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Archiv "Onkologie: Es fehlt die Vision" (04.05.2012)

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zur Vorsorge und Früherkennung des kolorektalen Karzinoms aufge- nommen, obwohl bis dato keine RCT bezüglich der Mortalität exis- tieren. Die Koloskopie wurde von der Leitlinien-Kommission den- noch zur Vorsorge empfohlen, weil sie in einer Vielzahl von Studien die höchste Sensitivität und Spezifi- tät für kolorektale Neoplasien be- saß. Wenn alles nach den strengen Kriterien der Qualitätsinstitute ent- schieden würde, könnten bessere Früherkennungsmethoden (nach Spezifität und Sensitivität) erst nach 20 Jahren eingeführt werden.

Es gibt aber auch Surrogatparame- ter. Und diese müssten als Interims- lösung bis zur endgültigen Fertig- stellung der RCTs über die Mortali- tät auch anerkannt werden: In einer prospektiven Kohortenstudie bei- spielsweise wurde beschrieben, dass bei der Vorsorgekoloskopie KRK in früheren Stadien entdeckt wird und eine bessere Prognose hat als bei der Indikationskoloskopie.

Außerdem wurde in den ersten acht Jahren des deutschen Programms zur Früherkennung und Vorsorge die Anzahl der vermiedenen Karzi- nome und Frühkarzinome mit circa 150 000 angegeben. Die Vorsorge- Koloskopie war in einer anderen Studie sogar kosteneffizient.

Es besteht also sehr wohl eine gute Evidenz, dass zumindest die Darm- krebsfrüherkennung einen großen Nutzen in Deutschland hat.

Literatur beim Verfasser

Prof. Dr. med. Andreas Sieg, 69115 Heidelberg

Es fehlt die Vision

In seinem pointierten Artikel zieht Prof. Weißbach ein kritisches Resü- mee der Onkologie in Deutschland.

Was fehlt (und wohl bereits 2000 fehlte) ist die Vision des eigenen Handelns. Nur mit ihr können dau- erhaft Brücken zwischen den ver- schiedenen Institutionen und Fach- gesellschaften geschlagen und Lö- sungen erarbeitet werden. Eine Vi- sion, aufgrund derer Menschen und ihre verschiedenen Institutionen er- kennen, dass sie gleiche Ziele ha- ben, wird auch schwierige Diskus- sionen in eine konstruktive Rich-

tung lenken . . . ►

Deutsches Ärzteblatt

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Heft 18

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4. Mai 2012 A 929

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A 930 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 18

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4. Mai 2012 Die Kritik an Partikularinteressen

der Fachverbände und der Ausrich- tung an ökonomischen Anreizen übersieht, dass seit Jahren trotz al- lem Streit an dem Ziel einer hoch- qualitativen flächendeckenden Be- handlung gearbeitet wird. Zwar sind wir meist noch auf der Ebene der Strukturqualität. Die Entwick- lung in Richtung Prozess- und Er- gebnisqualität ist jedoch vorge- zeichnet.

Die berufspolitische Auseinander- setzung ist der Preis für ein pluralis- tisches System, das auf der anderen Seite den bestmöglichen Schutz vor der Durchsetzung von Partikularin- teressen bietet. Wünschenswert sind Führungspersönlichkeiten in den (Fach-) Gesellschaften, die die je- weiligen Interessen einer Gesamt- sicht unterordnen können.

Der Hinweis, dass moderne (indivi- dualisierte) Therapien teuer sind, lässt die Frage, ob es eine echte Al- ternative gibt, unbeantwortet. Pa- tienten Therapien auszusetzen, von denen sie nicht profitieren, ist je- doch unethisch. Wesentlich wichti- ger wäre es jedoch tatsächlich, das Individuum und einen genetischen Fingerabdruck in den Fokus zu stel- len. Die ärztliche Aufgabe besteht nicht nur im Erreichen der Gesund- heit nach WHO-Definition (absolu- tes körperliches, seelisches, geistiges und soziales Wohlbefinden), sondern gerade in der Onkologie in der ärzt- lichen Begleitung des Kranken.

Dr. Jutta Hübner, Leiterin Arbeitsgruppe Inte grative Onkologie, Dr. Senckenbergisches Chrono - medizinisches Institut, Johann-Wolfgang-Goethe- Universität, 60590 Frankfurt

Teil 2 des Onkologiekomplexes – Bio- marker: „Vernetzt forschen , individuell therapieren“ von Nicola Siegmund- Schultze

Versuch und Irrtum

Die Förderung vernetzter Wissen- schaft und Forschung zur individua- lisierten Tumortherapie aus öffentli- chen Geldern ist essenziell und kann nicht hoch genug eingestuft werden. Insofern danke ich aus- drücklich für die Unterstützung zum Aufbau der Bio-/Tumorbank des Standortes Essen im Rahmen

des Nationalen Genomforschungs- netzwerkes NGFN von 2001 bis 2003 durch das BMBF.

Im Rahmen des „NGFN-Zentral- projektes: Tumorbank“ haben wir Verfahrensrichtlinien definiert, die eine standardisierte Entnahme, As- servierung und Aufbereitung des zur genetischen Analyse entnom- menen Gewebes gewährleisten. Die Zeit (ermittelt in Minuten und Se- kunden) von der Gewebeentnahme bis zur Kryokonservierung ist von entscheidender Bedeutung. Die als Basis einer Krebsgenomanalyse dienende RNA unterliegt zeitabhän- gig signifikanten Unterschieden in Qualität und Quantität. Vergleichbar sind die Voraussetzungen an das Gewebe für eine spätere molekular- biologische Diagnostik. Zudem sollte Tumorgewebe von begleiten- dem nicht malignem Gewebe zum Beispiel durch Lasermikrodissek - tion separiert werden.

Die vom Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg angestrebte retrospektive Aufarbei- tung der bereits vorhandenen Tu- morproben im Hinblick auf Genom- wie Proteomanalysen sollte den ge- nannten Qualitätsanforderungen ge- nügen. Ansonsten bleibt es bei dem zeitaufwendigen und teuren Prinzip von Versuch und Irrtum.

Literatur beim Verfasser

Prof. Dr. Thomas Otto, Chefarzt der Urologischen Klinik, Städtische Kliniken Neuss, 41464 Neuss

Teil 3 des Onkologiekomplexes – Kom- plementäre Medizin: „Sinnvoll beraten, nicht abwehren“ von Vera Zylka-Men- horn

Reelle Chance verbaut

. . . Die SELECT-Studie (Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial) wurde aufgrund eines nicht nachweisbaren protektiven Effekts auf die Prostatakarzinominzidenz insgesamt und eines nicht signifi- kanten Anstiegs der Inzidenz von Diabetes mellitus Typ 2 im alleini- gen Selenarm abgebrochen.

Erstens, im Rahmen dieser Studie mit Probanden aus den USA, Kana- da und Puerto Rico wurde Selen nicht in Anpassung an den Selen-

blutspiegel gegeben. Die Ausgangs- werte (Serum) lagen bereits vor Supplementierung im Durchschnitt bei 135 μg/l, bei Studienabbruch zum Teil bei 275 μg/l. Zum Ver- gleich: In Deutschland liegt der Se- lenspiegel im Serum durchschnitt- lich bei 60 bis 100 μg/l . . . Mittlerweile sieht die wissenschaft- liche Datenlage so aus, dass man erst bei Selenwerten im Serum zwi- schen 110 und 130 μg/l von einem Optimum für die selenabhängigen Proteine im Intermediärstoffwech- sel ausgeht. Ab Werten >150 μg/l zeigt sich ein gering erhöhtes Risi- ko für kardiovaskuläre Erkrankun- gen und auch Krebs, wobei dieses nicht für kolorektale Tumoren und Prostatakrebs gilt. In der aktuellen Follow-up-Publikation der SELECT- Studie aus 2011 zeigt sich nur im alleinigen Vitamin-E-Arm eine er- höhte Prostatakarzinominzidenz.

Zweitens, im Rahmen der SELECT- Studie wurde gereinigtes Seleno- methionin verwendet, was im Kör- per wie normales Schwefelmethio- nin bei der Proteinbiosynthese ver- stoffwechselt wird und sich somit bis zur Toxizität anreichern kann.

Es steht den Selenoenzymen nicht unmittelbar sofort zur Verfügung.

Der Einsatz von Selenhefe . . . wäre besser gewesen, um eine direkte Vergleichbarkeit der Studien zu er- lauben (Selenhefe) beziehungswei- se selektiv die Synthese der biolo- gisch aktiven Selenoproteine zu be- einflussen (Selenit).

Das Fazit für Deutschland: Man sollte eine Langzeitanwendung von Selen immer unter laufenden Kon- trollen des Selenspiegels im Serum durchführen, um einen erwiesener- maßen optimalen Selenstatus zwi- schen 110 und 130 μg/l zu errei- chen und zu erhalten. Wenn man die Schlussfolgerungen der SELECT -Studie, die für die Nord - amerikaner gelten, ungefiltert auf Deutschland überträgt, verbaut man den Menschen eine reelle Chance bezüglich des Seleneinsatzes in der Onkologie sowohl für die Krebsprä- vention als auch für den Einsatz während der Chemo- und Strahlen- therapie.

Dr. med. Ralph Mücke, Strahlentherapeutische Klinik, Klinikum Lippe GmbH, 32657 Lemgo

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