• Keine Ergebnisse gefunden

Frommelt, Fabian (2021): Die Gampriner Rheinmühle – eine Zeichnung von 1721. In: gamprinbendern. Informationen der Gemeinde Gamprin-Bendern Januar – Juni, 1/2021, S. 52–53.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Frommelt, Fabian (2021): Die Gampriner Rheinmühle – eine Zeichnung von 1721. In: gamprinbendern. Informationen der Gemeinde Gamprin-Bendern Januar – Juni, 1/2021, S. 52–53."

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Informationen der Gemeinde Gamprin-Bendern

Die Gampriner Rheinmühle – eine Zeichnung von 1721

FABIAN FROMMELT, LIECHTENSTEIN-INSTITUT

Diese auf 1721 datierte Zeichnung (Abb. 1) gehört zu den ältesten Ansichten der Dörfer Gamprin, Bendern und Ruggell. Sie liegt im Fürstlichen Hausarchiv in Wien und ist dort be- zeichnet mit: «Unbekannter Meister – Ansicht der neuen Rheinmühle bei Gamprin». Links liegt Ruggell mit der 1614 gebauten Fridolins- kapelle, rechts Bendern mit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, dazwischen in der Mitte Gamprin mit einem grossen Wirtschaftsgebäu- de. Bei Letzterem dürfte es sich um die Zehnt- scheune handeln, die in der ebenfalls 1721 entstandenen Landeskarte von Johann Jakob Heber eingetragen ist (vgl. Abb. 2).

Während die Landschaft und die Siedlungsstruk- tur der drei Dörfer sehr schematisch wiederge- geben sind, zeigen sich im Vordergrund verschie- dene Details: Die Siedlungen sind durch einen

Zaun (den Etter) abgetrennt vom Bereich des

«Rhein-Strohms», der die Grenze zum «Schweit- zer Landt» bildet. Die Rheinarme umschlies- sen eine grosse Insel, die gegen das Schweizer Ufer hin durch mehrere, in den Hauptstrom des Rheins hineinragende Wuhre geschützt wird.

Diese sogenannten Schupfwuhre lenken die Strömung ans gegenüberliegende Ufer und ver- ursachen dort Schäden, weshalb sie eine Quelle beständiger Konflikte zwischen den rheinanlie- genden Gemeinden sind.

Während der Auwald am Rheinufer vom Zeich- ner gänzlich übergangen wurde, sind auf der als

«Gampriner Aw» bezeichneten Insel Bäume und Gesträuch angedeutet. Interessanterweise fin- det sich auf der mit Brücken erschlossenen Insel auch ein eingezäuntes, gewiss von den Gampri- nern bewirtschaftetes «baw feldt» (Ackerland).

Abb. 1: Ansicht der neuen Rheinmühle bei Gamprin, 1721, aquarellierte Pinseltuschzeichnung eines unbekannten Meisters (© LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna)

gamprinbendern_Mai_2021.indd 4

gamprinbendern_Mai_2021.indd 4 17.05.2021 12:12:3217.05.2021 12:12:32

Quellen und Literatur

Patrick Sele: Die in der Heber-Karte von 1721 dargestellten Gebäude, in: 1719 – 2019. 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein, hg. von Rainer Vollkom- mer, Vaduz 2019, S. 181–187.

Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein (HLFL), Vaduz/Zürich 2013, online: https://histori sches-lexikon.li/.

Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürs- tentums Liechtenstein, Bd. 1: Das Unterland, Bern 2013, S. 120–164, hier S. 123f., 164.

Harald Wanger: «… in dem Kelchspiel ze Benderen

…». Streifzug durch die Geschichte von Gamprin- Bendern, Gamprin 2000, S. 20f.

Gamprin, unser Dorf, hg. von der Gemeinde Gam- prin, Gamprin 1988, S. 56–59.

Die Landesbeschreibung des Landvogts Josef Schuppler aus dem Jahre 1815, Textedition mit Ein- leitung, hg. von Alois Ospelt, in: Jahrbuch des His- torischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 75 (1975), S. 189–461, hier S. 278f.

AT-HAL, H 2617, unfol. (Wien, 3.5.1726), online: www.e-archiv.li/D49138.

www.liechtenstein-institut.li Die Mühle

Im Zentrum steht jedoch die von drei Wasser- rädern angetriebene Mühle mit einem vierten Wasserrad bei einem Nebengebäude. Ange- sichts des in Gamprin betriebenen Flachsan- baus gehört zu den Werken wohl auch eine Flachsstampfe. Oberhalb der Mühle befinden sich drei Stauwehre respektive Schleusen, mit denen das Wasser reguliert und in den Haupt- arm des Rheins (ganz rechts) bzw. in zwei durch die Insel führende Kanäle umgeleitet werden kann. Ob die als neu bezeichnete Mühle in der Realität so bestanden hat, ist allerdings unge- wiss – zumal die vielen eingetragenen Zahlen (Abmessungen) den Eindruck einer blossen Pro- jektskizze erwecken. Trägt der am Ufer stehen- de Mann eine Messrute?

Während in Ruggell schon ab den 1570er-Jahren und erneut ab 1660 eine Schiffmühle erwähnt ist, die auf einem Floss schwimmend am Rhein- ufer angebunden war und den Standort wech- seln konnte, steht die Gampriner Rheinmühle in unserem Bild eindeutig am Ufer. In der Heber- Karte allerdings ist sie im Rhein eingezeichnet.

Ihre erste Nennung in den Quellen erfolgt 1726:

Fürst Josef Johann Adam beauftragt das Ober- amt in Vaduz, für die «sogenante Rheinmühle»

einen Pächter zu suchen oder einen erfahrenen Müller anzustellen, ohne sie aber als Schiffmüh- le anzusprechen. Erst 1749 findet sich die Be- zeichnung als «Rheinschifmühle», die von der Herrschaft um den Preis von 660 Gulden und gegen einen jährlichen Zins von zehn Gulden der Gemeinde Gamprin verkauft wird. Von die- ser kommt sie später in Privatbesitz.

1787 wird die Schiffmühle von einem Hochwas- ser weggerissen, aber nach Gamprin zurückge- bracht. Sie besteht weiter bis 1856. Nun wird sie durch eine feste Mühle an Land ersetzt. Diese übersteht den Rheineinbruch von 1927, wird aber in den 1930er-Jahren im Zusammenhang mit dem Bau des Binnenkanals aufgegeben.

Zum Schluss bleibt die Frage, von wem die Zeichnung stammt. Wie erwähnt, fertigte der Lindauer Kartograf Heber im gleichen Jahr 1721 auch die erste Landeskarte an, ausserdem Pläne und Skizzen des Schlosses Vaduz, des Gaman- derhofs in Schaan und des Meierhofs in Triesen – ob sich auch das vorliegende Bild Heber zu- schreiben lässt?

Abb. 2: «Ungefehrlicher Entwurff dess jetzmahligen Fürstenthums Liechtenstein oder vormahlige Graffschafft Vadutz und Freyen Herrschaft Schellenberg».

Karte von Johann Jacob Heber, 1721, Ausschnitt

(© LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz–Vienna).

gamprinbendern_Mai_2021.indd 5

gamprinbendern_Mai_2021.indd 5 17.05.2021 12:12:3517.05.2021 12:12:35

(2)

53

Die Gampriner Rheinmühle – eine Zeichnung von 1721

FABIAN FROMMELT, LIECHTENSTEIN-INSTITUT

Diese auf 1721 datierte Zeichnung (Abb. 1) gehört zu den ältesten Ansichten der Dörfer Gamprin, Bendern und Ruggell. Sie liegt im Fürstlichen Hausarchiv in Wien und ist dort be- zeichnet mit: «Unbekannter Meister – Ansicht der neuen Rheinmühle bei Gamprin». Links liegt Ruggell mit der 1614 gebauten Fridolins- kapelle, rechts Bendern mit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, dazwischen in der Mitte Gamprin mit einem grossen Wirtschaftsgebäu- de. Bei Letzterem dürfte es sich um die Zehnt- scheune handeln, die in der ebenfalls 1721 entstandenen Landeskarte von Johann Jakob Heber eingetragen ist (vgl. Abb. 2).

Während die Landschaft und die Siedlungsstruk- tur der drei Dörfer sehr schematisch wiederge- geben sind, zeigen sich im Vordergrund verschie- dene Details: Die Siedlungen sind durch einen

Zaun (den Etter) abgetrennt vom Bereich des

«Rhein-Strohms», der die Grenze zum «Schweit- zer Landt» bildet. Die Rheinarme umschlies- sen eine grosse Insel, die gegen das Schweizer Ufer hin durch mehrere, in den Hauptstrom des Rheins hineinragende Wuhre geschützt wird.

Diese sogenannten Schupfwuhre lenken die Strömung ans gegenüberliegende Ufer und ver- ursachen dort Schäden, weshalb sie eine Quelle beständiger Konflikte zwischen den rheinanlie- genden Gemeinden sind.

Während der Auwald am Rheinufer vom Zeich- ner gänzlich übergangen wurde, sind auf der als

«Gampriner Aw» bezeichneten Insel Bäume und Gesträuch angedeutet. Interessanterweise fin- det sich auf der mit Brücken erschlossenen Insel auch ein eingezäuntes, gewiss von den Gampri- nern bewirtschaftetes «baw feldt» (Ackerland).

Abb. 1: Ansicht der neuen Rheinmühle bei Gamprin, 1721, aquarellierte Pinseltuschzeichnung eines unbekannten Meisters (© LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna)

gamprinbendern_Mai_2021.indd 4

gamprinbendern_Mai_2021.indd 4 17.05.2021 12:12:3217.05.2021 12:12:32

TIEFBAU

Quellen und Literatur

Patrick Sele: Die in der Heber-Karte von 1721 dargestellten Gebäude, in: 1719 – 2019. 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein, hg. von Rainer Vollkom- mer, Vaduz 2019, S. 181–187.

Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein (HLFL), Vaduz/Zürich 2013, online: https://histori sches-lexikon.li/.

Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürs- tentums Liechtenstein, Bd. 1: Das Unterland, Bern 2013, S. 120–164, hier S. 123f., 164.

Harald Wanger: «… in dem Kelchspiel ze Benderen

…». Streifzug durch die Geschichte von Gamprin- Bendern, Gamprin 2000, S. 20f.

Gamprin, unser Dorf, hg. von der Gemeinde Gam- prin, Gamprin 1988, S. 56–59.

Die Landesbeschreibung des Landvogts Josef Schuppler aus dem Jahre 1815, Textedition mit Ein- leitung, hg. von Alois Ospelt, in: Jahrbuch des His- torischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 75 (1975), S. 189–461, hier S. 278f.

AT-HAL, H 2617, unfol. (Wien, 3.5.1726), online:

www.e-archiv.li/D49138.

www.liechtenstein-institut.li Die Mühle

Im Zentrum steht jedoch die von drei Wasser- rädern angetriebene Mühle mit einem vierten Wasserrad bei einem Nebengebäude. Ange- sichts des in Gamprin betriebenen Flachsan- baus gehört zu den Werken wohl auch eine Flachsstampfe. Oberhalb der Mühle befinden sich drei Stauwehre respektive Schleusen, mit denen das Wasser reguliert und in den Haupt- arm des Rheins (ganz rechts) bzw. in zwei durch die Insel führende Kanäle umgeleitet werden kann. Ob die als neu bezeichnete Mühle in der Realität so bestanden hat, ist allerdings unge- wiss – zumal die vielen eingetragenen Zahlen (Abmessungen) den Eindruck einer blossen Pro- jektskizze erwecken. Trägt der am Ufer stehen- de Mann eine Messrute?

Während in Ruggell schon ab den 1570er-Jahren und erneut ab 1660 eine Schiffmühle erwähnt ist, die auf einem Floss schwimmend am Rhein- ufer angebunden war und den Standort wech- seln konnte, steht die Gampriner Rheinmühle in unserem Bild eindeutig am Ufer. In der Heber- Karte allerdings ist sie im Rhein eingezeichnet.

Ihre erste Nennung in den Quellen erfolgt 1726:

Fürst Josef Johann Adam beauftragt das Ober- amt in Vaduz, für die «sogenante Rheinmühle»

einen Pächter zu suchen oder einen erfahrenen Müller anzustellen, ohne sie aber als Schiffmüh- le anzusprechen. Erst 1749 findet sich die Be- zeichnung als «Rheinschifmühle», die von der Herrschaft um den Preis von 660 Gulden und gegen einen jährlichen Zins von zehn Gulden der Gemeinde Gamprin verkauft wird. Von die- ser kommt sie später in Privatbesitz.

1787 wird die Schiffmühle von einem Hochwas- ser weggerissen, aber nach Gamprin zurückge- bracht. Sie besteht weiter bis 1856. Nun wird sie durch eine feste Mühle an Land ersetzt. Diese übersteht den Rheineinbruch von 1927, wird aber in den 1930er-Jahren im Zusammenhang mit dem Bau des Binnenkanals aufgegeben.

Zum Schluss bleibt die Frage, von wem die Zeichnung stammt. Wie erwähnt, fertigte der Lindauer Kartograf Heber im gleichen Jahr 1721 auch die erste Landeskarte an, ausserdem Pläne und Skizzen des Schlosses Vaduz, des Gaman- derhofs in Schaan und des Meierhofs in Triesen – ob sich auch das vorliegende Bild Heber zu- schreiben lässt?

Abb. 2: «Ungefehrlicher Entwurff dess jetzmahligen Fürstenthums Liechtenstein oder vormahlige Graffschafft Vadutz und Freyen Herrschaft Schellenberg».

Karte von Johann Jacob Heber, 1721, Ausschnitt

(© LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz–Vienna).

gamprinbendern_Mai_2021.indd 5

gamprinbendern_Mai_2021.indd 5 17.05.2021 12:12:3517.05.2021 12:12:35

KOMMUNALE ZUSAMMENARBEIT

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für die Betonagen Ihrer besonders hochwertigen Bauteile wie z.B. Stützen oder Balken empfehlen wir aus Gründen der Qualitätssicherung eine Mindestabnahme von 3 cbm je Lieferung...

Aufträge für Anzeigen und Fremdbeilagen, die erklärtermaßen ausschließlich in bestimmten Nummern, bestimmten Ausgaben oder an be- stimmten Plätzen der Druckschrift

Diese Allgemeinen Geschäftsbedingungen (im Folgenden: „AGB“) gelten für alle Verträge zwi- schen dem Auftraggeber und der Pfefferminzia Medien GmbH (im Folgenden:

Bei der Übersendung ihrer Anzeige per FTP oder e-Mail beachten Sie bitte die folgenden wichtigen Punkte, damit wir den Auftrag zu ihrer Zufriedenheit bearbeiten können: ordner-

Mit seinen beiden Verbreitungsgebieten Bodensee, Oberschwaben, Vorarlberg und Allgäu, Oberbayern, Schwaben und bereits über 650 vorgestellten Bauprojekten hat sich

Aus einer Auflagenminderung kann bei einem Abschluss über mehrere Anzeigen ein Anspruch auf Preisminde- rung hergeleitet werden, wenn im Gesamtdurchschnitt des mit der ersten

14 Mo&Friese Kinder Kurzfilm Hamburg Sein Nacheifern kann er nicht ausstehen – auch hier grenzt er sich ab?. Er nutzt das ungleiche Verhält- nis zwischen den beiden aus

Sofern Sie aufgrund einer vorzeitigen Pensionierung noch keinen Anspruch auf Ihre AHV- Rente haben, können Sie bei der BLVK eine Überbrückungsrente beantragen.. Diese wird zusammen