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Archiv "Alfred Döblin — wiederentdeckter Dichter, vergessener Arzt" (10.08.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FEUILLETON

Jakob Wassermann, der vergessene Romancier, hat einmal zu Alfred Döblin gesagt: „Sie wollen ja keinen Erfolg", und Döblin hat dazu notiert:

„Erfolg ist mir in der Tat ein fremder Begriff. Zu sagen: Ich will ihn nicht, wäre übertrieben; er scheint aber nicht zu mir zu gehören."

Dabei hatte er Erfolg gehabt, in der ausgehenden Weimarer Zeit, mit dem „Alexanderplatz", doch gleich darauf begann für ihn das Exil. Als einer der ersten kehrte er zurück, schon 1945, als Lektor (nicht als

„Oberst"!) zur französischen Kultur- behörde, nach Baden-Baden. Aber—

er kehrte nicht wieder. Die Rezep- tion, die hätte erfolgen müssen, kam nicht in Gang. Er sah sich gezwun- gen, wieder nach Paris zu gehen.

Schon vorher schrieb er mir: „Es freut mich, daß Sie noch wie früher zu meinem Opus stehen: wahrhaftig, Sie sind der einzige ... Kurios, wie ich in der Ecke stehe, ich hätte mir das nicht träumen lassen. Es scheint mir, es ist die Zeit abzudanken und in die Versenkung zu gehen, wo schließlich noch andere sich aufhal- ten, denen es nicht besser ging als mir . .."

Resignation, viel Unglück hatte sich zusammengefunden, manches wäre dazu zu sagen, aber — der Brief ist an dieser Stelle gar nicht zu Ende. Er geht weiter, und zwar wie folgt: „Der Eintritt in das 8. Lebensjahrzehnt hat mir allerhand Krankheit gebracht.

Ich mußte wochenlang liegen nach einem Anfall von Angina pectoris (mit positivem Elektro-Kardio- gramm), davon merke ich jetzt nichts, aber dann die fortgeschritte-

ne Spondylo-Arthritis deformans, sie macht mir viel zu schaffen. Ich habe keinen Bechterew erwischt, dafür diese Form, welche bei mir scheint's die foramina intervertebra- lia und durch Druck auf die Nervenstämme, complexus brachia- lis und lumbalis Einschlafen, Vertau- bung und Gehschwierigkeiten ver- ursacht. Ich marschiere noch, aber im Schildkrötentempo und wack- lig."

Ein anderer Döblin schreibt plötz- lich, er hat eine andere Auffassung von den Dingen — nicht mehr die Bücher interessieren, sondern die Organe. Der Arzt stellt sich, selber krank geworden, die eigene Dia- gnose und weiß — das Wörtchen

„noch"! —, wie es weitergehen wird.

Inzwischen kann man nicht mehr davon sprechen, daß die Döblin-Re- zeption nicht in Gang gekommen sei. Zwar erfolgte sie zuerst bei den Germanisten, so gründlich, daß die Sekundärliteratur kaum noch zu überblicken ist: kleinere und große, dickleibige Dissertationen und Habi- litationsarbeiten zu allen Werken und Aspekten seines Oeuvres sind vorhanden, die Bibliographien schon ergänzungs- und überho- lungsbedürftig. Aber auch die Bü- cher selbst sind unter die Leser ge- kommen. Es gibt die große, von W.

Muschg betreute, dann von H. Gra- ber weitergeführte Ausgabe der

„Ausgewählten Werke in Einzelbän- den". Als sie begonnen wurde, sah es, trotz germanistischen Fleißes ringsum, noch trübselig aus, die Bände gingen schleppend. Seither liegen aber einzelne Bände schon in zweiter Auflage vor, andere sind ver-

griffen. Dann kam zum 100. Geburts- tag die „Jubiläums-Sonderausga- be" in sieben Bänden, in Ganzleinen und wohlfeil. (Mit keiner sind die Germanisten wirklich zufrieden — ich, ein lesender Landarzt, bin es auch nicht.) Außerdem liegen Ein- zelausgaben vor, von denen ich hier wenigstens die Ausgabe von Döblins Theaterkritiken unter dem Titel „Ein Kerl muß eine Meinung haben", her- ausgegeben von Manfred Beyer (auch schon in der 2. Auflage), nen- nen möchte — vielleicht der amüsan- teste Döblin, und der, mit dem man heute am besten anfängt, wenn man Döblin noch nicht kennt.

Döblin war Arzt, und wenn ich mich nicht irre, war es bis zum Jahre 1910 ungeklärt, ob er eine medizinische oder eine literarische Karriere wäh- len würde. Dieses Jahr ist vielleicht der Angelpunkt gewesen. Döblin hatte bis dahin medizinisch-wissen- schaftlich und literarisch publiziert:

nebeneinander her. Erzählungen waren da, von denen man gern sagt, sie hätten den literarischen Expres- sionismus eingeleitet, später im Band „Die Ermordung einer Butter- blume" gesammelt (1913); ein Ro- man lag vor, noch nicht veröffent- licht: „Der schwarze Vorhang — Ro- man von den Worten und Zufällen", ein Theaterstück „Lydia und Mäx- chen, tiefe Verbeugung in einem Akt", sogar uraufgeführt und 1906 bereits gedruckt, nebenbei bemerkt das erste Zeugnis von Antitheater oder, wenn man will, von Surrealis- mus auf der Bühne, und der Stoff für den ersten großen, seinen Namen in der Literatur fixierenden epischen Roman „Die drei Sprünge des Wang lun". Diesen Stoff hatte er 1909 ge- funden, wie ich an anderer Stelle gezeigt habe, eine Zeitungsnotiz über gesellschaftliche Widersprü- che, einen — unglücklichen — Auf- stand der Goldwäscher am Lena- Fluß, aus dem dann dieses gewaltige Werk entstand.

Auch medizinisch hatte er publiziert, zunächst die Dissertation über das Korsakoff-Syndrom, 1905 bei E. A.

Hoche in Freiburg/Br. (noch im glei- chen Jahr in Berlin gedruckt), dann einen Vortrag über einen Fall von

Alfred Döblin —

wiederentdeckter Dichter, vergessener Arzt

Zu seinem 100. Geburtstag am 10. August 1978

Paul Lüth

Heft 32 vom 10. August 1978 1839 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Alfred Döblin

Dämmerzuständen, 1908 gedruckt, einen weiteren zu einer perniziös verlaufenden Melancholie, kleinere Arbeiten über den Nachweis proteo- lytischer Fermente in den Faeces und über Antitrypsin im Harn, beide 1909, außerdem zwei umfängliche Studien zu zwei psychiatrischen Krankheitsbildern, mit eingehender Reflexion des möglichen begriffli- chen Instrumentariums, über „Auf- merksamkeitsstörungen bei Hyste- rie" (1909) und „Zur Wahnbildung im Senium" (1910). Weitere Arbei- ten, Demonstrationen von Fällen, so von Osteomalazie, und zur damals sich erst entfaltenden Labormedizin, schlossen sich an, interessant dar- unter zwei zur Körpertemperatur, ei- ne über „neurogene Temperatur- steigerung" (1912), die andere

„Über die nervöse Regulierung der Körpertemperatur, insbesondere über die Rolle der Nebenniere"

(1913).

Wer sich damit beschäftigt, gewinnt die Gewißheit, daß der Verfasser ei- ne wissenschaftliche Karriere vor- hatte. Das zeigt auch die akribische Umsicht in der Prüfung der benutz- ten Begriffe und Argumente. Sorg- sam wird abgegrenzt, etwa zur Psy- chologie hin, wenn er die Aufmerk- samkeit bei einem Fall von Hysterie untersucht, einem Dienstmädchen, das vorwiegend abends in Dämmer- zustände geriet. Döblin ging dabei in drei verschiedene Richtungen, je- doch so ausgewogen, daß an der Einheitlichkeit seiner wissenschaft- lichen Bemühungen kein Zweifel aufkommen konnte. Er widmete sich einmal Fragen der inneren Medizin (zum Beispiel zwei Fälle von ein- seitiger Lungenatrophie, 1911), da- bei sehr umsichtig Probleme der ge- rade entwickelten Labormedizin (a. a. mit P. Rona Beiträge zur Frage der Glykolyse, beide 1911) ange- hend, schließlich solchen der Psych- iatrie.

Hier zeigt sich, daß Döblin für die psychiatrische Arbeit mit den Pa- tienten nicht nur offensichtlich ei- nen besonderen Sinn hatte, sondern daß er sich hier auch in vollem Ein- verständnis mit „der" Medizin befand.

Wer Medizin studiert, in die Sozial- station zum Arzt eintritt, begegnet ja zuerst etwas ihm vollkommen Frem- dem, und es dauert lange, ehe er Ansätze findet, sich zu identifizieren.

Döblin hat sich stets fasziniert ge- zeigt von der Strenge und Kälte der naturwissenschaftlichen Medizin, er vermißte jedoch darin Tiefe (so in autobiographischen Skizzen der Zeit der Emigration). Er war ja schon approbiert und promoviert, Assi- stenzarzt in einer psychiatrischen Klinik, kurz vor dem Abpsrung in die Praxis — Identifikation mußte schon stattgefunden haben, aber an diese

„fehlende Dimension der Tiefe"

erinnerte er sich noch im hohen Alter.

Von jenem Dienstmädchen mit den Dämmerzuständen schreibt Döblin, sie habe auch im Wachen im Grunde in einem Zustand gelebt, den man mindestens als Vorbereitung auf ei- ne Autohypnose bezeichnen könnte.

Sobald ein stärkerer Affekt hinzu- kam, verfiel sie tatsächlich in die Halluzinose, in Dämmerzustand. Er sieht den Mechanismus so, daß af- fektgetragene Vorstellungen und Halluzinationen sich jeweils unge- hindert der Aufmerksamkeit be- mächtigen können, so daß ein eige- ner Ablauf mit vielen Gipfeln ge- schaffen wird, eben den Dämmerzu- ständen. Dabei könnten sich aber nur solche Affekte durchsetzen, für die eine psychische Bereitschaft be- stehe, so daß im ganzen die Aufein- anderfolge und Verbindung der Be- wußtseinsinhalte durch die Affekt- auswahl bestimmt werde. So inter- pretiert er, was äußerlich als Ideen- flucht, Inkohärenz und Reihenbil- dung erscheint, aber dies nicht auch

„bedeutet".

In der Arbeit über die Psychosen im Alter fragt er sich eingangs, ob man denn wirklich etwas für die Erkennt- nis leiste, wenn man Masern eine

„Kinderkrankheit" nenne und Psy- chosen auf das Senium beziehe.

„Eine Erkrankung senil zu nennen, geht auch dann nicht an, wenn sie aus den diesem Alter eigentümli- chen Veränderungen gewisserma- ßen kontinuierlich hervorzugehen scheint. Auf das methodologisch

Gefährliche dieser Lehre von einer ,Steigerung`, einem fließenden Übergang' hinzuweisen, ist dringen- des Erfordernis, insbesondere auf den Übergang eines Unbekannten in Unbekannteres. Der schwerste Darmkatarrh ‚geht' in keinem Alter in Typhus ,über'." Döblin visiert also nosologische Irrtümer an, wenn er es für unlogisch erklärt, von Jugend- oder Alters-Irresein zu sprechen. Er zog dazu auch E. Kraepelin bei, der zwar von der Hebephrenie als einem Jugendirresein sprach, jedoch „die unverbrüchliche Beziehung zu dem Alter ablehnte."

Er leugnete also nicht das Vorkom- men seniler Psychosen, er meinte jedoch, es sei wichtig, um sich wei- tere Erkenntnisschritte nicht zu ver- sperren, von der Erkrankung den Al- tersfaktor abzugrenzen, „immerhin aber die eventuelle ätiologische Va- lenz dieses Faktors herauszustellen, auch zu fragen, ob nicht hier ein Krankheitskonvolut, eine Superposi- tion von Krankheiten vorliegt, die wir teilweise noch nicht trennen kön- nen." Er schildert sodann einen Fall von senilem Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn, der sich bei einer intelligenten, erblich belasteten, psychasthenischen älteren Frau oh- ne Halluzinose, ohne Gedächtnis- und Urteilssymptome entwickelte.

Die Wahnbildung trat nur anfallswei- se auf und hatte keinen ausgepräg- ten Gewißheitscharakter, ihre sub- jektive Realität war gering — den- noch war sie eindeutig vorhanden.

Döblin fiel die enge Verbindung zu Verstimmungszuständen auf. Ver- stimmungszustände könnten wohl in jedem Orgariismus und zu jeder Zeit vorkommen, sie seien dann rein somatogen, ob nun kortikaler, bul- bärer oder peripherer Genese. Es handelt sich dabei um Wahrneh- mungen, Empfindungen oder Emp- findungssummationen, interpretiert Döblin, im ganzen um etwas Undif- ferenziertes, aus dem bald dieses, bald jenes sich löst und die Szene beherrscht. Dieses Empfindungsma- terial unterliegt nach seiner Termi- nologie einer Auffassung, wobei er unter „Auffassung" die Gesamtheit der ablaufenden assoziativen Lei-

1840 Heft 32 vom 10. August 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

stungen versteht. Erst dadurch wird den sich andrängenden Vorstellun- gen Gefühlswert zuteil: nach Döblin sind Lust und Unlust keine Grund- phänomene. „Gefühl" — Affektives — ist nach Döblin „die Komplikation von Empfindungsgruppen mit Vor- stellungen". Döblin hält also die These aufrecht von der vorwiegen- den Intellektualität der Gefühle und ihrer organischen Begründung.

Das hohe Alter, das Senium, ist ein solcher somatischer Ursachenkom- plex: insofern ein günstiger Nährbo- den für Paranoia. Da das Senium in den meisten Fällen ohne Wahnbil- dung abläuft, kann es nicht mit Wahnneigung überhaupt identifi- ziert werden. Die Psychose, die zur Diskussion steht, hätte sich wohl auch ohne Senium entwickelt, das Senium wäre — vielleicht — nur eine Komplikation der Psychose. Und noch einmal faßt er nachdrücklich zusammen: „Es wird mit all diesen Bemerkungen und Demonstrationen nur dies bezweckt: anzuregen, die Behauptung des ‚Senilen' im Einzel- fall exakt klinisch zu belegen. Die nach ,Alterserkrankungen' des Ge- hirns — diffuser und zirkumskripter Hirnatrophie — auftretenden psychi- schen Störungen sind ebensowenig ,senile` Störungen wie die nach ‚Al- terserkrankungen' anderer Organe auftretenden, die nach Katarakt, Herz-Nierenkrankheiten, ebensowe- nig wie diese Erscheinungen selbst Alterserkrankungen sind."

Döblin war, wie sich zeigt, ein wis- senschaftlich ausgebildeter, ein wis- senschaftlich arbeitender Arzt, und es liegt nahe, die Verbindungen zu seinem dichterischen Werk zu su- chen. Unter den Erzählungen, die der frühe Band „Die Ermordnung ei- ner Butterblume" sammelt, finden sich verschiedene psychiatrische

„Fallbeschreibungen". Döblins Bei- trag zu H. Waldens avantgardisti- scher Zeitschrift „Sturm": „Die Tän- zerin und ihr Leib" beschreibt einen Fall von Anorexia nervosa, bei dem allmählich eine Psychose entwickelt wird. Die Behandlung erlebt die Tän- zerin als ein Ignorieren ihrer Persön- lichkeit: „Es geschah alles ohne ih- ren Willen. Man achtete aber auf je-

Alfred Döblin Foto: Ullstein

de Äußerung ihres Leibes, behan- delte ihn mit einem maßlosen Ernst"

(1910). Die Gestalt des Privatgelehr- ten Götting in der Erzählung „Astra- lia" sowie die Titelerzählung „Die Ermordung einer Butterblume"

schildern die Welt der Psychose, der Schizophrenie, übrigens nicht als etwas, das den Gesunden fehlt, um wirklich profiliert zu sein, mit jenem heute so modernen Touch des At- traktiven, sondern als das, was sie ist — als die Hölle.

Die Einbindung medizinischer Er- fahrung in sein Werk wäre noch wei- ter zu verfolgen. Hier kann jedoch nur noch auf das bedeutendste Bei- spiel hingewiesen werden, seinen letzten großen Roman „Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende".

Der Roman sollte in der Bundesre- publik erscheinen, Frau H. Schleber in Kassel hatte bereits das Papier für eine Auflage von 20 000 Exempla- ren, Döblin zog die gegebene Zusa- ge aber im letzten Augenblick zu- rück, weil er glaubte, dem deut- schen Publikum erst seine anderen, früheren Werke vermitteln zu müs- sen. Als er schließlich selbst eine Veröffentlichung wollte, fand er kei- nen Verlag im Westen mehr, so daß schließlich ein Verlag der DDR ein- sprang.

Der Roman ist eine lange, mit unge- wöhnlichen 'sprachlichen Mitteln und allen denkbaren Techniken dar- gestellte Analyse, die sowohl Zeit- als auch Eigenanalyse ist — ein Werk, das allerdings der Rezeption noch harrt. Hier ist nicht der Ort, darüber

zu berichten, wiewohl Döblin mit mir viele Stunden darüber gesprochen hat. Ich möchte vielmehr auf etwas aufmerksam machen, was leicht in einem derartigen Zusammenhang übersehen werden könnte:

Döblin war Arzt, er hat wissenschaft- liche Arbeiten veröffentlicht, er hat aber auch populärwissenschaftli- che, wie man es damals nannte, pu- bliziert, Beiträge zur Medizin als öf- fentlicher Wissenschaft geleistet.

Hauptsächlich hat er psychologi- sche Aspekte vermittelt, viele Auf- sätze zum Verständnis Freuds ge- schrieben, auch über „Voronoff, den Lebensverlängerer", über einen Schülerselbstmord, und — im Jahre 1928 — in mehreren Folgen der

„Saarbrücker Zeitung" unter dem Titel „Eine kassenärztliche Sprech- stunde" eine sehr eingehende Ana- lyse der täglichen, alltäglichen Ar- beit eines Kassenarztes, von der er feststellt (er war von 1911 bis 1933 niedergelassener Kassenarzt), sie sei zu keinem geringen Teil Sozial- arbeit — wobei er den Zusatz macht, der Kassenarzt sei als Puffer zwi- schen dem einzelnen und dem Staat eingebaut. Man wird ihm heute, nach so vielen Jahren, nur zustim- men können.

Dieser Teil seines Werkes, der ärztli- che wie der medizinisch-wissen- schaftliche, sollte, wenn sein dichte- risch-erzählendes Werk derzeit eine Wiedergeburt erlebt, nicht ganz ver- gessen sein. Ich habe vor zwanzig Jahren mehrfach an unsere Körper- schaften geschrieben und gebeten, bei vorgesehenen Ehrungen doch auch einmal Alfred Döblins zu ge- denken, ohne dabei auf irgendein Interesse zu stoßen. Döblin, der ja auch die Mainzer Akademie der Wis- senschaften und der Literatur (1954) mit gegründet hat, war nicht nur kein Mann des Erfolges, er war auch kein Mann der Ehrungen. Das ist jetzt freilich unwichtig, da sich nun doch seine Größe — als Mensch, als Dichter und als Arzt — der Allgemein- heit zeigt.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Paul Lüth Arzt für Allgemeinmedizin 3589 Rengshausen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 32 vom 10. August 1978 1841

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