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Nacherwärmung bei der Silage- entnahme vermeiden – aber wie?

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Nacherwärmung bei der Silage- entnahme vermeiden – aber wie?

Mit Siliermitteln oder längerer Silierdauer das Problem reduzieren

Im Rahmen der XVIII International Silage Conference 2018 in Bonn wurden verschiedene Aspekte zur Maiskonservierung präsentiert. Mit der Klimaerwärmung steigen auch die Anforderungen an die Futterkonservierung. Neue Siliermittel bzw. Milchsäurebakterienstämme können helfen, die aerobe Stabilität der Silagen zu verbessern. Einige Aspekte werden im vorliegenden Artikel vorgestellt.

Ueli Wyss, CH-Posieux

D

ie Nacherwärmungen stellen bei der Entnahme der Silagen in der Praxis oft ein Problem dar. Wie verhalten sich die verschiedenen Mikroorganismen bei hö- heren Temperaturen? Ist das Risiko von Nacherwärmungen bei der Sommersilage- fütterung erhöht? Im Zuge einer Klimaver- änderung sollten die verschiedenen Silier- mittel deshalb auch bei höheren Tempera- turen (30 bis 40 °Celsius) geprüft werden (Wilkinson und Muck 2018).

Nacherwärmungen

Auf Milchviehbetrieben in Brasilien und Italien untersuchten Gervasio et al. (2018), inwieweit der pH-Wert in den Silagen als Indikator für die Nacherwärmungen ge- nutzt werden kann. Dazu wurden nach dem Öffnen der Silos Referenzproben gezogen und die Werte mit Werten in später gezo- genen Proben verglichen. Obwohl teilwei- se noch kein Schimmelbefall festgestellt werden konnte, zeigte sich, dass eine Erhö- hung des pH-Wertes um 0,25 Einheiten auf eine Nacherwärmung hindeutete.

Die Silierdauer hatte einen großen Ein- fluss auf das Risiko von Nacherwärmun- gen. In Untersuchungen von Hünting et al. (2018), wo Silos nach zwei und sieben Wochen geöffnet wurden, war der Hefe- keimbesatz nach der längeren Lagerdau- er niedriger. Dadurch verbesserte sich die aerobe Stabilität nach dem Öffnen von 7,3 auf 10,0 Tage.

Die Verfütterung der Maissilagen aus Hochsilos direkt nach dem Einsilieren im Vergleich zu Silos, die erst nach einer La- gerdauer von zwei Monaten geöffnet wur- den, führte zu einem hohen Hefen- und Schimmelpilzbefall und kann nicht emp- fohlen werden (Wyss 2018). Zudem besa- ßen die länger gelagerten Silagen im Ver-

gleich zu den direkt entnommenen Silagen eine bessere aerobe Stabilität.

Nacherwärmte Maissilagen wiesen nach zwei bis sechs Tagen nach der Entnahme einen höheren pH-Wert und Hefenkeimbe- satz im Vergleich zum Entnahmetag auf.

Dadurch wurden diese Silagen von Ziegen schlechter gefressen (Brüning et al. 2018).

Durch den Einsatz von chemischen Silier- mitteln konnten die Nacherwärmungen vermindert und der negative Effekt auf die Futteraufnahme verhindert werden.

Siliermittel

Im Zeitraum von 1979 bis 1996 wurden in Europa mehrere nationale Zulassungs- systeme für Silierzusätze eingeführt (Pau- ly und Wyss 2018). Heute sind nur noch zwei Zulassungsschemata in Kraft: die EU- Zulassung von den einzelnen Wirkstoffen (obligatorisch) und das deutsche DLG-Zu- lassungsschema (DLG-Gütezeichen) für die Siliermittel (freiwillig), wie sie dann auch eingesetzt werden. Da die EU-Zulassung für alle Wirkstoffe obligatorisch ist und die meisten Siliermittel aus mehr als ei- nem Wirkstoff bestehen, bietet sie Bera- tern oder Landwirten keine unmittelba- re Hilfe bei der Auswahl eines geeigneten Produktes.

Das DLG-Zulassungsschema verfolgt ei- nen stärker verbraucherorientierten An- satz und kann vollständige Produkte unter einer Vielzahl von Bedingungen testen, die als „Aktionskategorien“ bezeichnet wer- den. Es gibt 6 verschiedene Kategorien.

Die beiden wichtigsten sind die Wirksam- keit im Hinblick auf die Verbesserung des Gärverlaufes und zur Verbesserung der ae- roben Stabilität. Im Jahr 2018 hatten ins- gesamt 59 Produkte ein DLG-Gütezeichen.

Davon 29 Produkte zur Verbesserung des

Gärverlaufes und 33 Produkte zur Verbes- serung der aeroben Stabilität. Es gibt ein- zelne Produkte, die für beide Kategorien wirksam sind. Auf der DLG-Website (http://

www.dlg.org/siliermittel.html) sind die Produkte gelistet. Diese Webliste ist die einzige Quelle für produktneutrale Infor- mationen über Silierzusätze im deutsch- sprachigen Raum.

Neue Stämme

Mit dem Bakterienstamm Lactobacil- lus buchneri ist ein Milchsäurebakterien-

Das Problem Nacherwärmungen spielt bei den Maissilagen nach wie vor eine große Rolle. Foto: Landpixel

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Impfzusatz auf dem Markt, der beim Mais zur Verbesserung der aeroben Stabili- tät eingesetzt werden kann. Doch dieser Stamm ist nur gut wirksam, wenn das Silo mindestens 6 bis 8 Wochen geschlossen bleibt (Thaysen und Kramer 2018). Wird das Silo früher geöffnet, ist noch nicht ge- nügend Essigsäure gebildet worden, um die Hefen wirksam unterdrücken und das Risiko von Nacherwärmungen reduzieren zu können.

Der Stamm Lactobacillus diolivorans ist in der Lage, relativ früh nach dem Einsi-

lieren Propanol und 1,2-Propandiol zu pro- duzieren und dadurch die aerobe Stabilität der Silagen zu verbessern (Thaysen und Kramer 2018). Die untersuchten Silagen zeigten nach 14, 28, 49 und 90 Tagen Si- lierdauer eine bessere aerobe Stabilität im Vergleich zur Negativkontrolle ohne Zuga- be von L. diolivorans (Abbildung).

Die Untersuchungen von Borreani et al.

(2018) sowie Szucs et al. (2018) zeigten, dass auch mit dem Stamm Lactobacillus hilgardii, der mit dem Stamm Lactobacil- lus buchneri in Kombination in Anwendung

kam, die aerobe Stabilität der Maissilagen bereits nach einer Silierdauer von 15 Ta- gen verbessert werden konnte.

Ausblick

Verschiedene Autoren haben auf der Konferenz Ausblicke gegeben, wie die Konservierung von Mais in Zukunft aus- sehen könnte. Wilkinson und Muck (2018) zeigten in ihrem Vortrag auf, dass in Zu- kunft die Maisfelder vor der Ernte mit Drohnen überflogen werden könnten, um die Erträge und Gehalte zu schätzen. Da- durch könnte der Zeitpunkt der Ernte bes- ser geplant werden. Nach Davies et al.

(2018) sollte in Zukunft mit speziellen Ge- räten die Verdichtung des Futters während des Walzens laufend bestimmt werden.

Damit könnte die Walzarbeit optimal ge- staltet und dadurch das Risiko von Nacher- wärmungen bei der Entnahme vermindert werden. Mit Wärmebild-Kameras könnten außerdem die Fahrsilos während der Ent- nahme überwacht werden, um Nacherwär- mungen frühzeitig erkennen zu können (Davies et al. 2018).

Fazit

Im Rahmen der internationalen Silage- konferenz in Bonn wurden verschieden Ar- beiten zur Maiskonservierung vorgestellt.

Das Problem Nacherwärmungen spielt bei den Maissilagen nach wie vor eine große Rolle. Das Auftreten von Nacherwärmun- gen kann entweder durch eine längere Si- lierdauer oder durch den Einsatz von Si- liermitteln reduziert werden. In Zukunft sollen mit neuen Techniken zur Überprü- fung der Verdichtung oder mit Wärmebild- kameras verschiedene Probleme frühzeitig erkannt werden können. <<

Eine Literaturliste kann beim Autor nach- gefragt werden.

Abbildung: Einfluss der Lagerdauer und des Einsatzes von Lactobacillus diolivorans bei Grassilagen mit 28 % TS

14 28

Lagerdauer, Tage

49 90

ohne Zusatz mit L. diolivorans

2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0

aerobe Stabilität, Tage

0,0

Ueli Wyss Agroscope

Forschungsgruppe Wiederkäuer CH-1725 Posieux

Telefon: 0041 584667214 ueli.wyss@agroscope.admin.ch Das Problem Nacherwärmungen spielt bei den Maissilagen nach wie vor eine große Rolle. Foto: Landpixel

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