A 224 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 5|
3. Februar 2012PHYSIOTHERAPIE
Dokumentation standardisieren
Über die Entwicklung eines elek- tronischen Dokumentationsstan- dards für den physiotherapeuti- schen Abschlussbericht (ePhysio- therapiebericht), ähnlich wie er für den elektronischen Pflegebericht bereits entwickelt wurde, berichtete Daniel Flemming von der Fach- hochschule Osnabrück bei der Jah- restagung der Deutschen Gesell- schaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Mainz. Laut Flemming werden jährlich circa 27 Millionen physio- therapeutische Verordnungen in Deutschland ausgestellt. Die Heil- mittelverordnung erfolgt durch den Arzt, wird an den Therapeuten wei- tergegeben, der nach der Heilmittel-
richtlinie ein Feedback in Form ei- nes Therapieberichts geben muss.
Die Form dieses Abschlussberichts sei bislang nicht vorgegeben. Auch gebe es keine breite Wissensbasis zu elektronischen Standarddokumenten in der Physiotherapie, erläuterte Flemming. Ein standardisierter ePhysiotherapiebericht könnte künf- tig die Kontinuität der Versorgung sicherstellen und eine vernetzte Ver- sorgung unterstützen.
Anhand von Dokumentenanaly- se, Literaturrecherche und Exper- teninterviews wurde ein Grobmo- dell eines standardisierten Berichts auf Basis von CDA/HL7 Version 3 (Clinical Document Architecture/
Health Level 7) erstellt. Das Modell
umfasst laut Flemming medizini- sche Informationen wie die Diagno- se der Heilmittelverordnung, den Physiotherapieprozess, unter ande- rem mit Eingangsbefund, Interven- tion und Behandlungszielen, sowie den Abschlussbefund mit der pro - gnostischen Einschätzung.
Der elektronische Physiotherapie- bericht sei ein realistisches Anwen- dungsszenario, das vor dem Hinter- grund des geplanten elektronischen Beruferegisters für Gesundheitsbe- rufe und der Ausgabe von elektroni- schen Heilberufsausweisen an Be- deutung gewinnen könne, erklärte Flemming. Das im Rahmen einer Masterarbeit erstellte Konzept wird derzeit mit den beteiligten Berufs- verbänden diskutiert, um einen mög- lichst breiten Konsens über den ePhysiotherapiebericht zu erzielen.
Informationen per E-Mail: d.flem ming@hs-osnabrueck.de. KBr
SMARTPHONE-APP
Wie fit bin ich?
Ein Health Score zwischen 1 und 1 000 soll künftig Auskunft darüber geben, wie fit und gesund jemand ist. Je höher die Zahl, desto besser dabei die Gesundheit. Das Testver- fahren ist eine gemeinsame Ent- wicklung von dem Schweizer Un- ternehmen Quentiq, der Deutschen Telekom sowie Wissenschaftlern des Universitätsspitals Zürich und des Massachusetts Institute of Technology in Boston.
Über eine kostenfreie App, ein Smartphone und andere vernetzte Geräte, wie etwa eine Digitalwaage oder ein Blutdruckmessgerät, zeich- nen die Anwender ihr Ernährungs- verhalten, Stresssituationen, Schlaf- phasen oder sportliche Aktivitäten auf. Die Fitness-App bietet bei- spielsweise eine Auswahl von Sport- arten an und errechnet anhand ge- messener Dauer und Strecke in Echtzeit, wie intensiv die Aktivität gewesen ist. Wer dabei zusätzlich ei- nen kompatiblen Pulsfrequenzmes- ser trägt, kann seine Werte dadurch noch ergänzen. Die Apps sollen für
Mobile Geräte zur Gesundheitskontrolle (Medi sana), die die Telekom anbietet
mehrere Smartphone-Betriebssyste- me zur Verfügung gestellt werden.
Die jeweils gemessenen Werte laden die Nutzer auf www.quentiq.
com hoch. Das System wertet die Daten aus und fügt sie dem persön- lichen Profil hinzu. Aus allen Daten errechnet das System den Health Score. Dieser stellt jedoch keine statische Größe dar: Sind die Nut- zer aktiv und treiben Sport, steigt der Wert, ansonsten fällt er.
Die Quentiq-Software berechnet den Wert auf einer Vergleichsbasis, die nach Angaben des Unterneh- mens einen Umfang von rechnerisch 70 Millionen Jahren klinisch ermit- telter Daten hat. Sie berücksichtigt neben Vitaldaten wie Alter, Körper- größe, Geschlecht, Gewicht oder Blutdruck auch die Lebensweise des
Anwenders (Tabak- und Alkohol- konsum), seine sportlichen Aktivitä- ten sowie eine Selbsteinschätzung.
Da es sich hier um sensible Angaben handelt, werden sämtliche Daten si- cher und verschlüsselt übertragen und gespeichert.
Um auf spielerische Weise eine gesunde Lebensweise zu fördern, sind auch soziale Einsatzmöglich- keiten integriert. So können die Mitglieder beispielsweise Freunde aus sozialen Netzwerken auf die Seite einladen, sich mit Freunden vergleichen oder sie zu Wettbewer- ben herausfordern. Grundsätzlich entscheiden die Nutzer dabei selbst, wer ihre Daten einsehen darf. Für das Erreichen besonders guter Wer- te sollen die Nutzer künftig auch Preise gewinnen können. EB
Foto: Deutsche Telekom