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Archiv "Pneumobil zieht Bilanz" (26.12.1988)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Beraterkreis

„Früherkennung"

startet Aktivitäten

Nach einem „Beteiligungs- hoch" Ende der siebziger Jahre neh- men heute immer weniger Versi- cherte das gesetzliche Krebs-Früher- kennungsprogramm in Anspruch.

Die Inanspruchnahmefrequenz hat sich in den letzten Jahren bei den Frauen mit 30 Prozent und bei den Männern mit 11 Prozent stabilisiert.

Krankheitsfrüherkennung wird mit- hin in ihrem Wert unterschätzt; tat- sächlich trägt sie aber dazu bei, Mor- bidität und Mortalität zu verringern und die Lebensqualität der Patien- ten zu steigern. Deshalb müssen alle für die Gesundheitssicherung Ver- antwortlichen nach neuen Wegen suchen, um den Früherkennungsge- danken in die Bevölkerung — und insbesondere auch in die Ärzteschaft

— so hineinzutragen, daß die sekun- däre Prävention zunehmend akzep- tiert wird.

Diese Forderungen sind auch vom 91. Ärzetag 1988 in Frankfurt aufgegriffen worden; er plädierte für:

> Die Verbesserung präventiv ausgerichteter Fortbildungsangebo- te für die Ärzte;

> die Einführung eines primär- und sekundärpräventiven Gesund- heits-Check-ups mit standardisierter Dokumentation und kontinuier- licher epidemiologischer Auswer- tung;

> die Verankerung der Ge- sundheitsberatung als präventive kassenärztliche Leistung in der ge- setzlichen Krankenversicherung;

> die Schaffung eines obligato- rischen Gesundheitsunterrichts in den Schulen.

Der Ärztetag 1988 forderte alle Ärzte auf, sich verstärkt im Bereich der Gesundheitserziehung durch Vorträge in Volkshochschulen, Ver- einen und bei anderen Gelegen- heiten einzusetzen. Solche Aktivitä- ten verstoßen nicht gegen das Wer- beverbot.

Bereits vor zwei Jahren haben sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft

darauf verständigt, das Jahr 1989 zum „Europäischen Informations- jahr gegen den Krebs" zu deklarie- ren. In allen Ländern der Europä- ischen Gemeinschaft finden „kon- zertierte Aktionen" zur Unterrich- tung der Bevölkerung sowie der Ak- tiven im Gesundheitswesen statt.

Ein wichtiges Produkt dieser ge- meinsamen Bemühungen ist der eu- ropäische Kodex gegen den Krebs, dessen zehn Forderungen zur Zeit in zahllosen Kampagnen europaweit propagiert werden.

Die Notwendigkeit, die Früher- kennungsuntersuchungen zu stei- gern, und die europäischen Bemü- hungen haben den Vorstand des Zentralinstituts für die kassenärzt- liche Versorgung (ZI) veranlaßt, ei- nen Beraterkreis „Krankheits-Früh- erkennung im Erwachsenenalter"

zu berufen Ihm gehören Vertreter von Berufsverbänden an (praktische Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedi- zin, Frauenärzte, Hautärzte, Chirur- gen, Internisten und Urologen).

Aufgabe dieses Kreises ist es, den Kolleginnen und Kollegen den Prä- ventionsauftrag auch unter Hinweis auf die Berufsordnung zu verdeut- lichen. Informationsbroschüren ha- ben bisher nichts gebracht. Weder wurden die Ärzte animiert, die Pa- tienten stärker aufzuklären, noch wurde die Bevölkerung überzeugt, die Früherkennungsuntersuchungen im Rahmen der Krankenversiche- rung umfassend zu nutzen.

Die Analyse der Abrechnungs- frequenzen von Krebs-Früherken- nungsleistungen bei verschiedenen Gebietsarztgruppen verdeutlicht ein großes Steigerungspotential bei manchen dieser Gruppen. Die ärzt- lichen Berufsverbände wollen über ihre Mitglieder mithelfen, Steige- rungen der Teilnahme bei der Be- völkerung zu erreichen.

Im Beraterkreis werden Einla- dungsmodelle erörtert. Es ist zu prü- fen, ob es möglich ist, daß die Be- rufsverbände die Versicherten in ei- ner überschaubaren Zielgruppe di- rekt ansprechen können. Es soll ge- klärt werden, ob dies telefonisch, brieflich, mit Rückantwort oder mit Werbemitteln geschehen kann.

Die positiven Erfahrungen mit dem „Einladungsmodell" im Be-

reich der Kassenärztlichen Vereini- gung Koblenz zum Kinder-Früher- kennungsprogramm lassen auf eine günstige Beeinflussung der Früher- kennungsuntersuchungs-Frequen- zen auch bei den Erwachsenen hof- fen.

Unter Hinzuziehung von Exper- ten der wissenschaftlichen Gesell- schaften wird sich der Beraterkreis des ZI auch wissenschaftlichen Fra- gen widmen. Er ist damit auch An- laufstelle für alle Kolleginnen und Kollegen in Praxis oder Klinik, die Unterstützung oder Gesprächspart- ner für ihre wissenschaftlichen oder publizistischen Fragen benötigen.

Dr. med. Burkard Berghof, Dr. med. Günter Flatten, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41

Pneumobil zieht Bilanz

Bronchitis verursacht einen geschätzten volkswirtschaftlichen Schaden von 20 Milliarden DM pro Jahr. Inzwischen leiden etwa drei Millionen Bundesbürger an dieser Krankheit, und 13 000 Menschen sterben jährlich an den Folgen die- ser Erkrankung. Die Kosten bela- sten nicht nur die Krankenversicher- ten durch steigende Beiträge, son- dern auch die Rentenversicherun- gen, da bronchopulmunale Erkran- kungen sehr häufig die Ursache der Frühinvalidität sind.

Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der „Arbeitsgruppe Pneumobil" aufschlußreich. Seit 1986 war das Pneumobil im Einsatz:

Ein Bus, ausgestattet mit drei Spiro- metern (Atemvolumen-Meßgeräte), und ein zweites Fahrzeug mit einem Ganzkörperpletysmograph. In der Versuchszeit wurden rund 70 000 Menschen untersucht. Beteiligt wa- ren interessierte Institutionen und Unternehmen: Bad Reichenhaller Forschungsanstalt für Atemwegser- krankungen, Boehringer Ingelheim KG — Atemwegsforschung, Gesell- schaft für Umwelt — Gesundheit und Kommunikation e. V., Köln, Insti- tut für Naturwissenschaften und ihre Dt. Ärztebl. 85, Heft 51/52, 26. Dezember 1988 (17) A-3649

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Auffällige Befunde - Abhängigkeit vom Lebensalter

Prozentualer Anteil

- 1 1 1 1 1 1

bis 20 21 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 61 - 70 älter Altersgruppen

Der Anteil der Personen mit eingeschränkter Lungenfunktion beträgt im Durchschnitt 12,5 Prozent. Die auffälligen Befunde erhöhen sich mit dem Alter. Liegt der Anteil bei den bis 20jährigen noch bei 2,5 Prozent, beträgt er bei den über 70jährigen das 10fache.

Didaktik-Abteilung Biologie der Universität Köln, Vitalograph Lun- genfunktionsmeßgeräte Bucking- ham—Hamburg sowie die Innungs- krankenkassen.

Das Interesse der Innungskran- kenkassen bestand darin, besonders gefährdete Berufsgruppen zu erfas- sen: Bäcker, Schreiner, Zahntechni- ker, Bergleute, Landwirte, Lackie- rer. Die Ergebnisse dieses zwei Jah- re dauernden Projektes wurden am 28. November 1988 in Bonn vorge- legt: Insgesamt waren 12,5 Prozent (8750) der Probanden auffällig, da- von waren 6,9 Prozent (4830) schon in ärztlicher Behandlung, und 5,6 Prozent (3920) erfuhren erstmals durch die Pneumobil-Aktion von ih- rer Erkrankung.

Eine positive Korrelation zur Erkrankungshäufigkeit zeigte sich bei den Variablen: Alter, umweltbe- zogene Determinanten (Staub, Lö- sungsmittel) und Rauchen. Diese Untersuchungsergebnisse sind nicht unbekannt Worin liegt also der Wert der Pneumobil-Aktion? Sie stellt eine Reaktion auf die wachsen- de Zahl von Atemwegserkrankun- gen dar. Die vermutete Dunkelziffer von Patienten mit bereits manifester Erkrankung konnte bestätigt wer- den. Frühformen konnten sicher er- faßt und die positive Korrelation von Umgebungsfaktoren Staub, Lö- sungsmittel) und die negativen Ein- flüsse des Rauchens erneut bestätigt werden.

Die Raucher, aber auch die Ex- Raucher wiesen erwartungsgemäß durchschnittlich eine geringere Lun- genfunktion auf als die Nicht-Rau- cher. Sport, so Prof. D. Nolte (Bad Reichenhall), sei eine geeignete Maßnahme, die Leistungsfähigkeit der Lunge zu steigern, denn 80 Pro- zent der Probanden mit pathologi-

Gegenüber dem Vorjahr haben rund 25 Prozent mehr Besucher am Zentralkongreß für Medizinische Assistenzberufe (ZMA) in Augs- burg teilgenommen; insgesamt wa- ren es diesmal 959. Die Steigerung dürfte ein wichtiges Indiz dafür sein, daß die Einsicht, wie notwendig per- manente Fortbildung ist, auch bei den Assistenz- und Komplementär- berufen wächst.

Der ZMA wurde von der Bun- desärztekammer jetzt zum 17. Male veranstaltet. Von Beginn an war er auf Interdisziplinarität ausgelegt, das heißt: alle Veranstaltungen sind für alle Teilnehmer zugänglich. Be- teiligt an der Planung und Durchfüh- rung werden von der Bundesärzte- kammer folgende Verbände: Be- rufsverband der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelferinnen, Deutscher Verband Technischer Assistenten in der Medizin, Deutscher Verband für Physiotherapie — Zentralverband

schem Befund betrieben keinerlei Sport. Prof. W. T. Ulmer (Bochum) wies in diesem Zusammenhang auf den Wert der Früherkennung von Atemwegserkrankungen für den weiteren Verlauf des Krankheitsbil- des hin. Durch schnell und leicht zu handhabende Diagnostikmethoden wie zum Beispiel die Spirometrie (Lungenfunktionsprüfung) und kon- sequente Therapie habe sich die Le- benserwartung eines Patienten mit obstruktiver Emphysembronchitis gegenüber den 50er Jahren um 14 Jahre erhöht.

Alle Referenten waren sich dar- über einig: Die Spirometrie müsse stärker in die Praxisroutine inte- griert werden, damit Bronchitis-Er krankte rechtzeitig behandelt wer- den können. Trotz der kontroversen Diskussion um das kürzlich verab- schiedete GRG war man sich zumin- dest in einem Punkt mit Dr. Norbert Blüm einig: „Medizinischer Fort- schritt muß ( . . . ) bedeuten, daß die Menschen länger gesund bleiben und, wenn sie krank werden, auch wieder schneller gesund ( . . . ) wer- den." Elke Morsbach

der Krankengymnasten (ZVK), Verband Deutscher Diätassistenten und der Verband der Beschäfti- gungs- und Arbeitstherapeuten (Er- gotherapeuten). Für die praktischen Übungen und Kurse stellt die Indu- strie die labortechnischen, apparati- ven und personellen Möglichkeiten zur Verfügung; darüber hinaus prä- sentieren mehrere Aussteller ein- schlägige Literatur.

Eröffnet wurde der 17. ZMA am 28. Oktober durch den Präsiden- ten der Landesärztekammer Hes- sen, Dr. Helmuth Klotz, in seiner Eigenschaft als neuer Vorsitzender des Ausschusses und der Ständigen Konferenz „Medizinische Assistenz- berufe" der Bundesärztekammer.

Dr. Klotz — der auch während des Kongresses mit den Berufsverbän- den zum berufspolitischen Gedan- kenaustausch zusammen kam — hob in seiner Begrüßungsansprache den Gedanken der Kooperation zwi-

Kooperation zwischen Arzt und Assistenzberufen

A-3650 (18) Dt. Ärztebl. 85, Heft 51/52, 26. Dezember 1988

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