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TÄTER DES WORTES HÖRER DES WORTES : 1,22 27

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Academic year: 2022

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​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Nom / Name | Fonction / Funktion

​Titre de la présentation / Titel der Präsentation

​XX Month 201X

​4. Vorlesung

(2)

1. Der Text und seine Übersetzung 2. Die Makrostruktur des Abschnittes

3. Die Grundoption Hören vs. Hören + Tun des Wortes (V. 22)

4. Der Hörer des Wortes und der Täter des Werkes: V. 23-25 Die Mikrostruktur

Die Spiegelmetaphorik und was man sieht und nicht sieht Das Gesetz der Freiheit und der Täter des Werkes

5. Aufgeblasene Spiritualität und die wahre Frömmigkeit: V. 26f.

Die Mikrostruktur

Der entworfene Gegensatz Der Inhalt wahrer Frömmigkeit

6. Ein erstes Fazit im Blick auf Jak 1,1-27

(3)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

22a Γίνεσθε δὲ ποιηταὶ λόγου καὶ μὴ ἀκροαταὶ μόνον

Werdet aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein, 22b παραλογιζόμενοι ἑαυτούς.

euch selbst Betrügende/Täuschende.

23a ὅτι εἴ τις ἀκροατὴς λόγου ἐστὶν καὶ οὐ ποιητής,

Denn wenn einer Hörer des Wortes ist und nicht Täter, 23b οὗτος ἔοικεν ἀνδρὶ κατανοοῦντι τὸ πρόσωπον τῆς

γενέσεως αὐτοῦ ἐν ἐσόπτρῳ·

dieser gleicht einem Mann, genau betrachtend das Gesicht seines/r Ursprungs/Geburt im Spiegel.

24a κατενόησεν γὰρ ἑαυτὸν

Denn er betrachtete sich genau 24b καὶ ἀπελήλυθεν

und ist weggegangen

(4)

Jak 1,22-27

24c καὶ εὐθέως ἐπελάθετο und sogleich vergaß er, 24d ὁποῖος ἦν.

von welcher Art er war.

25a ὁ δὲ παρακύψας εἰς νόμον τέλειον τὸν τῆς ἐλευθερίας Der aber Hineinschauende/Sich-Vertiefende in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit

25b καὶ παραμείνας,

und fest dabei bleibt,

25c οὐκ ἀκροατὴς ἐπιλησμονῆς γενόμενος

(ist) nicht Hörer der Vergesslichkeit geworden, 25d ἀλλὰ ποιητὴς ἔργου,

sondern Täter des Werkes,

25e οὗτος μακάριος ἐν τῇ ποιήσει αὐτοῦ ἔσται.

dieser wird selig sein in seinem Tun.

(5)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

26a Εἴ τις δοκεῖ θρησκὸς εἶναι,

Wenn einer meint, religiös/fromm/spirituell zu sein, 26b μὴ χαλιναγωγῶν γλῶσσαν αὐτοῦ

nicht zügelnd seine Zunge, 26c ἀλλὰ ἀπατῶν καρδίαν αὐτοῦ,

sondern sein Herz täuscht, 26d τούτου μάταιος ἡ θρησκεία.

dessen Religiosität/Frömmigkeit/Spiritualität (ist) aufgeblasen/leer.

27a θρησκεία καθαρὰ καὶ ἀμίαντος παρὰ τῷ θεῷ καὶ πατρὶ αὕτη ἐστίν,

Reine/Freie/Ehrenhafte und unbefleckte

Religiosität/Frömmigkeit/Spiritualität bei dem Gott und Vater ist diese:

(6)

Jak 1,22-27

27b ἐπισκέπτεσθαι ὀρφανοὺς καὶ χήρας ἐν τῇ θλίψει αὐτῶν, Zu schauen nach Waisen und Witwen in ihrer

Bedrängnis;

27c ἄσπιλον ἑαυτὸν τηρεῖν ἀπὸ τοῦ κόσμου.

sich selbst tadellos/fehlerfrei/rostfrei zu bewahren von der Welt.

(7)

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V. 22: Aufforderung: Täter – nicht nur Hörer sein!

V. 23-25: εἴ τις: Der Gegensatz zwischen Hörer und Täter des Wortes

V. 26f.: εἴ τις: Der Gegensatz zwischen aufgeblasener und wahrer Spiritualität

(8)

Die Grundoption Hören vs. Hören + Tun des Wortes (V. 22) Die semantische Opposition von V. 22

ἀκροαταὶ ποιηταὶ

μόνον

λόγος

Evangeliumsverkündigung λόγος ἀληθείας (V. 18)

(9)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

Die semantische Opposition von V. 22

ἀκροαταὶ ἀκροαταὶ + ποιηταὶ

μόνον

λόγος

22b παραλογιζόμενοι ἑαυτούς.

euch selbst Betrügende/Täuschende

(10)

Mikrostruktur

V. 22: Aufforderung + Grundsatz: Täter und Hörer vs. nur Hörer V. 23f.: Der Hörer des Wortes und die Spiegelmetapher (-)

V. 25: Der Hörer und Täter des Werkes (+)

(11)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

Der Hörer des Wortes:

23b κατανοοῦντι τὸ πρόσωπον τῆς γενέσεως αὐτοῦ 24a κατενόησεν γὰρ ἑαυτὸν

24b καὶ ἀπελήλυθεν

24c καὶ εὐθέως ἐπελάθετο

Der Täter des Werkes:

25a ὁ δὲ παρακύψας εἰς νόμον τέλειον τὸν τῆς ἐλευθερίας 25b καὶ παραμείνας,

25c οὐκ ἀκροατὴς ἐπιλησμονῆς γενόμενος 25d ἀλλὰ ποιητὴς ἔργου,

(12)

Die Ausgangslage in V. 23a: einer ist Hörer des Wortes, aber nicht sein Täter

V. 23b: ἔοικεν (vgl. 1,6: der Zweifler/Zauderer gleicht der Woge des Meeres)

Eine neue Metapher: Spiegelmetaphorik (im NT: 1 Kor 13,12)

9 Denn stückweise erkennen wir, und stückweise prophezeien wir. 10 Wann aber kommt das Vollkommene, wird das Stückweise vernichtet werden. 11 Als ich unmündig war, redete ich wie ein Unmündiger,

dachte ich wie ein Unmündiger, urteilte ich wie ein Unmündiger; als ich ein Mann geworden, habe ich vernichtet das des Unmündigen. 12 Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel im Rätsel, dann aber

Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich ganz erkennen, gleichwie auch ich ganz erkannt wurde.

(13)

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Antike Spiegel

(14)

Der Hörer des Wortes und die Spiegelmetapher Antike Spiegel

römische Spiegel aus Nordafrika (Silber und Blei)

(15)

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Antike Spiegel

(16)

Der Hörer des Wortes und die Spiegelmetapher Eine neue Metapher: Spiegelmetaphorik

In antiken Spiegeln kann man nicht klar sich oder anderes sehen.

Man sieht schattenhaft, verzerrt, man sieht Umrisse und Schemen.

Übertragen auf den Hörer des Wortes, der nicht zum Täter des Wortes wird:

Wer Hörer, aber nicht Täter ist, gleicht einem Menschen, der sich selbst im Spiegel betrachtet, sein Gesicht sieht, es aber nach einiger Zeit vergisst, wieder nachschauen muss, sich seiner Identität

vergewissert (V. 24d: von welcher Art er war) und doch dabei keine Ruhe in sich findet.

Wer das Wort im Leben nicht in Taten umsetzt, der vergisst, was er gehört hat, der vergisst, „von welcher Art er war“: ein Jesusanhänger

(17)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

25a ὁ δὲ παρακύψας εἰς νόμον τέλειον τὸν τῆς ἐλευθερίας Der aber Hineinschauende/Sich-Vertiefende in das vollkommene Gesetz, das der Freiheit

25b καὶ παραμείνας,

und fest dabei bleibt,

25c οὐκ ἀκροατὴς ἐπιλησμονῆς γενόμενος

(ist) nicht Hörer der Vergesslichkeit geworden, 25d ἀλλὰ ποιητὴς ἔργου,

sondern Täter des Werkes,

25e οὗτος μακάριος ἐν τῇ ποιήσει αὐτοῦ ἔσται.

dieser wird selig sein in seinem Tun.

(18)

Das Gesetz der Freiheit und der Täter des Werkes

Im Gegensatz zum Hörer des Wortes, der sich selbst im Spiegel betrachtet, vertieft sich der Täter des Wortes in das vollkommene Gesetz der Freiheit. Er schaut in es hinein, bleibt bei ihm und wird daher durch seine Stabilität zum Täter des Werkes.

Diesem Täter des Werkes gilt der Makarismus von V. 25e (vgl. V.

12a), der seinerseits auf die Taten des Täters abhebt.

(19)

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Ein kryptischer Vers:

Was ist das „vollkommene Gesetz der Freiheit“?

τέλειον: vollkommen ist ein Leitwort und -wert für den Jak. Aber was genau ist das Gesetz der Freiheit? Das jüdische Gesetz oder ein anders Gesetz oder vielleicht auch „nur“ ein

metaphorisches Gesetz?

eine Problemanzeige: vgl. Jak 2,12

Klar ist: Wer sich an dieses Gesetz hält, bei ihm bleibt, ist anders als der sich selbst betrachtende Hörer des Wortes, der vergisst, worauf er sich konzentriert hat, der also Identität nicht aus sich heraus

gewinnen kann, nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein …

(20)

Das Gesetz der Freiheit und der Täter des Werkes

Ein kryptischer Vers:

Was ist das „vollkommene Gesetz der Freiheit“?

τέλειον: vollkommen ist ein Leitwort und -wert für den Jak. Aber was genau ist das Gesetz der Freiheit? Das jüdische Gesetz oder ein anders Gesetz oder vielleicht auch „nur“ ein

metaphorisches Gesetz?

eine Problemanzeige: vgl. Jak 2,12

Klar ist: Wer sich an dieses Gesetz hält, bei ihm bleibt, ist anders als der sich selbst betrachtende Hörer des Wortes, der vergisst, worauf er sich konzentriert hat, der also Identität nicht aus sich heraus

gewinnen kann, nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein … ποιητὴς λόγου/Täter des Wortes

(21)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

Ein kryptischer Vers:

Was ist das „vollkommene Gesetz der Freiheit“?

τέλειον: vollkommen ist ein Leitwort und -wert für den Jak. Aber was genau ist das Gesetz der Freiheit? Das jüdische Gesetz oder ein anders Gesetz oder vielleicht auch „nur“ ein

metaphorisches Gesetz?

eine Problemanzeige: vgl. Jak 2,12

Klar ist: Wer sich an dieses Gesetz hält, bei ihm bleibt, ist anders als der sich selbst betrachtende Hörer des Wortes, der vergisst, worauf er sich konzentriert hat, der also Identität nicht aus sich heraus

gewinnen kann, nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein … ποιητὴς λόγου/Täter des Wortes

ποιητὴς ἔργου/Täter des Werkes: V. 25d

(22)

Das Gesetz der Freiheit und der Täter des Werkes

Eine Klarstellung

ποιητὴς λόγου/Täter des Wortes = ποιητὴς ἔργου/Täter des Werkes

Was V. 22a fordert, wird in V. 25d spezifiziert: Das Hören und Tun des Logos im Sinne des Hörens und Umsetzens der

Evangeliumsverkündigung bedeutet: Werke tun!

Werke sind insofern Ausfluss und Folge des Hörens und Tuns des Wortes und insofern letztlich auch Folge von Pistis.

Zugleich ist nach V. 4a erneut das wichtige Stichwort ἔργον im Text präsent, das insb. Jak 2,14-26 bestimmen wird.

(23)

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V. 26a: Ausgangslage: Einer meint θρησκὸς zu sein V. 26bc: Das potentielle Verhalten des „Frommen“

V. 26d: Die Bewertung dieser θρησκεία: eitel und leer

V. 27a: Wahre Frömmigkeit:

V. 27b: Witwen- und Waisenfürsorge

V. 27c: Ein einwandfreier Lebenswandel, der nicht den Logiken der Welt folgt

(24)

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Opposition

V. 26a: Ausgangslage: Einer meint θρησκὸς zu sein V. 26bc: Das potentielle Verhalten des „Frommen“

V. 26d: Die Bewertung dieser θρησκεία: eitel und leer

V. 27a: Wahre Frömmigkeit:

V. 27b: Witwen- und Waisenfürsorge

V. 27c: Ein einwandfreier Lebenswandel, der nicht den Logiken der Welt folgt

(25)

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V. 26b: seine Zunge nicht zügeln, d.h. im Griff haben

z.B. üble Nachrede, Lästern, Lügen, Prahlen, Fluchen

→ Sprachethik: Jak 3,1-12

S. Luther, Sprachethik im Neuen Testament. Eine Analyse des

frühchristlichen Diskurses im Matthäusevangelium, im Jakobusbrief und im 1. Petrusbrief (WUNT II/394), Tübingen 2015.

(26)

Der Inhalt der Pseudo-Frömmigkeit V. 26c: sein Herz täuschen (ἀπατῶν)

Herz als pars pro toto für den ganzen Menschen: sich selbst täuschen

ἀπατάω: Verb: betrügen, tricksen, in die Irre führen, eine Hoffnung enttäuschen

≠ πάθος: Leidenschaft, Emotion, Passion;

≠ sein Herz gegen Passion/Mitleiden immunisieren

(27)

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V. 26c: sein Herz täuschen (ἀπατῶν)

Herz als pars pro toto für den ganzen Menschen: sich selbst täuschen

ἀπατάω: Verb: betrügen, tricksen, in die Irre führen, eine Hoffnung enttäuschen

ἄπατος: Adjektiv: vor Strafverfolgung geschützt sein (Immunität)

In V. 26c eindeutig als Verb verwendet, aber es könnte der adjektivische Aspekt mitschwingen:

„Wenn einer meint … sein Herz/er selbst sei vor Strafe geschützt, weil er fromm ist …“

(28)

Der Inhalt der Pseudo-Frömmigkeit V. 26c: sein Herz täuschen (ἀπατῶν)

das sich selbst täuschen könnte darin bestehen, zu denken, dass man besonders fromm, spirituell usw. ist und daher auf dem

sicheren Weg Gottes sich befindet – und damit evtl. sogar prahlt (V. 26b)

(29)

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V. 26c: sein Herz täuschen (ἀπατῶν)

das sich selbst täuschen könnte darin bestehen, zu denken, dass man besonders fromm, spirituell usw. ist und daher auf dem

sicheren Weg Gottes sich befindet – und damit evtl. sogar prahlt (V. 26b)

Vgl. Lk 18,9-14

9 Er sprach aber zu einigen Vertrauenden auf sich selbst, dass sie sind Gerechte, und Verachtenden die übrigen, dieses Gleichnis: 10 Zwei Menschen hinaufstiegen zum Heiligtum zu beten, der eine ein Pharisaier und der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisaier, sich

hinstellend, betete bei sich dieses: Gott, ich danke dir, dass nicht ich bin wie die übrigen der Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner; 12 ich faste zweimal die Woche, ich verzehnte alles, wieviel ich erwerbe.

(30)

Der Inhalt der Pseudo-Frömmigkeit V. 26c: sein Herz täuschen (ἀπατῶν)

Vgl. Lk 18,9-14

13 Der Zöllner aber, von weitem stehend, nicht wollte die Augen erheben zum Himmel, sondern er schlug seine Brust, sagend: Gott, sei gnädig mir, dem Sünder! 14 Ich sage euch, hinabstieg dieser gerechtfertigt in sein Haus im Vergleich zu jenem

(31)

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V. 26c: sein Herz täuschen (ἀπατῶν)

Vgl. Lk 18,9-14

13 Der Zöllner aber, von weitem stehend, nicht wollte die Augen erheben zum Himmel, sondern er schlug seine Brust, sagend: Gott, sei gnädig mir, dem Sünder! 14 Ich sage euch, hinabstieg dieser gerechtfertigt in sein Haus im Vergleich zu jenem; denn jeder

Erhöhende sich selbst wird erniedrigt werden, der aber Erniedrigende sich selbst wird erhöht werden.

(32)

Die Wertung: Pseudo-Frömmigkeit

Solchen Menschen, die meinen fromm/spirituell zu sein, sagt V. 26d:

Diese θρησκεία ist μάταιος: eitel, aufgeblasen, arrogant, leer, inhaltlos, nutzlos

(33)

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V. 27a als Einleitung zur Definition wahrer Frömmigkeit (Epitheta:

καθαρὰ καὶ ἀμίαντος), die vor Gott zählt

1. V. 27b: bedrängten, in Not geratenen Witwen- und Waisen helfen Ein Element der atl. Sozialgesetzgebung und ein Charakteristikum der Gottesherrschaft:

(34)

„Das Alte Testament hat das Schicksal dieser marginalisierten

Personen wahrgenommen und sie gelten in der alttestamentlichen Gesetzgebung, vor allem im deuteronomischen Recht, als besonders schutzbedürftig. Die Fürsorge für die Witwen, wie überhaupt für die sozial Schwachen, erscheint als religiöse Pflicht (Ex 22,21; Dtn

24,17.19). Nach der Königsideologie hat der irdische König für die personae miserae zu sorgen (Ps 72,4). Und auch Gott als

himmlischer König achtet besonders auf ihre Anliegen (Ps 10,18) und hilft ihnen in ihrer Not (Dtn 10,18; Ps 68,6; Ps 146,9; Spr 15,25; Spr 23,11). Die Propheten wenden sich gegen ihre Unterdrückung (Jer 7,6; Jer 22,3; Ez 22,7). Sie kritisieren vielfach eine gesellschaftliche Elite, die Witwen und Waisen ihr Recht verweigert (Jes 1,17.23; Jer 5,28; Sach 7,10) und sie, zusammen mit den Fremdlingen,

unterdrückt (Dtn 24,17; Dtn 27,19) […] Die Bedrückung der Waisen wird als Merkmal der Frevler genannt (Hi 6,27).“

Aus: N. Molnar-Hidvegi, Art. Witwe und Waise (AT), in: www.wibilex.de.

(35)

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V. 27a als Einleitung zur Definition wahrer Frömmigkeit (Epitheta:

καθαρὰ καὶ ἀμίαντος), die vor Gott zählt

2. V. 27c: ἄσπιλον ἑαυτὸν τηρεῖν ἀπὸ τοῦ κόσμου.

sich selbst tadellos/fehlerfrei/rostfrei zu bewahren von der Welt.

ἀπὸ τοῦ κόσμου: von, nicht vor (!) der Welt; die Welt ist nicht die Bühne, vor der man sich ἄσπιλον verhält, sondern ist das

Gegenüber, von dem man sich bewahrt.

Wahre Frömmigkeit = Weltflucht, Abstand zur Welt?

(36)

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Die wahre Frömmigkeit

κόσμος (nach LSJ)

Ordnung, Reihenfolge Ordnungsgemäße

die natürliche Ordnung

die gute Ordnung, das gute Verhalten, Disziplin die Sitte, die Art und Weise

Regierung Verfassung

Schmuck, Dekoration Ehre, Ansehen

Herrscher, Regulator Weltordnung

Universum

die bekannte und bewohnte Welt die Menschheit

(37)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

V. 27a als Einleitung zur Definition wahrer Frömmigkeit (Epitheta:

καθαρὰ καὶ ἀμίαντος), die vor Gott zählt

2. V. 27c: ἄσπιλον ἑαυτὸν τηρεῖν ἀπὸ τοῦ κόσμου.

sich selbst tadellos/fehlerfrei/rostfrei zu bewahren von der Welt.

Die Bedeutung von κόσμος im Sinne von „Welt“ ist eine späte und seltener belegte und insofern nachgeordnete Bedeutung des Begriffs.

Im Blick ist generell eher das Regelhafte und Geordnete, durch das Kosmos zum Gegenüber von Chaos (Unordnung) wird.

(38)

​UNIVERSITÉ DE FRIBOURG / UNIVERSITÄT FREIBURG | FACULTÉ DE THÉOLOGIE / THEOLOGISCHE FAKULTÄT | Markus Lau

Die wahre Frömmigkeit

V. 27a als Einleitung zur Definition wahrer Frömmigkeit (Epitheta:

καθαρὰ καὶ ἀμίαντος), die vor Gott zählt

2. V. 27c: ἄσπιλον ἑαυτὸν τηρεῖν ἀπὸ τοῦ κόσμου.

sich selbst tadellos/fehlerfrei/rostfrei zu bewahren von der Welt.

Eher gemeint ist in Jak 1,27c also: Abstand halten von den Logiken der Welt, nicht so funktionieren, wie es den Plausibilitäten der Welt, der typischen Weltordnung, entspricht; diesen Plausibilitäten

gegenüber soll man Abstand halten und sich fehlerfrei und d.h.

gerade unterscheidend anders bewahren!

Nicht Weltflucht ist Umsetzung wahrer Frömmigkeit, sondern ein bestimmtes Verhältnis zur typischen Ordnung der Welt.

(39)

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Vgl. Mk 10,42-45

Da begannen die Zehn unwillig zu sein über Jakobos und Johannes.

42 Und herbeirufend sie, sagt Jesus ihnen: Ihr wisst, dass die über die Völker zu herrschen Geltenden sich ihrer bemächtigen und ihre Großen sie vergewaltigen.

43 Nicht so aber ist es unter euch, sondern wer immer will groß

werden unter euch, soll sein euer Diener, 44 und wer immer will unter euch sein Erster, soll sein aller Sklave; 45 denn auch der Sohn des Menschen kam nicht, bedient zu werden, sondern zu dienen und zu geben sein Leben als Lösegeld anstelle vieler.

(40)

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Die wahre Frömmigkeit

V. 27a als Einleitung zur Definition wahrer Frömmigkeit (Epitheta:

καθαρὰ καὶ ἀμίαντος), die vor Gott zählt

2. V. 27c: ἄσπιλον ἑαυτὸν τηρεῖν ἀπὸ τοῦ κόσμου.

sich selbst tadellos/fehlerfrei/rostfrei zu bewahren von der Welt.

Eher gemeint ist also: Abstand halten von den Logiken der Welt, nicht so funktionieren, wie es den Plausibilitäten der Welt entspricht;

diesen Plausibilitäten gegenüber soll man Abstand halten und sich fehlerfrei bewahren!

→ Diese Mahnung passt bestens zum sich anschließenden Text, Jak 2,1-13, also zum unmittelbaren Kontext!

(41)

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Was ist präsent geblieben?

Was haben Sie gelernt?

Welchen Themen und Probleme verhandelt der Brief in seinem ersten Kapitel?

Welche Optionen verfolgt er dabei?

(42)

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​4. Vorlesung

(43)

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2. Die Makrostruktur des Abschnittes

3. Ein sukzessiver Gang durch die Argumentation der V. 1-13

(44)

Jak 2,1-13

1a Ἀδελφοί μου, Meine Brüder,

1b μὴ ἐν προσωπολημψίαις ἔχετε τὴν πίστιν τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ τῆς δόξης.

nicht mit/in Ansehen der Person habt (ihr) die Pistis des/an den Herrn Jesus Christus der Herrlichkeit.

2a ἐὰν γὰρ εἰσέλθῃ εἰς συναγωγὴν ὑμῶν ἀνὴρ χρυσοδακτύλιος ἐν ἐσθῆτι λαμπρᾷ,

Denn wenn hineingehen sollte in eure Synagoge/Versammlung ein goldberingter Mann in luxuriöser/leuchtender Kleidung,

2b εἰσέλθῃ δὲ καὶ πτωχὸς ἐν ῥυπαρᾷ ἐσθῆτι,

aber auch ein Bettelarmer in elender Kleidung geht hinein, 3a ἐπιβλέψητε δὲ ἐπὶ τὸν φοροῦντα τὴν ἐσθῆτα τὴν λαμπρὰν

ihr aber schaut auf den Träger der luxuriösen Kleidung

(45)

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und sagt:

3c Σὺ κάθου ὧδε καλῶς,

Du, setz dich schön hierher!, 3d καὶ τῷ πτωχῷ εἴπητε,

Und dem Bettelarmen sagt ihr:

3e Σὺ στῆθι ἐκεῖ Du, steh dort

3f ἢ κάθου ὑπὸ τὸ ὑποπόδιόν μου,

oder sitz unter meinem Fußschemel!, 4a οὐ διεκρίθητε ἐν ἑαυτοῖς

habt ihr da nicht in euch selbst differenziert/haarsgepaltet 4b καὶ ἐγένεσθε κριταὶ διαλογισμῶν πονηρῶν;

und wurdet Richter mit schlechten/bösen Überlegungen?

5a Ἀκούσατε, ἀδελφοί μου ἀγαπητοί.

Hört, meine geliebten Brüder,

(46)

Jak 2,1-13

5b οὐχ ὁ θεὸς ἐξελέξατο τοὺς πτωχοὺς τῷ κόσμῳ πλουσίους ἐν πίστει καὶ κληρονόμους τῆς βασιλείας

Hat Gott nicht ausgewählt die Bettelarmen der Welt als Reiche in Pistis und als Erben seines Königreiches,

5c ἧς ἐπηγγείλατο τοῖς ἀγαπῶσιν αὐτόν;

das er verhieß den ihn Liebenden?

6a ὑμεῖς δὲ ἠτιμάσατε τὸν πτωχόν.

Ihr aber entehrt den Bettelarmen.

6b οὐχ οἱ πλούσιοι καταδυναστεύουσιν ὑμῶν, Unterdrücken die Reichen euch etwa nicht 6c καὶ αὐτοὶ ἕλκουσιν ὑμᾶς εἰς κριτήρια;

und ziehen sie euch nicht vor/in Gerichte?

7a οὐκ αὐτοὶ βλασφημοῦσιν τὸ καλὸν ὄνομα Lästern sie etwa nicht den schönen Namen,

(47)

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7b τὸ ἐπικληθὲν ἐφ’ ὑμᾶς;

der über euch ausgerufen ist?

8a εἰ μέντοι νόμον τελεῖτε βασιλικὸν κατὰ τὴν γραφήν,

Wenn freilich ihr das königliche Gesetz gemäß der Schrift erfüllt:

8b Ἀγαπήσεις τὸν πλησίον σου ὡς σεαυτόν,

Du sollst lieben deinen Nächsten wie dich selbst!, 8c καλῶς ποιεῖτε·

handelt ihr schön.

9a εἰ δὲ προσωπολημπτεῖτε,

Wenn ihr aber nach dem Ansehen der Person handelt/urteilt, 9b ἁμαρτίαν ἐργάζεσθε,

produziert/bewirkt ihr Sünde,

9c ἐλεγχόμενοι ὑπὸ τοῦ νόμου ὡς παραβάται.

überführt/erwiesen vom Gesetz als Übertreter.

(48)

Jak 2,1-13

10a ὅστις γὰρ ὅλον τὸν νόμον τηρήσῃ,

Denn welcher das ganze Gesetz beachtet/einhält, 10b πταίσῃ δὲ ἐν ἑνί,

aber in einem stolpert/zu Fall kommt, 10c γέγονεν πάντων ἔνοχος.

ist aller schuldig geworden.

11a ὁ γὰρ εἰπών,

Denn der Sprechende:

11b Μὴ μοιχεύσῃς,

Du sollst nicht ehebrechen/Orgien feiern/untreu sein!

11c εἶπεν καί, sagte auch:

11d Μὴ φονεύσῃς·

Du sollst nicht morden!

(49)

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11e εἰ δὲ οὐ μοιχεύεις,

Wenn du aber nicht untreu bist, 11f φονεύεις δέ,

aber mordest,

11g γέγονας παραβάτης νόμου.

bist du ein Gesetzesübertreter geworden.

12a οὕτως λαλεῖτε So redet

12b καὶ οὕτως ποιεῖτε und so handelt

12c ὡς διὰ νόμου ἐλευθερίας μέλλοντες κρίνεσθαι.

wie (solche, die) durch das Gesetz der Freiheit im Begriff sind, gerichtet zu werden.

(50)

Jak 2,1-13

13a ἡ γὰρ κρίσις ἀνέλεος τῷ μὴ ποιήσαντι ἔλεος·

Denn das Gericht (ist) erbarmungslos gegenüber dem, der nicht Erbarmen tut.

13b κατακαυχᾶται ἔλεος κρίσεως.

Erbarmen jubelt über Gericht.

(51)

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das Ansehen der Person irrelevant

V. 2-4: Ein hypothetischer Fall: Arm und Reich in der Versammlung

V. 2: Auftritt der beiden Figuren V. 3: Verhalten der Gemeinde

V. 4: Bewertung des Verhaltens durch den Briefautor

V. 5-7: Theologische und soziologische Begründung für die Bewertung des Verhaltens in V. 4

V. 5: Gottes Handeln an den Armen V. 6a: Und ihr?

V. 6b-7b: Das Handeln der Reichen an der Gemeinde und Gott

(52)

V. 8f.: Nächstenliebe nach Jakobus und die Verankerung der Mahnung von V. 1ab im jüdischen Gesetz: Auf das

Ansehen der Person achten = Sünde und Gesetzesbruch V. 8: Nächstenliebe als Handeln nach dem Gesetz

V. 9: Auf das Ansehen der Person achten: Sünde und Gesetzesbruch

V. 10f.: Die Begründung für den Gesetzesbruch aus dem Gesetz heraus (Dekalog)

V. 10: Grundsatz: Ein Gesetz brechen = das ganze Gesetz brechen

V. 11: Durchführung des Grundsatzes am Dekalog V. 12: Schlussmahnung

V. 13: Schlussdrohung und positive Pointe

(53)

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V. 1a: Erneute Anrede: meine Brüder

V. 1b: Das Themawort: προσωπολημψίαις/Ansehen der Person (vgl.

auch V. 9a)

Wie ist V. 1b genau zu verstehen:

ἔχετε: 2. Person Plural Präsens Aktiv: ihr habt

2. Person Plural Präsens Imperativ Aktiv: habt!/ihr sollt haben Aussagesatz oder Befehlssatz?

Davon abhängig verschiebt sich das Verständnis des

Akkusativobjekts und der davon abhängigen Kette von 5 Genitiven

(54)

Ansehen der Person irrelevant Übersetzungsvarianten:

Aussagesatz:

Ihr habt nicht eine Pistisbeziehung von Jesus (Gen. subjectivus), der durch die Genitive klassifiziert wird, als Angebot erhalten, in der das Ansehen der Person einer Rolle spielen würde. Jesu Pistisangebot ist unterschiedslos.

„Ihr habt die Pistis unseres Herrn Jesu Christi der Herrlichkeit nicht in/mit Ansehen der Person.“

(55)

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Übersetzungsvarianten:

Imperativ:

Die Angesprochenen sollen eine Pistisbeziehung im Blick auf Jesus (Gen. objectivus) haben, der durch die Genitive klassifiziert wird, und in dieser Pistisbeziehung soll, so der Briefautor, das Ansehen der Person keine Rolle spielen. In der Pistis sind Arm und Reich

irrelevant – und zwar auch für die mnl. Seite.

„Habt die Pistis an den Herrn Jesus Christus der Herrlichkeit nicht in/mit Ansehen der Person.“

Diese Variante liegt aufgrund des vorangestellten μὴ näher.

(56)

Die V. 2-4 zeichnen einen hypothetischen Fall vor Augen: Das gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Der Fall:

Ein Reicher kommt in die Synagoge/Versammlung Charakterisierung: Luxuskleidung und Goldschmuck

(57)

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gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Der Fall:

Ein Bettelarmer kommt in die Synagoge/Versammlung Charakterisierung: elende/

schmutzige Kleidung

(58)

Die V. 2-4 zeichnen einen hypothetischen Fall vor Augen: Das gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Die Reaktion der angesprochenen Gruppe:

Wahrnehmung und Platzanweisung:

Ehrenplätze für den Reichen, auf den man besonders achtet.

Die billigen Plätze, die in der Sitzplatzhierarchie mit wenig Prestige kodiert sind (Stehplatz, Platz unterhalb des Fußschemels), für den Armen.

(59)

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7 Er sagte aber zu den Gerufenen ein Gleichnis, achtend darauf, wie die Erstlager sie auswählten, sagend zu ihnen: 8 Wann du gerufen wirst von einem zu einer Hochzeit, leg dich nicht (zu Tisch) auf das Erstlager, damit nicht ein Angesehenerer als du gerufen ist von ihm, 9 und (es) kommt, der dich und ihn gerufen hat, (und) er wird dir sagen:

Gib diesem Platz! Und dann wirst du beginnen, mit Schande den letzten Platz einzunehmen. 10 Sondern, wann du gerufen wirst, geh, lass dich nieder auf den letzten Platz, damit, wann kommt, der dich gerufen hat, er dir sagen wird: Freund, rücke höher hinauf! Dann wird dir Ehre (zuteil) vor allen mit (zu Tisch) Liegenden mit dir. 11 Denn jeder Erhöhende sich selbst wird erniedrigt werden, und der

Erniedrigende sich selbst wird erhöht werden.

(60)

Zur sozialen Kodierung von Plätzen vgl. Lk 14,7-11

(61)

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Armer

Reicher

(62)

Die V. 2-4 zeichnen einen hypothetischen Fall vor Augen: Das gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Die Wertung durch den Briefautor:

V. 4a: Ihr differenziert untereinander, d.h. in eurer Gruppe, zwischen Arm und Reich (διακρίνω: 1,6b: Haarspalterei, die genaue Analyse, das Abwägen von Vor- und Nachteilen, der „Ja, aber-Mensch“)

V. 4b: Ihr macht euch zu Richtern und die Kriterien für eure Entscheidungen/Urteile sind böse (vgl. später Jak 4,11f.) Beides ist falsch!

(63)

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gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Indes:

Was die angesprochenen mit „dem anderen“ tun, entspricht genau den normalen Parametern für den Umgang mit Arm und Reich in der Antike (und heute).

Potentielle Sponsoren werden hofiert: Spendengala, Sponsorendinner, Donatorenlisten

(64)

Die V. 2-4 zeichnen einen hypothetischen Fall vor Augen: Das gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Das Fundraisingprojekt der Synagogengemeinde von Sardes

(Kleinasien; heutige Westtürkei)

(65)

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(66)

Die V. 2-4 zeichnen einen hypothetischen Fall vor Augen: Das gesamte Satzgefüge der V. 2-4 ist von ἐὰν + Konjunktiv abhängig Die Wertung durch den Briefautor:

Was die angesprochenen mit „dem anderen“ tun, entspricht genau den normalen Parametern für den Umgang mit Arm und Reich in der Antike (und heute).

1,27c ἄσπιλον ἑαυτὸν τηρεῖν ἀπὸ τοῦ κόσμου.

sich selbst tadellos/fehlerfrei/rostfrei zu bewahren von den Logiken der Welt/der üblichen Weltordnung

Und genau so sollen es die Adressaten nicht machen: die übliche Weltordnung ist zu durchbrechen! Zwischen Arm und Reich in diesem Sinne zu differenzieren, ist falsch, ja sogar Sünde!

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