sentlichen dem Vorgehen bei der autolo- gen Bindegewebstransplanta tion. Durch die Präparation des Spaltlappens wird ei- ne „Tasche“ für die Aufnahme der Kolla- genmatrix gebildet. Die Größe der Tasche sollte im Vergleich zur einzubringenden Kollagenmatrix etwas überdimensioniert präpariert werden. Im Anschluss erfolgen die Konturierung der Kollagenmatrix ent- sprechend dem Defekt und die Einbrin- gung in die zuvor gebildete Tasche. Zur Fi- xierung und Immobilisierung der Kollagen- matrix kann eine Matratzennaht nach pa- latinal erfolgen. Im Anschluss erfolgt der Wundverschluss durch eine Kombination aus Rückstichnähten und Einzelknöpfen.

Bei der Verwendung der Kollagenma- trix sollte auf einige wesentliche Material- eigenschaften geachtet werden. Die Kol- lagenmatrix ist ein elastisches, formstabi- les Biomaterial, das sich manuell kompri- mieren lässt, sich aber im Anschluss wie- der in seine ursprüngliche Form zurück-

stellt. Aus diesem Grund sollte vor dem Einbringen auf eine sorgfältige Größenan- passung und Konturierung der Matrix so- wie einen spannungsfreien Wundver- schluss geachtet werden.

Verbreiterung der keratinisierten Mukosa

Zur Verbreiterung der keratinisierten Mu- kosa werden verschiedene Techniken be- schrieben. Eine der am weitesten verbrei- teten ist die Vestibulumplastik in Verbin- dung mit einem freien Schleimhauttrans- plantat oder einer Kollagenmatrix. Dazu wird zunächst eine krestale Schnittführung im Bereich der befestigten keratinisierten Mukosa durchgeführt. Im Anschluss er- folgt die sorgfältige subepitheliale Spalt- lappenpräparation in Richtung apikal, um eine Deperiostierung oder Lappenperfora- tion zu vermeiden. Eine ausreichende api- kal gerichtete Präparation ist notwendig, um eine Apikalverschiebung der Mukosa zu erreichen. Im Anschluss erfolgt die Fi- xierung der Mukosa weitestmöglich apikal

durch Periostnähte. Die so geschaffene Distanz umschreibt die Breite an erzeugter befestigter periimplantärer Mukosa.

Für die Bedeckung der freien Wundflä- che stehen verschiedene Versorgungs- möglichkeiten zur Verfügung. Die freie Granulation geht mit einer beträchtlichen Schrumpfung einher. Alternativ ist eine Be- deckung der Wundfläche mit einem freien Schleimhauttransplantat, das in der Regel vom Gaumen entnommen wird, möglich.

Dadurch kann die Schrumpfung verringert und eine Keratinisierung herbeigeführt werden. Alternativ zur Entnahme eines freien Schleimhauttransplantats ist die Verwendung einer Kollagenmatrix mög- lich. Die weit verbreitete und umfangreich untersuchte xenogene Kollagenmatrix Mu- cograft (Geistlich Biomaterials, Wolhusen, Schweiz) weist z.B. eine zweilagige Struk- tur auf. Die kompakte Struktur gewährt Stabilität und ermöglicht eine offene Ein- heilung, wohingegen die schwammartige Struktur zur Stabilisierung und zum Ein- wachsen von Weichgewebezellen beiträgt.

Abb. 11: Die klinische Situation vor Implantatfreilegung zeigt ein insuffi- zientes Angebot an befestigter Gingiva.

Abb. 12: Nach erfolgter Spaltlappenpräparation wird die Mukosa apikal verschoben und am Periost fixiert.

Abb. 1−10: J. Lorenz; Abb. 11−14: J. Lorenz (Quelle aus [34])

Abb. 13: Die Kollagenmatrix wird auf das Implantatbett appliziert und mit dem Wundbett vernäht.

Abb. 14: Klinische Situation 3 Jahre nach Behandlung. Es zeigen sich stabile periimplantäre Weichgewebsverhältnisse mit einem konstant breiten Band befestigter Gingiva.

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DISKUSSION

In Folge eines Zahnverlusts kommt es durch physiologische Umbauvorgänge zu einer Knochenresorption, initial vornehm- lich im bukkalen Anteil, und zu einer Re- duktion der keratinisierten Mukosa. Dies führt dazu, dass bei einer nachfolgenden Implantatinsertion in diesem Bereich eine geringere Breite und Dicke keratinisierter Mukosa vorliegt als vor Verlust des Zahns [18]. Erschwerend für das periimplantäre Weichgewebe kommt hinzu, dass bei knö- chernen Augmentationen eine koronale Mobilisation des Weichgewebslappens er- forderlich ist und dadurch die Mukogingi- vallinie verschoben wird.

Hinsichtlich der Bedeutung des periim- plantären Weichgewebes konnte gezeigt werden, dass Patienten mit dicken Mor- photypen weniger Rezessionen am Im- plantat und mehr interdentale Weichge- websauffüllung (Papille) erfahren [11]. Da- rüber hinaus konnte gezeigt werden, dass die Verdickung periimplantären Weichge- webes sowohl mit Bindegewebstransplan- taten [30] als auch mit einer Kollagenma- trix möglich ist. Für beide Verfahren konn- te gezeigt werden, dass ehemals dünnes Gewebe, das verdickt wurde, signifikant weniger periimplantären Knochenabbau aufweist [14, 15].

Metaanalysen der internationalen Lite- ratur zeigen zum Teil widersprüchliche Aussagen über die Bedeutung des peri - implantären Weichgewebes. So konsta- tiert ein systematisches Review von Wennström und Derks, dass aufgrund der Heterogenität der zugrunde liegenden Studien keine statistische Analyse der Quelldaten vorgenommen werden konnte.

Zwar wirkte sich das Vorhandensein suffi- zienter keratinisierter Mukosa vorteilhaft auf Plaqueindizes aus, die Auswirkung auf Bleeding on Probing war jedoch wider- sprüchlich. Auch hinsichtlich der Ausbil- dung von Rezessionen und periimplantä- ren Knochenabbaus zeigte sich kein sta- tistisch signifikanter Einfluss des Vorhan- denseins keratinisierter Mukosa [29]. Hin- sichtlich des Effekts von Weichgewebs- augmentationen zeigten ein weiteres sys- tematisches Review und eine Metaanaly- se, dass sich die Verdickung von Weichge- webe positiv auf die Breite und Dicke der keratinisierten Mukosa und das Vorhan- densein von Bleed ing on Probing auswirkt

und weniger Knochenresorption zu ver- zeichnen ist [28].

FAZIT

Wenngleich sich in der Literatur zum Teil widersprüchliche Aussagen über die Be- deutung des periimplantären Weichgewe- bes und den Effekt der Weichgewebsaug- mentation finden, zeigt doch insbesondere die Literatur der jüngeren Vergangenheit, dass sich ein suffizientes Weichgewebs- management positiv auf die Ästhetik und die langfristige Stabilität des periimplantä- ren Gewebes auswirkt und der Entstehung einer periimplantären Mukositis und Peri- implantitis vorbeugen kann. Folglich sollte das Weichgewebsmanagement frühzeitig in die Behandlungsplanung miteinbezo- gen werden, um biologische Komplikatio- nen zu vermeiden und ein ästhetisch best- mögliches Ergebnis zu erzielen.

Interessenkonflikte: Die Autoren geben an, dass im Zusammenhang mit diesem Beitrag keine Interessenkonflikte beste- hen. Darüber hinaus geben die Autoren Folgendes an: PD Dr. Jonas Lorenz hat Honorare und Reisekostenübernahme für Vortragstätigkeiten der Fa. Geistlich (Bio- materialien), der Fachgesellschaften DGI und DGÄZ und des Berufsverbandes der Landeszahnärztekammer Hessen erhal- ten. Dr. Florian Rathe hat keine Interes- senkonflikte. Prof. Dr. Frank Schwarz ist ehrenamtlich im Osteology Board tätig.

Prof. Dr. Dr. Shahram Ghanaati hat keine Interessenkonflikte angegeben. Prof. Dr.

Dr. Robert Sader erhält Aufwandsent- schädigungen als DGÄZ-Präsident und hat Honorare für Vorträge von den Firmen Camlog, Mectron, Geistlich und Strau- mann erhalten.

PROF. DR. DR. SHAHRAM GHANAATI Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Ge- sichtschirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt

shahram.ghanaati@kgu.de

Foto: Polar Studio, Frankfurt

PD DR. JONAS LORENZ Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Ge- sichtschirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt

Jonas.Lorenz@kgu.de

Foto: privat

DR. FLORIAN RATHE Zahnärzte für Implantologie und Parodonto - logie PD Dr. Dr. Markus Schlee & Dr. Florian

Rathe, Forchheim ratheflorian@googlemail.com

Foto: privat

PROF. DR. DR. ROBERT SADER Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Ge- sichtschirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt

Robert.Sader@kgu.de

Foto: privat

PROF. DR. FRANK SCHWARZ Klinik für zahnärztliche Chirurgie und Implan-

tologie, Zahnärztliches Universitätsinstitut Carolinum, Universitätsklinikum Frankfurt

f.schwarz@med.uni-frankfurt.de

Foto: Ellen Barbara Reitz

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Literatur

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Referenzen

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